umusungu hat geschrieben: Die Bibel hat er in einer Buchhandlung gekauft ....... auf diese Bibel beruft er sich jetzt. Auf diese Bibel, so wie er sie versteht, gründet er seine Organisation ... mit dieser in der Buchhandlung erworbenen Bibel macht er sich "selbständig". Seine Kirche nennt er zB "Kirche des vollen Evangeliums" - und bietet eine Auswahl dessen, was er von der Bibel - bzw dem Evangelium - verstanden hat.
Auch wenn mir persönlich die Art, wie Evangelikale die Bibel behandeln und Lehren aus ihr zu ziehen versuchen, nicht zusagt und teilweise als Irrweg erscheint, kann ich Deinen kurzen Absatz nicht ganz unkommentiert lassen.
1. Die Evangelikalen, soweit ich sie kennengelernt habe, lesen regelmäßig die Bibel. Weit verbreitet ist z.B. der Plan "einmal pro Jahr ganz durch", d.h. pro Tag ungefähr drei Kapitel im AT und eines im NT. Das geht schon im Kindesalter los. Dazu kommt normalerweise einmal pro Woche die Teilnahme an einem (Haus-)Bibelkreis und das Hören der sonntäglichen Predigt, die mindestens eine halbe Stunde dauert und immer bibelbezogen ist. Das führt dazu, dass beim durchschnittlichen Evangelikalen die allgemeine Bibelkenntnis erheblich ausgeprägter ist als alles, was sich der "normale" Katholik oder EKD-Protestant vorstellen mag.
(Und ich bedaure es sagen zu müssen: Ich war einmal Zeuge, wie beim "Bibelquiz" während einer "Wochenendfreizeit" vor einigen Jahren evangelikale Jugendliche

einige katholische Kleriker

erschreckend alt aussehen ließen.)
2. Die Gründung einer evangelikalen Gemeinschaft folgt zumindest in Deutschland nicht ganz dem von Dir skizzierten Geschäftsmuster ("selbsständig machen", "Organisation gründen" ...). Das könnte höchstens teilweise auf einige Gruppen in den USA zutreffen.
Die zwei Gemeinschaften, deren Gründung ich aus der Nähe mitverfolgt habe, sind folgendermaßen entstanden: In einer normalen, äußerst toleranten und liberalen EKD-Gemeinde finden sich einige Mitglieder, die äußerst aktiv sind. Sie organisieren den Kindergottesdienst, Wochenendfahrten mit den Jugendlichen usw. Bald gibt es Gerüchte in der Gemeinde, dass diese Mitglieder "immer noch die ganzen komischen Sachen" glauben: Jungfrauengeburt, Gottheit Christi, Himmel und Hölle usw. Es kommt zu jahrelangen schweren Konflikten mit Pfarrer/in und Kirchenvorstand -- so tolerant ist man schließlich auch da nicht --, und eines Tages kommt es zum Auszug. Man mietet eine Lagerhalle, baut sie um und trifft sich dort zum Gottesdienst. Im Laufe der nächsten Jahre schließen sich immer mehr Leute an und die Gemeinschaft wächst rasant.