Hätten wir doch solche wackeren Leute auch 1975 gehabt:
Hier
http://westfalen-blatt.de/nachrichten/g ... 8e5d84cf2
gibt es den ganzen Text zu einem bewunderungswürdigen Ereignis zu lesen.
Das wichtigste daraus:
Borgholz (auwi/ben). Von besinnlicher Stimmung war am zweiten Weihnachtsfeiertag 189 in der Borgholzer Pfarrkirche nichts zu spüren: Handgreiflich wehrten sich die Gläubigen seinerzeit gegen die Einführung des hochdeutschen Gesangbuches.
Von dem als »Singekrieg« in die Geschichte eingegangenen Konflikt handelt ein Theaterstück, das an diesem Sonntag uraufgeführt wird. (...)
Der Streit um platt- oder hochdeutsch gesungene Kirchenlieder in der Pfarrei St. Marien ist jedenfalls in die Geschichte eingegangen. Beharrlich widersetzte sich die Gemeinde dem vom Generalvikariat Paderborn eingeführten hochdeutschen Gesangbuch und sang weiterhin das gewohnte Platt. Statt »Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr! Hör mein Flehen!«, blieb es bei »Hei aus düsse deipen Koulen raupe ikk tau dikk, o Herr! Hör min Jalperen!«
Immer wieder wurden Borgholzer Gemeindemitglieder wegen des so genannten Altsingens belangt. Im Mittelpunkt des Streites stand die Witwe Wollust, die hartnäckig und allen Ermahnungen zum Trotz an der gewohnten Sprache festhielt und schließlich sogar in Gewahrsam genommen wurde, was die Borgholzer noch mehr gegen die Obrigkeit aufbrachte. Vehement forderten sie ihre Freilassung.
Der Konflikt eskalierte so weit, dass während eines Gottesdienstes der Pfarrer von der Kanzel gezerrt wurde und der Organist auf einen Schrank in die Sakristei flüchtete. Auch die in höchster Not herbeigerufene Polizei, die den Pfarrer schützen sollte, konnte gegen die aufgebrachte Menge nichts ausrichten. Am Ende wurde eine Schwadron Soldaten aus Kassel zum Schutz der Geistlichkeit abgestellt.
Die Haupträdelsführer mussten sich schließlich vor dem Distriktgericht in Höxter verantworten. Diese Verhandlung greift das Theaterstück szenisch auf. Während die erste Szene im Gerichtssaal spielt, handelt die zweite Szene des Stücks vom Ortstermin des Gerichtes in der Pfarrkirche. (...)
Soweit der Bericht. Bleibt anzumerken, daß die Borgholzer anschließend ihre alten Bücher behalten durften und nicht mehr gezwungen waren, aus den scheußlichen Machwerken der Aufkärungszeit zu singen.
Auf, eilen liebentzündet, auch wir zum heil'gen Streit! Der Herr, der's Haus gegründet, uns ew'gen Sieg verleiht.