Allerheiligenlitanei...

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
Ecce Homo
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Allerheiligenlitanei...

Beitrag von Ecce Homo »

Mal eine Frage -
in der Osternacht hatten wir in der Gemeinde, in der ich kurzfristig eingesprungen bin, eine Schola... und die haben natürlich die Litanei gesungen. Wie haltet ihr das? Spielt ihr die Volksantwoirten mit? Und "unterlegt" ihr die Schola leiser? (Letzteres war echt nicht realisierbar mit dem einen Manual und einer derart miesen Anlage der Register, dass ich es nicht geschafft hatte, zwischen forte und piano zu wechseln... und für das Instruieren von noch einer Person war keinerlei Zeit vorher. Weil der Schola erst einige Minuten vor der Messe einfiel, dass sie die Litanei vorsingen wollen - Anmerkung: Diese Schola hat sich erst vor knapp 8 Wochen gegründet - von denen kann nur eine Frau halbwegs Noten lesen - und sie müssen das irgendwie improvisiert "einüben" - und wir hatten genau 7 Minuten, um das einmal vorher durchzugehen.)

Also - macht ihr das ganz a capella oder doch irgendwie mit Orgel oder wie?
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Linus
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Beitrag von Linus »

Mh. wurde frei (ohne Instrumentierung) gesungen Schola waren aber auch Zisterziensermönche. Im Heft zur Osternacht waren bei den Antworten Neumennotationen angegeben (bloß: zweizeilig) hab mich aber intuitiv damit anfreunden können.
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Ich habe heute früh die Osternacht in einer kleinen Kapelle mit ca. 60 Leuten gefeiert und dabei als Organist und Kantor fungiert. Die Litanei habe ich alleine vorgesungen, a cappella, und die Leute haben die Antworten auch ohne Begleitung mitgesungen - wie halt üblich nicht ganz intonationssicher, aber es ging, ich habe den Rezitationston einigermaßen auf zivilen Höhen halten können, damit nicht die letzten Akklamationen direkt aus dem Keller kommen.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Ich begleite die Litanei nur, wenn es nicht anders möglich ist. Und dann auch nur ganz dezent mit einigen Akkorden. Mich stört es, wenn da die Orgel mitdröhnt. (Heute wieder sehr schön in Rom zu hören). Das passt nämlich in 95% aller Fälle rhythmisch nicht zusammen.

Im letzten Jahr habe ich es so gemacht, dass mein Chor hinten in den letzten Bankreihen saß. Ich habe von vorne aus den Kantor gemacht, und sie haben die Antworten angestimmt. Dadurch war die Gemeinde gewissermaßen in die Zange genommen. Das hat sich (in zwei Blöcken verteilt) auch am Karfreitag bewährt, wo der Gesang oft eher mühsam ist.
Linus hat geschrieben:[...] hab mich aber intuitiv damit anfreunden können.
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sofaklecks
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Früher

Beitrag von sofaklecks »

In meiner Klinikkapelle wird die Osternacht nicht gefeiert. Leider.

Als ich vor einigen Jahren Vertretung gespielt habe, habe ich die Litanei begletet. Das ist mit dem Freiburger Orgelbuch für einen Anfänger eine "Kugelfuhr", weil die spezielle Form der Litanei, die in der Osternacht gesungen wird, dort nicht notiert ist.

Mir hat das nach so vielen Jahren Dienst keine Probleme gemacht und die Gemeinde war dankbar, weil in den früheren Jahren die Litanei regelmässig umgeschmissen wurde.

sofaklecks

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Bei uns hat ein Meßdiener vorgesungen und die Gemeinde die Antworten ohne Begleitung. Die Schola ist dabei ziemlich untergegangen, denn die Leute waren ungewöhnlich sangesfreudig. Konnte sich nur zweimal in Szene setzen: Bei der Kommunion, wo sie die Leute ohne Gotteslob aus der Bank gelockt und dann schnell ein Lied angesetzt haben, und nachher noch einmal, wo sie in bewährter Manier gleich eins ohne Anzeige der Nummer gesungen haben.
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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

Aus der Sicht eines Sängers einer Schola kann ich sagen, dass es uns immer ganz lieb ist, wenn uns die Orgel dezent "stützt" und den Gemeindegesang etwas lauter begleitet, einfach aus dem Grund, dass man nicht Gefahr läuft, durch die Tonarten zu purzeln. Das gilt für die Praxis im Gemeindeeinsatz.

Natürlich ist das Ideal des Choralgesasngs unbegleitet, aber das erfordert von Vorsängern/ Schola und Gemeinde etwas mehr Erfahrung und Intonationssicherheit. In der Praxis selten vorhanden, weil die Menschen (bei uns zumindest) den Choralgesang leider in der Regel nicht mehr kennen, geschweige denn es gewohnt sind, laut und gut zu singen. Traut sich ja auch keiner mehr.....

Sehr, sehr schade.

Ich habe den Karfreitag in einem Trappistenkloster bei uns in der Gegend verbracht, dort sind auch nur noch zwei Mönche (ok, von vielleicht 5? genau konnte ich sie nicht zählen, ich stand ziemlich weit hinten) in der Lage, überhaupt noch zu singen. Und das auch leider nicht sehr sicher.... es war sehr traurig.

In der Osternacht war ich bei den Benediktinern und habe dort festgestellt, dass man bei der Ausbildung der Diakonen offensichtlich auch nicht mehr viel Wert auf Gesangsausbildung legt. Das Exsultet war nämlich auch nicht besonders. Aber wenigstens war es da.

Vielleicht sollte man sich doch von seinem Anspruch trennen, den man als Musiker an die liturgische Musik hat... oder,... ?
Ich weiß nicht. Ich war etwas enttäuscht, aber vielleicht erwarte ich auch zu viel...

In diesem Sinne wünsche ich Euch Frohe Ostern, denn an der Tatsache der Auferstehung kann kein schlechter Gesang rütteln....-

;-)

Irenaeus
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Irenaeus hat geschrieben:Ich habe den Karfreitag in einem Trappistenkloster bei uns in der Gegend verbracht, dort sind auch nur noch zwei Mönche (ok, von vielleicht 5? genau konnte ich sie nicht zählen, ich stand ziemlich weit hinten) in der Lage, überhaupt noch zu singen. Und das auch leider nicht sehr sicher.... es war sehr traurig.
Das habe ich mal mit Klarissen erlebt. Ich habe normalerweise großen Respekt vor dem Dienst der Ordensleute. Aber deren Stundengebet (gesungen!), war wirklich eher als gewagt zu bezeichnen.
Irennaeus hat geschrieben:In der Osternacht war ich bei den Benediktinern und habe dort festgestellt, dass man bei der Ausbildung der Diakonen offensichtlich auch nicht mehr viel Wert auf Gesangsausbildung legt. Das Exsultet war nämlich auch nicht besonders. Aber wenigstens war es da.
Darauf wird in der Tat kein großer Wert mehr gelegt. Es gibt zwar in der Ausbildung und in den Seminaren entsprechende Angebote, die sind aber fakultativ - und deshalb nimmt keiner daran teil.
Eine erfreuliche Ausnahme gibt es: das Chorgebet und der liturgische Gesang der Zisterzienser hier in Heiligenkreuz haben in den letzten Jahren erheblich an Qualität gewonnen. Dort wird auch Wert auf eine gute Ausbildung gelegt. Und sie haben natürlich einen tüchtigen Kantor. Er ist Deutscher. ;)
Irenaeus hat geschrieben:Vielleicht sollte man sich doch von seinem Anspruch trennen, den man als Musiker an die liturgische Musik hat... oder,... ?
Ich weiß nicht. Ich war etwas enttäuscht, aber vielleicht erwarte ich auch zu viel...
Ich weiß es auch nicht. Dieser Spagat macht mir in den letzten Jahren immer mehr zu schaffen. Manchmal denke ich, man muss sich mit der sinkenden Qualität arrangieren - und dann erlebe ich irgendwo eine Messe, wo einfach alles passt und denke: Es geht auch anders!
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Irenaeus hat geschrieben:Ich habe den Karfreitag in einem Trappistenkloster bei uns in der Gegend verbracht, dort sind auch nur noch zwei Mönche (ok, von vielleicht 5? genau konnte ich sie nicht zählen, ich stand ziemlich weit hinten) in der Lage, überhaupt noch zu singen. Und das auch leider nicht sehr sicher.... es war sehr traurig.
Dann standen wir uns wahrscheinlich ziemlich nahe, denn da war ich auch. ;)

Aber ich halte es da mit der Aussage eines früheren Gastpaters dieser Abtei, der wohl gesagt hat: die Benediktiner singen schön, die Trappisten singen "rustikal". :D

Aber ich persönlich fand diesen Gesang immer noch schöner, als jeden bombastischen Barockchor. So lange es aus dem Herzen kommt, wird es Gott schon gefallen.

(Was mich eher etwas gestört hat, war, dass sie die Kniebeuge bei den großen Fürbitten weggelassen haben. :( )
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Linus
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Beitrag von Linus »

cantus planus hat geschrieben:Und sie haben natürlich einen tüchtigen Kantor. Er ist Deutscher. ;)
Der Mann ist ja auch übers Musikstudium ins Kloster gekommen.
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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

HeGe hat geschrieben:
Dann standen wir uns wahrscheinlich ziemlich nahe, denn da war ich auch. ;)

Aber ich halte es da mit der Aussage eines früheren Gastpaters dieser Abtei, der wohl gesagt hat: die Benediktiner singen schön, die Trappisten singen "rustikal". :D

Aber ich persönlich fand diesen Gesang immer noch schöner, als jeden bombastischen Barockchor. So lange es aus dem Herzen kommt, wird es Gott schon gefallen.

(Was mich eher etwas gestört hat, war, dass sie die Kniebeuge bei den großen Fürbitten weggelassen haben. :( )
Na sowas, da hätten wir uns ja beinahe kennenlernen können!

- Die Aussage, dass die Trappisten "rustikal" singen, könnte fast von Pater Robert stammen, er war früher Kantor in Mariawald - ich hatte mal das Glück, bei ihm eine Privatstunde in Gregorianik nehmen zu dürfen. Schade, dass er nicht mehr da ist.

- Natürlich ist dieser Gesang schöner als ein bombastischer Barockchor - zumindest dort oben, es gibt sicher auch schöne Barockchöre ;-) .... alles an seinem Ort!

- Und daß sie die Kniebeugen bei den großen Fürbitten weggelassen haben, hat mich auch gestört - beinahe verstört, denn das war eigentlich das Besondere in Mariawald. Ich habe mich jedes Jahr darauf gefreut. Ich finde, das hatte so etwas würdiges.... schadeschade.... aber vielleicht geschah das Auslassen mit Rücksicht auf die knackenden Knochen der Brüder
;)

Aber ich habe den allmählichen "Verfall" des Gesanges dort mitbekommen, weil ich schon seit über 15 Jahren immer wieder dort hinfahre, und das ist eine ziemlich traurige Sache. Irgendwann bleibt nur noch Abt Josef übrig.... der kann wenigstens einigermassen singen, aber ich habe den Eindruck er ist damit manchmal überfordert. Weil alles an ihm hängenbleibt....

Im letzten Jahr haben sie zur Osternacht den Organisten aus Heimbach zu Hilfe geholt.... der arme Kerl war den ganzen Sonntag über wahrscheinlich ziemlich fertig... :/ erst eigene Osternachtsfeier in Heimbach, dann von 4 Uhr früh bis nach 7 Uhr in Mariawald, dann wieder Ostergottesdienst in Heimbach *gähn*

Grüße, Irenaeus :mrgreen:
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