songul hat geschrieben:Ich stelle mal einen Aufsatz rein, den ich sehr aufschlussreich finde:
Liebe Geschwister,
wie wollen wir nur mit dieser Frage umgehen? Wir haben sie ja nicht 'erfunden' sondern sie ist auf uns gekommen, über Jahrhunderte hinweg. Insofern ist ja die Bemerkung richtig: Der Primat (besser, der Anspruch (östlich gesehen) oder die Notwendigkeit (westlich gesehen) auf eine Stellung als 'höchster' oder allgemein representierender) besteht und damit auch die Frage danach. Und wir werden damit jetzt und hier damit umgehen müssen.
Ich denke nicht, dass uns, wie hier versucht, der Rückgriff auf die Schrift viel weiter hilft. Die biblischen Befunde, ob es nun Matth. sei oder die Analyse der Rolle Petri in der Apg. sind unterschiedlich, nun wenn nicht interpretiert so doch bewertet worden. Und die Positionen sind recht fest, auf beiden Seiten. Das finde ich ja das Schwache an den Interviews, dort werden die alten Standpunkte dargestellt, es wird wieder mit Unterstellungen argumentiert, die das Gegenüber wieder und wieder dazu zwingen, sich in Detailwiderlegungen zu verzetteln. So, als müsste man nach eine Schrotschuss die einzelnen Bleistückchen aus einer Wand klauben... sehr mühsam. (Siehe die Anfrage: Wenn Person Petri, dann warum nicht in gleicher Weise Antiochia? Antwort: Nun dessen gedenken wir auch... eine klassische *Ver*-gegnung)
Die unterschiedlichen Canones machen es uns auch nicht leichter. Bei ihnen ist es auch eher unklar wer was wann für welche Bereiche beschlossen hat und wie das vom 'Rest' rezipiert oder akzeptiert wurde. Und wie sich das durch die Zeiten verändert hat.
Es bleibt: Der Bischof von Rom beansprucht
* Bischof von Rom
* Stellvertreter Jesu Christi auf Erden (Vicarius Christi)
* Nachfolger des Apostelfürsten (gemeint ist Petrus)
* Oberster Priester der Weltkirche (Ehrentitel, der seine Stellung in der Liturgie regelt, gerade wenn Patriarchen konzelebrieren.)
* Oberster Brückenbauer (Pontifex maximus) (Geht zurück auf den Titel Pontifex Maximus im römischen Reich)
* Primas von Italien
* Metropolit und Erzbischof der Kirchenprovinz Rom (wie alle Metropolitanbischöfe übt er bestimmte Aufsichts- und Kontrollrechte über seine Suffraganbischöfe aus)
* Souverän des Staates der Vatikanstadt (der weltliche Titel des Papstes)
* Diener der Diener Gottes (ein Titel, den Papst Gregor der Große gegeben hat. Lateinisch: servus servorum dei)
* Der Titel Patriarch des Abendlandes, den die Päpste seit 450, seit ihn Leo der Große angenommen hatte, geführt hatten, wurde im Annuario Pontificio des Jahres 2006 (dem offiziellen Jahrbuch des Vatikans) aus der offiziellen Papsttitulatur entfernt.
(aus Wikipedia)
zu sein.
Im Einzelnen:
* Bischof von Rom
Dagegen sagt Orthodoxie nichts (abgesehen davon, dass es unterschiedliche Sichtweisen innerhalb der Orthodoxie zu der Frage ob Rom ein Teil der KIrche ist gibt. Viele vertreten die Ansicht, dass der Bischof von Rom erst wieder an den Tisch der (alten fünf) Patriarchen zurückzukehren hat und das in Demut bevor er wieder als Bischof der Kirche anerkannt werden kann. Nicht der Osten hat das Tischtuch zerschnitten, es war der Bischof von Rom, der die Gemeinschaft mit den anderen vieren aufgekündigt hat. Und wenn fünf an einem Tisch sitzen und einer geht, dann darf man sich schon fragen, wer hier abfällt.
* Stellvertreter Jesu Christi auf Erden (Vicarius Christi)
Dieser Titel ist für uns a) blasfemisch wenn wir ihn im Sinne von R. Hochhuth verstehen; b) völlig unnötig wenn wir ihn im Sinne von: 'Dienstbeauftragter' verstehen. Die Aufgabe die Gemeinde Gottes zu weiden ist allen Bischöfen gemein und nicht an eine Person oder einen Sitz gebunden. Wir kennen kein dem Bischofsamt übergeordnetes Amt. Auch unsere Patriarchen sind 'nur' Bischöfe, allerdings mit besonderen Aufgaben. Die im Westen verbreitete Ansicht, der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel sei der 'Papst' der Ostkirche ist falsch. Er hat nur die Ehrenstellung nach dem Bischof von Rom und da der Bischof von Rom zur Zeit nicht 'da' ist, wird ihm als dem 'Ehrevollsten' Ehre erwiesen.
* Nachfolger des Apostelfürsten (gemeint ist Petrus)
Das sehen wir (mit den oben genannten Einschränkungen) auch so. Woraus sich allerdings aus Sicht der Orthodoxie keinerlei Rechts-sondern ein Ehrenanspruch ergibt.
* Oberster Priester der Weltkirche (Ehrentitel, der seine Stellung in der Liturgie regelt, gerade wenn Patriarchen konzelebrieren.)
So war es immer zu Zeiten der Einheit. Er wurde als primus inter pares verstanden und erhielt die Ehre der ersten Stellung.
In den 'normalen' Liturgien/Messenn wurde allerdings immer der jeweilige lokale Patriarch als erster kommemoriert und nicht der Bischof von Rom (das nur im Westen).
* Oberster Brückenbauer (Pontifex maximus) (Geht zurück auf den Titel Pontifex Maximus im römischen Reich)
Nun, dazu kenne ich keine Stellungnahmen. Mir kommt das eher geschichtlich als theologisch zu begreifen vor.
* Primas von Italien
Dazu haben wir nichts zu sagen.
* Metropolit und Erzbischof der Kirchenprovinz Rom (wie alle Metropolitanbischöfe übt er bestimmte Aufsichts- und Kontrollrechte über seine Suffraganbischöfe aus)
Dito.
* Souverän des Staates der Vatikanstadt (der weltliche Titel des Papstes)
Ohne Kommentar
* Diener der Diener Gottes (ein Titel, den Papst Gregor der Große gegeben hat. Lateinisch: servus servorum dei)
Mir ist hierbei nicht klar was dieser Titel beinhaltet. Als Ehrentitel völlig ok, als 'Bischof der Bischöfe' völlig unakzeptabel.
* Der Titel Patriarch des Abendlandes, den die Päpste seit 450, seit ihn Leo der Große angenommen hatte, geführt hatten, wurde im Annuario Pontificio des Jahres 2006 (dem offiziellen Jahrbuch des Vatikans) aus der offiziellen Papsttitulatur entfernt.
Das haben wir zur Kenntnis genommen. Und ich verstehe das nicht, denn genau der ist er in der alten Kirche gewesen. Vielleicht kann mir hier einer helfen zu verstehen.
Papst Benedikt XVI hat ja nun schon bemerkt, dass dem Osten nicht mehr abverlangt werden kann als das, was in den ersten Jahrhunderten schon 'da' war. Es gibt ja auch innerhalb der Anglikaner und auch der Lutheraner durchaus Strömungen, die sich damit anfreunden könnten, dass in aller Unterschiedlichkeit ein Anerkennen des Bischofs von Rom als dem Ersten möglich wäre. Aber das beinhaltet weder den Jurisdiktionsprimat für die Gesamtkirche noch die Unfehlbarkeit auf eine Person zugeschnitten (auch wenn der Papst da 'nur' Konzilsbeschlüsse verträte).
Also: Weder das Öffnen der alten Kisten worin sich Matth oder Irenäus oder Klemens finden noch das Lesen alter Beschlüsse, seien es Konzilien oder Canones werden uns jetzt und hier und heute helfen. Damit sind sie ganz und garnicht unwichtig aber sie werden nicht die 'Schlüssel' sein, die die Tür zur Einheit öffnen könnten.
Forderungen aus den extremen Lagern, also: Unio á la romana; oder: Erst wenn der Papst im Büssergewand kommt; haben wenig Aussichten, abgesehen davon dass beide seelsorgerlich verheerend wären.
Was also können wir hoffen? Ich, und hier spreche ich nur für mich, könnte mich mit einem Patriarchen des Westens anfreunden, unter dessen Omophor orthodoxe Gemeinden in völliger Eigenständigkeit sein könnten. Bei weitem besser fände ich die Lösung, dass sich, so wie im Anfang, Patriarchate in Autokephalie entwickeln könnte. Also: Patriarch von Deutschland oder der Vereinigten Staaten usw. die in Gemeinsamkeit die Kirche 'weiden'. Und wer sich dann dem Patriarchen von Rom und der entsprechenden Struktur unterstellen will, der möge es tun. Unterschiedliche Strukturen oder auch Traditionen (NICHT Tradition!) waren per se nicht kirchentrennend. Wichtig hierbei wäre dabei aber der Verzicht Roms darauf, dass nur die, die mit dem Bischof von Rom in Kommuniongemeinschaft sind 'echte' wären. Es geht dabei um die Kommunion ALLER untereinander. Der Unfehlbarkeitsanspruch würde verschwinden müssen denn diese Fehlentwicklung kommt einer Domestizierung des Heiligen Geistes gleich.
Quelle:
Ürbrigens: interessant zu sehen, dass es nicht nur uns so geht; oder in etwa so geht.
LG Songul