Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
Raphael

Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Raphael »

Melanchthon hat geschrieben:Weltweit gesehen wächst jede Gemeinschaft.

Aber in Europa und allgemein den westlichen Industriestaaten gerät die Gemeinschaft Christi ins Wanken.

Das wollte ich nur zu bedenken geben. Ich zu meinem Teil halte mich bei so was zurück. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. :P
Und schon wieder verwechselst Du etwas: Auf die eindeutige Zusage Christi in Mt 16, 18 zu vertrauen, kann überhaupt gar kein Hochmut sein! :)

Melanchthon
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Melanchthon »

Mt 23, 12

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asderrix
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von asderrix »

Ich habe erst mal zugesperrt, da es sehr wenig lesenswertes in den letzten Beiträgen gibt, aber sehr viel Quatsch.
Jedes Gedächtnismahl sagt: Das Beste kommt noch!

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Niels
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Niels »

Meli, Du wirst offenbar dringend gebraucht: http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... angel.html
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Tritonus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Tritonus »

Daraus:
... Doch jetzt verdichten sich die Hinweise, dass auch die evangelische Kirche auf einen Mangel an Pfarrern zusteuert.
Das ist ja erschütternd. Ich empfehle den evangelischen Brüdern zwei Sofortmaßnahmen, die -- wie einige unserer Spezialisten seit Jahrzehnten versichern -- garantiert zu einer Lösung des Problems führen werden:
1. Aufhebung des Zölibats,
2. Einführung der Frauenordination.

:narr:

Melanchthon
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Melanchthon »

Tritonus hat geschrieben:Daraus:
... Doch jetzt verdichten sich die Hinweise, dass auch die evangelische Kirche auf einen Mangel an Pfarrern zusteuert.
Das ist ja erschütternd. Ich empfehle den evangelischen Brüdern zwei Sofortmaßnahmen, die -- wie einige unserer Spezialisten seit Jahrzehnten versichern -- garantiert zu einer Lösung des Problems führen werden:
1. Aufhebung des Zölibats,
2. Einführung der Frauenordination.

:narr:
Die Probleme liegen anderweitig. Wie im Artikel beschrieben.

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Linus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Linus »

Nämlich in der Wiedereinführung des Zölibats
und der Abschaffung der Frauenordination oder was?

irritiert :hae?:

Linus
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Stephen Dedalus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Kilianus hat geschrieben: Nimm's Dir nicht so zu Herzen. Wenn ich an dieser Stelle noch einmal Drewermann zitieren darf: „Politisch ist allein die Masse stark; religiös ist die Masse gleichgültig.“ :nuckel:
Deine persönliche Entgleisung übergehe ich jetzt einfach. Im übrigen habe ich nicht behauptet, die Mehrheit habe allein deshalb recht, weil sie die Mehrheit sei. Eine solche Aussage schiebst Du mir unter.

Aber es freut mich, dass Du mir in der Sache dann doch implizit zustimmst: Ihr repräsentiert eine Minderheit, die den Anspruch erhebt, dem katholischen Kirchenvolk in Deutschland die Richtung vorzugeben, was als wirklich 'katholisch' zu gelten habe. Und dies an den Bischöfen vorbei oder sogar in Opposition zu ihnen und damit gegen das ordentliche Lehr- und Hirtenamt der Kirche. Ein solches Selbstverständnis kennzeichnet gemeinhin nicht die kirchliche Gesinnung, sondern die Sekte.
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Florianklaus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Florianklaus »

Niels hat geschrieben:Meli, Du wirst offenbar dringend gebraucht: http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... angel.html
Kann jemand bestätigen, daß es vermehrt evangelikale Theologiestudenten gibt, die andere Kandidaten abschrecken?

Was die befürchtete Überlastung wegen Großgemeinden und hohen Erwartungsdrucks angeht, so glaube ich, daß dies auch ein Grund für den Rückgang der Priesteramtskandidaten in der katholischen Kirche ist.

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taddeo
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von taddeo »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Ihr repräsentiert eine Minderheit, die den Anspruch erhebt, dem katholischen Kirchenvolk in Deutschland die Richtung vorzugeben, was als wirklich 'katholisch' zu gelten habe. Und dies an den Bischöfen vorbei oder sogar in Opposition zu ihnen und damit gegen das ordentliche Lehr- und Hirtenamt der Kirche. Ein solches Selbstverständnis kennzeichnet gemeinhin nicht die kirchliche Gesinnung, sondern die Sekte.
Sorry, Stephen, daß ich Dir hier in der Klausnerei entschieden widersprechen muß, aber das kann man als Katholik nicht auf sich sitzen lassen (und das weißt Du auch ganz genau, denke ich):

Im Gegensatz zu all den freischaffenden Frömmigkeitsvereinigungen, die hier in der Klausnerei ein Reservat finden, hängt in der Kirche die Bestimmung dessen, "was als wirklich katholisch zu gelten habe", nicht an ein paar einzelnen (zB deutschen) Bischöfen, sondern am universalen Lehramt der Kirche. Sekte sind daher diejenigen, die sich von diesem universalen Lehramt durch Gedanken, Worte, Werke und Unterlassung absondern, selbst wenn sie formal als katholische Bischöfe daherkommen. Kein Bischof kann für sich beanspruchen, "das ordentliche Lehr- und Hirtenamt der Kirche" auszuüben, wenn er dem universalen Lehramt in längst entschiedenen Fragen explizit widerspricht.

(Ich weiß, da sind jetzt ein paar Prämissen drin, die Du natürlich nicht anerkennst - aber aus katholischer Sicht sind die nicht hinterfragbar, und nur diese Sicht ist in dieser Frage maßgeblich.)

Stephen Dedalus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Ich hätte das universale Lehramt sogar in meine Aufzählung oben mit hineinnehmen können. Damit hätte ich im Grundsatz nichts verändert, allerdings den Kreis derjenigen, auf die meine Beschreibung zutrifft, vermindert. Die Grenzen sind ja fließend, das weißt Du selbst, denn Du bist einer der größten Kritiker der Separatisten in diesem Forum. Denn es gibt ja unter den traditionalistisch gesonnenen Katholiken auch immer mehr, bei denen die Loyalität zum universalen Lehramt zu einer theoretischen Größe verkommen ist, ohne praktische Auswirkungen. Bei manchen reicht's noch für den Papst und das aktuelle Rom, bei den anderen ist's dann schon nur noch das 'ewige Rom' usw. usf. Du kennst das.
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taddeo
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von taddeo »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Ich hätte das universale Lehramt sogar in meine Aufzählung oben mit hineinnehmen können. Damit hätte ich im Grundsatz nichts verändert, allerdings den Kreis derjenigen, auf die meine Beschreibung zutrifft, vermindert. Die Grenzen sind ja fließend, das weißt Du selbst, denn Du bist einer der größten Kritiker der Separatisten in diesem Forum. Denn es gibt ja unter den traditionalistisch gesonnenen Katholiken auch immer mehr, bei denen die Loyalität zum universalen Lehramt zu einer theoretischen Größe verkommen ist, ohne praktische Auswirkungen. Bei manchen reicht's noch für den Papst und das aktuelle Rom, bei den anderen ist's dann schon nur noch das 'ewige Rom' usw. usf. Du kennst das.
Das sind dann freischaffende Frömmigkeitsvereinigungen aus der Sakramentskapelle. Die habe ich in meiner Antwort nicht berücksichtigt.

Ich dachte, Du sprichst hier den "normalen" Katholizismus an, wie Deine Erwähnung der Bischöfe und ihres ordentlichen Lehramtes nahelegte.

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Moser
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Moser »

Tritonus hat geschrieben:Daraus:
... Doch jetzt verdichten sich die Hinweise, dass auch die evangelische Kirche auf einen Mangel an Pfarrern zusteuert.
Das ist ja erschütternd. Ich empfehle den evangelischen Brüdern zwei Sofortmaßnahmen, die -- wie einige unserer Spezialisten seit Jahrzehnten versichern -- garantiert zu einer Lösung des Problems führen werden:
1. Aufhebung des Zölibats,
2. Einführung der Frauenordination.

:narr:
:D
Aber Spaß beiseite: Der Beitrag ist insoweit richtig, als dass sich auch die evangelische Kirche früher oder später Gedanken um die Zulassungsbedingungen zum Pfarramt machen muss. Momentan ist es so, dass erstens ohne das klassische Theologiestudium ohnehin nichts geht, und zweitens man keine Chance mehr hat, wenn man dieses Studium nicht in jungen Jahren absolviert hat. Für - ich nenne es jetzt mal - "Spätberufene" gibt es da momentan keinerlei Möglichkeiten, weil es (zumindest in meiner Landeskirche) für das Vikariat eine Altersgrenze gibt.
Auch die vielbeschworene Ordination von "viri probati" könnte über kurz oder lang ein Thema werden.

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taddeo
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von taddeo »

Moser hat geschrieben:Für - ich nenne es jetzt mal - "Spätberufene" gibt es da momentan keinerlei Möglichkeiten, weil es (zumindest in meiner Landeskirche) für das Vikariat eine Altersgrenze gibt.
Warum das denn? :hae?:

San Marco
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von San Marco »

taddeo hat geschrieben:
Moser hat geschrieben:Für - ich nenne es jetzt mal - "Spätberufene" gibt es da momentan keinerlei Möglichkeiten, weil es (zumindest in meiner Landeskirche) für das Vikariat eine Altersgrenze gibt.
Warum das denn? :hae?:

Weil das in den deutschen Landeskirchen knallhart analog zum Beamtenrecht läuft........(die sind nie vom berühmten "Thron und Altar" weggekommen).
Somit kann ein berufener z.B. 43jähriger nicht mehr die "beamtenrechtliche" Laufbahn zum Vikar/Pfarrer einschlagen. Einige Landeskirchen überlegen inzwischen, das Alter fürs Vikariat auf 45 Jahre hochzusetzen.

Erster Ansatzpunkt für eine Kirchenreform wäre also schon mal die völlige Ablösung des "Beamtendenkens" in den evangelischen Landeskirchen.

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taddeo
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von taddeo »

Sowas hab ich mir fast gedacht.
(Eine Altersgrenze gibt es bei uns für die ständigen Diakone, die müssen zur Weihe zwischen 25 bzw. 35 und 50 sein. Aber in begründeten Ausnahmefällen kann davon dispensiert werden. Für die Priesterweihe gibt es prinzipiell keine Altersbegrenzung, man schaut halt, ob einer den Anforderungen des Priesterdaseins körperlich noch gewachsen ist.)

Pilgerer
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Pilgerer »

Ein Vorteil der römisch-katholischen Kirche ist, dass sie grundsätzlich über eine große Weite verfügt, in der konservative, liberale, charismatisch-evangelikale und uniert-orthodoxe Gruppierungen Platz finden. Dazu vieles dazwischen (die Bischöfe sind oft in Mittelpositionen). In der Zukunft wird sich zeigen, ob sie diese Weite behält oder verengt wird.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Stephen Dedalus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Stephen Dedalus »

San Marco hat geschrieben: Weil das in den deutschen Landeskirchen knallhart analog zum Beamtenrecht läuft........(die sind nie vom berühmten "Thron und Altar" weggekommen).
Somit kann ein berufener z.B. 43jähriger nicht mehr die "beamtenrechtliche" Laufbahn zum Vikar/Pfarrer einschlagen. Einige Landeskirchen überlegen inzwischen, das Alter fürs Vikariat auf 45 Jahre hochzusetzen.

Erster Ansatzpunkt für eine Kirchenreform wäre also schon mal die völlige Ablösung des "Beamtendenkens" in den evangelischen Landeskirchen.
:klatsch: :klatsch: :klatsch:

Stimmt vollkommen.

Allerdings bewegt sich langsam etwas. In meiner Landeskirche bietet man jetzt auch ein Theologie-Aufbaustudium für Spätberufene an, berufsbegleitend, mit der späteren Möglichkeit zur Aufnahme ins Vikariat und den Pfarrdienst. Kostet allerdings 10,000 EUR und dauert drei Jahre. Daneben gibt es das Prädikantenamt. Prädikanten müssen kein Theologiestudium absolviert haben und arbeiten ehrenamtlich. Sie sind im liturgischen Bereich den Pfarrern gleichgestellt, dürfen allerdings keine Pfarreien leiten oder pfarramtliche Aufgaben übernehmen (i.e. Dienstsiegel führen, Amtshandlungen beurkunden etc.). Auch hier schlägt das Beamtendenken wieder voll durch. :)
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overkott
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von overkott »

Pilgerer hat geschrieben:Ein Vorteil der römisch-katholischen Kirche ist, dass sie grundsätzlich über eine große Weite verfügt, in der konservative, liberale, charismatisch-evangelikale und uniert-orthodoxe Gruppierungen Platz finden. Dazu vieles dazwischen (die Bischöfe sind oft in Mittelpositionen). In der Zukunft wird sich zeigen, ob sie diese Weite behält oder verengt wird.
Eigentlich ist die Kirche keine politische Union, sondern eine geistliche Gemeinschaft mit Christus und von daher mit konservativ oder liberal falsch etikettiert oder unterwandert.

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Moser
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Moser »

Stephen Dedalus hat geschrieben: Daneben gibt es das Prädikantenamt. Prädikanten müssen kein Theologiestudium absolviert haben und arbeiten ehrenamtlich. Sie sind im liturgischen Bereich den Pfarrern gleichgestellt, dürfen allerdings keine Pfarreien leiten oder pfarramtliche Aufgaben übernehmen (i.e. Dienstsiegel führen, Amtshandlungen beurkunden etc.). Auch hier schlägt das Beamtendenken wieder voll durch. :)
Da könnte man auch ansetzen und den Prädikanten weitergehende Befugnisse verleihen. Aber dann müsste man wohl auch den reinen Ehrenamtscharakter überdenken. Zudem gibt es da ja gewaltige Unterschiede, in manchen Landeskirchen werden sie ordiniert, in anderen nicht...

Tritonus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Tritonus »

Florianklaus hat geschrieben:Kann jemand bestätigen, daß es vermehrt evangelikale Theologiestudenten gibt, die andere Kandidaten abschrecken?
Ich habe keine Ahnung, ob Evangelikale tatsächlich andere Kandidaten abschrecken. (Vorstellen könnte ich es mir gut. :breitgrins: )

Allerdings habe ich den starken Eindruck, dass im evangelikalen Milieu innerhalb der EKD in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen wurden, um aus der Rolle der "schweigenden Mehrheit", die die Evangelikalen vielerorts darstellen, herauszukommen und zu einer "redenden Mehrheit" zu werden. Gerade die sehr aktiven und konstanten Mitarbeiter in vielen EKD-Gemeinden fühl(t)en sich durch ihre Kirchenleitung -- angefangen von den Gemeinde-Kirchenvorständen über die Synodalen bis zu Pfarrern, Bischöfen und Kirchenbehörden -- in keiner Weise mehr vertreten. Ich kenne mindestens eine EKD-Gemeinde, bei der sämtliche Post aus Richtung Kirchenleitung (Kirchenzeitungen, Faltblätter, Einladungen zu Bildungsveranstaltungen ...) seit Jahren original verpackt und ungelesen vom Posteingang ins Altpapier fliegt. Man nutzt zwar dankend den einen oder anderen "Service" der EKD, d.h. ein Kirchengebäude samt Gemeindehaus, Gehalt für die Pfarrer usw., aber auf die Verlautbarungen der "Ungläubigen" und der Schwätzer aus den oberen Etagen der Kirchenhierarchie kann man bestens verzichten.

Deshalb versuchen Evangelikale in letzter Zeit verstärkt, die Karrieristen auf allen Ebenen der EKD langsam wenigstens teilweise durch eigene Leute zu ersetzen. Dazu gehört eben zwangsläufig, dass man die eigenen Leute verstärkt dazu ermutigt, Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden.

Melanchthon
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Melanchthon »

Tritonus hat geschrieben:Deshalb versuchen Evangelikale in letzter Zeit verstärkt, die Karrieristen auf allen Ebenen der EKD langsam wenigstens teilweise durch eigene Leute zu ersetzen. Dazu gehört eben zwangsläufig, dass man die eigenen Leute verstärkt dazu ermutigt, Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden.
Als Beispiel magst du uns nennen?

Tritonus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Tritonus »

Melanchton hat geschrieben:Als Beispiel magst du uns nennen?
Als Beispiel für was?

Für Evangelikale, die Theologie studieren? Am besten mit Namen und Adressen? -- Da wirst Du selbst möglicherweise noch einige kennenlernen.

Oder für Gemeinden innerhalb der EKD, die eindeutig evangelikal ausgerichtet sind?

Da belasse ich's mal bei zwei Beispielen -- ich kenne beide Gemeinden aus eigener Anschauung -- aus verschiedenen Landeskirchen:

1. --> http://www.waldkirche-obertshausen.de/
Ein besonderes Schmankerl ist schon der "Newsletter" auf der ersten Seite, in dem nur notdürftig die Tatsache verschleiert wird, dass diese Gemeinde die übliche EKD-Theologen-Dutzendware (intern: "die Ungläubigen") kategorisch ablehnt und dass deshalb längst nicht jeder Pfarrer in Frage kommt:
Liebe Geschwister!
In der letzten Sitzung des Kirchenvorstands hatten wir wieder Dekan Carsten Tag zu Gast. Er lobte unseren Einsatz in der seit 15 Monaten währenden Vakanzzeit, zeigte sich aber auch ratlos, wie wir unsere Stelle besetzen könnten. Die größte Herausforderung scheint darin zu liegen, dass es aktuell zu wenig wechselwillige bzw. bewerbungsfähige Pfarrer/innen in der EKHN gibt und dass wir aufgrund unseres Gemeindeprofils nicht für jede/n Pfarrer/in in Frage kommen.
2. --> http://www.kirchekelzenberg.de/

Steck mal Deine Nase in diese und/oder viele ähnliche Gemeinden, dann bist Du ausreichend mit Beispielen bedient.

San Marco
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von San Marco »

Mir ist von der Universität Tübingen bekannt, dass es dort teilweise zu Problemen in den Seminaren kam, weil die verschiedenen Studentengruppen von der Ausrichtung nicht ganz harmonierten. Man muss allerdings den Pietismus doch von den strammen Evangelikalen abgrenzen.
Ich kenne einen Professor dort und weiss, dass der klassische Evangelikale eher andere Lehrstätten vorzieht. Der Marsch durch die Institutionen ist schon steinig, wenn man in Studienarbeiten dauernd auffällt.

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Clemens
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Clemens »

San Marco hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Moser hat geschrieben:Für - ich nenne es jetzt mal - "Spätberufene" gibt es da momentan keinerlei Möglichkeiten, weil es (zumindest in meiner Landeskirche) für das Vikariat eine Altersgrenze gibt.
Warum das denn? :hae?:

Weil das in den deutschen Landeskirchen knallhart analog zum Beamtenrecht läuft........(die sind nie vom berühmten "Thron und Altar" weggekommen).
Somit kann ein berufener z.B. 43jähriger nicht mehr die "beamtenrechtliche" Laufbahn zum Vikar/Pfarrer einschlagen. Einige Landeskirchen überlegen inzwischen, das Alter fürs Vikariat auf 45 Jahre hochzusetzen.

Erster Ansatzpunkt für eine Kirchenreform wäre also schon mal die völlige Ablösung des "Beamtendenkens" in den evangelischen Landeskirchen.
Das Problem würde aber nicht durch die vermehrte Zulassung von Frührentnern (*sorry* ;) ) gelöst, sondern was fehlt, sind die jungen Pfarrer, die noch arbeiten, wenn meine Generation in den Ruhestand geht, also in ca.20/25 Jahren. Und da sieht es katastrophal mau aus.

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taddeo
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von taddeo »

Clemens hat geschrieben:Das Problem würde aber nicht durch die vermehrte Zulassung von Frührentnern (*sorry* ;) ) gelöst, sondern was fehlt, sind die jungen Pfarrer, die noch arbeiten, wenn meine Generation in den Ruhestand geht, also in ca.20/25 Jahren. Und da sieht es katastrophal mau aus.
Das wundert mich wirklich. Als ich selber studierte, hieß es immer, mit evangelischen PastorInnen können man die sprichwörtlichen Säue füttern, weil es soviele davon gebe, daß mancherorts sich Pfarrersehepaare eine einzige Stelle teilen müßten.
Hat sich da soviel geändert in den letzten 20 Jahren? :hmm:

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Clemens
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Clemens »

Ja. Seit jener Zeit ist die Zahl der Studierenden massiv eingebrochen (kein Wunder, wenn man den damaligen Umgang mit den überschüssigen Theologen betrachtet) auf ca.10-20% des Vorkrisenstands. Daher kommt das ja: wenn die starken Jahrgänge (Aufnahme ins Vikariat ca.1980 bis ca.1995) pensioniert werden, ist fast niemand mehr übrig.

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taddeo
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von taddeo »

Clemens hat geschrieben:Ja. Seit jener Zeit ist die Zahl der Studierenden massiv eingebrochen (kein Wunder, wenn man den damaligen Umgang mit den überschüssigen Theologen betrachtet) auf ca.10-20% des Vorkrisenstands. Daher kommt das ja: wenn die starken Jahrgänge (Aufnahme ins Vikariat ca.1980 bis ca.1995) pensioniert werden, ist fast niemand mehr übrig.
Da schau her. Das erklärt dann auch, warum bei uns in der Ecke die evangelischen Pfarreien beim Pfarrerwechsel oft eine längere Sedisvakanz haben als ein katholisches Bistum bei den Bischöfen.

Stephen Dedalus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Stephen Dedalus »

taddeo hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Das Problem würde aber nicht durch die vermehrte Zulassung von Frührentnern (*sorry* ;) ) gelöst, sondern was fehlt, sind die jungen Pfarrer, die noch arbeiten, wenn meine Generation in den Ruhestand geht, also in ca.20/25 Jahren. Und da sieht es katastrophal mau aus.
Das wundert mich wirklich. Als ich selber studierte, hieß es immer, mit evangelischen PastorInnen können man die sprichwörtlichen Säue füttern, weil es soviele davon gebe, daß mancherorts sich Pfarrersehepaare eine einzige Stelle teilen müßten.
Hat sich da soviel geändert in den letzten 20 Jahren? :hmm:
Ja, da hat sich sehr viel geändert. Mittlerweile starten die Landeskirchen schon wieder Kampagnen, um Studienanfänger für das Theologiestudium zu gewinnen.

Es sind hier eine ganze Reihe von Faktoren zusammengekommen, glaube ich:

1. Die Pfarrerschwemme vor ca. 20 Jahren hat sich im öffentlichen Bewußtsein tief eingegraben. Damals haben die Landeskirchen reihenweise Bewerber weggeschickt. Bei vielen ist seit damals hängengeblieben: Ein Theologiestudium ist hart, anspruchsvoll und mit unsicherem Ausgang. Daher vielleicht lieber doch nicht...
2. Die Kirchen haben sehr lange kommuniziert, dass sie sparen und Stellen abbauen. Das verstärkt das Unischerheitsgefühl bei potentiellen Bewerbern.
3. Vor zwanzig Jahren strebten noch Bewerber ins Pfarramt, die in einer sozial bewegten und aktiven Zeit sozialisiert worden waren. Das waren viele, die sich aus christlicher Motivation in der Öko- und Friedensbewegung engagierten und so auch einen Weg ins Theologiestudium fanden. Die fehlen heute weitgehend.
4. In den letzten 20 Jahren hat Religion im öffentlichen Bewußtsein einen enormen Imageverlust erlitten. Das wirkt natürlich auch auf die Studienwahl junger Menschen.
5. Das vorherrschende Bild des evangelischen Pfarrers war lange Zeit das des sozial engagierten Typen mit Gitarre und Kirchentagsschal. Zugegeben, das wirkte auf viele intellektuell und geistig wache junge Menschen wenig attraktiv. Während ev. Theologie vor einigen Jahrzehnten noch ein attraktives Fach für Hochbegabte war, ist es das heute kaum noch. Evangelikale Gruppen an den Fakultäten mögen dazu auch beigetragen haben.
6. Die Belastungen sind nicht weniger geworden, zumal in einem Beruf, in dem Privat- und Berufsleben so schwer zu trennen sind und wo man doch sehr im Rampenlicht der Gemeindeöffentlichkeit steht. Auch das mag manche abschrecken.

Trotzdem jammern die evangelischen Landeskirchen noch auf hohem Niveau. Wenn die Statitik der 'Welt' stimmt, liegen die Zahlen seit rund 10 Jahren bei mehr oder weniger 400 Ordinationen pro Jahr. Vor 20 Jahren allerdings waren sie noch rund doppelt so hoch. Wieviel Weihen hat man in der katholischen Kirche in Deutschland pro Jahr? 80 oder 90?

Bevor man wirklich Gemeinden vakant läßt, sollten man vielleicht auch noch einmal einen Blick auf die hohe Zahl an Pfarrerinnen und Pfarrern im Sonderdienst werfen, die die Landeskirchenämter, Akademien und sonstigen Einrichtungen der Landeskirchen bevölkern. Ganz zu schweigen von den hochbezahlten Oberkirchenräten im Verwaltungsdienst, von denen wir ja auch nicht gerade wenige haben...
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Moser
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Moser »

Stephen Dedalus hat geschrieben: Bevor man wirklich Gemeinden vakant läßt, sollten man vielleicht auch noch einmal einen Blick auf die hohe Zahl an Pfarrerinnen und Pfarrern im Sonderdienst werfen, die die Landeskirchenämter, Akademien und sonstigen Einrichtungen der Landeskirchen bevölkern. Ganz zu schweigen von den hochbezahlten Oberkirchenräten im Verwaltungsdienst, von denen wir ja auch nicht gerade wenige haben...
Ja, das dachte ich mir auch schon öfters, dass man da wohl nicht für alle Stellen Theologen bzw. Pfarrer bräuchte...

Genauso kann man darüber diskutieren, ob denn nun Gemeindepfarrämter oder Sonderpfarrämter (z.B. Krankenhausseelsorge) wichtiger sind. Aber da sollte man schon beachten, dass für viele Menschen heutzutage der Glaube erst in Grenzsituationen (z.B. bei Krankheit, Tod eines Angehörigen) wieder relevant wird. Und dann ist es bestimmt kein Fehler, wenn Kirche da präsent ist. Der Behauptung "Gemeindepfarramt geht vor Sonderpfarramt" würde ich also nicht uneingeschränkt zustimmen.

Eine weitere Rolle spielt bestimmt auch, dass auch bei uns mehr und mehr Pfarrstellen gestrichen und Gemeinden zusammengelegt werden (derzeit wird bei uns in der Landeskirche etwa der PfarrPlan 2018 diskutiert, zu dem unser Dekanat auch einen Beitrag von 1,5 Pfarrstellen-Einsparung leisten muss. Da wird jetzt derzeit heftig gerungen, wer wieviel abgeben muss. Unsere Gemeinde wird's wohl auch treffen...). Das erweckt natürlich in der Öffentlichkeit den Eindruck, man hätte zuviel Pfarrer und bräuchte sie nicht.

Stephen Dedalus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Moser hat geschrieben: Genauso kann man darüber diskutieren, ob denn nun Gemeindepfarrämter oder Sonderpfarrämter (z.B. Krankenhausseelsorge) wichtiger sind. Aber da sollte man schon beachten, dass für viele Menschen heutzutage der Glaube erst in Grenzsituationen (z.B. bei Krankheit, Tod eines Angehörigen) wieder relevant wird. Und dann ist es bestimmt kein Fehler, wenn Kirche da präsent ist. Der Behauptung "Gemeindepfarramt geht vor Sonderpfarramt" würde ich also nicht uneingeschränkt zustimmen.
Da gebe ich Dir völlig recht, ich hatte eher Sonderpfarrämter im Sinne, die sich nicht im Seelsorgebereich befinden, sondern in der Verwaltung und thematisch ausgerichteten 'Arbeitsgruppen'. Manches davon ist sicher ganz sinnvoll, muß aber nicht unbedingt zwanzig Mal in Deutschland von jeder Landeskirche einzeln betrieben werden.
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Tritonus
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte

Beitrag von Tritonus »

Stephen Dedalus hat geschrieben: ... ich hatte eher Sonderpfarrämter im Sinne, die sich nicht im Seelsorgebereich befinden, sondern in der Verwaltung und thematisch ausgerichteten 'Arbeitsgruppen'. ...
Die Frage ist, ob solche "Sonderpfarrer" überhaupt zum Dienst in einer Gemeinde geeignet sind. Als prominenteres Beispiel kommt mir gerade der Liedermacher und Gitarrist Clemens Bittlinger in den Kopf, der ursprünglich in der EKHN als "Pfarrer für musikalisch-kulturelle Verkündigung" ordiniert wurde und heute auch noch als "Referent für Mission und Ökumene" tätig ist. (Ja, das war der mit dem Lied "Mensch Benedikt".)

Ich hätte Probleme, ihn mir als Gemeindepfarrer vorzustellen.

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