Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

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tanatos
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Re: Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

Beitrag von tanatos »

Moser hat geschrieben:
Nein, das darf sie natürlich nicht. Aber der biblische Befund ergibt nichts oder nichts Aussagekräftiges gegen die Ordination von Frauen zum Amt der Kirche. Die Argumente sind hinlänglich bekannt und auch in Veröffentlichungen der SELK nachzulesen. Ich brauche sie daher nicht nochmals aufwärmen.

Natürlich: du wirst mir jetzt wieder das Gegenteil entgegenhalten und für Deine Position auch wiederum Gründe anführen können.
Das lässt sich nicht auflösen, wir drehen uns im Kreis.
Bei der Betrachtung der einschlägigen Diskussion fällt auf, daß die Gegner der FO vor allem mit biblischen Stellen argumentieren, die von der Kirche stets in einem amtstheologischen Sinne verstanden wurden.
Auf der anderen Seite argumentiern die Befürworter der FO von der Gleichheit der Menschen vor Gott, ohne hierbei auf eine spezielle Relevanz amtstheologisch zu verstehender Schriftworte einzugehen.

Ich denke, daß dies nun mit einem ganz unterschiedlichen Verständnis dessen einhergeht, was das Amt der Kirche nun überhaupt ist und wie es herzuleiten ist.
Die Befürworter der FO leiten das Amt nun ganz deutlich von der Gemeinde her ab. Und innerhalb der Gemeinde gelten gibt es sicherlich keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, vor Gott sind alle gleich. Entsprechend hat man auch keine Probleme, Frauen ins Amt einzusetzen.

Anders die Gegner der FO: Sie fühlen sich oft deutlich mehr sich an die Tradition der Kirche und speziell die lutherischen Bekenntnisschriften gebunden, wo ja ganz explizit die Einsetzung des Amtes durch Gott bekannt wird. Für sie ist das Amt nicht nur eine spezielle Aufgabe innerhalb der Christenschar, sondern ganz betont auch vom Gott eingesetzt, auch als ein Gegenüber zur Gemeinde.

Da es beim Amt der Kirche um die Heilsvermittlung geht, hat meiner Meinung nach das Thema FO für die Gegner der FO eine ungleich höhere Relevanz als für die Befürworter, das die Gegner bei einer Einführung der FO etwa in der SELK um die Heilsgewißheit fürchten. Daß Kirchen wie die SELK hierdurch vor der Gefahr eines Schismas stehen (denn die SELK wird ja nicht wie die Landeskirchen durch Kirchensteuern und Kirchenbeamtentum zusammengehalten), ist eine traurige Wahrheit.

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Lutheraner
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Re: Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

Beitrag von Lutheraner »

Moser hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben: Etwas salopp gesagt: Was haben die Menschenrechte die Kirche zu interessieren?
Weil die Menschenrechte Ausdruck des Gebotes der Nächstenliebe sind.
Ich glaube nicht, dass die "Menschenrechte" aus einem christlichen Hintergrund heraus entstanden sind und daher halte ich es nicht für richtig, sie vom Christentum her zu begründen (so wie Bischof Huber das tat). Ich halte es auch für diskussionswürdig, wieweit die "Menschenrechte" wirklich Ausdruck des christlichen Gebotes der Nächstenliebe sind. Es ist jedenfalls falsch die Menschenrechte als Norm heranzuziehen, die über Bibel und Bekenntnis steht.
Moser hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben: Jemandem in der russischen Provinz und in Afrika sagt auch der gesunde Menschenverstand, dass die FO Blödsinn und antichristlich ist. Oder ist der "gesunde Menschenverstand" dieser Menschen anders als der unsere zu bewerten?
FO = antichristlich?
Muss man contra Frauenordination sein, um Christ zu sein?
Nein, das nicht. Aber wie steht es jetzt mit dem "gesunden Menschenverstand" dieser Menschen?

In der EKD werden meines Wissens mittlerweile keine Pfarrer mehr ordiniert, die gegen die FO sind. Damit ist die FO zum Dogma geworden, das noch über dem Glauben an die leibliche Auferstehung und das Kreuzesopfer steht.

Moser hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben: Wo sind die Grenzen? Was darf eine Synode deiner Meinung nach beschließen und was nicht? Darf sie die Bekenntnisse abschaffen? Darf sie die Bibel als Richtschnur des kirchlichen Glaubens außer Kraft setzen?
Nein, das darf sie natürlich nicht.
Wer legt fest, dass das "natürlich nicht" möglich ist?
Die reformierte Kirche in der Schweiz hat die Bekenntnisse abgeschafft, nicht nur die reformatorischen, sondern auch die Altkirchlichen. Mit ihr steht deine Kirche in voller Kirchengemeinschaft.

Moser hat geschrieben: Ich weiß wohl, dass bei Paulus steht "die Frau schweige in der Gemeinde" - aber da sage ich aus heutiger Sicht "Sorry Paulus, das war zu Deiner Zeit vielleicht mal so, aber wir haben heute eine andere Sichtweise und andere Erfahrungen und machen es deshalb anders".
Aber wo kommt diese "heutige Sicht" her? Doch nur vom Zeitgeist, demselben Zeitgeist, der das Christentum in unserer Gesellschaft zu einer Randerscheinung macht. Kann dieser Zeitgeist uns Glaubenswahrheiten zuflüstern?
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Moser
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Re: Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

Beitrag von Moser »

Lutheraner hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass die "Menschenrechte" aus einem christlichen Hintergrund heraus entstanden sind und daher halte ich es nicht für richtig, sie vom Christentum her zu begründen (so wie Bischof Huber das tat). Ich halte es auch für diskussionswürdig, wieweit die "Menschenrechte" wirklich Ausdruck des christlichen Gebotes der Nächstenliebe sind. Es ist jedenfalls falsch die Menschenrechte als Norm heranzuziehen, die über Bibel und Bekenntnis steht.
Ich bin ja eigentlich kein Fan des Argumentes "das würde Jesus heute so und so sehen" - aber hier muss ich es auch mal bringen. Glaubst Du nicht, dass er mit der Botschaft der Nächstenliebe genau solche Dinge gemeint hat wie Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit,
Schutz vor Folter etc. etc. ?
Lutheraner hat geschrieben: Nein, das nicht. Aber wie steht es jetzt mit dem "gesunden Menschenverstand" dieser Menschen?
Das mit dem gesunden Menschenverstand war nur auf den Arierparagraphen bezogen. Ich sage ja gar nicht, dass jeder für die Frauenordination sein MUSS. Wie wir hier andauernd rauf- und runterbeten, gibt es gute Gründe dafür und gute Gründe dagegen.
Mich überzeugen die Gründe dafür mehr. Dich die dagegen. Aber deswegen sind und bleiben wir beide Christen, und nicht einer ist ein besserer oder schlechterer Christ als der andere.
Lutheraner hat geschrieben: In der EKD werden meines Wissens mittlerweile keine Pfarrer mehr ordiniert, die gegen die FO sind. Damit ist die FO zum Dogma geworden, das noch über dem Glauben an die leibliche Auferstehung und das Kreuzesopfer steht.
Ich denke das ist eine Frage der Praktikabilität. Andernfalls würde es doch Chaos geben. Würde der gegen-FO-Pfarrer sich dann weigern, mit seiner Kollegin in der Nachbargemeinde zusammenzuarbeiten? Würde er sich von ihr im Urlaubs- oder Krankheitsfall vertreten lassen?
Lutheraner hat geschrieben: Wer legt fest, dass das "natürlich nicht" möglich ist?
Die reformierte Kirche in der Schweiz hat die Bekenntnisse abgeschafft, nicht nur die reformatorischen, sondern auch die Altkirchlichen. Mit ihr steht deine Kirche in voller Kirchengemeinschaft.
Das wußte ich nicht.
Hoffentlich wird Christus nicht auch noch abgeschafft...
Lutheraner hat geschrieben: Aber wo kommt diese "heutige Sicht" her? Doch nur vom Zeitgeist, demselben Zeitgeist, der das Christentum in unserer Gesellschaft zu einer Randerscheinung macht. Kann dieser Zeitgeist uns Glaubenswahrheiten zuflüstern?
Wenn man diesen Gedanken weiterdenkt, müsste man Glaube und Bekenntnis an dem Zeitpunkt einfrieren, an dem die meisten Menschen Mitglied einer Kirche waren. 1950? Das funktioniert doch nicht. Ich muss mich doch mit den gegenwärtigen Strömungen auseinandersetzen. Und wenn ich da dann was finde was ich mit meinem Glauben vereinbaren kann, warum soll ich das dann für meine Kirche nicht nutzbar machen. Frei nach dem Motto "Prüfet alles, das Gute behaltet".
Weltweit gesehen wächst das Christentum. Herrscht in den Ländern, wo das Christentum wächst, ein anderer Zeitgeist? Gibt es mehrere Zeitgeister?
tanatos hat geschrieben: Da es beim Amt der Kirche um die Heilsvermittlung geht, hat meiner Meinung nach das Thema FO für die Gegner der FO eine ungleich höhere Relevanz als für die Befürworter, das die Gegner bei einer Einführung der FO etwa in der SELK um die Heilsgewißheit fürchten.
Ich denke da ist was dran. Ich habe ja schon öfters meine Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, dass das Thema immer so hoch gehängt wird. Die Heilsvermittlung ist mit Sicherheit nicht von der FO abhängig.

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Lioba
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Re: Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

Beitrag von Lioba »

Das ist allerdings eher calvinistische Sicht. Aus lutherischer Sicht sind die Sakramente durchaus Mittel zum Heil. und da liegt die Verbindung zum Amt.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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tanatos
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Re: Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

Beitrag von tanatos »

Lioba hat geschrieben:Das ist allerdings eher calvinistische Sicht. Aus lutherischer Sicht sind die Sakramente durchaus Mittel zum Heil. und da liegt die Verbindung zum Amt.
Und hiermit hast Du einen großen Knackpunkt der Entwicklung des Luthertums in Deutschland (in anderen Ländern gestaltet sich das zum Glück anders!) erkannt.

In Deutschland ist der Einfluß des Kalvinismus auch innerhalb der sich lutherisch nennenden Landeskirchen derart groß, daß die Relevanz der Sakramente (ebenso wie der Glauben an die Realpräsenz Christi im Altarsakrament) in der Theologie immer mehr eingeengt wird.

Die genuin lutherische Theologie wird in den Landeskirchen zurückgedrängt, entsprechend hat die Heilsvermittlung durch die Sakramente und (wie Du richtig schreibst) deren Verbindung zum Amt eine deutlich geringere Relevanz als in der Vergangenheit.
Wie befinden uns in einer Zeit der deutlichen Kalvinistisierung des deutschen Luthertums.
Das gegenwärtig offiziell in der VELKD etwa vertretene Amtsverstndnis (ich erinnere an "Ordnungsgemäß Berufen") ist eigentlich ein deutlich Kryptokalvinistisches Amtsverständnis.
Und wenn dieses kryptokalvinistische Amtsverständnis der VELKD (entgegen den lutherischen Bekenntnisschriften - vgl etwa Apologie [Punkt]) keinen Zusammenhang von Amt und Sakrament mehr erkennen kann, sondern es lediglich als Aufgabendelegierung durch die Gemeinde versteht, ist es verständlich, daß man zeitgeistig die Gleichberechtigung der Geschlechter betont und keine Probleme hat, auch Frauen zu delegieren bzw. (denn das ist für diese Kreise ja weitgehend identisch) zu ordinieren.
Zuletzt geändert von tanatos am Mittwoch 22. Juni 2011, 06:08, insgesamt 1-mal geändert.

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tanatos
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Re: Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

Beitrag von tanatos »

Moser hat geschrieben: Die Heilsvermittlung ist mit Sicherheit nicht von der FO abhängig.
Wieso nicht?

Nimm einmal an, die Gegner der FO hätten recht und die FO wäre gegen Gottes Willen.
Dann stellen sich vielfältige Fragen zur Gültigkeit der von Frauen mißbräuchlich verwalteten Sakramente, die mich (gelinde formuliert) zumindest stark verunsichern.
Und das sind Fragen, deren Beantwortung mir schwer fallen, weshalb ich grundsätzlich nicht zum Abendmahlstisch gehe, wenn eine Frau meint, gegen den ausdrücklichen Willen Gottes die Heiligen Sakramente zu verwalten.

Da die Heilsvermittlung ja auch durch die Sakramente erfolgt, ist bei der Heilsvermittlung durchaus auch die FO relevant, denn die Amtsträger verwalten schließlich die Hl. Sakramente!

Und was hier schon für die Heilsvermittlung gilt, gilt in noch größerem Maße für die Heilsgewißheit, die ja ebenso durch den Empfang der Heiligen Sakramente gestärkt wird.

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tanatos
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Re: Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

Beitrag von tanatos »

Das mag interessieren: Ein Interview mit Frau Kirsten Fehrs
Hamburg Abendblatt: Es bedurfte vier Wahlgänge, bis Sie am Freitag von den Synodalen im Michel gewählt waren. Ist das eine Belastung für das neue Amt?

Kirsten Fehrs: Es gab mit Petra Bahr und mir zwei starke Kandidatinnen mit unterschiedlichen Profilen. In den ersten drei Wahlgängen hat sich widergespiegelt, dass die eine wie die andere eine mögliche Bischöfin ist. Nachdem Frau Bahr dann gemäß Wahlrecht ausgeschieden ist, bin ich im vierten Wahlgang mit 97 von 118 Stimmen gewählt worden. Das ist ein eindeutiges und ermutigendes Votum.

Viele sehen in Ihrem Amtsantritt ein Aufbruchsignal für eine stärkere Profilierung der evangelischen Kirche im Norden. Was ändert sich?

Fehrs: Das lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht konkret sagen, zumal mehrere Ebenen an der Profilierung der Nordkirche beteiligt sein werden. Und Durchsagen von oben nach unten, Durchregieren ist nicht meine Art. Ich finde es faszinierend, im Gespräch mit Menschen Konsens zu finden und auch neue Positionen zu entwickeln. Dies aber zielorientiert. Wenn eine Entscheidung ansteht, dann treffe ich sie auch. Leitung durch Kommunikation ist das Stichwort.

Sie haben angekündigt, dass Sie die Kluft zwischen Arm und Reich zum Thema machen wollen. Was bedeutet das?

Fehrs: Wir als Kirche müssen das Thema im Gespräch mit Politik und Wirtschaft einbinden und auf diese Weise an der Meinungsbildung der Gesellschaft, der polis, teilhaben. Konkret: Im Gespräch mit Vertretern der Handelskammer bringe ich das Thema Armut offensiv ein. Die Erfahrungen mit dem runden Tisch St. Jacobi zeigen, dass es hierfür eine große Offenheit gibt.

Haben wir auch öffentlich von Ihnen politische Statements zu erwarten, so wie etwa von Margot Käßmann?

Fehrs: Wenn Menschenwürde oder Schöpfungswürde verletzt ist, ist es nötig einzuschreiten. Das gilt in der Anti-Atomkraft-Debatte oder auch in der Flüchtlingsproblematik. Da muss die Bischöfin sich äußern.

Sie sind also für den Atomausstieg, so wie er jetzt geplant ist?

Fehrs: Der Ausstieg muss kommen, so schnell es geht. Generell jedoch ist zu sagen, dass ich nicht Positionen irgendeiner Partei vertreten will. Es geht um Parteinahme ohne Parteinamen. Ich halte es für einen Fehler, sich parteipolitisch festzulegen.

Ist Frau Käßmann ein Vorbild?

Fehrs: Sie ist ein Unikat.

Frau Käßmann ist vielen in Erinnerung mit dem Zitat: Man kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Kennen Sie auch solche Tiefpunkte?

Fehrs: Ja, die kenne ich. Allerdings ist mir das Wort in anderen Situationen nahe gewesen. Ich habe es beispielsweise gesprochen, wenn ein Mensch im Sterben lag. Oder als Seelsorgerin im Strafvollzug. Dort haben mich die tiefen menschlichen Nöte und Abgründe wirklich berührt. Es gibt Grenzsituationen im Leben eines Menschen, in denen sich ganz viel ereignet zwischen Himmel und Erde und die wir überhaupt nicht in der Hand haben. In diesen Situationen hilft mir dieser Satz.

Zu einem anderen Thema: Es treten weiter viele Menschen aus der Kirche aus. Wie ist dieser Trend aufzuhalten?

Fehrs: Zum Beispiel mit Wiedereintrittsstellen. In St. Jacobi haben wir die Erfahrung gemacht, dass es funktioniert: Viele, die wegen des Geldes oder anderer Gründe ausgetreten sind, wollen gerne wieder Mitglied werden und suchen einen unkomplizierten Zugang. Über die Grundfrage, wie man Menschen institutionell einbinden kann, die von Glaubensfragen bewegt sind, aber unsere Kirche inzwischen nicht mehr kennen, denke ich schon lange nach.

Da muss man doch nur in die Säuglingsstationen gehen. Viele Eltern überlegen: Wie soll mein Kind aufwachsen…

Fehrs: … das ist eine gute Idee. Das werde ich mir merken.

Im Streit um Muezzin-Rufe von der Centrum-Moschee in St. Georg vor einiger Zeit vertrat Ihre Vorgängerin Maria Jepsen die Position, dass öffentliche Gebetsrufe vorstellbar seien. Und Sie?

Fehrs: Wenn es eine Moschee ist, die kooperierend, demokratisch, integrierend und anti-islamistisch ist: ja. Generell bin ich der Ansicht, dass die Religionen sich gegenseitig dabei unterstützen müssen, ihren eigenen fundamentalistischen Tendenzen entgegenzutreten.

Vor dem Michel-Portal stand am Wahltag eine Mahnwache der Initiative „Missbrauch in Ahrensburg“. Wegen dieses Falls war Bischöfin Jepsen im vergangenen Sommer zurückgetreten. Was muss jetzt in der Kirche passieren?

Fehrs: In den letzten Monaten ist schon vieles geschehen. Wir müssen uns weiterhin unseren eigenen Schattenseiten stellen. Und wir müssen unseren Respekt gegenüber den Opfern von sexualisierter Gewalt deutlich machen. So biete auch ich den Opfern Gespräche an – wie es schon seitens der Kirche passiert ist. Zum Respekt gehört dabei, dass sie es wollen und auf mich zukommen.

Pfingsten 2012 soll die Fusion der Nordelbischen mit der Mecklenburgischen und der Pommerschen Kirche über die Bühne gehen. Welche Bedeutung hat die Hamburger Bischöfin in dieser Nordkirche?

Fehrs: Wie sich die Aufgaben mit dem zukünftigen Landesbischof in Schwerin verteilen, muss sich zeigen. Ich bin aber sicher, die Hamburger und Lübecker Stimme wird stärker werden.

Als Bischöfin erwartet Sie ein voller Terminkalender und wenig Zeit für Privates. Was werden Sie am meisten vermissen?

Fehrs: Wenn ich nicht laufen könnte. Viermal die Woche an der Alster joggen – das entspannt ungemein. Anstrengend finde ich es, wenn ich so viel sitzen muss und mich nicht genug bewegen kann. Ich bin ein agiler, energiegeladener Typ und habe immer Sport getrieben.

Dieses Jahr ist wieder WM in Deutschland. Wie stehen Sie zum Frauenfußball?

Fehrs: Ich habe nicht viel Ahnung von Fußball. Aber die deutsche Mannschaft oder besser Frauschaft hat eine faszinierende Energie. Ich werde mir gerne das ein oder andere Spiel anschauen.

2013 ist Kirchentag in Hamburg. Was sollte dann über Sie gesagt werden? „Bischöfin Fehrs ist…“

Fehrs: … integrativ, munter und inspirierend. Vor allem im geistlichen Sinne

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Lutheraner
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Registriert: Donnerstag 9. November 2006, 10:50

Re: Der vakante Hamburgische Bischofsstuhl

Beitrag von Lutheraner »

Ich bin mir nicht im Klaren darüber, ob die Distanzierung von Käßmann aufrichtig gemeint ist oder ob sie versucht sich aus taktischen Gründen von ihr abzusetzen. Den Kommentar über "Fundamentalismus" hätte Frau Fehrs sich sparen können. In ihrer Gemeinschaft ist das sicherlich kein Problem.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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