overkott hat geschrieben:Nehmen wir mal so Ansichten wie "Die Pille ist ein Geschenk Gottes." Da schau ich als Katholik in die Bibel und stelle fest: Da steht ja überhaupt nichts von Pille drin. Und dann denk ich mir: Wirklich "evangelisch" kann diese Ansicht gar nicht sein.
(Auf die Pillenfrage gehe ich hier nicht ein, und damit auch nicht auf die Frage, wie Margot Käßmanns Aussage zu werten sei.)
Die Argumentationsweise von Overkott, es sei nicht evangelisch, etwas als Geschenk Gottes zu bezeichnen, was nicht in der Bibel erwähnt sei, kann ich in dieser Allgemeinheit nicht teilen. Das Neue Testamentl wurde in den ersten zwei Jahrhunderten geschrieben, das Alte Testament naturgemäss früher. Gottes Geist wirkt aber, so glaube ich jedenfalls, bis heute. So wie ich evangelisch verstehe, ist nicht alles, was nach dem Abschluss des Neuen Testaments geschehen und in der Bibel nicht erwähnt wurde, unevangelisch. Wenn beispielsweise jemand darüber spekuliert, ob Johannes Gutenberg bei der Erfindung der Buchdruckerkunst vom Heiligen Geist angestossen worden sei, und wenn jemand die Buchdruckerkunst als Geschenk Gottes bezeichnet, weil sie die Verbreitung der Heiligen Schrift massiv erleichtert und weitgehend auch erst ermöglicht hat, so lässt sich darüber streiten. (Die Buchdruckerkunst hat auch die Verbreitung von Schund ermöglicht.) Ich würde aber einem solchen Jemand nicht einfach unterstellen, seine Meinung sei unevangelisch oder gar, er sei vom Evangelium abgekommen.