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Polnische Brüder

Verfasst: Samstag 15. September 2007, 15:00
von Kreuzritter
Hat von Euch jemand etwas über die Polnischen Brüder gehört? Ein kleiner Tipp, es handelt sich um eine Gemeinschaft aus dem 16+17 Jhd.

Verfasst: Samstag 15. September 2007, 15:25
von asderrix
Is das hier ein Quiz?

Verfasst: Samstag 15. September 2007, 15:40
von Kreuzritter
Ein Forum um entweder "seinen Senf dazu zu geben", oder sich Wissen anzueignen. Wer die Wahl hat, hat die Qual ;-)

Verfasst: Samstag 15. September 2007, 15:56
von Petur
Sie waren die polnischen Unitarier ( "Sozzinianer").

Verfasst: Samstag 15. September 2007, 16:51
von Walter
Petur hat geschrieben:Sie waren die polnischen Unitarier ( "Sozzinianer").
Scheinen ganz schöne Erzketzer gewesen zu sein: :ikb_puke:
Wikipedia hat geschrieben:
Der Ausdruck Sozinianismus (Socianismus, Sozzianismus) bezeichnet eine antitrinitarische Bewegung, die sich im 16. und 17. Jahrhundert in Europa ausbreitete und nach ihrem bedeutendsten Vertreter, dem italienischen Antitrinitarier Fausto Sozini (15391604) benannt wurde. Seine Anhänger wurden mitunter auch als Polnische Brüder bezeichnet.
Der Sozinianismus zeichnet sich aus durch einen Kampf gegen das Trinitätsdogma, durch rationalistische Bibelauslegung, humanistische Toleranz und Zurückweisung aller christlichen Konfessionen. In diesem Sinne kann er als Vorläufer des Deismus und des Rationalismus angesehen werden.


Der Begriff Unitarismus (von lat.: unitas = Einheit) bezeichnet:
  1. die Ablehnung der Trinitätslehre; sowie
  2. eine konkrete pantheistische humanistische Religion, die historisch aus der Kritik an der Trinitätslehre entstanden ist.
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PS@Kreuzritter: Oder meintest du → diese Brüder? :D

Verfasst: Samstag 15. September 2007, 16:58
von Kreuzritter
Richtig, sie waren einfach nur gute Christen, die Gewalt ablehnten. Aber mehr noch, sie hatten eine gutfunktionierende Akademie gegründet. Es war eine der besten und vor allem eine FREIE Einrichtung seinerzeit. Leider mussten Sie der polnischen Konterreformation weichen.
Heute lebt zwar ein Teil dieser alten Gemeinschaft. Die Mehrheit hat sich aber mehr judifiziert. Weiterhin gibt es noch 2 weitere Abspaltungen dieser Gemeinschaft. Insgesamt zählen alle drei nicht mehr wie 200 Angehörige.

Verfasst: Samstag 15. September 2007, 20:07
von Nietenolaf
Sie waren sicher alles mögliche, aber keine Christen, wenn sie die hl. Dreifaltigkeit ablehnen.

Verfasst: Samstag 15. September 2007, 20:25
von Petur
Vielleicht "Kulturchristen". Auch die Unitarier halten Christus für den Erlöser. Sie nennen sich "freisinnige Christen". Sie gehören zum christlichen Kulturkreis. Aber tatsaechlich keine wirklichen Christen im engen dogmatischen Sinne.

Verfasst: Sonntag 16. September 2007, 09:33
von Linus
äh judifiziert? womit infiziert? Ich versteh nicht...

Verfasst: Montag 17. September 2007, 14:16
von Kreuzritter
Sie feiern den Shabath.

Und es waren CHRISTEN, weil sie die Anhänger Christi waren. Im Polnischen ist der noch heutige Name der Christen vom Taufen abgeleitet und nicht vom Christus.

Verfasst: Montag 17. September 2007, 14:50
von Linus
Kreuzritter hat geschrieben:Sie feiern den Shabath
Also Juden. oder eine jüdische Sekte. in dem Zusammenhang paßt dann auch "Verjudung" unabhängig von der politischen Vergangenheit dieses Begriffs. Bei "judifizieren" denke ich zuerst an medizinisches, und gleich anschließend ans Gericht. wobei ich mit Judikatur da keinen Sinnzusammenhang sehe. Obwohl doch: die Juden stehen ja unter dem Gesetz.
.
Und es waren CHRISTEN, weil sie die Anhänger Christi waren. Im Polnischen ist der noch heutige Name der Christen vom Taufen abgeleitet und nicht vom Christus.
Auch Zeugen Jehovas und LetztenTagsHeilige (besser bekannt unter Mormonen) behaupten Christen zu sein, sind sie aber nicht. dazu gehört die Taufe, ein trinitarisches Gottesverständnis und der Sonntag als Tag des Herrn.

Re: POLNISCHE BRÜDER

Verfasst: Samstag 21. März 2009, 17:03
von HagenNord
Ich bin zwar weder Adventist, Zeuge Jehova oder Mormone oder Angehöriger einer anderen religiösen Sondergruppe, dennoch bin ich etwas überrascht, wie man den Glauben an das trinitarische Gottesverständnis oder die Feier des Sonntags als Kennzeichen für die Zugehörigkeit zum Christentum begründen kann. Ich werde sogar ein bisschen ketzerisch, da ich davon überzeugt bin, dass eine Vielzahl von sog. Mainstream-Christen (Kath. sowie Evang.) eher einer reinen Dreigötter-Lehre (Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist) anhängen und nicht der klassischen durch verschiedene Synoden bestätigte Trinitätslehre (Ein Gott in drei Personen). Ich glaube zudem, dass gerade die kath. Kirche durch die inflationären Vielzahl an Heiligen und Seligen und den entsprechenden Anbetungsverhalten (Volksglauben) versäumt, dieser wahren Trinitätslehre den notwendigen Raum zu geben. Meine Besuche in div. kath. und orth. Kirchen und Wallfahrtsorten wirkten auf mich in dieser Frage eher ernüchternd. Wenn die in meinen Augen berechtigte Anbetung Mariens und anderer Heiliger und Selige für viele Teilnehmer an Wallfahrten wichtiger ist, als eine geordnete Teilnahme an einem gleichzeitig stattfindenen Gottesdienst, dann läuft hier etwas schief. Ich habe auch kath. Walfahrtsorte (u.a. in Deutschland, Südeuropa, Süd- und Mittelamerika) besucht, wo ich mit anderen Teilnehmern erst nach längerem Suchen ein Kreuz manchmal mit Corpus, manchmal ohne Corpus, gefunden habe. Fazit für mich: Allein an der Trinitätslehre oder Feier des Gottesdienstes an einem anderen Tag kann man die Bezeichnung "Christ" nicht festmachen. Da gibt es bedeutendere Merkmale (u.a. Neue Prophetie, eigene nichtbiblische Grundlagen.... ). :nein:

Re: POLNISCHE BRÜDER

Verfasst: Samstag 21. März 2009, 18:08
von Linus
HagenNord hat geschrieben:Ich bin zwar weder Adventist, Zeuge Jehova oder Mormone oder Angehöriger einer anderen religiösen Sondergruppe, dennoch bin ich etwas überrascht, wie man den Glauben an das trinitarische Gottesverständnis oder die Feier des Sonntags als Kennzeichen für die Zugehörigkeit zum Christentum begründen kann.
Die Kriterien für die Zugehörigkeit zur Kirche sind biblisch: "Ein Herr, Ein Glaube, eine Taufe." (Eph 4,5) Wer nicht a) das Erlösungswerk Gottes in Christus anerkennt b) den Glauben der Kirche bekennt (Credo) und c) sich (trinitarisch Mt 28,19) Taufen läßt, ist kein Christ. Fehlt nur eines dieser drei ist der betreffende kein Christ. [du scheinst Anhänger der err.. wie sagt man das jetzt in der Klausnerei ohne gerügt zu werden... zu sein.
Ich werde sogar ein bisschen ketzerisch, da ich davon überzeugt bin, dass eine Vielzahl von sog. Mainstream-Christen (Kath. sowie Evang.) eher einer reinen Dreigötter-Lehre (Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist) anhängen und nicht der klassischen durch verschiedene Synoden bestätigte Trinitätslehre (Ein Gott in drei Personen).
Das mag sein, siehe oben.
Ich glaube zudem, dass gerade die kath. Kirche durch die inflationären Vielzahl an Heiligen und Seligen und den entsprechenden Anbetungsverhalten (Volksglauben) versäumt, dieser wahren Trinitätslehre den notwendigen Raum zu geben.
Nein, ganzt im Gegenteil, ihr einziges Problem ist katechetischer Natur, sonst würdest du nicht "Anbetung" und "Heilige" im gleichen Satz verwenden.
Meine Besuche in div. kath. und orth. Kirchen und Wallfahrtsorten wirkten auf mich in dieser Frage eher ernüchternd. Wenn die in meinen Augen berechtigte Anbetung Mariens und anderer Heiliger und Selige für viele Teilnehmer an Wallfahrten wichtiger ist, als eine geordnete Teilnahme an einem gleichzeitig stattfindenen Gottesdienst, dann läuft hier etwas schief. Ich habe auch kath. Walfahrtsorte (u.a. in Deutschland, Südeuropa, Süd- und Mittelamerika) besucht, wo ich mit anderen Teilnehmern erst nach längerem Suchen ein Kreuz manchmal mit Corpus, manchmal ohne Corpus, gefunden habe. Fazit für mich: Allein an der Trinitätslehre oder Feier des Gottesdienstes an einem anderen Tag kann man die Bezeichnung "Christ" nicht festmachen. Da gibt es bedeutendere Merkmale (u.a. Neue Prophetie, eigene nichtbiblische Grundlagen.... ). :nein:
Stimmt es gibt bedeuterndere Merkmale, etwa den Grundlegenden Unterschied zwischen Adoratio (Anbetung) Hyperdulie (die der Gottesmutter Maria geschuldete Verehrung) und Dulie (die den Heiligen und Seligen sowie den Engeln zugedachte Verehrung) zu kennen.

Re: Polnische Brüder

Verfasst: Samstag 21. März 2009, 19:30
von HagenNord
Ich danke dir für die schnelle Antwort. Ich sehe sogar Übereinstimmung in Deiner letzten eher pointierten Antwort, wobei ich diese eher dem Dritten Teil Deiner Zitatauswahl meines Beitrages beimesse. Dennoch glaub ich, dass Du es in der Beantwort zu einfach gemacht hast. Meine Kritik bezieht sich nicht auf die Tatsache das es verschiedene Formen und möglicherweise Abstufungen der Anbetung gibt, sondern darauf, dass die kath. Kirche genau diesen Unterschied in meinen Augen nicht ausreichend gegenüber dem sog. Volksglauben (der Volksfrömmigkeit) herausarbeitet. Dazu gibt es in der neuen theologischen Fachliteratur über die Dreifaltigkeitslehre nicht nur von katholischer Seite sondern ebenfalls auch von evangelischer Seite ausreichende Hinweise (K.Rahner (kath.) , W.Kasper (kath.), K.Barth (evang.), u.a.). Ich bin immer wieder überrascht und verfolge diesen Umstand seit einiger Zeit interessiert wie die Geistlichen (kath.) am Dreifaltigkeitsonntag (wird übrigens erst seit 1334 liturg. in der kath. Kirche gefeiert) gegenüber der Gemeinde daran regelrecht verzweifeln. Entweder werden sie zu wissenschaftlich Theologisch oder verlieren sich in ihren eigenen Argumentationsketten, sofern sie nicht sogar die Predigt thematisch ganz anders ausrichten.
Im Übrigen finde ich es von der mutig aufgrund des Taufspruches in Mt 28,19 die Trinität zu begründen. Nach meiner Kenntnis diverser o.g. Literatur wird dieser Taufspruch nach heutiger Lesart eher auf Christus personifiziert um seine Beziehung zu Gott und somit seine Erhebung / Bedeutung für die Menschheit zu verdeutlichen. Dennoch gibt es "sicherlich" ausreichende Hinweise in der Bibel (Die Trinität ist nicht in der Bibel ausdrücklich erwähnt) die das Dogma der Trinität begründen kann. Bibelverweise zur Trinität würden hier zu weit führen und können im Net nachgeschlagen werde. :)

Re: Polnische Brüder

Verfasst: Samstag 21. März 2009, 20:28
von Raphaela
HagenNord hat geschrieben:. Dazu gibt es in der neuen theologischen Fachliteratur über die Dreifaltigkeitslehre nicht nur von katholischer Seite sondern ebenfalls auch von evangelischer Seite ausreichende Hinweise (K.Rahner, K.Barth, W.Kasper u.a.). Ich bin immer wieder überrascht und verfolge diesen Umstand seit einiger Zeit interessiert wie die Geistlichen (kath.) am Dreifaltigkeitsonntag (wird übrigens erst seit 1334 liturg. in der kath. Kirche gefeiert) gegenüber der Gemeinde daran regelrecht verzweifeln. :
Dass Karl Barth evangelich ist, gebe ich ja zu, aber seit wann war der Jesuit Karl Rahner evangelisch? Und seit wann ist Kardinal Walter Kasper evangelisch?
Haben wir in der katholischen Kiche etwa "Spitzel" die in Wirklichkeit evangelisch sind? 8) :pfeif: :breitgrins:

Re: Polnische Brüder

Verfasst: Samstag 21. März 2009, 21:13
von HagenNord
Liebe Raphaela, das W.Kasper und K.Rahner nicht evangelisch ist wissen wir, aber meine Auflistung nach dem Satz beinhaltet den ganzen vorrangegangen Text wie man hoffentlich guten Willens erkennen kann und nicht nur das letzte Drittel. Sonst ist er vor lauter Einschüben nicht mehr zu lesen. Davon habe ich sowieso vielzuviele. Gerne würde ich thematisch etwas von Dir hören und nicht nur stilistisch. Wir sollten so nicht miteinander in einem Forum umgehen. Dennoch werde ich zur Lesbarkeit die Konfession nachträglich eintragen. :traurigtaps: Mit lieben Grüßen Hagen

Re:

Verfasst: Samstag 21. März 2009, 21:24
von anneke6
Kreuzritter hat geschrieben:…Und es waren CHRISTEN, weil sie die Anhänger Christi waren. Im Polnischen ist der noch heutige Name der Christen vom Taufen abgeleitet und nicht vom Christus.
Wie bitte?! chrzczić (taufen) gehoert zur selben Wortfamilie wie chrześcijaństwo, chrześniak...und last but not least Chrystus

Re: Polnische Brüder

Verfasst: Sonntag 22. März 2009, 07:41
von asderrix
HagenNord hat geschrieben: Im Übrigen finde ich es von der mutig aufgrund des Taufspruches in Mt 28,19 die Trinität zu begründen.
Definierst du mal bitte Mut :)
Das ist logisch, nicht mutig, was willst du denn noch dastehen haben?
NeÜ:Dabei sollt ihr sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen
AlbNT:führt sie durch die Taufe in die Gemeinschaft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes
ELB:und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
usw.

Re: Polnische Brüder

Verfasst: Sonntag 22. März 2009, 15:21
von HagenNord
Mutig finde ich die Aussage, weil nach heutiger Lehrmeinung genau diese mehrfachen Aufzählungen (Gott-Sohn-Geist) in der Bibel über Gott (den Dreifaltigen nach christlicher Auffassung) nicht die tatsächliche innere und äußere Struktur (Ontoligie) beschreibt, sondern die christoligische Frage (Soteriologie), wie schriftgemäß das Verhältnis Jesu zu Gott selber ist. Würden wir in letzter Konsequenz allein aus diesen Textstellen in der Bibel unsere Vorstellung vom Dreifaltigen Gott begründen, hätte Hans Küng und Andere am Ende recht und wir würden unsere gemeinsamen Wurzeln zum Judentum (Es gibt außer Gott keinen anderen Gott) verlassen.

Letztendlich kann die Trinitätslehre nach heutiger theologischer Lesart nur aus sich selbst heraus erklärt werden, was den Wahrheitsgehalt nicht schmälern muss. Über Paulus, Athanasius, Ambrosius, Augustinus, Thomas von Aquin, u.a. hat die westlich-lateinische Kirche über 1500 Jahre geschafft, das Dogma der Trinität auf Grundlage der neuplatonischen Philosophie zu schaffen und zu festigen. Die östl. orthodoxen Kirchen sind hier sogar ein ganz anderen Weg gegangen und haben in der Beschreibung der Dreifaltigkeit ein ganz anderes Gottesbild als wir, was man schon in der Lehre, dass der Geist nur aus dem Vater hervorgeht, erkennen kann.

Kleiner Hinweis am Rande: Die hist.-krit. evang. Theologie hat sogar in weiten Teilen Ende des 19. Jahrhundert das Trinitätsdogma aufgegeben und erst in neuerer Zeit gibt es Versuche evang. Gelehrter die eigene Positionen der kath. Kirche anzunähern (Quelle: Prof. Dr. Häring (Nijmegen); Dr. Kuschel (Tübingen))

Wir sollten also vermeiden die Dreifaltigkeit "allein" biblisch zu begründen.

Re: Polnische Brüder

Verfasst: Samstag 9. Juli 2011, 16:56
von Kreuzritter
Es sind einige Monate, ja gar Jahre vergangen in denen ich die Geschichte der polnischen Unitarier (Polnischen Brüder; Sozinianer, Arianer) studiert habe. Kann die Literatur bzw. Thematik nur empfehlen.

Eine wahre Überraschung für mich war die Tatsache gewesen, dass die Aufklärung sich von ihnen ableitet. Das heißt, dass große Denker ihrer Zeit sich an die Lehren der Arianer orientiert haben.