Christ86 hat geschrieben:Stephen Dedalus hat geschrieben:
Und vor allem: Mir hängen Leute zum Halse heraus, deren erster Glaubensartikel in der Ablehnung der Frauenordination zu bestehen scheint, dicht gefolgt vom zweiten: Ablehnung der Homosexualität. Was für eine Umkehrung der Glaubenslehre ist das denn?
Bei mir fängt der christliche Glaube immer noch beim Nizänum an.
Ich glaube kaum, dass die ersten beiden Glaubensartikel bei irgendwem die Ablehnung von FO oder Homosexualität sind - und das weisst du auch gut!
Nein, leider weiß ich das nicht (mehr).
Ausgehend von dem Stellenwert, den diese beiden Themen in den Diskussionen einnehmen und der Tatsache, daß sie sich als kirchentrennend erweisen, muß ich annehmen, daß sie jetzt die "Rechtgläubigkeit" einer Kirche oder sogar ganzen Tradition bestimmen. Und das halte ich für grundsätzlich problematisch. Wenn lutherische Kirchen sich gegenseitig die Kirchengemeinschaft aufkündigen, obwohl sie zu 100% bekenntnisgleich sind - nur aufgrund der Frage der Frauenordination! - dann halte ich das für ziemlich unsinnig.
(Bei der Frage der gleichgeschlechtlichen Ehe sehe ich schon größere Probleme, aber ich meine, es ist klar, was ich meine).
Ich halte mich in der Tat für sehr traditionsbewußt und theologisch weitgehend für "konservativ". Es gibt aber zwei Punkte, an denen die traditionalistischen Argumente für mich unannehmbar sind:
1. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß die Weihe von Frauen ins Priesteramt richtig ist. Daran ist nicht zu rütteln. Ich kann die Argumente der Tradis verstehen, halte sie aber für durch die Praxis und Erfahrung widerlegt. An diesem Punkt war der Schritt der Kirche, die Tradition zu erweitern, zweifelsfrei richtig.
2. Wie ich es auch drehe und wende: Ich kann mich nicht dazu bringen, die Glaubensgeschwister, die in einzelnen Punkten andere Überzeugungen als ich vertreten, einfach als Häretiker abzustempeln und in die Ketzerecke zu stellen. In den meisten erkenne ich echte Integrität und den genuinen Willen, den Willen des Vaters im Himmel zu tun und als seine Kirche hier auf der Erde die richtigen Entscheidungen zu treffen. Abgesehen von extremen liberalen Auswüchsen, die ja hier im Strang auch genannt wurden, ist eine Bandbreite an theologischen Überzeugungen aus meiner Sicht nicht nur kein Problem, sondern gehört zur Katholizität der Kirche dazu.