Raphael hat geschrieben:overkott hat geschrieben:...... Dagegen hätte uns die Reformation erspart bleiben können, wenn nicht Luthers Kenntnis und Verständnis für Bonaventura zu schwach gewesen wäre.
IMHO sollte noch folgendes in Betracht gezogen werden:
Martin Luther war Augustinermönch. Sein Anstoß für die Reformation geht also nicht nur auf ein mangelndes Verständnis der bonaventuranischen Schriften zurück, sondern es mangelt ihm darüber hinaus schon am Verständnis des Hl. Augustinus.
Interessanterweise hat sich demgegenüber Papst Benedikt XVI. sowohl mit Augustinus in seiner Dissertation als auch mit Bonaventura in seiner Habilitation wissenschaftlich intensivst beschäftigt.
Sollte dies ein Zeichen sein? Und wenn ja, wofür?
Der schöne Eintrag in der Regensburger Infothek der Scholastik legt nahe, dass die intelektuellen Franziskaner des Hochmittelalters mit ihrem Interesse an den Quellen und der Schöpfung in Theorie und Empirie bereits neuzeitliche Denker waren.
Dass die Schrift des 1482 heiliggesprochenen Bonaventuras im Druck fast zur selben Zeit erschien wie die Entdeckung Amerikas ist ein Omen.
Dass die Schrift Bonaventuras vor der Reformation höchst unterschiedliche Wirkung entfaltet haben dürfte, ist sicher auch auf die unterschiedlichen Temperamente ihrer Interpreten zurückzuführen. Während Bonaventura, dem Luther im Kern gar nicht so unähnlich ist, als der ausgeglichene und ausgleichende Integrator erscheint, wirkt Luther trotz mancher berechtigter Anliegen doch eher wie ein cholerischer und eigenbrötlerischer Poltergeist.
Nach dem 19. Ökumenischen Konzil erfreute sich Bonaventura gleicher Beliebtheit wie vor dem Konzil: 1588 wurde er zum Kirchenlehrer erhoben.
A L C U I N
REGENSBURGER INFOTHEK DER SCHOLASTIK
Bonaventura da Bagnoreggio OFM (Iohannes Fidanza, Bonaventura de Bagnorea, Iohannes Fidanza de Bagnorea, Iohannes Bonaventura, Bonaventura de Albano, Giovanni di Fidanza, Bonaventure (St) OM)
Collationes in Hexaemeron [D 55/5. bzw. 55/6.]
Autorschaft: echt
Verfügbarkeit: kritisch ediert
Entstehungszeit: 1273
Daten zur Entstehung: Zwischen Ostern und Pfingsten.
Henrichs: Erstdruck 1495 in Straßburg.
Einzelbemerkungen: EA: Strassburg 1495
Unvollendet geblieben; nur in Nachschriften überliefert;
letztes Werk Bonaventuras;
eine viel kürzere Reportatio von Delorme ediert.
> zwei Redaktionen. Expl: dieses Werk wurde gelesen und zusammengestellt in Paris vor einigen Lehrern und Doktoren der Theologie und 160 anderen Brüdern.
Stichwörter: ------
Benutzte Literatur
zu diesem Werk:
* Distelbrink, Balduinus: Bonaventurae scripta, authentica dubia vel spuria critice recensita. Rom 1975 [SSFr5].
* Henrichs, N.: "Bonaventura"; in: Volpi, Franco (Hrsg.): Großes Werklexikon der Philosophie, 1. Bd., Stuttgart 1999, 204-208.