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Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Dienstag 8. März 2011, 09:32
von Lutheraner
anneke6 hat geschrieben:Aber seit wann kostet eine Taufe in der EKD Geld?
In den Landeskirchen finden leider viele Taufen außerhalb der regulären Gottesdienste statt. Wahrscheinlich muß/soll man dann die Kosten für Blumenschmuck, Organisten, etc. übernehmen.

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Dienstag 8. März 2011, 12:46
von Clemens
Da wundere ich mich tatsächlich, dass es Privattaufen in manchen Regionen so zahlreich gibt.
Unser Presbyterium hat kategorisch beschlossen, dass es das bei uns nicht gibt, bzw. wenn es unbedingt einmal sein soll, ein klar und nachvollziehbar begründeter Antrag gestellt wird.
Bisher wurde jeder Antrag aber abgelehnt und siehe da: es geht doch auch sonntagmorgens.

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Dienstag 8. März 2011, 12:53
von Lutheraner
@clemens: Das ist sehr erfreulich! In manchen Gemeinden finden Taufen in der Regel an gesonderten Gottesdiensten samstags statt. Damit wird die Taufe zur reinen Familienfeier (das gibt es in der Kath. Kirche auch).

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Dienstag 8. März 2011, 14:51
von anneke6
Geld bezahlen für Kirchenmusik, Blumenschmuck, "Stolgebühren", usw. kenne ich nur von Kirchen, die sich nicht durch Kirchensteuer finanzieren. Wenn man dann zusätzlich noch Geld bezahlt, führt das die Kirchensteuer ad absurdum.

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Dienstag 8. März 2011, 18:52
von ifugao
anneke6 hat geschrieben:Geld bezahlen für Kirchenmusik, Blumenschmuck, "Stolgebühren", usw. kenne ich nur von Kirchen, die sich nicht durch Kirchensteuer finanzieren. Wenn man dann zusätzlich noch Geld bezahlt, führt das die Kirchensteuer ad absurdum.

Nein Anneke das ist längst Usus in katholischen und evangelischen Kirchen auf dem Land. :/

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Dienstag 8. März 2011, 19:30
von ziphen
ifugao hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Geld bezahlen für Kirchenmusik, Blumenschmuck, "Stolgebühren", usw. kenne ich nur von Kirchen, die sich nicht durch Kirchensteuer finanzieren. Wenn man dann zusätzlich noch Geld bezahlt, führt das die Kirchensteuer ad absurdum.
Nein Anneke das ist längst Usus in katholischen und evangelischen Kirchen auf dem Land. :/
Wie es anderen Orts aussieht, kann ich nicht sagen. Hier gilt
321 a. Ausführungsbestimmungen zum Kirchengesetz über die Taufe 5. zu § 4 Abs. 1
(4) Gebühren für Amtshandlungen werden nicht erhoben. Von Gliedern der eigenen Gemeinde dürfen bei einer Taufe auch für die Nutzung der Kirche (abgesehen von außergewöhnlichen Leistungen etwa für besondere Musikaufführungen) keine Kosten erhoben werden. Nur wenn durch gesonderte Taufgottesdienste für Glieder anderer Kirchengemeinden zusätzliche Kosten entstehen, kann um eine Spende gebeten oder können solche Kosten in angemessener Höhe in Rechnung gestellt werden.

Besteht eine individuelle Bindung an die Kirchengemeinde, in der die Amtshandlung durchgeführt wird, so soll dies berücksichtigt werden. In jedem Fall soll jedoch im Blick sein, dass für viele Kirchenglieder ihre Zugehörigkeit zur Kirche, in der sie auch Kirchensteuer zahlen, größere Bedeutung hat als der Bezug zu ihrer Wohnortgemeinde. Für besonders häufig beanspruchte Gemeinden kann deshalb auch ein angemessener Finanzausgleich auf Ebene des Kirchenkreises oder der Region vorgesehen werden.
Ein Organistendienst ist sicherlich keine besondere Musikaufführung.
Bei Taufen in Gemeindegottesdiensten erübrigt sich die Kostenfrage ohnehin.
Und Tauftouristen sollen halt zu Hause bleiben!

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Mittwoch 9. März 2011, 00:35
von HeGe
Hier im Erzbistum Köln gab es erst im letzten Jahr einen Rundbrief des Generalvikars, der noch einmal deutlich machte, dass für die Durchführung von Trauungen, Taufen, etc., kein Geld genommen werden darf.

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Mittwoch 9. März 2011, 05:26
von ifugao
Dieses Rundschreiben wird sicherlich nicht ohne Grund in Umlauf gekommen sein.

Könnte es sein, daß die sich im Ruhestand befindlichen Pfarrer das eigentliche Problem darstellen? Ich kenne einige Pfarrer die sich nach ihrer Pensionierung mit Trauerfeiern ein lukratives Zubrot verdienen. Damit vergrätzt man aber Gläubige und das finde ich nicht in Ordnung. Das habe ich auch schon an geeigneter Stelle klar und deutlich persönlich gesagt.

In dem mir bekannten Fall hat sich ein pensionierter Pfarrer ein sattes Zubrot von 1800 Euro verdient..... :(

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Mittwoch 9. März 2011, 08:54
von lutherbeck
Also - etwas ketzerisch gesagt: das nehmen von Geld für die Spendung eines Sakramentes finde ich einfach abartig!

Aber irgendwie schließt sich so vielleicht der Kreis: "...sobald die Münz im Kasten klingt - die Seele aus dem Fegefeuer springt!"

Luther würde sich im Grabe umdrehen!

:auweia:

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Mittwoch 9. März 2011, 09:40
von asderrix
anneke6 hat geschrieben:Geld bezahlen für Kirchenmusik, Blumenschmuck, "Stolgebühren", usw. kenne ich nur von Kirchen, die sich nicht durch Kirchensteuer finanzieren.
Welche sollen das sein?

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Mittwoch 9. März 2011, 11:08
von Clemens
Bei uns ist das Prinzip recht einfach:
Amtshandlungen kosten nichts (in Worten: null).
Verursachen Sonderwünsche der "Kunden" nennenswerte Unkosten (z.B. zusätzliche Gottesdienste mit Mesner, Organist, Heizung im Winter) wird dafür auswärtigen Leuten, die aus irgendwelchen sekundären Gründen (schöne Kirche, passende Gastronomie oder so) zu uns kommen, anstatt in ihrer Heimatpfarrei zu feiern, ein angemessener Betrag in Rechnung gestellt.

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Mittwoch 9. März 2011, 11:15
von anneke6
asderrix hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Geld bezahlen für Kirchenmusik, Blumenschmuck, "Stolgebühren", usw. kenne ich nur von Kirchen, die sich nicht durch Kirchensteuer finanzieren.
Welche sollen das sein?
Das können katholische Kirchen außerhalb des deutschen Sprachraums sein, oder orthodoxe Gemeinden. Einige Gemeinen haben im Internet Preisvorstellungen mit drei Nullen für eine Hochzeit inklusive Sänger. Allerdings ist das der extremste Fall, der mir bisher untergekommen ist, andere Angebote haben drei Nullen, und vor allem hat ein orthodoxer Freund von mir für seine Hochzeit nichts bezahlen müssen, auch nichts für die Taufe vom Kind.
Wie es mit evangelischen Gemeinden, die sich nicht über Kirchensteuer finanzieren aussieht, weiß ich nicht.

Und erst einmal Danke an Clemens für seine Antwort.

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Mittwoch 9. März 2011, 12:11
von HeGe
ifugao hat geschrieben:Könnte es sein, daß die sich im Ruhestand befindlichen Pfarrer das eigentliche Problem darstellen?
Das hätte ich ehrlich gesagt noch nie gehört. Ich denke, es ging vor allem um Kirchen, die aufgrund ihrer Lage oder Schönheit bevorzugt für Hochzeiten "gebucht" werden und wo dann findige Leute auf die Idee kommen könnten, dies monetär auszunutzen. Und es ging auch weniger um ein Zubrot für den Pfarrer, als um eine extra Bezahlung für die sog. Folgedienste, also insbes. Küster und Organist.

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Mittwoch 9. März 2011, 12:17
von cantus planus
ifugao hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Geld bezahlen für Kirchenmusik, Blumenschmuck, "Stolgebühren", usw. kenne ich nur von Kirchen, die sich nicht durch Kirchensteuer finanzieren. Wenn man dann zusätzlich noch Geld bezahlt, führt das die Kirchensteuer ad absurdum.
Nein Anneke das ist längst Usus in katholischen und evangelischen Kirchen auf dem Land. :/
Das kenne ich aus der katholischen Kirche teilweise auch. Der Organist muss von den Leuten immer bezahlt werden, wenn Kasualien nicht zu seinem Dienstumfang gehören, und das ist mittlerweile eher die Regel.

Und dass der Blumenschmuck entweder selbst organisiert, oder aber bezahlt wird, sollte ebenfalls selbstverständlich sein. Ihr ahnt ja nicht, was für ein Affentheater diese "Familienfeiern" teilweise sind, und wie das mit den Jahren immer stärker ausartet. Dass die Kirche hier eine marginale Aufwandsentschädigung verlangt (Bitte: Was sind vielleicht hundert Euro bei den Gesamtkosten einer Trauung o.ä.?), ist überhaupt nicht problematisch.

Es wird ja nicht für den Sakramentenempfang Geld verlangt. Das wäre reine Simonie. Und die dürfte so wohl auch bei Protestanten nicht zu finden sein.

Re: Sodom und Co. II

Verfasst: Donnerstag 10. März 2011, 09:30
von ad-fontes
cantus planus hat geschrieben:[Es wird ja nicht für den Sakramentenempfang Geld verlangt. Das wäre reine Simonie. Und die dürfte so wohl auch bei Protestanten nicht zu finden sein.
Simonie ist Ämterkauf. Du meinst Stolgebühren. Diese sind aber weder per se sündhaft noch grundsätzlich abzulehnen, sondern können von der kirchlichen Autorität bei Bedarf (z.B. Ortskirche in einem Staat ohne Kirchensteuer oder wenn es üblich ist, daß dem Seelsorgsgeistlichen kein Fixum zukommt) festgesetzt werden.

Daß sich an Stolgebühren die Geister scheiden, steht ebenso außer Frage, wie die Tatsache, daß sie unter den gegenwärtigen Bedingungen unangebracht sind, ja Anlaß zu Ärgernis geben könnten.

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 13:21
von ziphen
Ich habe gerade einen Artikel über das am kommenden Wochenende in Bremerhaven stattfindende Tauffest gelesen. Wenn ich den so lese, könnte ich tatsächlich auf die Idee kommen, eine Taufe in der Kirche würde etwas kosten.
"Bisher kam immer irgendwas dazwischen, wenn wir die Kinder taufen lassen wollten", sagt die 29-Jährige. [Fünf Kinder, ältestes 12 Jahre, alle werden nun getauft. :daumen-rauf: Anmk. ziphens]"Mal war jemand krank, mal fehlten die Paten, dann war mein Mann arbeitslos und es war finanziell eng." Jetzt passt alles: Die Kirche sorgt für einen festlichen Rahmen, nach der Taufe gibt es kostenlos Kaffee und Kuchen.
Dazu kommt eine soziale Komponente, denn oft melden sich Alleinerziehende an, für die ein Tauffest sonst unerschwinglich wäre.
Das Argument mit den arm an Geld seienden Alleinerziehenden habe ich in den letzten Monaten immer wieder in den verschiedenen Beiträgen zu diesen ganzen Tauffesten gelesen. Ich verstehe es nicht. Ich kenne es so, dass man mit Großeltern und Paten evtl. noch Onkel und Tanten in den Sonntagsgottesdienst geht, das Kind taufen lässt und anschließend gibt es noch ein Essen. Dazu kann man in eine Gaststätte gehen, oder nach Hause und Opa schmeißt ein paar Würste auf den Grill oder man schneidet anderweitig quer. Und fertig ist die Laube. Feiern die eigentlich auch die Geburtstage ihrer Kinder nicht? Ja, ok. Es mag welche geben, denen es finanziell wirklich so dreckig geht.

Nebenbei bemerkt: Man könnte Tauffeier und Geburtstagsfeier auch kombinieren...

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 13:26
von cantus planus
Es ist schon rein argumentativ abenteuerlich, die Taufe nicht vorzunehmen, weil für's Gelage hinterher kein Geld da ist. :vogel:

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 13:32
von ziphen
Deswegen regt mich das ja so auf.

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 14:08
von Reinhard
ziphen hat geschrieben:. . . Ja, ok. Es mag welche geben, denen es finanziell wirklich so dreckig geht.
Ja, und dieser winzige Satz ist in der Realität die ganz reale Hürde.

Die Eltern wollen eine angemessene Familienfeier ausrichten, aber einige haben einfach das Geld nicht dafür. Und da hilft kein Oma / Opa / Onkel /Tante, wenn die es entweder auch nicht haben, oder mit der Kirche nichts am Hut haben. Deshalb war es für die zitierte Familie ja auch die Lösung, dass die Kirchgemeinde dort eingesprungen ist:
Die Kirche sorgt für einen festlichen Rahmen, nach der Taufe gibt es kostenlos Kaffee und Kuchen.
Auf dem Hintergrund, wie auch bei uns etliche Menschen leben müssen, kann ich das sehr gut nachvollziehen. Und ich finde diese Haltung der Kirchgemeinde nur vorbildlich.

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 16:04
von cantus planus
Natürlich ist das vorbildlich. Das Problem ist ein anderes: wenn eine Kirchengemeinde nicht Kaffee und Kuchen spendiert, und dann die Taufe unterbleibt, weil es kein schönes Familienfest gibt, dann hängt da etwas gewaltig schräg.

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 17:54
von ChrisCross
Die einen fasziniert der Ort, andere eine Partystimmung, die sie sonst in der Kirche vermissen.
:vogel:

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 19:40
von Marcus
cantus planus hat geschrieben:Natürlich ist das vorbildlich. Das Problem ist ein anderes: wenn eine Kirchengemeinde nicht Kaffee und Kuchen spendiert, und dann die Taufe unterbleibt, weil es kein schönes Familienfest gibt, dann hängt da etwas gewaltig schräg.
Sicherlich hängt da was gewaltig schräg. Aber die Kirchen werden hierzulande auch als Dienstleister für besondere Familienfeiern in Anspruch genommen. Und wenn die Dienstleistung nicht hält, was sie verspricht oder wegen des ganzen Drumherums schlicht zu teuer ist, dann wird sie einfach nicht in Anspruch genommen. Dass es bei der Tauffeier aber nicht darum geht, dass Kind zu feiern, sondern darum geht, sich darüber zu freuen, dass das Kind von seinen Sünden erlöst und in die Gemeinschaft mit Christus aufgenommen wird und unseren Herrn dafür dankbar zu sein, wissen viele heute nicht mehr oder sie glauben ohnehin nicht mehr daran.

So einen ähnlichen Fall gibt es auch in meinem ferneren Bekanntenkreis. So wurde z. B. die kirchliche Trauung um mehr als ein Jahr nach der standesamtlichen Ehrschließung verlegt, weil man sich zunächst keine angemessene Hochzeitsfeier leisten konnte/wollte, aber hierauf auch nicht verzichten wollte.

Re: Taufe in der EKD - kostenpflichtig?

Verfasst: Donnerstag 30. Juni 2011, 23:22
von Tritonus
ziphen hat geschrieben: ... Das Argument mit den arm an Geld seienden Alleinerziehenden habe ich in den letzten Monaten immer wieder in den verschiedenen Beiträgen zu diesen ganzen Tauffesten gelesen. Ich verstehe es nicht. ...
Es scheint für Alleinerziehende durchaus noch andere Hindernisse zu geben:
beispielsweise http://www.ekir.de/juechen/794.php hat geschrieben: ... Die Statistik sagt auch, dass Alleinerziehende - 3 % aller Kinder kommen bei ihnen zur Welt - den öffentlichen Auftritt im Gottesdienst scheuen; sich durchaus aber wünschen, dass ihr Kind getauft, gesegnet und der Fürsorge Gottes anvertraut wird. ...