Luthers selektive Wahrnehmung

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Lutheraner hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Was ist von der Feststellung zu halten, dass Martin Luther höchstwahrscheinlich genau so gestorben ist, wie er gelebt hat?
Unmässig im (Fr)Essen, unmässig im Saufen, unmäßig in seine Ausdrucksweise und seinen Beleidungen?
(Ihr Katholen seid manchmal unschlagbar im Hassen)
Sieh das einfach anders: Einem guten Katholiken ist nichts Menschliches fremd, und darin wäre Luther auch ein guter Katholik gewesen. Aber ein Katholik beansprucht dann nomalerweise nicht in irgendeiner Form "Heiligkeit" für sich. Ob wir heilig sind, soll der Herrgott entscheiden, der uns und seine Kriterien für Heilige besser kennt. Wir bemühen uns nur, die Gratwanderung zwischen dem Leben nach Gottes Geboten und der Liebe zum gottgeschaffenen Dasein mit all seinen Ausprägungen nach Kräften auf die Reihe zu kriegen.
Konkret: Wir hassen Luther nicht, wir sprechen ihn dafür auch nicht heilig: Er war ein ungehobelter Mensch wie es viele gibt, aber vielleicht einer, der mehr mit seinem Gott gerungen hat als viele andere. Was dabei für ihn persönlich rausgekommen ist, können wir nicht beurteilen. Für die Menschheit wär's besser gewesen, er hätte sich ein bißchen mehr im Zaum gehabt.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Ich frage mich natürlich, wie ist es möglich, einen sogenannten ungehobelten Menschen wie Martin Luther, der einen Sprachstil hatte, der scheinbar, was die Fäkal- Sexistische Variante anbelangte, sogar die derbsten Zeitgenossen in ihre Schranken verwies, der jeden Tag anscheinend Freß- und Sauforgien in seinem Hause hielt, der sich einem maßlosen Hass gegenüber dem Papst, gegenüber den Verfassern der Bibel hingab, ja selbst nicht zögerte, die Bibel in seinem Sinn zu verändern oder zu verfälschen, wie also, so frage ich, ist es möglich, dass ein solcher Mensch vorgibt, die katholische Kirche reformieren zu müssen und gewissermaßen seine eigene Kirche gründet, dabei aber sämtliche bisher bekannten Moralvorstellungen aufgibt bis hin zur Empfehlung von Bigamien und anderen haarsträubenden Theorien unter den Menschen verbreitet? Und wieso ist es möglich, dass er hierbei noch ernst genommen wird?

Meine Theorie ist folgende, dass Martin Luthers Theorien über die Einfachheit und Sorglosigkeit des von ihm verbreiteteten Glaubens viele Fürsten damit faszinierte und ihnen gleichzeitig die willkommene Gelegenheit gab, sich von der Kirche zu lösen und hierbei deren Besitztümer sich gleichzeitig anzueignen.
Ich bin davon überzeugt, wären nicht die Fürsten hinter Martin Luther gestanden, wäre dieser Spuk schneller beendet gewesen, als Luther Zeit gebraucht hat, diesen in die Welt zu setzen.

Aber erstaunlich ist es trotzdem, dass anscheinend von interessierten protestantischen Kreisen Literatur über Martin Luther zurückgehalten oder verdrängt wird, offensichtlich deshalb, weil man sich seines Gründers schämt.

Ich werde morgen oder übermorgen eine interessante Lektüre erhalten, in der über Martin Luther von Zeitgenossen berichtet wird, hauptsächlich aus der engsten Umgebung von Martin Luther, denen die wahre Berichterstattung offensichtlich wichtiger war, als den nachgeborenen Anhängern Luthers, die allzu schlimme Exzesse ihres Gründers unter den Teppich zu kehren für besser hielten, als diese unter dem Volk zirkulieren zu lassen.
Alle Berichte sollen übrigens lückenlos zu beweisen sein. Ich bin mal gespannt, vor allem auf die Geschichte des Todes von Martin Luther.

Trotzdem frage ich schon mal, wie kommt ein gläubiger Protestant, ein protestantischer Pfarrer oder Bischof damit zurecht, solche Geschichten, die anscheinend auch noch von zu vielen Zeitgenossen bestätigt worden sind, verbreitet zu wissen über den Mann, der die protestantische Absetzbewegung von der katholischen Kirche initiiert hat, scheinbar unter vermeintlich rechtsgläubigen Ansichten, aber durch einen Menschen, dessen Charakter sich schlimmer darstellte, als man das gemeinhin von einem kultivierten Menschen gewohnt ist?

Wäre es denkbar, dass, sollte durch irgendeinen Umstand die "wahre" Lebensgeschichte Martin Luthers in der Öffentlichkeit weltweit zum Thema werden, auch die protestantische Religion verschwindet?

Gruß, ad_hoc
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Raphael

Beitrag von Raphael »

ad_hoc hat geschrieben:Wäre es denkbar, dass, sollte durch irgendeinen Umstand die "wahre" Lebensgeschichte Martin Luthers in der Öffentlichkeit weltweit zum Thema werden, auch die protestantische Religion verschwindet?
Die Protestanten haben da schon längst vorgesorgt!:hmm:
In modernen Zeiten werden "wahre" Lebensgeschichten auf der Leinwand erzählt: Luther

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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Was Luther da an fäkalsprachlichen oder sexuellen Metaphern aufbietet, nötigt einem schon Bewunderung ab.
Du unterschätzt die Entwicklung der dt. Sprache ganz erheblich.
Ich habe in einem ganz anderen Zusammenhang mal Auszüge aus Gerichtsakten dieser Zeit gelesen, da werden Wörter wie "Fotze" oder "Funz" ganz selbstverständlich gebraucht.

Im Zusammenhang mit dem Reformationstag bin ich auf eine Seite gestoßen, auf der es hieß, daß Luther dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechend in der Bibel auch mit "scheißen" übersetzen wollte, es dann aber doch gelassen hat. Die Übersetzung ist demnach eher züchtig.
Ich finde nur die Internetseite leider nicht mehr, vielleicht hat ja jemand anders Lust, zu suchen. Startpunkt war meiner Erinnerung nach http://www.reformationstag.de/.

Auch das "Dem Volk aufs Maul schauen" würden wir heute, wenn es sich nicht zum geflügelten Wort entwickelt hätte, als derb empfinden. Heute haben Tiere Mäuler, Menschen aber Münder.

Übrigens wird Luther auch vieles in den Mund gelegt, was er nie gesagt hat.
"Warum rülpset und forzet Ihr nicht, hat es Euch nicht geschmecket?" z.B. wird ihm oft nachgesagt, es stammt aber nicht von ihm, ist schon wesentlich älter.
Von ihm stammt: "Wenn ich einen Furz lasse, dann hört das der Papst in Rom.".
Wenn man "Furz" jetzt nicht nach unserem Verständnis als derb liest, sondern als ganz normal, dann ist das einfach nur noch eine schöne Metapher, daß dem Papst alles zugetragen wird, was Luther sagt oder tut.
Stephen Dedalus hat geschrieben:(Woher kennt der das bloß alles...)
Das könnt Ihr ausnahmsweise mal nicht mir in den Schuh schieben, ich habe ein Alibi :mrgreen:
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

taddeo hat geschrieben:Sieh das einfach anders: Einem guten Katholiken ist nichts Menschliches fremd, und darin wäre Luther auch ein guter Katholik gewesen. Aber ein Katholik beansprucht dann nomalerweise nicht in irgendeiner Form "Heiligkeit" für sich.
Das hat Luther aber auch nicht getan.

Um ihn mal korrekt zu zitieren:
Wie käme denn ich armer stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder Christi mit meinem heillosen Namen nennen sollte?
Das sagte Martin Luther auf die Frage, ob man seine Anhänger "lutherisch" nennen soll. (Weimarer Ausgabe sämtlicher Schriften Luthers, Band 8)
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

SpaceRat hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Sieh das einfach anders: Einem guten Katholiken ist nichts Menschliches fremd, und darin wäre Luther auch ein guter Katholik gewesen. Aber ein Katholik beansprucht dann nomalerweise nicht in irgendeiner Form "Heiligkeit" für sich.
Das hat Luther aber auch nicht getan.
Luther selber vielleicht nicht, aber seine Nachfahren im Geiste lassen meist nichts unversucht, ihn in einer Weise zu glorifizieren, die dem katholischen Begriff von "Heiligsprechung" schon sehr nahekommt. Und das ist meiner Meinung nach durchaus nicht gerechtfertigt und für einen Katholiken eher befremdlich.

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Edi
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Beitrag von Edi »

taddeo hat geschrieben:Luther selber vielleicht nicht, aber seine Nachfahren im Geiste lassen meist nichts unversucht, ihn in einer Weise zu glorifizieren, die dem katholischen Begriff von "Heiligsprechung" schon sehr nahekommt. Und das ist meiner Meinung nach durchaus nicht gerechtfertigt und für einen Katholiken eher befremdlich.
So ist es. Ich war mal evangelisch und habe nie ein einziger Wort über die fragwürdigen Seiten Luther bei den Evangelischen gehört. Sogar noch vor einigen Jahren hat ein ev. Pfarrer Luther dermassen hochgehoben, als ob er bald der grösste Heilige gewesen.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hallo SpaceRat

Das ist schon ziemlich sicher, dass die Umgangssprache zu Zeiten Luthers etwas derber war als heute. Nichtsdestotrotz gab es sehr viele Menschen, die sich durch die Wucht der lutherschen Fäkalsprache angewidert fühlten und ihn ermahnten bzw. darum baten, doch in seiner Ausdrucksweise etwas sorgsamer zu sein.

Ich kann nicht umhin, Vergleiche anzustellen unter dem Gesichtspunkt, dass Luther bei den Protestanten gewissermaßen als Heiliger gilt:
Sehe ich mir die Katholischen Heiligen an, so war die Qualität deren Umgangssprache soweit entfernt von der Fäkalversion Luthers, dass ein Vergleich schon nicht mehr möglich ist, da der Unterschied so groß ist, wie der Unterschied zwischen Himmel und Hölle.
Auch ist mir nicht bekannt, von den katholischen Heiligen, dass sie ihre Feinde bis zum Schluß beschimpften und verdammten, bei Luther kennt man es nicht anders, als dass er selbst bekannte, dass er nicht mehr beten könnte, er käme unweigerlich dabei ins fluchen.

Was ein Reformator.....!

Übrigens:
Die gestern angekündigte Lektüre habe ich mittlerweile erhalten. Ich habe auch schon darin gelesen und es zieht mir alle Fußnägel hoch bei der Lektüre einer etwas anderen biographischen Darstellung Martin Luthers. Die Originalberichte sind übrigens verfasst von Freunden und Wegbegleitern Martin Luthers und von protestantischen Pfarrern zu Lebzeiten Luthers, die ihn selbst gekannt haben.

Das Kotzen könnte einem kommen.

Mir tun die Protestanten leid, welche mit dem Gründer ihrers veränderten Glaubens und mit dem Ergebnis heute leben müssen, die ihn darüber hinaus noch verteidigen müssen, um nicht an der Sinnlosigkeit des lutherischen Produkts zu verzweifeln.

Kann ein solcher Mensch wie Martin Luther in den Kreis der Heiligen aufgenommen worden sein? Man sagt, bei Gott ist kein Ding unmöglich. Das ist richtig, aber vom menschlichen Standpunkt aus....?

Ich lese gleich weiter. Mich interessieren die Versionen der Darstellungen des Todes von Martin Luther.

Gruß, ad_hoc
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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

ad_hoc hat geschrieben: Das Kotzen könnte einem kommen.
Du kotzt doch mit den anderen Katholen schon die ganze Zeit in diesen Thread :D
(was für eine furchtbare Ausdrucksweise von dir, übrigens)

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hallo Lutheraner

Ja, das Beispiel Martin Luther färbt ab und beeinflußt zum Negativen.
Ich bin halt noch nicht so abgebrüht in solchen Dingen. ;)

Gruß, ad_hoc
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

ad_hoc hat geschrieben:Auch ist mir nicht bekannt, von den katholischen Heiligen, dass sie ihre Feinde bis zum Schluß beschimpften und verdammten, bei Luther kennt man es nicht anders, als dass er selbst bekannte, dass er nicht mehr beten könnte, er käme unweigerlich dabei ins fluchen.
"er solle sich unbekümmert lassen, denn die Sache sei von seinetwegen nicht angefangen, sondern das Kind habe viel einen andern Vater"
(Aus dem Trostbrief Luthers an Johann Tetzel)
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

ad_hoc hat geschrieben:Die gestern angekündigte Lektüre habe ich mittlerweile erhalten.
Darf man fragen, wie das Werk heißt?
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Janet1983
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Re: Luthers selektive Wahrnehmung

Beitrag von Janet1983 »

max72 hat geschrieben:Hallo,

ich lese gerade, dass Luther meinte, das Buch Jakobus sei nicht biblisch und er es aus der Bibel herausnehmen wollte. Interessanterweise ist ja Jakobus gerade das Buch, das Luthers "Glaube allein" widerspricht: Jak 1, 14 "Meine Brueder, was nuetzt es wenn einer sagt er habe den Glabuen, aber es fehlen die Werke? Kann etwas der Glaube ihn retten?"

Irgendwo soll er auch in der Bibel "Glaube allein" uebersetzt haben, wo nur nur "Glaube" stand.

Ist nicht so ganz vertrauenserweckend fuer mich. Auch nicht die Sprache manch seiner Texte, ein gewisses "Temperamentsproblem" muss er schon gehabt haben?

Gruss

Max
Der Glaube ist die Grundlage. Wer meint sich seinen Platz im Himmel erarbeiten zu koennen, der handelt eher kontraproduktiv.
Durch unseren Glauben sind wir bereits gerettet und aus diesem Heil entspringen dann auch die dementsprechenden Werke.
Was hier gemeint ist, ist dass man nicht nur so sprechen soll, sondern auch dementspechendes Verhalten and den Tag legen sollte.. (Ich habe das Wort "lipservice" vergeblich zu uebersetzen versucht, aber das drueckt es aus, wenn wir nur reden...)
Wenn wir unser Leben Jesus anvertrauen und ihn lieben, dann werden wir auch das tun, was er uns sagt. Wir werden seine Gebote halten. Nicht aber, um gerettet zu werden, sondern weil wir allein durch den Glauben bereits gerettet sind.
Wer nur glaubt und nicht tut, der glaubt wahrscheinlich nicht wirklich.
Wo bitte steht denn deine Jakobus Stelle?

Stephen Dedalus
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Re: Luthers selektive Wahrnehmung

Beitrag von Stephen Dedalus »

lipservice = Lippenbekenntnis

Woher kommt der Glaube?
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Raphael

Re: Luthers selektive Wahrnehmung

Beitrag von Raphael »

Janet1983 hat geschrieben: "lipservice"
Das deutsche Wort hierfür ist "Lippenbekenntnis"!

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Janet1983
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Re: Luthers selektive Wahrnehmung

Beitrag von Janet1983 »

Stephen Dedalus hat geschrieben:lipservice = Lippenbekenntnis
Danke... ein weiteres Wort fuer mein Vokabular... ich habs mir aufgeschrieben.

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SpaceRat
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Re: Luthers selektive Wahrnehmung

Beitrag von SpaceRat »

Janet1983 hat geschrieben:Ich habe das Wort "lipservice" vergeblich zu uebersetzen versucht
Lippenbekenntnis

Tip: http://dict.leo.org/
Da findet man im Gegensatz zu den meisten Wörterbüchern auch korrekte Übersetzungen für geflügelte Worte, z.B. "to rain cats and dogs" - "Bindfäden regnen" oder "familiar quotations " - "geflügelte Wörter".
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SpaceRat
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Re: Luthers selektive Wahrnehmung

Beitrag von SpaceRat »

Janet1983 hat geschrieben:
SpaceRat hat geschrieben:
Janet1983 hat geschrieben:Ich habe das Wort "lipservice" vergeblich zu uebersetzen versucht
Lippenbekenntnis
Tip: http://dict.leo.org/
Da findet man im
Ich hatte da gesucht und das Ergebnis hier bekommen:
Die Suche nach lipservice lieferte keine Treffer
Hint: "lip service"
:)
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Allons
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Beitrag von Allons »

taddeo hat geschrieben:Luther selber vielleicht nicht, aber seine Nachfahren im Geiste lassen meist nichts unversucht, ihn in einer Weise zu glorifizieren, die dem katholischen Begriff von "Heiligsprechung" schon sehr nahekommt. Und das ist meiner Meinung nach durchaus nicht gerechtfertigt und für einen Katholiken eher befremdlich.
Keine Bange - für einen Protestanten auch..

Gruß, Allons!

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Raphael hat geschrieben:Die Protestanten haben da schon längst vorgesorgt!:hmm:
In modernen Zeiten werden "wahre" Lebensgeschichten auf der Leinwand erzählt: Luther
Das ist auch für uns Katholiken ein ganz toller Film; habe ihn mir angesehen und kann ihn weiteremphehlen

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

SpaceRat hat ein Zitat Luthers in einem Brief an den Ablassprediger Tetzel eingestellt:
"er solle sich unbekümmert lassen, denn die Sache sei von seinetwegen nicht angefangen, sondern das Kind habe viel einen andern Vater"
(Aus dem Trostbrief Luthers an Johann Tetzel)
Richtig. Und der gleiche Tetzel wurde 1541 (22 Jahre nach dessen Tod) in der Schrift Luthers "Wider Hans Worst" insofern verleumdet, als Luther darin die Behauptung aufstellte, Tetzel habe in Innsbruck den Ablaß gepredigt, sei wegen Ehebruch von Kaiser Max I. zum Tode durch Ersäufen verurteilt aber auf Ersuchen des Kurfürsten Friedrich zum lebenslänglichen Gefängnis begnadigt worden.
Tetzel war nie in Tirol gewesen.

Martin Luther ("Sündige tapfer, aber glaube noch tapferer") war schon viele Jahre zuvor grundsätzlich der Meinung gewesen, "um den Papst zu täuschen und ihm Böses anzutun, ist unser Meinung nach alles erlaubt." (Siehe Brief M. Luthers an J. Lang in Erfurt, vom 18. August 1520).
Hat man mit Lügen mal begonnen, kann man scheinbar auch darin nicht mehr anders, als ständig solche zu behaupten.


Hallo SpaceRat

Das "Werk":

"Lehrer des Glaubens"
Luther einmal anders
von Reinhard Dörner (Hg.)
ISBN: 3-00-013720-3

Darin enthalten ist auch die Streitschrift gegen die "Los von Rom"-Pastoren:
"Luther, wie er lebte, leibte und starb, nach unwiderleglichen Berichten dargestellt", Graz und Wien 1907.
Das Vorwort zu dieser Streitschrift sollte nicht unerwähnt bleiben:
Vorliegende Blätter bieten keine eigentliche Lebensbeschreibung des "Reformators von Wittenberg", sondern eine sachliche Widerlegung abermals landläufig gewordener Geschichtslügen über die Person Luthers.
Die Veranlassung hierzu gaben protestantische Pastoren, die insbesondere in Marburg, Mahrenberg und Cilli bei den sogenannten "Familienabenden" mit ihrem "Gottesmanne Luther", mitunter auch als "Nachtigall von Wittenberg" gepriesen, Katholiken zum Abfalle zu bringen sich bemühten. Diesem Proselytenfange ist die "Südsteirische Presse" mit ihrer Artikelreihe "Protestantische Lutherfabeln" entgegengetreten.
Anfangs spotteten die Gegner darüber, später riefen sie nach dem Staatsanwalt, um schließlich zu verstummen, gänzlich ins Bockshorn getrieben. Sehr begreiflich, denn mit dem entlarvten Luther kann man vor gescheiten Menschen nicht paradieren.......
Wir wollen, wir brauchen keine Lügen über Luther, uns genügt der historische, das heißt der wahre Luther vollkommen; sein Lebenswandel ist so voll des moralischen Schmutzes, dass Tausende von Pastoren in 300 Jahren nicht vermochten, ihn rein zu waschen..... Denn kaum umgeben sie ihre "Nachtigall von Wittenberg", ihren "Gottesmann" mit einigem Glorienschein, flugs kommen protestantische Geschichtsforscher daher, zum Beispiel Jürgens, Köstlin, Evers...und vernichten denselben ganz unbarmherzig.


Nachdem ich vor einiger Zeit bereits das Buch

"Das Ich im Glauben bei Martin Luther",
Untertitel: Der Ursprung der anthropozentrischen Religion,
von Paul Hacker,
ISBN: 3-936741-10-7,

erworben hatte, ist die o. g. Neuerwerbung eine interessante Abrundung insofern, als herausgearbeitet wird, dass einerseits die "Lehrauffassungen" Luthers einer kritischen Überprüfung nicht standhalten und andererseits die dunkle Seite Luthers ans Licht des Tages kommt, und wie man feststellen muß, absolut nicht dem entspricht, was man eigentlich annehmen müßte.

Beide Bücher kann ich nur empfehlen.

Gruß, ad_hoc
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Raphaela hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Die Protestanten haben da schon längst vorgesorgt!:hmm:
In modernen Zeiten werden "wahre" Lebensgeschichten auf der Leinwand erzählt: Luther
Das ist auch für uns Katholiken ein ganz toller Film; habe ihn mir angesehen und kann ihn weiteremphehlen
Hallo Raphaela. Welcher Art ist den Deine "selektive Wahrnehmung"?
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Raphaela hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Die Protestanten haben da schon längst vorgesorgt!:hmm:
In modernen Zeiten werden "wahre" Lebensgeschichten auf der Leinwand erzählt: Luther
Das ist auch für uns Katholiken ein ganz toller Film; habe ihn mir angesehen und kann ihn weiteremphehlen
Für Dich mag der Film gut gemacht sein, sozusagen "ganz toll"; ob er für "uns Katholiken" gut genug ist, darf angezweifelt werden.

"Jedem das Seine."
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Allons
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Beitrag von Allons »

Moin moin,

Was heißt in diesem Zusammenhang "gut genug" ? Ob er überhaupt gut ist? Oder ob er nicht zu gut ist? Ob er zu nichts gut ist ? Mein Sprachzentrum wirft einen Error aus.

Gruß, allons!

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

ad_hoc hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Die Protestanten haben da schon längst vorgesorgt!:hmm:
In modernen Zeiten werden "wahre" Lebensgeschichten auf der Leinwand erzählt: Luther
Das ist auch für uns Katholiken ein ganz toller Film; habe ihn mir angesehen und kann ihn weiteremphehlen
Hallo Raphaela. Welcher Art ist den Deine "selektive Wahrnehmung"?
Nun ja, ich habe ein theologisches Studium hinter mir. - Da geht man in auch bei Kirchengeschichte in die Tiefe. - Und warum sollte man nicht ansehen dürfen, was in der Kirche nicht gut gelaufen ist?
Es ist schon länger her, dass ich den Film gesehen habe, aber soviel ich mich erinnern kann, stimmt er mit dem überein, was ich im Studium gehört habe.
(Z.B. ist die Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen", die Luther verfasst hat, von der Bevölkerung falsch verstanden worden und ähnliches.)

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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Raphaela hat geschrieben:Nun ja, ich habe ein theologisches Studium hinter mir. - Da geht man in auch bei Kirchengeschichte in die Tiefe. - Und warum sollte man nicht ansehen dürfen, was in der Kirche nicht gut gelaufen ist?
Es ist schon länger her, dass ich den Film gesehen habe, aber soviel ich mich erinnern kann, stimmt er mit dem überein, was ich im Studium gehört habe.
(Z.B. ist die Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen", die Luther verfasst hat, von der Bevölkerung falsch verstanden worden und ähnliches.)
Naja, historisch ist der Film eher wertlos. Man will zwar nicht ausschließen, daß er die 95 Thesen an die Pforte der Schloßkirche angenagelt hat, aber wahrscheinlicher ist, daß er ganz normal durch Aushang bekanntgegeben hat, daß eine Disputation darüber stattfinden sollte.

Auch ansonsten hetzt Luther regelrecht durchs Bild, vom Anschlag der Thesen 1517 bis zur Verlesung der Augsburger Konfession rast da recht viel vorbei.
Also es ist nicht falsch, aber alles halt nur sehr kurz angerissen.

Als Unterhaltungsfilm mit historischem Hintergrund ist er sehr gut, aber korrekter ist wohl die Verfilmung mit Lambert Hamel, die geht allerdings über 3h...

Kurzbeschreibung
Der spannende Spielfilm präsentiert Stationen aus dem Leben Martin Luthers, um den Zuschauer die Fragen verständlich zu machen, die den Mönch und Professor aus Wittenberg umgetrieben haben. Dabei werden Konflikte deutlich, die den lange zurückliegenden und doch bis heute nachwirkenden Streit bestimmten. Der erste Teil des Films zeigt Luther vor der Spaltung, die er sicherlich so nicht gewollt und möglicherweise auch nicht so, wie wir sie heute empfinden, gesehen hat. Die Frage, wie er eines Gottes gewiß wird, auf den er sein Vertrauen setzen kann, treibt ihn im Kloster zu Erfurt um. Luther fühlt sich verpflichtet, seine Vorgesetzten über Mißbräuche zu informieren. Daß seine loyalen Eingaben dann weit über den Kreis der angesprochenen Amtsträger hinaus Aufsehen erregen, ist von ihm keineswegs beabsichtigt. Der zweite Teil des Films zeigt den Reformator auf dem schwierigen Weg, den er eingeschlagen hat: Ohne den Segen von Kaiser und Papst, geächtet und gebannt, im Vertauen allein auf das Wort der Schrift: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!" Von den mißtrauischen Fürsten beargwöhnt und von den Bauern verachtet, erfährt Luther Unverständnis und Einsamkeit. Die Heirat mit der Ex-Nonne Katharina tut das ihre, sein Ansehen zu schmälern... Ein lehrreicher und zugleich spannender Film - ein "Muß" für alle, denen Glaubensgeschichte nicht egal ist.

(Ich weiß allerdings nicht, wer die Beschreibung verzapft hat, kann auch von der Rückseite der DVD-Hülle sein :) )
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

ad_hoc hat geschrieben:"Lehrer des Glaubens"
Luther einmal anders
von Reinhard Dörner (Hg.)
ISBN: 3-00-013720-3
Verlag: Kardinal-von-Galen-Kreis¹

Lese ich, wenn Du anfängst, Bücher aus dem CLV zu lesen.

Ich empfehle (einfach mal so, ich hab's nicht gelesen)

James G. McCarthy - Das Evangelium nach Rom

Art.Nr.: 255366

Eine ausführliche und gründliche Widerlegung der Lehren der röm.-kath. Kirche anhand der Bibel. Außer 24 Punkten, in denen das »Evangelium nach Rom« vom biblischen Evangelium abweicht, zeigt der Autor eine Fülle von unbiblischen Lehren über die Messe, Maria und Autorität auf. In seiner Darstellung hält er sich dicht an den neuen Weltkatechismus. Alle Argumente zur Verteidigung des Katholizismus werden gründlich widerlegt. Bei aller Sachlichkeit und Systematik ist das Buch dennoch flüssig und vor allem liebevoll geschrieben und kann auch gut an Katholiken weitergegeben oder als Leitfaden für Gespräche verwendet werden.

gebunden 448 Seiten

ISBN: 978-3-89397-366-8




¹Allein der Namenspatron...

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs warb er dort für den freiwilligen Kriegsdienst. Seinem Antrag auf Verwendung in der Militärseelsorge wurde nicht entsprochen. Die Niederlage Deutschlands begriff er im Sinne der Dolchstoßlegende als revolutionären Verrat am unbesiegten Heer. Die Ablehnung des preußischen Staates bei weiten Teilen der Bevölkerung führte er auf dessen Idee vom Staatsgott zurück, der niemandem verpflichtet ist. 1919 wurde er Pfarrer der Pfarrei St. Matthias. Bei den Wahlen zum Reichspräsidenten 1925 unterstützte er nicht den Kandidaten des katholischen Zentrums, Wilhelm Marx, sondern den Kandidaten der nationalen Rechten, Paul von Hindenburg. Mit umfangreichen Erfahrungen einer säkularisierten Gesellschaft und der Berliner Diaspora kehrte er 1929 nach Münster zurück und wurde Pfarrer der traditionsreichen Stadtgemeinde St. Lamberti am Prinzipalmarkt in Münster.
[...]
Zum Zweiten Weltkrieg bemerkte er:

„Der Krieg, der 1919 durch einen erzwungenen Gewaltfrieden äußerlich beendet wurde, ist aufs Neue ausgebrochen und hat unser Volk und Vaterland in seinen Bann gezogen. Wiederum sind unsere Männer und Jungmänner zum großen Teil zu den Waffen gerufen und stehen im blutigen Kampf oder in ernster Entschlossenheit an den Grenzen auf der Wacht, um das Vaterland zu schirmen und unter Einsatz des Lebens einen Frieden der Freiheit und Gerechtigkeit für unser Volk zu erkämpfen.“

– Rundschreiben an den Klerus vom 14. September 1939

Den Überfall auf die Sowjetunion sah von Galen als Kampf gegen die „Pest des Bolschewismus“ (Hirtenbrief vom 14. September 1941) an.

Gut, daß ich noch nicht gefrühstückt habe...
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

ad_hoc hat geschrieben:Nachdem ich vor einiger Zeit bereits das Buch

"Das Ich im Glauben bei Martin Luther",
Untertitel: Der Ursprung der anthropozentrischen Religion,
von Paul Hacker,
ISBN: 3-936741-10-7,
Das Buch von Hacker kann ich ebenfalls sehr empfehlen. Es ist eine unpolemische aber gleichwohl gründliche Auseinandersetzung mit und Analyse von Luthers Glaubensverständnis.
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Registriert: Dienstag 30. Oktober 2007, 16:23
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Beitrag von Allons »

ad_hoc hat geschrieben: "Das Ich im Glauben bei Martin Luther",
Untertitel: Der Ursprung der anthropozentrischen Religion,
von Paul Hacker,
ISBN: 3-936741-10-7,

Beide Bücher kann ich nur empfehlen.

Gruß, ad_hoc
Das zweite hört sich spannend an. Aber: vergriffen.

http://novaetvetera.de/nova/nova_7.html

Grmpf, mal im Antiquariat googlen.

Danke für den Tip, Allons!

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Allons hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben: "Das Ich im Glauben bei Martin Luther",
Untertitel: Der Ursprung der anthropozentrischen Religion,
von Paul Hacker,
ISBN: 3-936741-10-7,

Beide Bücher kann ich nur empfehlen.

Gruß, ad_hoc
Das zweite hört sich spannend an. Aber: vergriffen.

http://novaetvetera.de/nova/nova_7.html

Grmpf, mal im Antiquariat googlen.

Danke für den Tip, Allons!
Das ist ärgerlich. Dieses wichtige Buch ist schon seit längerem nicht greifbar. Auch antiquarisch scheint es keine Exemplare zu geben. Vielleicht hat eine Bibliothek in Deiner Nähe ein Exemplar?
If only closed minds came with closed mouths.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hallo SpaceRat

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Also, was erbauliche Literatur betrifft, habe ich von diesem Verlag sicher schon was gelesen. Ich müßte noch mal nachsehen.

Das von Dir empfohlene Buch: James G. McCarthy - Das Evangelium nach Rom, habe ich mir schon mal notiert.


Im Übrigen glaube ich nicht so recht daran, dass es M. Luther wirklich darum ging, zu beanstandene Kriterien innerhalb der katholischen Kirche und insbesondere des Vatikan anzuprangern mit dem Willen, dadurch die katholische Kirche in ihrem evtl. früheren Zustand wieder herzustellen, wie Du in einem vorhergehenden Beitrag geschrieben hast.

Luther bewegte zunächst etwas ganz anderes: Aus welchen Gründen auch immer, war es für Luther von eminenter Bedeutung, vor Gott Verzeihung für seinen Sünden zu erhalten, bzw. vor Gott gerechtfertigt da zu stehen. Deshalb mußte er in der Bibel und den bisherigen Lehraussagen des katholischen Lehramtes alles eliminieren, was seiner ganz bewußt in Szene gesetzten Rechtfertigung vor Gott, dass Gott allein den Menschen rechtfertigen kann und der Mensch aus sich heraus nichts zu seiner eigenen Rechtfertigung, auch nicht durch gute Werke, beitragen kann, an Schriften entgegengesetzt war.

Damit wandte er sich von der katholischen Kirche ab. Die Ablaßpredigten waren ihm letztlich nur der willkommene Anlaß, seine Thesen und vor allem die vorbereiteten Kritikpunkte an die Öffentlichkeit zu tragen, um dadurch seine Rechtfertigungslehre unter das Volk zu bringen.
Luther wußte von Anfang an, dass er sich gegen Kirche und Papst stellte. Ob er den Umfang der dadurch ausgelösten späteren Ereignisse erahnen konnte, mag dahingestellt bleiben; Tatsache ist aber auch, dass mit der weiteren Entwicklung auch seine anfänglichen Gewissensbeschwerden nachließen und er begann tatsächlich erst dann damit, eine andere Glaubensauffassung und-lehre im Gegensatz zur bisherigen zu installieren., die ihrerseits wieder ständige neue Gewissensbelastungen bei ihm hervorgerufen haben. Möglich, dass er deshalb täglich Unmengen an Essen in sich hineinschlang, wobei er es darüber hinaus im Schnitt auf 5- 6 Liter Wein pro Tag brachte

Du mußt nicht ein von mir empfohlenes Buch lesen, falls Du es nicht möchtest. Aber trotzdem empehle ich Dir, die beiden von mir empfohlenen Bücher zu lesen; sie sind mit das beste und informativste, was ich jemals zum Thema gelesen habe.
Denn es muß klar sein: Liege ich schon bei der Erforschung der Beweggründe M. Luthers falsch, nämlich die Erforschung bzw. Ermittlung, warum er so gehandelt und geschrieben hat, wie er es letztendlich tat, so muß das Ergebnis, auch wenn es noch so folgerichtig aufgebaut ist, falsch sein.
Die eindeutige Verhaltensweise Luthers, die sich durch sein ganzes restliches Leben hinzieht, weißt eindeutig darauf hin, dass Luther einerseits erleichtert war, eine scheinbare Rechtfertigung zu erhalten, ihm andererseits aber vor der Konsequenz graute, irgendwann mit der Erkenntnis konfrontiert zu werden, dass seine ganze Lehre falsch war und er viele, viele Menschen mit sich ins Verhängnis zog. Deshalb auch sein nicht mehr zu steigernder Hass auf den Papst, dem er selbstverständlich unbedingt die Stellvertreterposition Jesus Christus absprechen mußte; da ihm dieser ein ständiger Vorwurf sein mußte.

Ich werde mich umhören, vielleicht gibt es noch einige Ausgaben des Buches von Hacker. Für das zweite von mir genannte Buch würde ich, sollte es irgendwann auch keinen Nachdruck mehr geben, einen eigenen Verlag dafür zu gründen suchen.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Raphaela

Du hast geschrieben, dass Du irgendwas mit Kirchengeschichte studiert hast. Ich glaube Dir nicht, wobei ich die Möglichkeit jedoch nicht ausschließen will, dass Du alles falsch verstanden hast.
Wie ist es möglich, solche Ansichten wie Du zu vertreten?
Wie ist es möglich, andere Aussagen vollkommen zu ignorieren?

Man muß doch beides begründen können!!?
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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