Pilgerer hat geschrieben:Für mich gibt es zwei denkbare evangelische Deutungen: 1. Korrektur von Fehlentwicklungen oder 2. ein neuer Schritt im Lebenslauf der Kirche
Wenn die protestantischen Landeskirchen überhaupt mal eines Tages ernsthaft daran interessiert sein sollten, sich mit der römisch-katholischen Kirche „wiederzuvereinigen“, wären Korrekturen an den eigenen Fehlentwicklungen absolute Voraussetzung, damit Rom mit ihr überhaupt einen konstruktiven Annäherungsdialog führen kann. Dann müssen halt „heilige Kühe“ wie die Frauenordination, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sowie weitere modernistische Verwirrungen fallen. Ebenso wird es auch Rom nicht erwarten können, dass sich konservative evangelische Christen der römisch-katholischen Kirche anschließen, wenn dies nur unter der Bedingung geschehen kann, die letzten drei Dogmen anzunehmen. Und auch Lehren wie die über die Rechtfertigung und Heiligung, insbesondere über das Fegefeuer und Ablasswesen, sowie zum Messopfer machen es selbst einem konservativen ev.-luth. Christen noch schwer, sich z. B. der RKK dann anzuschließen, wenn sich die SELK dem Modernismus und Liberalismus der Landeskirche annähern sollte.
Gewisse moderne und liberale Strömungen findet man ja auch leider bei uns vor. Es ist darum durchaus möglich, dass ich es zu meinen Lebzeiten noch erleben werde, dass die SELK vom rechten Weg abkommen wird, so dass ich mir ernsthafte Gedanken darüber zu machen habe, ob ich mich in diesem Fall, den Gott verhüten möge, der noch viel kleineren ELFK anschließen werde, mit der ich aber auch so meine Probleme habe, oder mich doch zähneknirschend der römisch-katholischen Kirche zuwenden und zumindest Bereitschaft mitbringen werde, mich nochmals vorbehaltlos und gründlich mit den Lehren und Gebräuchen auseinanderzusetzen, die mich derzeit noch von einer Konversion abhalten würden. Auch die Orthodoxie käme natürlich in Betracht. Denn auch bei der RKK ist Vorsicht und Wachsamkeit geboten, da es auch in ihren Reihen genügend Strömungen gibt, welche die Kirche dorthin führen wollen, wo die Landeskirchen bereits stehen. So wird man nachher eines Tages noch vor der Wahl stehen: orthodoxe Kirche oder FSSPX. Und bereits diese Zukunftsperspektiven zeigen wie düster es letztlich für einen konservativen ev.-luth. Christen im Lande der Reformation in absehbarer Zeit schlimmstenfalls ausschauen könnte.
Und ganz ehrlich: Weder die RKK noch die Lutheraner haben 500 Jahre nach der Reformation wirklich Grund, über ihre weiteren Entwicklungen seit der Trennung besonders stolz zu sein. Denn der sukzessive Abfall vom Glauben wird in beiden Lagern von bestimmten, einflussreichen Gruppen vorangetrieben. Früher hatte man versucht, die Christen offen zu bekämpfen, heute geschieht das heimlich durch Einschleusungen der eigenen Leute in einflussreiche Positionen innerhalb der Kirche, welche die Kirche der gefallenen Welt anpassen wollen.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)