Christozentrismus/Theozentrismus
Christozentrismus/Theozentrismus
Das Christentum ist überwiegend christozentrisch. Vor allem im Luthertum wird dies deutlich, wenn z.B. die Rechtfertigung allein vom Glauben an Christus abhängt.
In der Reformierten Kirche ist die Situation jedoch etwas anders. Schon Zwingli sprach mehr von "Gott" als von "Christus". Da das Reformiertentum dem Judentum sehr nahe steht (Bilderverbot, Kirchenräume ähnlich wie Synagogen, Betonung des Alten Testamentes) ist der Gott, den die Reformierten anbeten, in erster Linie der Gott, den auch Jesus angebetet hat - also der Gott der Juden. In den Predigten ist oft von "Jesus" die Rede, weniger von "Christus".
Zwar wird in den reformierten Bekenntnisschriften immer die Rettung durch Jesus Christus erwähnt, aber diese Bekenntnisschriften sind nicht in Stein gehauen wie etwa bei den Lutheranern. Sie könnten irgendwann auch geändert werden. Die Reformierte Kirche der Schweiz hat z.B. schon seit 150 Jahren keine Bekenntnisschrift mehr, was sich bewährt hat. Aber auch in der Schweiz haben vor allem der Dekalog, das UnserVater sowie das Apostolikum einen wichtigen Stellenwert, ohne jedoch Bekenntnisschriften zu sein.
In der Reformierten Kirche ist die Situation jedoch etwas anders. Schon Zwingli sprach mehr von "Gott" als von "Christus". Da das Reformiertentum dem Judentum sehr nahe steht (Bilderverbot, Kirchenräume ähnlich wie Synagogen, Betonung des Alten Testamentes) ist der Gott, den die Reformierten anbeten, in erster Linie der Gott, den auch Jesus angebetet hat - also der Gott der Juden. In den Predigten ist oft von "Jesus" die Rede, weniger von "Christus".
Zwar wird in den reformierten Bekenntnisschriften immer die Rettung durch Jesus Christus erwähnt, aber diese Bekenntnisschriften sind nicht in Stein gehauen wie etwa bei den Lutheranern. Sie könnten irgendwann auch geändert werden. Die Reformierte Kirche der Schweiz hat z.B. schon seit 150 Jahren keine Bekenntnisschrift mehr, was sich bewährt hat. Aber auch in der Schweiz haben vor allem der Dekalog, das UnserVater sowie das Apostolikum einen wichtigen Stellenwert, ohne jedoch Bekenntnisschriften zu sein.
-
- Beiträge: 775
- Registriert: Dienstag 18. März 2014, 22:16
- Wohnort: Urlaub
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Breaking News sind das nicht gerade.Dieter hat geschrieben:Das Christentum ist überwiegend christozentrisch.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Ich möchte als Reformierter auf einen wichtigen Aspekt hinweisen.Dieter hat geschrieben:Das Christentum ist überwiegend christozentrisch. Vor allem im Luthertum wird dies deutlich, wenn z.B. die Rechtfertigung allein vom Glauben an Christus abhängt.
In der Reformierten Kirche ist die Situation jedoch etwas anders. Schon Zwingli sprach mehr von "Gott" als von "Christus". Da das Reformiertentum dem Judentum sehr nahe steht (Bilderverbot, Kirchenräume ähnlich wie Synagogen, Betonung des Alten Testamentes) ist der Gott, den die Reformierten anbeten, in erster Linie der Gott, den auch Jesus angebetet hat - also der Gott der Juden. In den Predigten ist oft von "Jesus" die Rede, weniger von "Christus".
Zwar wird in den reformierten Bekenntnisschriften immer die Rettung durch Jesus Christus erwähnt, aber diese Bekenntnisschriften sind nicht in Stein gehauen wie etwa bei den Lutheranern. Sie könnten irgendwann auch geändert werden. Die Reformierte Kirche der Schweiz hat z.B. schon seit 150 Jahren keine Bekenntnisschrift mehr, was sich bewährt hat. Aber auch in der Schweiz haben vor allem der Dekalog, das UnserVater sowie das Apostolikum einen wichtigen Stellenwert, ohne jedoch Bekenntnisschriften zu sein.
Die lutherische Fixierung auf Jesus Christus wurde schon häufig als eine Spielart des Markionismus angesehen (siehe hierzu z.B. die Artikel und ein Buch des katholischen Professors Menke).
Ende des 19.Jahrhunderts und dann im 20.Jahrhundert gab es bei den deutschen Lutheranern eine starke Tendenz zur Loslösung vom Alten Testament (Laut Luther "der Juden Sachsenspiegel") . Einflussreich war hier das permanente Auftreten des Adolph von Harnack.
Während bei den Lutheranern auch heute noch "klassisch" die Paulusbriefe und die Evangelien die Schriftlesung und die Predigt bestimmen, wird bei uns Reformierten sehr oft über Stellen des Alten Testaments gepredigt.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Adolph von Harnack!? Geh bitte! Muss man um zum markionischen Ketzter zu werden nicht erst einmal Christ gewesen sein?Tinius hat geschrieben: Ich möchte als Reformierter auf einen wichtigen Aspekt hinweisen.
Die lutherische Fixierung auf Jesus Christus wurde schon häufig als eine Spielart des Markionismus angesehen (siehe hierzu z.B. die Artikel und ein Buch des katholischen Professors Menke).
Ende des 19.Jahrhunderts und dann im 20.Jahrhundert gab es bei den deutschen Lutheranern eine starke Tendenz zur Loslösung vom Alten Testament (Laut Luther "der Juden Sachsenspiegel") . Einflussreich war hier das permanente Auftreten des Adolph von Harnack.
Während bei den Lutheranern auch heute noch "klassisch" die Paulusbriefe und die Evangelien die Schriftlesung und die Predigt bestimmen, wird bei uns Reformierten sehr oft über Stellen des Alten Testaments gepredigt.
Du selber hast doch C.F. Walther erwähnt. Dann weisst du was eine christliche Predigt ausmacht. Auch wenn der Predigttext dem AT entnommen ist. Und das wissen auch die konservativen Reformierten in Nordirland die Schilder mit der Aussage "We preach Christ! And him crucified!" an ihren Kirchengebäuden befestigen.
Es sind eben nicht alle Bücher der Bibel gleich. Die Evangelien sind das Zentrum der Schrift und nach ihnen haben die Lehrbriefe für den christlichen Glauben die grösste Bedeutung. Zuvorderst die, welche nicht zu den Antilegomena gehören. Soll das Markionismus sein? Sicher nicht.
Welche Gefahren drohen wenn man die Schrift nicht von den Evangelien und den Lehrbriefen her liest, zeigt sich nicht nur bei den Juden und den Römern sondern auch bei machen aus der reformierten Kirche hervorgegangenen Sekten. Ich denke vor allem an den leider Gottes so weit verbreiteteten Dispensationalismus mit seinem unseeligen christlichen Zionismus.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Ich hatte nur auf Tendenzen hinweisen wollen, die es im Luthertum gab/gibt.
Dass nicht alle Schriften gleich sind, beschreibt Siegfried Schulz in seinem Buch "Die Mitte der Schrift", Kreuzverlag 1976.
Antiquarisch günstig zu bekommen.
Untertitel: "Der Frühkatholizismus im Neuen Testament als Herausforderung an den Protestantismus"
Schulz (damals Professor in Zürich) belegt einen starken Einfluss des Frühkatholizismus als Religion der Werkgerechtigkeit und guten Taten auf die Schriften des Neuen Testaments (auch der Evangelien) im Gegensatz zur dem Paulus offenbarten Gnadenlehre ohne eigenes Tun.
Dass nicht alle Schriften gleich sind, beschreibt Siegfried Schulz in seinem Buch "Die Mitte der Schrift", Kreuzverlag 1976.
Antiquarisch günstig zu bekommen.
Untertitel: "Der Frühkatholizismus im Neuen Testament als Herausforderung an den Protestantismus"
Schulz (damals Professor in Zürich) belegt einen starken Einfluss des Frühkatholizismus als Religion der Werkgerechtigkeit und guten Taten auf die Schriften des Neuen Testaments (auch der Evangelien) im Gegensatz zur dem Paulus offenbarten Gnadenlehre ohne eigenes Tun.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Tinius hat geschrieben: Schulz (damals Professor in Zürich) belegt einen starken Einfluss des Frühkatholizismus als Religion der Werkgerechtigkeit und guten Taten auf die Schriften des Neuen Testaments (auch der Evangelien) im Gegensatz zur dem Paulus offenbarten Gnadenlehre ohne eigenes Tun.
Das wird ja immer wieder angebracht. Diese Behauptung, dass das NT verschiedene, einander widersprechende Theologien enthält. Ob das so ist und tatsächlich von diesem Herrn Professor "belegt" werden konnte bezweifle ich.
Aber in jedem Fall ein interessanter Tip. Danke dafür.
Nachtrag:
Die "Executive Summary" zum Buch gibt es unter http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/48877/
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Danke für den Link.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Dass das so ist, dürfte am wenigsten umstritten sein bei allen, die beim Lesen der Bibel mit den zwei Schöpfungsgeschichten beginnen. Haben sie erst einmal die Unterschiede erkannt und als theologische Debatte akzeptiert, verstehen sie auch spätere tendenzielle Widersprüche.TillSchilling hat geschrieben:Diese Behauptung, dass das NT verschiedene, einander widersprechende Theologien enthält. Ob das so ist und tatsächlich von diesem Herrn Professor "belegt" werden konnte bezweifle ich.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Die völlig unterschiedliche Theologie des Paulus, des Hebräerbriefes, des Matthäus- und des Johannesevangeliums lassen sich also aus Genesis 1 herleiten?overkott hat geschrieben:Dass das so ist, dürfte am wenigsten umstritten sein bei allen, die beim Lesen der Bibel mit den zwei Schöpfungsgeschichten beginnen. Haben sie erst einmal die Unterschiede erkannt und als theologische Debatte akzeptiert, verstehen sie auch spätere tendenzielle Widersprüche.TillSchilling hat geschrieben:Diese Behauptung, dass das NT verschiedene, einander widersprechende Theologien enthält. Ob das so ist und tatsächlich von diesem Herrn Professor "belegt" werden konnte bezweifle ich.
Buchtipp für dich:
http://www.mohr.de/de/theologie/studien ... ments.html
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Zurück zum Ausgangsthema: Ich habe mich in den letzten Monaten intensiv mit Reformierter Theologie beschäftigt und dabei ebenfalls den Eindruck gewonnen, dass die Reformierten Gottvater als 1. Person der Trinität stärker betonen als die Lutheraner. Liegt die Ursache hierfür in der ebenfalls stärker betonten Einheit von AT und NT?
Consciousness of sin, certainty of faith, and the testimony of the Holy Spirit
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Anders (und bewusst böse) formuliert: manche Reformierte missinterpretieren und in der Folge überbetonen die Gnadenwahl Gottes. Christus braucht es dann eigentlich gar nicht mehr so richtig. Gottvater entscheidet wer das Heil bekommt, Gott der heilige Geist eignet das Heil zu. Gott der Sohn hat dann halt noch vor etwa 200 Jahren auch noch seinen Beitrag geleistet und mal durch das Kreuzesopfer ein Prinzip erfüllt, dessen Erfüllung notwendig war um dieses Heilssystem eine Stufe weiter zu bringen. Nur ein Rädchen am System, mehr nicht.Jarom1 hat geschrieben:Zurück zum Ausgangsthema: Ich habe mich in den letzten Monaten intensiv mit Reformierter Theologie beschäftigt und dabei ebenfalls den Eindruck gewonnen, dass die Reformierten Gottvater als 1. Person der Trinität stärker betonen als die Lutheraner. Liegt die Ursache hierfür in der ebenfalls stärker betonten Einheit von AT und NT?
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Könnte sein, auch wenn die Rolle Christi von Calvin schon größer gesehen wird (aber Du hast ja bewußt "böse" formuliert). Mich wundert auch die von manchen Reformierten vertretene Einschränkung der Lehre auf die Gnadenwahl. Wäre sie wirklich so zentral, würde sie in Calvins "Institutio" nicht erst im 3. Buch erörtert werden.
Consciousness of sin, certainty of faith, and the testimony of the Holy Spirit
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
In Deutschland gibt es -außer der einen oder anderen Splittergruppe amerikanischen Ursprungs- praktisch keine Calvinisten. Die Protestanten, die Zwingli und Calvin folgen, sehen sich in Deutschland als Reformierte. Echte Calvinisten gibt es vor allem nach der Synode von Dordrecht in den Niederlanden und in angelsächsischen Ländern.
Auch ist die Doppelte Prädestination in Deutschland kein Thema. Der Heidelberger Katechismus, der durch den Melanchthonfreund und -schüler Zacharias Ursinus entworfen wurde, ist stark lutherisch geprägt (sh. Fragen 1, 21, 61) und erwähnt diesen Begriff überhaupt nicht.
Der Hauptunterschied zwischen deutschen Reformierten und Lutheranern liegt heute im Abendmahlsverständnis, und selbst dieses wurde durch Leuenberg angeglichen.
Die Landeskirchen der Pfalz, Badens und Anhalts sind bekenntnisuniert, ebenfalls der Berliner Dom und die Berliner Evangelische Kirche in der Friedrichstadt.
Auch ist die Doppelte Prädestination in Deutschland kein Thema. Der Heidelberger Katechismus, der durch den Melanchthonfreund und -schüler Zacharias Ursinus entworfen wurde, ist stark lutherisch geprägt (sh. Fragen 1, 21, 61) und erwähnt diesen Begriff überhaupt nicht.
Der Hauptunterschied zwischen deutschen Reformierten und Lutheranern liegt heute im Abendmahlsverständnis, und selbst dieses wurde durch Leuenberg angeglichen.
Die Landeskirchen der Pfalz, Badens und Anhalts sind bekenntnisuniert, ebenfalls der Berliner Dom und die Berliner Evangelische Kirche in der Friedrichstadt.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Dieter hat geschrieben: Der Heidelberger Katechismus, der durch den Melanchthonfreund und -schüler Zacharias Ursinus entworfen wurde, ist stark lutherisch geprägt (sh. Fragen 1, 21, 61) und erwähnt diesen Begriff überhaupt nicht.
Der Hauptunterschied zwischen deutschen Reformierten und Lutheranern liegt heute im Abendmahlsverständnis, und selbst dieses wurde durch Leuenberg angeglichen.
Die Landeskirchen der Pfalz, Badens und Anhalts sind bekenntnisuniert, ebenfalls der Berliner Dom und die Berliner Evangelische Kirche in der Friedrichstadt.
Das ist so nicht richtig.
Lies mal Frage 54 durch. Man muss nicht immer mit einem genauen Begriff arbeiten.
http://cms.reformiert-ronsdorf.de/attac ... nation.pdf
Du scheinst nichts über Reformierten in Deutschland zu wissen. Bei uns wird anders gepredigt. Die Schrift allumfassend. AT gleichwertig. Kein Schwergewicht auf die Evangelien und die Briefe Pauli. Die Gottesdienstordnung ist deutlich anders als bei den Lutheranern (mit Abstrichen gegenüber der oberdeutschen Form).
Von den 2 Gliedkirchen der EKD sind:
8 lutherisch (Bayern, Braunschweig, Hannover, Norddeutschland, Oldenburg, Sachsen, Schaumburg-Lippe, Württemberg)
1 uniert (Anhalt, Baden, Berlin-Brandenburg, Bremen, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck, Mitteldeutschland, Pfalz, Rheinland, Westfalen)
2 reformiert (Lippische, Evangelisch-reformierte Landeskirche)
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Für mich ist die Gnadenwahl durchaus ein relevantes Thema, aber nicht DAS zentrale Thema. Ich kenne den Heidelberger Katechismus, folge aber eher der Westminster Confession of Faith.
Consciousness of sin, certainty of faith, and the testimony of the Holy Spirit
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Naja...der grßöte Teil der Christenheit scheint bei Artikel 7.2. stehengeblieben zu sein bzw. nur das zu kennen/wollen/sollen..Jarom1 hat geschrieben:Für mich ist die Gnadenwahl durchaus ein relevantes Thema, aber nicht DAS zentrale Thema. Ich kenne den Heidelberger Katechismus, folge aber eher der Westminster Confession of Faith.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
"Du scheinst nichts über Reformierten in Deutschland zu wissen. Bei uns wird anders gepredigt. Die Schrift allumfassend. AT gleichwertig. Kein Schwergewicht auf die Evangelien und die Briefe Pauli. Die Gottesdienstordnung ist deutlich anders als bei den Lutheranern (mit Abstrichen gegenüber der oberdeutschen Form).
Von den 20 Gliedkirchen der EKD sind:
8 lutherisch (Bayern, Braunschweig, Hannover, Norddeutschland, Oldenburg, Sachsen, Schaumburg-Lippe, Württemberg)
10 uniert (Anhalt, Baden, Berlin-Brandenburg, Bremen, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck, Mitteldeutschland, Pfalz, Rheinland, Westfalen)
2 reformiert (Lippische, Evangelisch-reformierte Landeskirche)"
- Ich bin evangelisch-reformiert und besuche seit vielen Jahren fast jeden Sonntag einen reformierten Gottesdienst!
- Unierte Kirchen werden nach Verwaltungsunionen und Bekenntnisunionen unterschieden.
- Die Lippische Kirche ist überwiegend reformiert mit einer lutherischen Klasse.
- Die Gemeinde Wuppertal-Ronsdorf ist aufgrund ihrer Geschichte (Elias Eller) eine Art Sonderfall. Pfarrer Dr. Denker, den ich persönlich kenne und sehr schätze, ist manchmal etwas zu theoretisch-theologisch. Ronsdorf dürfte so ziemlich die einzige reformierte Gemeinde sein, wo das Thema Doppelte Prädestination stärker thematisiert wird. Ich jedenfalls haben in den vielen anderen reformierten Gemeinden, die ich kenne, diesen Begriff noch nie von der Kanzel gehört. In Deutschland kenne ich auch keinen Reformierten, der wegen der Prädestinationlehre nachts wach liegt.
Zuletzt geändert von Dieter am Dienstag 2. September 2014, 17:06, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Du meinst, dass die meisten Christen nur den sogenannten Bund der Werke sehen, der vor dem Fall im Paradies galt, aber den Bund der Gnade nicht kennen (wollen)?Tinius hat geschrieben:Naja...der grßöte Teil der Christenheit scheint bei Artikel 7.2. stehengeblieben zu sein bzw. nur das zu kennen/wollen/sollen..Jarom1 hat geschrieben:Für mich ist die Gnadenwahl durchaus ein relevantes Thema, aber nicht DAS zentrale Thema. Ich kenne den Heidelberger Katechismus, folge aber eher der Westminster Confession of Faith.
Consciousness of sin, certainty of faith, and the testimony of the Holy Spirit
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Natürlich. Das fängt schon mit den vielen Regeln in den synoptischen Evangelien an, die das Gegenteil von Paulus Lehre von der unverdient geschenkten Gnade für den Sünder manifestierten. Hier beginnt nämlich schon die Lehre vom Bußbekenntnis und der Änderung des Lebenswandels mit Gottes Wohlgefallen an den Werken der Frommen.Jarom1 hat geschrieben:Du meinst, dass die meisten Christen nur den sogenannten Bund der Werke sehen, der vor dem Fall im Paradies galt, aber den Bund der Gnade nicht kennen (wollen)?Tinius hat geschrieben:Naja...der grßöte Teil der Christenheit scheint bei Artikel 7.2. stehengeblieben zu sein bzw. nur das zu kennen/wollen/sollen..Jarom1 hat geschrieben:Für mich ist die Gnadenwahl durchaus ein relevantes Thema, aber nicht DAS zentrale Thema. Ich kenne den Heidelberger Katechismus, folge aber eher der Westminster Confession of Faith.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Es entspricht also dem sola scriptura, daß man sich nach Belieben das raussucht, was einem in den Kram paßt, und den Apostel Paulus gegen die Evangelien selbst ausspielt?Tinius hat geschrieben:Natürlich. Das fängt schon mit den vielen Regeln in den synoptischen Evangelien an, die das Gegenteil von Paulus Lehre von der unverdient geschenkten Gnade für den Sünder manifestierten. Hier beginnt nämlich schon die Lehre vom Bußbekenntnis und der Änderung des Lebenswandels mit Gottes Wohlgefallen an den Werken der Frommen.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Es wird nicht der Apostel Paulus gegen die Evangelien selbst ausgespielt. Pauli Briefen waren, als es noch kein Evangelium gab. Und Matthäus wandelt den Markus bereits so offenkundig weichspülerisch und glättend ab, dass sämtliche unangenehmen Stellen sanft entschwinden.Das Matthäusevangelium spricht schließlich alle irgendwie an und .....keiner hielt /hält sich an die Anweisungen des dort quasi permanent Reden haltenden Jesus.taddeo hat geschrieben:Es entspricht also dem sola scriptura, daß man sich nach Belieben das raussucht, was einem in den Kram paßt, und den Apostel Paulus gegen die Evangelien selbst ausspielt?Tinius hat geschrieben:Natürlich. Das fängt schon mit den vielen Regeln in den synoptischen Evangelien an, die das Gegenteil von Paulus Lehre von der unverdient geschenkten Gnade für den Sünder manifestierten. Hier beginnt nämlich schon die Lehre vom Bußbekenntnis und der Änderung des Lebenswandels mit Gottes Wohlgefallen an den Werken der Frommen.
Nicht ohne Grund war das Matthäusevangelium lange das "Hauptevangelium". Um Juden und Heiden gleichermaßen zu überzeugen. Eine solche Regelungswut und dauerndes Einfordern von bravem, gesetzlichem Verhalten fordert kein anderes Evangelium.
Nicht ohne Grund hat Martin Luther das Johannesevangelium als das eigentlich wichtige und gut zu lesende Evangelium erkannt.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Oh. Das ist eine ziemlich eigenwillige Textgeschichte, die Du da zugrundelegst.
Es gibt genügend ernstzunehmende Exegeten, die das reichlich anders sehen.
Und daß es zur Zeit der Abfassung der Paulusbriefe "noch kein Evangelium" gegeben hätte, das ist schon arg an den Haaren herbeigezogen.
Selbst wenn man postuliert, daß noch keines der vier kanonischen Evangelien damals geschrieben war (was allein schon umstritten ist), dann ist es doch völlig absurd zu glauben, daß zwischen dem Tod Jesu und der ersten Schriftfassung eines Evangeliums keine verbindliche Verkündigung vorhanden gewesen wäre und womöglich Paulus allein gewußt hätte, was er zu sagen hat: "Viele haben es schon unternommen, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, wie uns das überliefert haben, die es von Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Worts gewesen sind." (Lk 1)
Es gibt genügend ernstzunehmende Exegeten, die das reichlich anders sehen.
Und daß es zur Zeit der Abfassung der Paulusbriefe "noch kein Evangelium" gegeben hätte, das ist schon arg an den Haaren herbeigezogen.
Selbst wenn man postuliert, daß noch keines der vier kanonischen Evangelien damals geschrieben war (was allein schon umstritten ist), dann ist es doch völlig absurd zu glauben, daß zwischen dem Tod Jesu und der ersten Schriftfassung eines Evangeliums keine verbindliche Verkündigung vorhanden gewesen wäre und womöglich Paulus allein gewußt hätte, was er zu sagen hat: "Viele haben es schon unternommen, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, wie uns das überliefert haben, die es von Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Worts gewesen sind." (Lk 1)
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Ja. Jetzt ist gut. Du hast deine Meinung, andere eben die ihre. Der Problemfall SOLA SCRIPTURA wird von beiden Seiten natürlich anders gesehen.
Dass der angeführte Bund der Werke aus der Westminster Confession of faith (Punkte 7.2 und dann 7.3) allerdings in der Praxis des Umgangs mit Werken und Sünde hier der Aufhänger war, bitte auch berücksichtigen.
Einfach gesagt: Das hier ist die Klausnerei.
Dass der angeführte Bund der Werke aus der Westminster Confession of faith (Punkte 7.2 und dann 7.3) allerdings in der Praxis des Umgangs mit Werken und Sünde hier der Aufhänger war, bitte auch berücksichtigen.
Einfach gesagt: Das hier ist die Klausnerei.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Hier muss man Dir ausnahmsweise mal Recht geben. Sorry, Tinius, aber was Du da ausführst ist eine ungute Mischung aus solo sciptura (nein, das "o" ist kein Fehler. Ich habe das Latinum. Wenn auch wahrlich kein gutes.) und Bibelkritik. Zwei falsche Ansätze, die aber eigentlich sowieso zusammengehören. Wenn es nur die bibeltreu sein wollenden Evangelikalen begreifen würden.taddeo hat geschrieben:Oh. Das ist eine ziemlich eigenwillige Textgeschichte, die Du da zugrundelegst.
Ich weiss Du liest auch auf Englisch und bevorzugst reformierte Autoren. Deswegen empfehle ich dir diesen Artikel, der eigentlich eine Zusammenfassung des Buchs The Shape of Sola Sciptura ist.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Dankeschön für den interessanten Hinweis.TillSchilling hat geschrieben:Hier muss man Dir ausnahmsweise mal Recht geben. Sorry, Tinius, aber was Du da ausführst ist eine ungute Mischung aus solo sciptura (nein, das "o" ist kein Fehler. Ich habe das Latinum. Wenn auch wahrlich kein gutes.) und Bibelkritik. Ich weiss Du liest auch auf Englisch und bevorzugst reformierte Autoren. Deswegen empfehle ich dir diesen Artikel, der eigentlich eine Zusammenfassung des Buchs The Shape of Sola Sciptura ist.taddeo hat geschrieben:Oh. Das ist eine ziemlich eigenwillige Textgeschichte, die Du da zugrundelegst.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
So wie ich dich mit diesem Artikel verstehe, meinst du, dass neben der römisch-katholischen Kirche auch die sola scriptura zurückzuweisen ist ?Tinius hat geschrieben:Dankeschön für den interessanten Hinweis.TillSchilling hat geschrieben:Hier muss man Dir ausnahmsweise mal Recht geben. Sorry, Tinius, aber was Du da ausführst ist eine ungute Mischung aus solo sciptura (nein, das "o" ist kein Fehler. Ich habe das Latinum. Wenn auch wahrlich kein gutes.) und Bibelkritik. Ich weiss Du liest auch auf Englisch und bevorzugst reformierte Autoren. Deswegen empfehle ich dir diesen Artikel, der eigentlich eine Zusammenfassung des Buchs The Shape of Sola Sciptura ist.taddeo hat geschrieben:Oh. Das ist eine ziemlich eigenwillige Textgeschichte, die Du da zugrundelegst.
Welche Meinungs hast du dazu? In den orthodoxen Kirchen scheint das Problem wohl nicht zu bestehen.
Und bei den konservativen Lutheranern gilt natürlich "sola sacra scriptura iudex, norma et regula".
Oder sagt die LMCS (von dir öfters erwähnt und zitiert) etwas anderes?
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Huch, ne, da haben wir uns missverstanden.Tinius hat geschrieben:So wie ich dich mit diesem Artikel verstehe, meinst du, dass neben der römisch-katholischen Kirche auch die sola scriptura zurückzuweisen ist ?TillSchilling hat geschrieben: Deswegen empfehle ich dir diesen Artikel, der eigentlich eine Zusammenfassung des Buchs The Shape of Sola Sciptura ist.
Welche Meinungs hast du dazu? In den orthodoxen Kirchen scheint das Problem wohl nicht zu bestehen.
Und bei den konservativen Lutheranern gilt natürlich "sola sacra scriptura iudex, norma et regula".
Oder sagt die LMCS (von dir öfters erwähnt und zitiert) etwas anderes?
Zuerst einmal ist die römisch-katholische Kirche ja nicht "zurückzuweisen" sondern zu reformieren. Sprich in Lehre und Praxis am Wort zu orientieren und zu reformieren. Sie ist eigentlich ja immer noch unsere Herkunft. Ausserdem finde ich sie - sogar im unreformierten Zustand und trotz ihrer Irrlehren und daraus resultierenden falschen Praxis - recht attraktiv.
Was der Artikel sagt zu Sola Scriptura ist,
- dass die Reformatoren darunter etwas anderes verstanden haben als viele Protestanten heute mit dem Slogan ausdrücken wollen.
- dass die Vorstellung der Reformatoren zur Beziehung zwischen Schrift und Tradition, der Tradition viel mehr Gewicht zuwies als das manche heutige Protestanten tun.
Die deutlichsten Beispiele dafür sieht man einerseits bei machen Evangelikalen, deren "Theologen" nicht mal einen Schimmer Wissen über Kirchen- und Theologiegeschichte haben. Andererseits in der Bibelkritik, die den Glauben der Kirche und die Rezeption der Schrift in der Tradition der Kirche ignoriert, und die Schrift zerfetzt.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Na dann....setz dich doch einfach mal mit Clemens in Verbindung. Ich habe inzwischen sein Buch gelesen. Interessante Blickweise [Punkt]TillSchilling hat geschrieben:
Zuerst einmal ist die römisch-katholische Kirche ja nicht "zurückzuweisen" sondern zu reformieren. Sprich in Lehre und Praxis am Wort zu orientieren und zu reformieren. Sie ist eigentlich ja immer noch unsere Herkunft. Ausserdem finde ich sie - sogar im unreformierten Zustand und trotz ihrer Irrlehren und daraus resultierenden falschen Praxis - recht attraktiv.
- JosefBordat
- Beiträge: 1074
- Registriert: Freitag 21. Dezember 2012, 13:02
- Wohnort: Berlin
- Kontaktdaten:
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Am Samstag Nachmittag hatte ich einen Muslim zu Gast, mit dem ich mich über Glaubensfragen ausgetauscht habe. Es entstand ein Dialog in gegenseitigem Respekt, insbesondere über die Gottesvorstellung und das Jesusbild in Bibel und Koran: https://jobo72.wordpress.com/215/2/1 ... gesprache/
JoBo
JoBo
Jobo72's Weblog - Christliche Existenzphilosophie. Gott, die Welt und alle Dinge überhaupt
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
JosefBordat hat geschrieben:Am Samstag Nachmittag hatte ich einen Muslim zu Gast, mit dem ich mich über Glaubensfragen ausgetauscht habe. Es entstand ein Dialog in gegenseitigem Respekt, insbesondere über die Gottesvorstellung und das Jesusbild in Bibel und Koran: https://jobo72.wordpress.com/215/2/1 ... gesprache/
JoBo
Schau dir mal dieses interessante Buch an:
http://buchvorstellungen.blogspot.de/2 ... koran.html
Der Islam transportiert bis heute offensichtlich eine im 7.Jahrhundert immer noch lebendige christliche Tradition des Judenchristentums syrischer Prägung in die Gegenwart. Und das ohne eine Form der Anbiederung. Jesus mag zwar offiziel eine besondere Wertschätzung haben....eine besondere, reale Bedeutung hat er nicht.
Muhammad hätte mit Jesus bei einem Treffen wenig anzufangen gewußt.
Wobei ich davon überzeugt bin, dass Muhammad inzwischen Jesus Christus getroffen hat.
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Wann und wo denn?Tinius hat geschrieben:Wobei ich davon überzeugt bin, dass Muhammad inzwischen Jesus Christus getroffen hat.
- JosefBordat
- Beiträge: 1074
- Registriert: Freitag 21. Dezember 2012, 13:02
- Wohnort: Berlin
- Kontaktdaten:
Re: Christozentrismus/Theozentrismus
Danke für den Hinweis, Tinius!
JoBo
JoBo
Jobo72's Weblog - Christliche Existenzphilosophie. Gott, die Welt und alle Dinge überhaupt