"Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

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Granuaile
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Granuaile »

overkott hat geschrieben:Ich glaube, wenn sich Protestanten selbst zu Evangelischen bekehren, sind sie wieder näher an ihrem Ursprung.
Da habe ich ein Verständnisproblem. Bislang habe ich die Begriffe "Protestanten" und "Evangelische" als Synonym verstanden.
(Persönlich verwende ich den Begriff "evangelisch", da die Zeit, als noch wirklich protestiert wurde, vorbei ist oder dies nur noch durch eine kleine Minderheit getan wird. Ich meine "protestieren" als Ausdruck der ernsthaften Auseinandersetzung mit den Grundfragen des Glaubens und des daraus folgenden fundierten Widerspruchs gegen anderweitige Glaubenssätze, nicht Herumgemotze und gutmenschliche oder politische "Protestresolutionen")

Bischof
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Bischof »

Werter Granuaile, overkott geht bei den Begrifflichkeiten auf deren urspr. Bedeutung zurück. Sicher werden die Begriffe für die konfessionelle Beschreibung oft synonym verwandt, deren urspr. Bedeutung wird man dadurch nicht gerecht: Overkott meint, dass sich die heutigen Protestanten wieder auf die eigenen Grundlage besinnen und sich dem Evangelium zuwenden sollten. Er nimmt den Protestantismus als vom Evangelium abgefallen wahr. Da sich die Evangelischen auf das Evangelium berufen, erfolgt seine Mahnung sich eben diesem Evangelium wieder zuzuwenden und sich wieder auf das Fundament des Evangeliums zu stellen. Ich hoffe, alles richtig interpretiert zu haben.

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overkott
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von overkott »

Nehmen wir mal so Ansichten wie "Die Pille ist ein Geschenk Gottes." Da schau ich als Katholik in die Bibel und stelle fest: Da steht ja überhaupt nichts von Pille drin. Und dann denk ich mir: Wirklich "evangelisch" kann diese Ansicht gar nicht sein.

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Granuaile
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Granuaile »

overkott hat geschrieben:Nehmen wir mal so Ansichten wie "Die Pille ist ein Geschenk Gottes." Da schau ich als Katholik in die Bibel und stelle fest: Da steht ja überhaupt nichts von Pille drin. Und dann denk ich mir: Wirklich "evangelisch" kann diese Ansicht gar nicht sein.
(Auf die Pillenfrage gehe ich hier nicht ein, und damit auch nicht auf die Frage, wie Margot Käßmanns Aussage zu werten sei.)

Die Argumentationsweise von Overkott, es sei nicht evangelisch, etwas als Geschenk Gottes zu bezeichnen, was nicht in der Bibel erwähnt sei, kann ich in dieser Allgemeinheit nicht teilen. Das Neue Testamentl wurde in den ersten zwei Jahrhunderten geschrieben, das Alte Testament naturgemäss früher. Gottes Geist wirkt aber, so glaube ich jedenfalls, bis heute. So wie ich evangelisch verstehe, ist nicht alles, was nach dem Abschluss des Neuen Testaments geschehen und in der Bibel nicht erwähnt wurde, unevangelisch. Wenn beispielsweise jemand darüber spekuliert, ob Johannes Gutenberg bei der Erfindung der Buchdruckerkunst vom Heiligen Geist angestossen worden sei, und wenn jemand die Buchdruckerkunst als Geschenk Gottes bezeichnet, weil sie die Verbreitung der Heiligen Schrift massiv erleichtert und weitgehend auch erst ermöglicht hat, so lässt sich darüber streiten. (Die Buchdruckerkunst hat auch die Verbreitung von Schund ermöglicht.) Ich würde aber einem solchen Jemand nicht einfach unterstellen, seine Meinung sei unevangelisch oder gar, er sei vom Evangelium abgekommen.

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Bernado
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Bernado »

Granuaile hat geschrieben: Ich würde aber einem solchen Jemand nicht einfach unterstellen, seine Meinung sei unevangelisch oder gar, er sei vom Evangelium abgekommen.
Das sei Dir unbenommen. Aber das Beispiel zeigt natürlich, wie defizitär es ist, heute "evangelisch" in einem wörtlichen Verständnis zur Richtschnur zu machen wenn es auch um Phänomene gibt, die "evangelisch" gar nicht vorkommen.

Es braucht also immer eine Interpretation und dementsprechend eine Instanz, die diese Interpretation beglaubigt. Wer diese Instanz ablehnt bzw. ins einzelne Individuum verlagert, hat wenig in der Hand.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Lioba
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Lioba »

Sowohl Hormonpräparate als auch die Buchdruckerkunst sind erst mal weder gut noch böse- es geht um den Gebrauch. Dies ist glaube ich ein allgemein christlicher Standpunkt.
Wobei wir wieder beim Thema Ökumene wären. :blinker:
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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Granuaile
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Granuaile »

Bernado hat geschrieben: Es braucht also immer eine Interpretation und dementsprechend eine Instanz, die diese Interpretation beglaubigt. Wer diese Instanz ablehnt bzw. ins einzelne Individuum verlagert, hat wenig in der Hand.
Und wer ist diese Instanz? Wer gibt mir die Zusicherung, dass diese Instanz nicht einem Irrtum verfällt?
Wer diese Instanz ablehnt bzw. ins einzelne Individuum verlagert, muss argumentieren können. Worte, Argumente können eine immense Kraft ausüben. Wer überzeugende Argumente besitzt, hat mehr in der Hand und vielleicht sogar den Heiligen Geist im Rücken als derjenige, der dumpf auf eine "Instanz" verweist.

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lutherbeck
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von lutherbeck »

Lioba hat geschrieben:Sowohl Hormonpräparate als auch die Buchdruckerkunst sind erst mal weder gut noch böse- es geht um den Gebrauch. Dies ist glaube ich ein allgemein christlicher Standpunkt.
Wobei wir wieder beim Thema Ökumene wären. :blinker:
oh nein - lieber nicht...

:glubsch:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Allons
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Allons »

Lioba hat geschrieben:Sowohl Hormonpräparate als auch die Buchdruckerkunst sind erst mal weder gut noch böse- es geht um den Gebrauch. Dies ist glaube ich ein allgemein christlicher Standpunkt.
Ich stimme Dir zu unter dem Vorbehalt dass ich zwischen den beiden Erzeugnissen wählen darf ;D

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Lioba
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Lioba »

Was würdest du denn bevorzugen ;D ?
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

Allons
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von Allons »

Nun ja, ich habe mir heute abend Schweinelachssteaks gegeben, da habe ich die Wahl ja schon getroffen. :pfeif: Äh, quasi.

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lutherbeck
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Re: "Mahlgemeinschaft" und andere ökumenische Fragen

Beitrag von lutherbeck »

Allons hat geschrieben:Nun ja, ich habe mir heute abend Schweinelachssteaks gegeben, da habe ich die Wahl ja schon getroffen. :pfeif: Äh, quasi.
Na dann guten Appetit...

:koch: Lutherbeck :ikb_stretcher:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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