Bei allem was an Schneider zu kritisieren ist, halte ich das für einen Vorwurf, der nicht gerechtfertigt ist. Es gehört zum Wesen des Katholizismus anderen Konfessionen vorzuwerfen, sich ihm gegenüber profilieren zu wollen. Man erkennt leicht, dass diese Behauptung falsch ist, wenn man über Mitteleuropa hinausschaut: Der Vorwurf wird dem liberalen und individualistischen Protestantismus in Deutschland genauso gemacht, wie dem konservativen und zentralistischen Protestantismus in Nord- und Südamerika. Gegenüber anderen Konfessionsfamilien wie Anglikanern und Orthodoxen finden sich sicherlich auch Beispiele.Evagrios Pontikos hat geschrieben:Hieraus folgt auch das Weitere: Schneider profiliert seinen Protestantismus gegenüber dem Katholizismus: kein Lehramt, kein Besitzen und Austeilen der Wahrheit
Der Vorwurf wird mit den unterschiedlichsten Begründungen versehen: Beim deutschen Protestantismus ist es das fehlende Lehramt, beim nord- und südamerikanischen - wo es in der Regel verbindliche Lehraussagen der Kirchen oder Gemeinden gibt - dann eben die Ablehnung der römischen Eucharistiefrömmigkeit, der Liturgiebezogenheit oder einzelner römischer Dogmen. Manche Katholiken picken sich gerne Eigenheiten oder Glaubensaussagen der einzelnen Gemeinschaften heraus und versuchen sie zur Selbstbestätigung als angebliche Profilierung oder bewusste Abgrenzung gegenüber dem römischen Katholizismus darzustellen.