Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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Granuaile
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Granuaile »

Lutheraner hat geschrieben:
Granuaile hat geschrieben:dass die evangelischen Konfessionen, im Gegensatz zur römisch-katholischen, kein Lehramt kennen.
Jede Kirche hat ein Lehramt. Sei es ein Papst, eine Synode oder ein Presbyterium oder sonst was. Dieses Lehramt legt fest, was richtig und falsch, was gültig und was ungültig ist.

Tut mir Leid, aber als Mitglied der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich muss ich widersprechen: Die meisten reformierten Landeskirchen der Schweiz haben Mitte des 19. Jahrhunderts die Bindung an Bekenntnisschriften aufgehoben. Pfarrerinnen und Pfarrer geloben bei der Ordination und beim Amtsantritt an einer neuen Pfarrstelle:
"Ich gelobe vor Gott, den Dienst an seinem Wort auf Grund der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes in Verantwortung zu erfüllen.
Ich gelobe, im Gehorsam gegenüber Jesus Christus diesen Dienst durch mein Leben zu bezeugen, wo immer ich hinberufen werde."


Die Pfarrer werden also nicht mehr auf den Wortlaut des II. Helvetischen Bekenntnisses von Heinrich Bullinger verpflichtet. (Der in der Evangelisch-reformierten Kirche Deutschlands geltende Heidelberger Katechismus hatte in der Schweiz ohnehin nie Geltung.) Vielmehr ist die Verantwortung einer jeden Pfarrerin und eines jeden Pfarrers gefordert. In der Kirchenordnung der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich finden sich allerdings einige grundsätzliche Bestimmungen zu den Glaubensgrundlagen. Über diese wurde denn auch in der Synode anlässlich der kürzlich erfolgten, durch Synodalbeschluss von gestern, 17. März 2009, abgeschlossenen Totalrevision der Kirchenordnung recht intensiv diskutiert und es wurde auch um Formulierungen gerungen. Doch wäre in der Synode - welcher ich angehöre - niemand auf die Idee gekommen, damit dem Kirchenvolk vorzuschreiben, was dieses im Innersten gefälligst zu glauben habe, und sich ein kirchliches Lehramt anzueignen. Vor einigen Jahren machte die reformierte Kirche Werbung mit Plakaten mit dem Slogan "Selber denken - die Reformierten".

Hier prallen wieder einmal kirchliche Welten aufeinander. Theologen sind nach unserer Auffassung Menschen, die durch vertiefte Auseinandersetzung mit der Bibel und dem christlichen Glauben und die damit erlangte Qualifikation den Menschen den Weg zu ihrem Glauben erleichtern und weisen können. Sie sind Helfer - Diener am göttlichen Wort (Verbi divini minister), nicht geistliche Diktatoren. Letztlich bleibt, wie Florianklaus dies heute prägnant und zutreffend umschrieben hat, im Zweifel jeder Protestant sein eigener Papst.

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Lutheraner
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Lutheraner »

Granuaile hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Granuaile hat geschrieben:dass die evangelischen Konfessionen, im Gegensatz zur römisch-katholischen, kein Lehramt kennen.
Jede Kirche hat ein Lehramt. Sei es ein Papst, eine Synode oder ein Presbyterium oder sonst was. Dieses Lehramt legt fest, was richtig und falsch, was gültig und was ungültig ist.

Tut mir Leid, aber als Mitglied der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich muss ich widersprechen: Die meisten reformierten Landeskirchen der Schweiz haben Mitte des 19. Jahrhunderts die Bindung an Bekenntnisschriften aufgehoben. (...)
Das hat aber nichts mit meinem Beitrag zu tun. Um Bekenntnisschriften ging es gar nicht, sondern um ein "Lehramt".
Natürlich gibt es auch bei Euch Lehramtsentscheidungen. Mit der Einführung der Frauenordination (FO) wurde von Eurer Synode festgelegt, dass es mit Gottes Wort übereinstimmt, dass Frauen zu Verwaltung der Sakramente und zur Predigt berufen werden dürfen. In Osteuropa gibt es Reformierte Kirchen, die die FO ablehnen, weil sie ihrer Meinung nach Gottes Wort widerspricht. Das sind natürlich Lehramtsentscheidungen. Oder die Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie durch Deine Kirche erkennt an, dass die lutherischen und unierten Kirchen - trotz Verwendung von Bildern und Altaren, etc. - für Euch auch gleichwertig Kirche im Sinne Jesu Christi sind. Auch das war eine Lehramtsentscheidung.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Johaennschen
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Johaennschen »

jau, und im Zweifel ist jeder Protestant sein eigener Papst!
Ganz recht: das PriesterPapsttum aller Getauften. :mrgreen:
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

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Marcus
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Marcus »

Granuaile hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben: .... Beratungen und Entscheidungen über Glaubenfrage sowie Fragen über die christliche Lebensführung sind hingegen stets von Geistlichen zu fällen. Denn nur diesen ist im Gegensatz zum Kirchenvolk die Ausübung des Lehramtes angetragen worden.
Wahrscheinlich fehlt mir hier das vertiefte Wissen zur SELK und zum orthodoxen Luthertum. Ich bin aber doch erstaunt. Bislang ging ich davon aus, dass ein gemeinsamer Grundsatz der evangelischen Konfessionen derjenige des "allgemeinen Priestertums aller Gläubigen" ist und dass die evangelischen Konfessionen, im Gegensatz zur römisch-katholischen, kein Lehramt kennen. Nun erklärt aber Marcus wieder eine Kaste von Geistlichen als allein zur Ausübung des Lehramts berufen.
In der SELK üben der Bischof die Lehraufsicht in der ganzen Kirche, Pröpste in ihren Sprengeln und Superintendenten in ihren Kirchenbezirken aus. Dem Kollegium der Superintendenten (Bischof + Pröpste und Superintendenten) steht darüber hinaus das Recht zu, Stellung zu allen Fragen der Lehre und des geistlichen Lebens zu nehmen, soweit sie gesamtkirchliche Auswirkungen haben. Des weiteren berät der allgemeine Pfarrkonvent (alle ordinierten Geistlichen) über Lehren und kann dazu auch Beschlüsse fassen. Wird die Beschlussfassung von der Synode, die zur Hälfte aus Geistlichen + Bischof und zur anderen Hälfte aus Laienvertretern besteht, angenommen, so ist sie in der gesamte Kirche verbindlich. Beschlüsse, welche der Heiligen Schrift und den Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche widersprechen, sind nichtig. Sollte es diesbezüglich zu Meinungsverschiedenheiten kommen, so wird sich unser Rechtsausschuss mit Sicherheit den Stellungnahmen des Kollegiums der Superintendenten bedienen, zumal jeder leitende Geistliche das Recht und die Pflicht hat, Lehraufsicht zu auszuüben. Daher können Stellungnahmen zu Lehrfragen, hinter denen die Mehrheit der Geistlichen im kirchenleitenden Amt steht, auch nicht einfach ignoriert werden.

In der SELK leisten Ordinationskandidaten ihr Gelöbnis nicht nur auf die gesamte Heilige Schrift, sondern auch auf die Bekenntnisschriften, die im konfessionellen Luthertum als schriftgemäße und daher verbindliche Auslegung der Heiligen Schrift gelten. Was dem Bekenntnis widerspricht, gilt folglich als heterodox. Wer also eine individuelle Bibel- und Glaubensfrömmigkeit pflegen möchte, sollte sich daher auch keiner ev.-luth. Bekenntniskirche anschließen.

Das kirchliche Amt wird in der SELK auch nicht aus dem allgemeinen Priestertum der Getauften abgeleitet. Folglich stellt es kein stellvertretendes Handeln des Pfarrers für seine Gemeinde dar. Vielmehr wird es aus dem Apostolat abgeleitet und der Pfarrer steht seiner Gemeinde bei der Wortverkündigung bzw. bei der Sakramentsverwaltung auch in persona christi gegenüber. Durch die Ordination erfolgt dann die effektive Segnung und Bevollmächtigung zur Ausübung des Amtes der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung. Ein Laie darf daher weder Sakramente verwalten noch predigen. Vikare und Pfarrdiakone dürfen zwar in der SELK trotz fehlender Ordination unter der Aufsicht des Pfarrers predigen (somit kein eigenverantwortliches Predigtrecht), jedoch keine Sakramente verwalten und auch nicht die Beichte abnehmen. In der Zeit von der Ordination bis zur Übernahme der ersten Pfarrstelle, führen Ordinierte die Amtsbezeichnung „Pfarrvikar“. Diese haben zwar noch keine eigene Gemeinde, der sie als Pfarrer vorstehen, dürfen aufgrund ihrer Ordinationsvollmacht aber natürlich in der gesamten Kirche predigen, Sakramente verwalten und die Beichte abnehmen. Das Amtsverständnis der SELK steht in der Tradition des Neuluthertums (vgl. mit Löhe und Vilmar) Nach Propst Kelters (SELK) Recherchen kam ein derartiges Amtsverständnis bereits in alten Ordinationsagenden aus dem 16. Jahrhundert zum Ausdruck. Die Lehre Luthers, dass das kirchliche Amt vom Priestertum der Getauften abzuleiten sei, wurde auch nicht in den BSLK manifestiert. Folglich ist sie für keine ev.-luth. Bekenntniskirche verbindlich.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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Lutheraner
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Lutheraner »

Marcus hat geschrieben:In der SELK üben der Bischof die Lehraufsicht in der ganzen Kirche, Pröpste in ihren Sprengeln und Superintendenten in ihren Kirchenbezirken aus.
Wo kommt diese Einteilung eigentlich her? Ist das ursprünglich preußisch oder reformatorisch?
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Bischof
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Bischof »

Diese Einteilung stammt aus dem Jahr 1972, ist also weder reformatorisch noch preußisch. Ursprünglich war die Kirche nicht in Kirchenbezirke, sondern in Diözesen gegliedert (in meiner Wahrnehmung ein viel schönerer Begriff). An der Spitze stand ein Superintendent als "Diözesanbischof". Die Gesamtkirche wurde durch das Oberkirchenkollegium geleitet. Dieser Kreis wählte einen Oberkirchenrat, der die Kirche leitete. Der Titel "Bischof" gibt es in der SELK erst seit 1972. Das bischöfliche Amt in seiner Funktion natürlich durchgängig.

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Granuaile
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Granuaile »

Marcus hat geschrieben:
In der SELK üben der Bischof die Lehraufsicht in der ganzen Kirche, Pröpste in ihren Sprengeln und Superintendenten in ihren Kirchenbezirken aus. Dem Kollegium der Superintendenten (Bischof + Pröpste und Superintendenten) steht darüber hinaus das Recht zu, Stellung zu allen Fragen der Lehre und des geistlichen Lebens zu nehmen, soweit sie gesamtkirchliche Auswirkungen haben. Des weiteren berät der allgemeine Pfarrkonvent (alle ordinierten Geistlichen) über Lehren und kann dazu auch Beschlüsse fassen. Wird die Beschlussfassung von der Synode, die zur Hälfte aus Geistlichen + Bischof und zur anderen Hälfte aus Laienvertretern besteht, angenommen, so ist sie in der gesamte Kirche verbindlich. Beschlüsse, welche der Heiligen Schrift und den Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche widersprechen, sind nichtig. Sollte es diesbezüglich zu Meinungsverschiedenheiten kommen, so wird sich unser Rechtsausschuss mit Sicherheit den Stellungnahmen des Kollegiums der Superintendenten bedienen, zumal jeder leitende Geistliche das Recht und die Pflicht hat, Lehraufsicht zu auszuüben. Daher können Stellungnahmen zu Lehrfragen, hinter denen die Mehrheit der Geistlichen im kirchenleitenden Amt steht, auch nicht einfach ignoriert werden.

In der SELK leisten Ordinationskandidaten ihr Gelöbnis nicht nur auf die gesamte Heilige Schrift, sondern auch auf die Bekenntnisschriften, die im konfessionellen Luthertum als schriftgemäße und daher verbindliche Auslegung der Heiligen Schrift gelten. Was dem Bekenntnis widerspricht, gilt folglich als heterodox. Wer also eine individuelle Bibel- und Glaubensfrömmigkeit pflegen möchte, sollte sich daher auch keiner ev.-luth. Bekenntniskirche anschließen.

Das kirchliche Amt wird in der SELK auch nicht aus dem allgemeinen Priestertum der Getauften abgeleitet. Folglich stellt es kein stellvertretendes Handeln des Pfarrers für seine Gemeinde dar. Vielmehr wird es aus dem Apostolat abgeleitet und der Pfarrer steht seiner Gemeinde bei der Wortverkündigung bzw. bei der Sakramentsverwaltung auch in persona christi gegenüber. Durch die Ordination erfolgt dann die effektive Segnung und Bevollmächtigung zur Ausübung des Amtes der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung. Ein Laie darf daher weder Sakramente verwalten noch predigen. Vikare und Pfarrdiakone dürfen zwar in der SELK trotz fehlender Ordination unter der Aufsicht des Pfarrers predigen (somit kein eigenverantwortliches Predigtrecht), jedoch keine Sakramente verwalten und auch nicht die Beichte abnehmen. In der Zeit von der Ordination bis zur Übernahme der ersten Pfarrstelle, führen Ordinierte die Amtsbezeichnung „Pfarrvikar“. Diese haben zwar noch keine eigene Gemeinde, der sie als Pfarrer vorstehen, dürfen aufgrund ihrer Ordinationsvollmacht aber natürlich in der gesamten Kirche predigen, Sakramente verwalten und die Beichte abnehmen. Das Amtsverständnis der SELK steht in der Tradition des Neuluthertums (vgl. mit Löhe und Vilmar) Nach Propst Kelters (SELK) Recherchen kam ein derartiges Amtsverständnis bereits in alten Ordinationsagenden aus dem 16. Jahrhundert zum Ausdruck. Die Lehre Luthers, dass das kirchliche Amt vom Priestertum der Getauften abzuleiten sei, wurde auch nicht in den BSLK manifestiert. Folglich ist sie für keine ev.-luth. Bekenntniskirche verbindlich.
Herzlichen Dank für die umfassende und gut verständliche Oientierung.

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Margret
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Margret »

Florianklaus hat geschrieben:jau, und im Zweifel ist jeder Protestant sein eigener Papst!
Jau und jeder Kathole ist sein Privatbotschaftsverkündiger :kugel: :freude: :kotz: .

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SpaceRat
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von SpaceRat »

Granuaile hat geschrieben:Tut mir Leid, aber als Mitglied der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich muss ich widersprechen: Die meisten reformierten Landeskirchen der Schweiz haben Mitte des 19. Jahrhunderts die Bindung an Bekenntnisschriften aufgehoben. Pfarrerinnen und Pfarrer geloben bei der Ordination und beim Amtsantritt an einer neuen Pfarrstelle:
"Ich gelobe vor Gott, den Dienst an seinem Wort auf Grund der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes in Verantwortung zu erfüllen.
Ich gelobe, im Gehorsam gegenüber Jesus Christus diesen Dienst durch mein Leben zu bezeugen, wo immer ich hinberufen werde."
Cool.
Dann sind sie ja eigentlich lutherisch:
Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib.
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

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Granuaile
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Granuaile »

SpaceRat hat geschrieben:
Granuaile hat geschrieben:Tut mir Leid, aber als Mitglied der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich muss ich widersprechen: Die meisten reformierten Landeskirchen der Schweiz haben Mitte des 19. Jahrhunderts die Bindung an Bekenntnisschriften aufgehoben. Pfarrerinnen und Pfarrer geloben bei der Ordination und beim Amtsantritt an einer neuen Pfarrstelle:
"Ich gelobe vor Gott, den Dienst an seinem Wort auf Grund der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes in Verantwortung zu erfüllen.
Ich gelobe, im Gehorsam gegenüber Jesus Christus diesen Dienst durch mein Leben zu bezeugen, wo immer ich hinberufen werde."
Cool.
Dann sind sie ja eigentlich lutherisch:
Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib.
Das Wort "ist" ist, wie soviele Worte in der Bibel, auslegungsbedürftig.
Aber, SpaceRat, darüber streite ich nicht mit dir. Ich bin selbst unsicher in der Abendmahlfrage. Die reformierte Ansicht vom blossen Erinnerungsmahl vermag mich nicht zu überzeugen. An eine körperliche Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi glaube ich nicht; an eine geistige / spirituelle Wandlung allerdings schon. So ist das "Christi Leib, für dich gegeben" / "Christi Blut, für dich vergossen" in lutherischen oder uniierten Abendmahlfeiern für mich stimmig. (Hier in der Schweiz erlebe ich es auch in reformierten Gottesdiensten immer häufiger, dass Brot und Wein mit den Zusprüchen "Brot des Lebens" und "Kelch des Heils" gegeben werden, was ich in Deutschland auch schon in uniierten und mindestens einmal (in Hamburg) in einem lutherischen Gottesdienst erfahren habe.) Ich bin noch auf der Suche nach der mich vollends überzeugenden Abendmahlslehre.

Raphael

Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Raphael »

Granuaile hat geschrieben:Ich bin noch auf der Suche nach der mich vollends überzeugenden Abendmahlslehre.
Bist Du bei dieser Suche auch schon auf die Transsubstantiationslehre gestoßen?

TillSchilling

Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von TillSchilling »

Granuaile hat geschrieben: Ich bin noch auf der Suche nach der mich vollends überzeugenden Abendmahlslehre.
Wie sucht man denn so eine "vollends ueberzeugende" Lehre?

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Lutheraner
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Lutheraner »

Granuaile hat geschrieben:An eine körperliche Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi glaube ich nicht; an eine geistige / spirituelle Wandlung allerdings schon
wo ist da für Dich der konkrete Unterschied?
Granuaile hat geschrieben:So ist das "Christi Leib, für dich gegeben" / "Christi Blut, für dich vergossen" in lutherischen oder uniierten Abendmahlfeiern für mich stimmig. (Hier in der Schweiz erlebe ich es auch in reformierten Gottesdiensten immer häufiger, dass Brot und Wein mit den Zusprüchen "Brot des Lebens" und "Kelch des Heils" gegeben werden
was wird denn bei Euch bei der Austeilung sonst gesagt?
Granuaile hat geschrieben: was ich in Deutschland auch schon in uniierten und mindestens einmal (in Hamburg) in einem lutherischen Gottesdienst erfahren habe.)
War das bei einem gewissen Propst Gorski? :pfeif:
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SpaceRat
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von SpaceRat »

Raphael hat geschrieben:
Granuaile hat geschrieben:Ich bin noch auf der Suche nach der mich vollends überzeugenden Abendmahlslehre.
Bist Du bei dieser Suche auch schon auf die Transsubstantiationslehre gestoßen?
Und selbst wenn ...
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Allons
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Allons »

Granuaile hat geschrieben:Das Wort "ist" ist, wie soviele Worte in der Bibel, auslegungsbedürftig. Aber, SpaceRat, darüber streite ich nicht mit dir. Ich bin selbst unsicher in der Abendmahlfrage. Die reformierte Ansicht vom blossen Erinnerungsmahl vermag mich nicht zu überzeugen. An eine körperliche Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi glaube ich nicht; an eine geistige / spirituelle Wandlung allerdings schon. So ist das "Christi Leib, für dich gegeben" / "Christi Blut, für dich vergossen" in lutherischen oder uniierten Abendmahlfeiern für mich stimmig. (Hier in der Schweiz erlebe ich es auch in reformierten Gottesdiensten immer häufiger, dass Brot und Wein mit den Zusprüchen "Brot des Lebens" und "Kelch des Heils" gegeben werden, was ich in Deutschland auch schon in uniierten und mindestens einmal (in Hamburg) in einem lutherischen Gottesdienst erfahren habe.) Ich bin noch auf der Suche nach der mich vollends überzeugenden Abendmahlslehre.
Hallo Granuaile,

in dieser Situation befinde ich mich zur Zeit auch mit etwa ähnlichen Gedanken. Schaun mer mal.

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Lutheraner
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Lutheraner »

IDEA behauptet, dass als neue EKD-Ratsvorsitzende wohl am ehesten "Ulrich Fischer (Baden) und Martin Hein (Kurhessen-Waldeck) und die lutherische hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann" in Frage kämen.
Von Bischof Hein kann man hier Predigten nachlesen, seine Karfreitagspredigt klingt ebenso wie seine Osterpredigt gut. Er scheint weder die leibliche Auferstehung noch das Kreuzesopfer zu leugnen, darüber muß man heutzutage bei einem Kirchenmann schon froh sein.
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von cantus planus »

Käßmann wurde doch nur wegen der Frauenquote ins Gespräch gebracht, oder?

Die Protestanten, mit denen ich gelegentlich zu tun habe, halten von ihr wenig bis gar nichts. Ich selber letzteres. Im "ökumenischen Dialog" fiel sie bisher nicht gerade durch Kompetenz oder ähnliche Gaben auf. Jede ihrer Wortmeldungen war für meinen Geschmack ziemlich entbehrlich.
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SpaceRat
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von SpaceRat »

cantus planus hat geschrieben:Käßmann wurde doch nur wegen der Frauenquote ins Gespräch gebracht, oder?

Die Protestanten, mit denen ich gelegentlich zu tun habe, halten von ihr wenig bis gar nichts. Ich selber letzteres. Im "ökumenischen Dialog" fiel sie bisher nicht gerade durch Kompetenz oder ähnliche Gaben auf. Jede ihrer Wortmeldungen war für meinen Geschmack ziemlich entbehrlich.
Ich halte von ihr auch gar nichts, aber ich würde nicht von mir auf andere schließen. Wenn meine Meinung in der EKD, bzw. in der Landeskiche Hannovers mehrheitsfähig wäre, wäre sie ja nicht da, wo sie ist.
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Margret
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Re:

Beitrag von Margret »

overkott hat geschrieben:Wie wäre es mit Angela Merkel? Gerhard Schröder kommt ja, glaube ich, nicht in Frage.
Warum nicht G. Schröder? Kirchenmitglied ist er doch, und das reicht doch wohl, ODER????
Die kath. Kirche hat ja auch einen Joseph Ratzinger ..... *duckundwech*

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Lutheraner
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Lutheraner »

cantus planus hat geschrieben:Käßmann wurde doch nur wegen der Frauenquote ins Gespräch gebracht, oder?
Ich befürchte, dass sie ausgezeichnete Chancen hat, schon allein durch ihre Bekanntheit und ihre Medienpräsenz. Die EKD hat sicherlich lieber einen Ratsvorsitzenden der sich hörbar in den Medien zu Wort meldet, als jemanden, der in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird.
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Granuaile »

cantus planus hat geschrieben:Käßmann wurde doch nur wegen der Frauenquote ins Gespräch gebracht, oder?
Nachdem jetzt Kathrin Göring-Eckardt zur Präses der Synode der EKD gewählt wurde, ist der "Frauenquote" wohl Genüge getan. Sollte Margot Käßmann zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt werden, so dürften die Gründe anderswo liegen. Lutheraner hat ihre Bekanntheit und Medienpräsenz ins Spiel gebracht. Da könnte etwas dran sein. Im Moment möchte ich nicht spekulieren bzw. bin ich zu unsicher.
Zuletzt geändert von Granuaile am Montag 4. Mai 2009, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von cantus planus »

Frau Göring-Eckardt verdanken wir immerhin schon einmal, dass sie "zur Präses" gewählt sei. Das Mensch staunt. :würg:
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Granuaile »

cantus planus hat geschrieben:Frau Göring-Eckardt verdanken wir immerhin schon einmal, dass sie "zur Präses" gewählt sei. Das Mensch staunt. :würg:
Habe ich hier mit der Umschreibung "zur Präses" einen sprachlichen Fehler begangen? Ist schon möglich. So habe ich es jedenfalls gestern irgendwo gelesen. Die Amtsbezeichnung "Präses" ist bei uns in der Schweiz nicht bekannt. Ich bitte deshalb um Verzeihung für mein Nichtwissen oder Nichtsicherwissen um die korrekte weibliche Form von "Präses".

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cantus planus
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von cantus planus »

Das steht so in der "Deutschen Tagespost". Woanders möglicherweise auch. Wahrscheinlich trommelt beim Klang des Wortes nur mein katholisches Fell... :D
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Moser
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Moser »

Wie ich in einem anderen Thread schon geschrieben habe:

Meines Erachtens müsste den Ratsvorsitz ein Bischof einer der Landeskirchen übernehmen, die den "Karren EKD" wenigstens noch so einigermassen ziehen in Puncto Mitgliederzahlen und Gottesdienstbesuch, und die liegen in Baden-Württemberg und Bayern.

Also konkret:
Entweder
July
Friedrich
oder Fischer (zwar uniert, macht mir aber dennoch einen ganz guten Eindruck. Ich habe in letzter Zeit einige Interviews mit ihm gesehen, da hat er ganz vernünftige Aussagen getätigt. Ich denke mit ihm könnte man durchaus leben).

Was mich wundert ist dass zwar July und Fischer auf inoffiziellen Kandidatenlisten der Zeitungen regelmäßig auftauchen, Friedrich dagegen nicht - dabei ist er doch eine einigermassen profilierte Stimme des deutschen Protestantismus. Vielleicht ist er als Vorsitzender der VELKD "zu" lutherisch? Oder wird ihm übelgenommen, dass er (wie erfreulicherweise auch July) in der Stammzelldebatte öffentlich eine Gegenposition zur EKD vertrat? Man weiss es nicht...

Käßmann wäre auch aus meiner Sicht eine mittlere Katastrophe. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf dass auch bei der Wahl des Ratsvorsitzenden oft gilt: Wer als Ratsvorsitzender in die Wahl hineinging, kam als Landesbischof wieder raus. :/

Gruss Matze

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cantus planus
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von cantus planus »

Moser hat geschrieben:Was mich wundert ist dass zwar July und Fischer auf inoffiziellen Kandidatenlisten der Zeitungen regelmäßig auftauchen, Friedrich dagegen nicht - dabei ist er doch eine einigermassen profilierte Stimme des deutschen Protestantismus.[...]
Käßmann wäre auch aus meiner Sicht eine mittlere Katastrophe.
Sowohl der erste Satz, wie auch der letzte stimmen mit meinen Eindrücken - aus meiner unmaßgeblichen katholischen Perspektive - überein.
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Lutheraner
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Lutheraner »

Fischer ist Vorsitzender der UEK (dem unierten Gegenstück zur VELKD) und er ist damit wie Friedrich vielleicht auch kein sehr wahrscheinlicher Kandidat. Mein Favorit ist der sächsische Landesbischof Jochen Bohl (hier als PDF ein Vortrag von ihm zum Kreuzesopfer).
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Re: Neuer EKD-Ratsvorsitzender 2009

Beitrag von Lutheraner »

Der Vorsitzende des Lutherkonvents der EKiR behauptet, dass die Evang. Kirche zur "Grünen Kirche" geworden ist (auch aufgrund der Wahl einer grünen Politikerin zur Präses der EKD-Synode) und sucht nach den Ursachen hierfür. So ganz zustimmen kann ich seinen Thesen allerdings nicht. Natürlich darf Umweltschutz nicht zur Ersatzreligion werden, ihn auszublenden halte ich aber für genauso unchristlich.
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