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Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Sonntag 16. September 2012, 23:11
von San Marco
Theurer stammt nach eigener Aussage aus dem Pietismus und wäre fast als junger Mann in der Badewanne nochmal von einer evangelikalen Gruppe getauft worden.

Er hatte schon immer eine (berechtigte) Sehnsucht nach der römisch-katholischen Kirche. Dies ist in Ordnung und ich finde das auch GUT !!

Sein Büchlein ist allerdings aufgrund seiner Argumentationskette naiv und für jeden Gebildeten leicht als Schrift für die pietistische Hausfrau erkennbar.

Ich bin selbst der Meinung, dass die gesamte Lehre Luthers falsch ist und die Rechtfertigungslehre im Protestantismus samt dazugehöriger Überbetonung der Erbsünde und der absoluten Willenslosigkeit des Menschen eine irrige Vorstellung ist.
Dies war schon Thomas Cajetan klar.

Ich ziehe daraus den Schluss, dass ich nicht Mitglied einer Gemeinschaft sein kann, die solches glaubt und offiziell lehrt.

Bei Theurer geht es darum, dass er den Anlass der Lutherischen Kritik (Ablass und verkommene katholische Kirche) als heute nicht mehr gegeben sieht und dann ALLES, was den Katholizismus von "den Evangelischen"unterscheidet quasi gesundbeten muss.

Gesundgebetet wird dann eben auch ein machtpolitisch-historisch nachvollziehbares Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes oder das Mariendogma.

Ich habe in dem Buch angefangen, Unsachlichkeiten und bloße Behauptungen seitlich zu markieren....es aber dann schnell aufgegeben. Was Theurer nicht schon alles über den Apostel Paulus und dessen Gemeinden zu wissen glaubt ist reine Spekulation.
Man kann auch katholisch sein ohne glauben zu müssen, dass die Apostelgeschichte anno 62 geschrieben wurde und dass die Evangelien die Zerstörung Jerusalems und des Tempels unter Führung des Titus als Zukunftsschau Jesu genau vermerkt haben.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 10:09
von Clemens
Danke euch beiden - ich habe es gesehen, werde es bedenken und möglichst bald beantworten. Notizzettel liegt auf dem Schreibtisch.

Als hermeneutischen Hinweise nur eines vorab:
Ich habe das nicht geschrieben, um damit europaweit berühmt zu werden und die evangelische Kirche aus den Angeln zu heben.
Die erste Schicht sind vielmehr tatsächlich auf möglichst einfachem Niveau (aber hoffentlich ohne Fehler - auf jeden Fall ohne absichtkliche!) geschriebene Darstellungen für meine pietistischen Gemeindeglieder, die ich auszugsweise auch schon als Diskussionsgrundlage für Hauskreise u.ä. verwendet habe.

Als zweite Schicht kamen dann noch, als mir - für mich überraschend - die sofortige Publikation angeboten wurde, zur Vervollständigung die bisher unbearbeiteten Themen dazu.
Zielgruppe war stets der "bibeltreue" einfache (württembergisch-evangelikale) Gemeindechrist!


@San Marco:
Ja - man kann katholisch sein und glauben, dass Lk und Apg. erst nach 70 geschrieben wurden. Trotzdem halte ich diese Ansicht für theologisch problematisch und sachlich falsch. Du kannst aber gerne versuchen, sie mir zu begründen. Wenn das wichtigste Argument aber die Annahme sein sollte, dass die Ereignisse von 70 offenbar vaticiniä ex eventu sein müssten, dann überzeugst du mich wahrscheinlich nicht.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 10:54
von San Marco
Clemens hat geschrieben: Die erste Schicht sind vielmehr tatsächlich auf möglichst einfachem Niveau (aber hoffentlich ohne Fehler - auf jeden Fall ohne absichtkliche!) geschriebene Darstellungen für meine pietistischen Gemeindeglieder...
Zielgruppe war stets der "bibeltreue" einfache (württembergisch-evangelikale) Gemeindechrist!
Nichts für ungut, lieber Clemens. Nachdem du die Zielgruppe jetzt klargemacht hast, hast du meine volle Zustimmung.

Aber korrigiere bitte auch für diese Leserschaft auf Seite folgende Passage:

"Manche Texte blieben noch eine Zeitlang umstritten: besonders der "Hirt des Hermas", das "Buch der Jubiläen" und die Offenbarung des Johannes. Von diesen hat bekanntlich nur letztere dauerhaft einen Platz im Kanon bekommen.
Dabei waren mache Texte noch zeitweise umstritten: besonders der Hirt des Hermas, das Buch der Jubiläen und die Offenbarung."

Hervorhebungen durch mich.

Eine kleine Frage:
Auf Seite 12 schreibst du über den Heiligen Paulus:

"Wozu hätte er die Firmung oder die Weihe zum Amt des Diakons oder Priesters genauer beschreiben sollen ? Offenbar bestand damals kein Bedarf, diese Riten, die längst eingeführt waren, nochmals in einem Brief zu erklären."

Woher beziehst du das Wissen, dass in den paulinischen Gemeinden schon in der Zeit um 50 nach Chr. Diakone und Priester wirkten und zudem geweiht waren ? Beschreibt der Heilige Paulus in 1. Tim 2,5 nicht selbst FÜR DIESE Zeit einen anderen Zustand, der funktionsmäßig eben den Priester der späteren Zeit noch gar nicht kennt ?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 11:46
von Clemens
Ja, diese Doppelung ist in der 2.Auflage, die in wenigen Tagen erscheint, korrigiert (ein paar andere Form-Fehler auch).

2. Frage: kommt noch...

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 12:01
von San Marco
Auf Seite 94 habe ich einen ganz klaren Satz von dir gelesen, der wirklich beeindruckend ist:

"Ich bin sicher: Wäre Luther eine katholische Kirche entgegengestanden, wie wir sie heute kennen, so hätte er gewiss nicht die Kirchenspaltung riskiert, und es wäre auch kaum ein wirklich frommer Mensch auf die Seite der Reformation getreten. Was uns heute trennt, ist auf katholischer Seite nicht so gravierend, dass es die Spaltung wert ist."

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 12:12
von overkott
Uns trennen die kleinen Dinge im Leben: ein Tag hier, ein filioque da. Schuld, behindert, krank, dumm, anders sind immer die anderen. Dagegen wir haben es schon immer gewusst, im Zweifel auch das Gegenteil. Bonaventura wäre keine Dekade wert, wenn er nicht die Franziskaner in der Kirche gehalten hätte.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 12:14
von Pilgerer
San Marco hat geschrieben:Auf Seite 94 habe ich einen ganz klaren Satz von dir gelesen, der wirklich beeindruckend ist:

"Ich bin sicher: Wäre Luther eine katholische Kirche entgegengestanden, wie wir sie heute kennen, so hätte er gewiss nicht die Kirchenspaltung riskiert, und es wäre auch kaum ein wirklich frommer Mensch auf die Seite der Reformation getreten. Was uns heute trennt, ist auf katholischer Seite nicht so gravierend, dass es die Spaltung wert ist."
Es hätte in der heutigen Situation sicher verständnisvolle Bischöfe gegeben, die Luther zuhören und ihm geduldig alles anhand der Schrift erklären, wie er es sich bekanntlich wünschte. Was aber schon bei Wicliff und Hus ein Auslöser der Vorreformation war, war die damalige Lebensweise des Klerus, die - ihrer Meinung nach - im völligen Gegensatz zu Jesu Lebensweise stand. Das war bei Luther ähnlich. Ein Zitat von Hus über den Papst:
Jan Hus hat geschrieben:Niemand führt daher auf wahrhafte, Christo annehmliche Weise die Stelle Christi oder Petri, als wenn er ihm in Werk und Wandel und Lehre folgt; keine andere Nachfolge läßt sich denken; sondern nur unter dieser Bedingung hat man von Gott die stellvertretende Gewalt. Wenn in ihm ein Christo entgegengesetztes Leben sich zeige in Hochmut, in Geiz, in Ungeduld, in Ehrsucht, in Erhebung der Macht und seines Gesetzes über das Gesetz Christi, sein er nach den Worten Christi ein Dieb, ein Mörder, ein Bote des Antichrist … Es zeige also der Papst mit seinen Kardinälen jene geistige Gewalt, wie wir es von den Aposteln wissen, und dann ist Evidenz, daß Christus in ihm spricht … Hat man einmal den Begriff, was ein Apostel ist, so hat man auch den: was apostolisch ist.
http://www.glaubensstimme.de/doku.php?i ... der_kirche

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 12:17
von overkott
Der wahrhafte Protest sagt: Gnade für die Päpste. Der Katholik sagt: Ich weiß nicht, wieviel Päpste in der Hölle schmoren.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 12:26
von Lutheraner
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 12:36
von Florianklaus
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 13:01
von overkott
Florianklaus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?
Wie lauten denn die Antwortmöglichkeiten:

a ) viel
b) wenig

??

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 13:03
von Florianklaus
overkott hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?
Wie lauten denn die Antwortmöglichkeiten:

a ) viel
b) wenig

??
Du bist nicht gefragt.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 13:13
von overkott
Florianklaus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?
Wie lauten denn die Antwortmöglichkeiten:

a ) viel
b) wenig

??
Du bist nicht gefragt.
Na, also?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 13:14
von Niels
Florianklaus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?
Ich würde fragen: Lag's am Zölibat?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 13:16
von overkott
Niels hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?
Ich würde fragen: Lag's am Zölibat?
Mein liebes Lottchen, wer wird denn sein Seelenwohl für niedere Triebe aufs Spiel setzen?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 13:21
von Jarom1
Florianklaus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?
Ich bin irritiert: Dürfen Katholiken nicht Bach und Protestanten nicht Palestrina hören??

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 13:47
von Florianklaus
Jarom1 hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?
Ich bin irritiert: Dürfen Katholiken nicht Bach und Protestanten nicht Palestrina hören??
Es geht primär um die Frage, wie man es bewertet, wenn ein konvertierter Geistlicher immer noch Bilder von exponierten Repräsentanten seiner früheren Denomination an prominenter Stelle in seinem Arbeitszimmer hängen hat. Daß er das darf, steht überhaupt nicht zur Debatte.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 14:00
von Tritonus
Jarom1 hat geschrieben:...
Ich bin irritiert: Dürfen Katholiken nicht Bach und Protestanten nicht Palestrina hören??
Sowohl als Katholik als auch als Protestant darf ich Palestrina und Bach hören. Der Hauptunterschied besteht vielleicht darin, dass Katholiken Palestrina nicht nur hören dürfen, sondern auch die Texte verstehen können.
:narr:

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 14:05
von Lutheraner
Protasius hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:
Andererseits schauen wir oft neidisch auf die katholische Kirche, wenn sie wieder einmal die geballte öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zieht, wenn sie es schafft, unpopulären Wahrheiten öffentlich Gehör zu verschaffen, wenn sie Klarheit in der Lehre und Geschlossenheit demonstriert, während aus den Evangelischen Landeskirchen ein viestimmiges Gewirr von unterschiedlichsten Meinungen ertönt.
Geschlossenheit :ja: 8)


(An der Stelle muss ich immer schmunzeln.)
Das ist der Vorteil daran, einen Papst zu haben: wenn er spricht, hört alle Welt zu. Wenn der EKD-Ratsvorsitzender spricht, kann er froh sein, wenn man ihm in Deutschland Gehör schenkt.
Ich musste gerade kurz darüber nachdenken, wer das eigentlich derzeit ist. Ich habe lange nichts mehr von ihm gehört, was nicht unbedingt schlecht ist.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 14:38
von Lutheraner
San Marco hat geschrieben:Auf Seite 94 habe ich einen ganz klaren Satz von dir gelesen, der wirklich beeindruckend ist:

"Ich bin sicher: Wäre Luther eine katholische Kirche entgegengestanden, wie wir sie heute kennen, so hätte er gewiss nicht die Kirchenspaltung riskiert, und es wäre auch kaum ein wirklich frommer Mensch auf die Seite der Reformation getreten. Was uns heute trennt, ist auf katholischer Seite nicht so gravierend, dass es die Spaltung wert ist."
Es gibt auch in heutiger Zeit genügend fromme Christen, die sich von der Kath. Kirche abwenden.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 14:44
von Lutheraner
Florianklaus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Menschlich gesehen ist die Geschichte sehr verständlich. Der konvertierte Geistliche muß sich angesichts des Portraits von Löhe aber doch wohl fragen lassen, ob er wirklich in der katholischen Kirche angekommen ist.
Wahrscheinlich hört er auch noch Bach...

Was würdest Du denn von einem lutherischen Pfarrer halten, der früher katholisch war, über seinem Schreibtisch an prominenter Stelle ein Bild von Pius XII. hängen hat und Palestrina hört?
Der Vergleich passt m.E. nicht so ganz. Nehmen wir ein Bild von Johannes XXIII. Das fände ich schon im Bereich des Möglichen und Vertretbaren. Ich kenne übrigens einen ehemals evang.-luth. Theologen, der zur KK konvertiert ist und weiterhin großer Löhe-Fan ist. Als Hochkirchler hatte Löhe gewisse Nähen zum Katholizismus, nicht vergessen sollte man auch sein überkonfessionell geschätztes diakonisches Engagement.
Der Papst hat übrigens bei seiner Inthronisierung Bach spielen lassen (wenn auch das abgelutschte Toccata und Fuge).

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 15:50
von San Marco
Es wäre wahrscheinlich gut, wenn die Landeskirchen der EKD eine klare Aufteilung vollzögen:

Lutheranische Kirche gehen komplett zur Römisch-Katholischen Kirche.

Unierte Kirchen teilen ihre Gemeinden auf. Entweder lutherisch (dann zur Römisch-Katholischen Kirche) oder reformiert (dann zur Deutschen Reformierten Kirche innerhalb der EKD).

Endstufe: Auflösung der EKD. Es gibt dann eine Reformierte Kirche.

Da, wie Clemens ausführt, keine Existenzberechtigung für die Lutheraner mehr vorliegt, wäre das ein konstruktiver Schritt.
Die Gemeindeglieder (gerade die Pietisten) müssten dann alle einmal über ihren ernsthaften Glauben nachsinnen und sich entscheiden, wo sie sein wollen.

Typische Situationen in den EKD-Kirchen wären dann vorbei. Beispiel aus einem Gespräch mit einem Verwandten aus Berlin. Kirchgänger, Kinder auch brav dabei. Ich fragte ihn, ob seine Gemeinde reformiert oder lutherisch wäre. Wusste er nicht. Ich erklärte ihm kurz was über die lutherische Lehre zum Abendmahl. "Nein..wir sind auf keinen Fall lutherisch....Wir glauben nicht daran, dass Jesus Christus real beim Abendmahl mit, unter......."
Er habe den Pfarrer dazu mal früher gefragt...Klarer Fall.
Im Internet kurz nachgeschaut....GANZ klar lutherisch....

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 15:59
von Moser
San Marco hat geschrieben:Es wäre wahrscheinlich gut, wenn die Landeskirchen der EKD eine klare Aufteilung vollzögen:

Lutheranische Kirche gehen komplett zur Römisch-Katholischen Kirche.

Unierte Kirchen teilen ihre Gemeinden auf. Entweder lutherisch (dann zur Römisch-Katholischen Kirche) oder reformiert (dann zur Deutschen Reformierten Kirche innerhalb der EKD).

Endstufe: Auflösung der EKD. Es gibt dann eine Reformierte Kirche.

Da, wie Clemens ausführt, keine Existenzberechtigung für die Lutheraner mehr vorliegt, wäre das ein konstruktiver Schritt.
Die Gemeindeglieder (gerade die Pietisten) müssten dann alle einmal über ihren ernsthaften Glauben nachsinnen und sich entscheiden, wo sie sein wollen.

Typische Situationen in den EKD-Kirchen wären dann vorbei. Beispiel aus einem Gespräch mit einem Verwandten aus Berlin. Kirchgänger, Kinder auch brav dabei. Ich fragte ihn, ob seine Gemeinde reformiert oder lutherisch wäre. Wusste er nicht. Ich erklärte ihm kurz was über die lutherische Lehre zum Abendmahl. "Nein..wir sind auf keinen Fall lutherisch....Wir glauben nicht daran, dass Jesus Christus real beim Abendmahl mit, unter......."
Er habe den Pfarrer dazu mal früher gefragt...Klarer Fall.
Im Internet kurz nachgeschaut....GANZ klar lutherisch....
ZIemlich abstruse Vorstellung...

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 16:15
von San Marco
Moser hat geschrieben:
San Marco hat geschrieben:Es wäre wahrscheinlich gut, wenn die Landeskirchen der EKD eine klare Aufteilung vollzögen:

Lutheranische Kirche gehen komplett zur Römisch-Katholischen Kirche.

Unierte Kirchen teilen ihre Gemeinden auf. Entweder lutherisch (dann zur Römisch-Katholischen Kirche) oder reformiert (dann zur Deutschen Reformierten Kirche innerhalb der EKD).

Endstufe: Auflösung der EKD. Es gibt dann eine Reformierte Kirche.

Da, wie Clemens ausführt, keine Existenzberechtigung für die Lutheraner mehr vorliegt, wäre das ein konstruktiver Schritt.
Die Gemeindeglieder (gerade die Pietisten) müssten dann alle einmal über ihren ernsthaften Glauben nachsinnen und sich entscheiden, wo sie sein wollen.

Typische Situationen in den EKD-Kirchen wären dann vorbei. Beispiel aus einem Gespräch mit einem Verwandten aus Berlin. Kirchgänger, Kinder auch brav dabei. Ich fragte ihn, ob seine Gemeinde reformiert oder lutherisch wäre. Wusste er nicht. Ich erklärte ihm kurz was über die lutherische Lehre zum Abendmahl. "Nein..wir sind auf keinen Fall lutherisch....Wir glauben nicht daran, dass Jesus Christus real beim Abendmahl mit, unter......."
Er habe den Pfarrer dazu mal früher gefragt...Klarer Fall.
Im Internet kurz nachgeschaut....GANZ klar lutherisch....
ZIemlich abstruse Vorstellung...
Ich denke, Clemens würde das begrüßen.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 16:21
von Stephen Dedalus
San Marco hat geschrieben: Er habe den Pfarrer dazu mal früher gefragt...Klarer Fall.
Im Internet kurz nachgeschaut....GANZ klar lutherisch....
Über die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern erzählt man sich ja, das Abendmahlsverständnis sei nicht einheitlich.

Die Pfarrerschaft denke calvinistisch.
Das gebildete Kirchenvolk zwinglianisch.
Und das einfache Kirchenvolk katholisch.

:D

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 16:45
von Melanchthon
Für mich wäre eine perfekte Evangelische Kirche in Deutschland, wenn die jeweiligen Landeskirchen wieder ihr jeweiliges Bekenntnis stärker betonen würden. Bekenntnisunionen sollten aufgelöst werden. Ich habe nichts gegen Verwaltungsunionen, solange die jeweilige Gemeinde strikt lutherisch oder reformiert bleibt. Zwar bin ich in dieser Hinsicht wie ein typischer Konvertit, der die Andersartigkeit der anderen stark betont, aber ich glaube, das würde der Evangelischen Kirche in Deutschland gut tun, die Hervorhebung des jeweiligen Bekenntnisses.

Somit würden sich Probleme, die San Marco bei den Laien beschreibt, sofort auflösen.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 16:56
von Moser
Melanchthon hat geschrieben:Für mich wäre eine perfekte Evangelische Kirche in Deutschland, wenn die jeweiligen Landeskirchen wieder ihr jeweiliges Bekenntnis stärker betonen würden. Bekenntnisunionen sollten aufgelöst werden. Ich habe nichts gegen Verwaltungsunionen, solange die jeweilige Gemeinde strikt lutherisch oder reformiert bleibt. Zwar bin ich in dieser Hinsicht wie ein typischer Konvertit, der die Andersartigkeit der anderen stark betont, aber ich glaube, das würde der Evangelischen Kirche in Deutschland gut tun, die Hervorhebung des jeweiligen Bekenntnisses.

Somit würden sich Probleme, die San Marco bei den Laien beschreibt, sofort auflösen.
Das sehe ich genau andersherum. Die bekenntnisspezifischen Unterschiede (die der normale Gläubige ohnehin nicht versteht) müssen mehr und mehr überwunden werden. Wie an anderer Stelle schon mal zitiert:
Nikolaus Schneider hat geschrieben: Wir müssen einen Weg finden, wie die konfessionellen Bünde in der EKD - Unierte und Lutheraner - noch mehr aufeinander zugehen.

https://aktuell.evangelisch.de/artikel/ ... =node/7225
Mir ist nicht klar, was eine solche von Dir vorgeschlagene innerevangelische "Profilschärfung" bringen soll. Wenn man Deinen Gedanken weiterdenkt müsste man auch die Leuenberger Konkordie rückgängig machen.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 16:59
von Protasius
Moser hat geschrieben:
Melanchthon hat geschrieben:Für mich wäre eine perfekte Evangelische Kirche in Deutschland, wenn die jeweiligen Landeskirchen wieder ihr jeweiliges Bekenntnis stärker betonen würden. Bekenntnisunionen sollten aufgelöst werden. Ich habe nichts gegen Verwaltungsunionen, solange die jeweilige Gemeinde strikt lutherisch oder reformiert bleibt. Zwar bin ich in dieser Hinsicht wie ein typischer Konvertit, der die Andersartigkeit der anderen stark betont, aber ich glaube, das würde der Evangelischen Kirche in Deutschland gut tun, die Hervorhebung des jeweiligen Bekenntnisses.

Somit würden sich Probleme, die San Marco bei den Laien beschreibt, sofort auflösen.
Das sehe ich genau andersherum. Die bekenntnisspezifischen Unterschiede (die der normale Gläubige ohnehin nicht versteht) müssen mehr und mehr überwunden werden.
Was ist daran so schwer zu verstehen, ob Christus jetzt im Abendmahl real gegenwärtig ist oder nicht?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 17:04
von Melanchthon
Moser hat geschrieben:Mir ist nicht klar, was eine solche von Dir vorgeschlagene innerevangelische "Profilschärfung" bringen soll. Wenn man Deinen Gedanken weiterdenkt müsste man auch die Leuenberger Konkordie rückgängig machen.
Wie gesagt, ich bin nicht gegen Verwaltungsunionen, bei denen das jeweilige andere Bekenntnis geachtet und respektiert wird. Aber bei Bekenntnisunionen besteht immer nur ein Kompromiss. Und ein Kompromiss ist eben nicht ausreichend. Gegen eine Einheit hingegen habe ich nichts.

Außerdem sind die meisten heute existierenden unierten Landeskirchen von oben uniert worden. Was ich wiederum falsch finde.

Ich empfinde die lutherischen Bekenntnisschriften nicht als "überholt". Deshalb bin ich gegen solche Unionen, da sie gegen meinen Glauben widersprechen.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 17:05
von Stephen Dedalus
Gegen ein stärkeres Bewußtsein für die eigene Bekenntnistradition habe ich nichts. Auch nicht dagegen, dass Gemeinden entsprechend ihrer Tradition ein gewisses Profil entwickeln. Eine ev. Gemeinde darf ruhig als Gemeinde reformierter oder lutherischer Tradition erkennbar sein. Eine Verstärkung von Abgrenzung oder neue Trennungen zwischen evangelischen Gemeinden unterschiedlicher Tradition halte ich aber nach Leuenberg für vollkommen unsinnig. Für die (wenigen) Menschen, die nicht damit leben können, dass Gemeinden unterschiedlicher Bekenntnistradition in einer Landeskirche zusammenleben, können sich ja der SELK oder der Ev. ref. Kirche anschließen. Das meine ich ganz ernst. Für einen engen Konfessionalismus sollte im Raum der EKD kein Platz mehr sein. Die Konkordie von Leuenberg hat jahrhundertelange Konflikte beendet und die Basis dafür geschaffen, dass reformiertes, lutherisches und methodistisches Bekenntnis als mögliche und legitime Ausformungen evangelischen Glaubens gelten. Dahinter will ich nicht zurück.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 17:08
von Moser
Melanchthon hat geschrieben: Aber bei Bekenntnisunionen besteht immer nur ein Kompromiss. Und ein Kompromiss ist eben nicht ausreichend.
Das Leben besteht nunmal aus Kompromissen. Auch das Glaubensleben.
Melanchton hat geschrieben: Ich empfinde die lutherischen Bekenntnisschriften nicht als "überholt". Deshalb bin ich gegen solche Unionen, da sie gegen meinen Glauben widersprechen.
Dann dürftest Du aber strenggenommen nicht in die Ev. Kirche in Mitteldeutschland eintreten, die ja ebenfalls uniert ist.

[Werbeblock ein]
Also, Württemberg ist lutherisch :breitgrins:
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Wobei, einen starken reformatorischen Einschlag haben wir ja auch...in dem Fall wäre vielleicht Bayern nicht schlecht...

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 17. September 2012, 17:10
von Melanchthon
Stephen Dedalus hat geschrieben:Gegen ein stärkeres Bewußtsein für die eigene Bekenntnistradition habe ich nichts. Auch nicht dagegen, dass Gemeinden entsprechend ihrer Tradition ein gewisses Profil entwickeln. Eine ev. Gemeinde darf ruhig als Gemeinde reformierter oder lutherischer Tradition erkennbar sein. Eine Verstärkung von Abgrenzung oder neue Trennungen zwischen evangelischen Gemeinden unterschiedlicher Tradition halte ich aber nach Leuenberg für vollkommen unsinnig. Für die (wenigen) Menschen, die nicht damit leben können, dass Gemeinden unterschiedlicher Bekenntnistradition in einer Landeskirche zusammenleben, können sich ja der SELK oder der Ev. ref. Kirche anschließen. Das meine ich ganz ernst. Für einen engen Konfessionalismus sollte im Raum der EKD kein Platz mehr sein. Die Konkordie von Leuenberg hat jahrhundertelange Konflikte beendet und die Basis dafür geschaffen, dass reformiertes, lutherisches und methodistisches Bekenntnis als mögliche und legitime Ausformungen evangelischen Glaubens gelten. Dahinter will ich nicht zurück.
Wenn du mich damit meinst:

Ich bin ebenfalls gegen einen engen Konfessionalismus. Aber wofür dann Unionen, wenn wir schon Leuenberg haben? Reformierte und Lutheraner sollten natürlich eng zusammen arbeiten und als gleichberechtigte Partner innerhalb der EKD fungieren, aber den Sinn von Bekenntnisunionen erschließt sich mir nicht.

Kevin