Motu proprio „Tra le sollecitudini“ über die Kirchenmusik
vom 22.November 193
Einige Auszüge daraus, die durchaus auch heute auf die Mißstände innerhalb der Kirchenmusik, die ja ein Teil der Liturgie ist, zu übertragen sind:
Wir meinen den üblen Zustand des Gesanges und der Kirchenmusik. Es ist Tatsache, daß auf diesem Gebiet der menschliche Wille dazu neigt, leichterdings vom rechten Weg abzuweichen. Die Gründe dafür sind verschieden: Einmal das schwankende und veränderliche Wesen dieser Kunst selbst; sodann der Wechsel des Urteils und Geschmackes im Laufe der Jahrhunderte; der unheilvolle Einfluß, den die weltliche Kunst und die Bühnenkunst auf die Kirchenkunst ausübt; das Ergötzen, das die Musik unmittelbar hervorruft und das sich nur schwer in den gehörigen Schranken hält; schließlich die Vorurteile, die sich bei diesem Gegenstand leicht
einschleichen und dann auch bei verständigen und frommen Menschen mit Zähigkeit sich
einwurzeln.
2. Die Kirchenmusik muß also die besonderen Eigenschaften der Liturgie besitzen, vor allem
die Heiligkeit und Güte der Form; daraus erwächst von selbst ein weiteres Merkmal, die
Allgemeinheit. Die Kirchenmusik muß heilig sein; daher muß alles Weltliche nicht allein von
ihr selbst, sondern auch von der Art ihres Vortrages fern gehalten werden. Sie muß ferner
den Charakter wahrer Kunst besitzen; sonst vermag sie nicht jenen Einfluß auf die Zuhörer
auszuüben, den sich die Kirche verspricht, wenn sie die Tonkunst in die Liturgie aufnimmt.
Sie soll auch allgemein sein, d.h. die einzelnen Völker dürfen wohl in den kirchlichen Weisen
gewisse Formen anwenden, die gleichsam die Eigentümlichkeit ihrer Musik bilden; diese
Formen müssen aber dem allgemeinen Charakter der Kirchenmusik derart untergeordnet
sein, daß kein Angehöriger eines anderen Volkes beim Anhören derselben einen
unangenehmen Eindruck empfängt.
9. Der liturgische Text ist zu singen, wie er in den Büchern steht, ohne ein Wort zu
verstümmeln oder umzustellen. Ungehörige Wiederholungen und Verstümmelungen von
Silben sind durchaus zu vermeiden. Der Text muß stets in einer Weise vorgetragen werden,
daß er von den Zuhörern verstanden werden kann.
Quelle: http://www.sinfonia-sacra.de/Tra_le_sollecitudini.pdf19. Verboten ist in der Kirche der Gebrauch des sogenannten Pianoforte sowie aller
Instrumente, die mehr oder weniger großen Lärm machen, wie die Trommeln aller Formen
und Größen, Kastagnetten, Schellen und dergleichen.