Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das, was sich anschließend an Mehrstimmigkeit entwickelt hat, pauschal als "unnötigen Klimbim" abzutun, zeugt nicht gerade von Detailkenntnissen in diesem Metier.
Nicht nur die Mehrstimmigkeit, auch die Einführung von Instrumenten neben und anstelle der menschlichen Stimme.

Sowohl Mehrstimmigkeit (in allen Ausprägungen, als Polyphonie, Homophonie, Heterophonie) als auch Instrumentenspiel hat es innerhalb und außerhalb der Kirche auch schon lange vor dem 12. Jhd. gegeben, dein »danach« ist also schon in sich falsch. Mein Protest richtet sich auch nicht gegen dieses Geklimper an sich, sondern gegen das Hineintragen dieses Geklimpers in die Messe. »Kirchenmusik« umfasst mehr als die Messe.
Und aus welchem Grund sollte ausgerechnet in der Messe nur restaurative Musik erlaubt sein?

Oder weiter gefragt: Wenn in der Messe nur Gregorianik erlaubt wäre, warum sollte dann etwa in der Stundenliturgie Mehrstimmigkeit möglich sein? Damit's nicht so fad wird?

Die Kirche hat da anscheinend immer schon etwas anders gedacht als Du: Die Messe ist der Gipfel des kirchlichen Tuns - also hat dort auch alles Platz, was an höchster Kunstfertigkeit dem Menschen zum Lobe Gottes entspringt. Wenn man Deinen Ansatz konsequent weiterdenkt, dann müßte man auch jeden anderen Zierat entfernen - Altaraufbauten, Ornamente der Architektur, prunkvolle Gewänder, Stuck, usw.

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lifestylekatholik
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:Oder weiter gefragt: Wenn in der Messe nur Gregorianik erlaubt wäre, warum sollte dann etwa in der Stundenliturgie Mehrstimmigkeit möglich sein? Damit's nicht so fad wird?
Warum Kanonstille? Ein beschwingtes Lied wäre doch gerade hier sehr schön, um die Seelen zu Gott empor zu treiben, oder nicht? :blinker:
taddeo hat geschrieben:Die Kirche hat da anscheinend immer schon etwas anders gedacht als Du: Die Messe ist der Gipfel des kirchlichen Tuns - also hat dort auch alles Platz, was an höchster Kunstfertigkeit dem Menschen zum Lobe Gottes entspringt. Wenn man Deinen Ansatz konsequent weiterdenkt, dann müßte man auch jeden anderen Zierat entfernen - Altaraufbauten, Ornamente der Architektur, prunkvolle Gewänder, Stuck, usw.
Die ausschweifende Musik, die du propagierst, ist Körperlichkeit und Produktion künstlicher Emotionen. Sie bringt uns nicht näher zu Gott, sondern fesselt uns strenger an die Erde. Sie ist schädlich, ablenkend, diesseitsbezogen, vergnüglich, prunkend, eifersüchtig, wollüstig, nutzlos, eitel.

An anderer Stelle mag sie ihren Platz haben, nicht jedoch dort, wo sich der Himmel öffnet und wir uns mit den Engeln und Heiligen im Lobe Gottes vereinigen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Oder weiter gefragt: Wenn in der Messe nur Gregorianik erlaubt wäre, warum sollte dann etwa in der Stundenliturgie Mehrstimmigkeit möglich sein? Damit's nicht so fad wird?
Warum Kanonstille? Ein beschwingtes Lied wäre doch gerade hier sehr schön, um die Seelen zu Gott empor zu treiben, oder nicht? :blinker:
Ja, warum denn Kanonstille? Die gab's in der "vorkonziliaren" Missa cantata mit Chor auch nicht, denn während des Kanons wurde entweder das Benedictus gesungen oder der Organist spielte eine "Elevation" - die normalerweise solange dauerte, bis der Priestermit dem Canon zu Ende war. Und in der byzantinischen Liturgie gibt's die auch nicht - dort singt man währenddessen "Dir singen wir, Dich preisen wir" ... Wohlgemerkt in keiner Liturgie was Schwungvolles, sondern immer Musik, die zur Andacht ruft.
lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Die Kirche hat da anscheinend immer schon etwas anders gedacht als Du: Die Messe ist der Gipfel des kirchlichen Tuns - also hat dort auch alles Platz, was an höchster Kunstfertigkeit dem Menschen zum Lobe Gottes entspringt. Wenn man Deinen Ansatz konsequent weiterdenkt, dann müßte man auch jeden anderen Zierat entfernen - Altaraufbauten, Ornamente der Architektur, prunkvolle Gewänder, Stuck, usw.
Die ausschweifende Musik, die du propagierst, ist Körperlichkeit und Produktion künstlicher Emotionen. Sie bringt uns nicht näher zu Gott, sondern fesselt uns strenger an die Erde. Sie ist schädlich, ablenkend, diesseitsbezogen, vergnüglich, prunkend, eifersüchtig, wollüstig, nutzlos, eitel.
Die Musik, die ich propagiere, ist keineswegs ausschweifend. Scheinbar kennst Du keine gute mehrstimmige Kirchenmusik, sonst würdest Du so einen Schrott nicht von Dir geben. (Dein "Sündenregister" der Musik kann ich eigentlich nur als bewußtes Trolling einstufen, eine ernsthafte Antwort darauf verbietet sich irgendwie.)
lifestylekatholik hat geschrieben:An anderer Stelle mag sie ihren Platz haben, nicht jedoch dort, wo sich der Himmel öffnet und wir uns mit den Engeln und Heiligen im Lobe Gottes vereinigen.
Ja, meinst Du denn auch (wie der einstige Professor Ferdinand Haberl), daß die Engel im Himmel nur Choral singen? JEDE gute liturgische Musik kann den Himmel öffnen - denn die Musik an sich ist ein Widerhall der himmlischen Lobgesänge.

Mir scheint, daß Du vielleicht bei den Trappisten ganz gut aufgehoben wärst. Die kennen auch nur einstimmige Kirchenmusik ohne Instrumente. Viel Vergnügen beim Schweigen! Ich halte es da lieber (ganz ökumenisch, wie ich nun mal bin ;D ) mit Bach:

Tobe, Welt, und springe;
ich steh hier und singe
in gar sichrer Ruh!
Gottes Macht hält mich in acht;
Erd und Macht muß verstummen,
ob sie noch so brummen.

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lifestylekatholik
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:Die Musik, die ich propagiere, ist keineswegs ausschweifend. Scheinbar kennst Du keine gute mehrstimmige Kirchenmusik, sonst würdest Du so einen Schrott nicht von Dir geben.
In der Tat: Ich kenne keine.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Die Musik, die ich propagiere, ist keineswegs ausschweifend. Scheinbar kennst Du keine gute mehrstimmige Kirchenmusik, sonst würdest Du so einen Schrott nicht von Dir geben.
In der Tat: Ich kenne keine.
CAAANTUS!

DA BRAUCHT EINER NACHHILFE!
[Punkt]
:irritiert:

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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:CAAANTUS!

DA BRAUCHT EINER NACHHILFE!
[Punkt]
:irritiert:
Irjendwie will Cantus nich.
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incarnata
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von incarnata »

Von Palestrina bis Poulenc gibt´s jede Menge grossartige mehrstimmige Kirchenmusik;allerdings sollte gerade im Vatikan als Zentrum der Christenheit der gut gesungene Ursprung der musikalischen Entwicklung-eben die Gregorianik in einer Qualität gepflegt werden,die den über die Welt verteilten Gläubigen Orientierung bietet und sie auch für diese Art der Musik begeistern kann.Stattdessen kennen viele Leute Gregorianik heute nur von Meditations-und Entspannungs-CD´s und haben keineAhnung davon was für eine Musik sie da überhaupt hören.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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cantus planus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von cantus planus »

taddeo hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Die Musik, die ich propagiere, ist keineswegs ausschweifend. Scheinbar kennst Du keine gute mehrstimmige Kirchenmusik, sonst würdest Du so einen Schrott nicht von Dir geben.
In der Tat: Ich kenne keine.
CAAANTUS!

DA BRAUCHT EINER NACHHILFE!
[Punkt]
:irritiert:
Kann man nicht eine Nacht in Ruhe schlafen?! :motz:

Ich stelle morgen Früh etwas ein. Heute isses zu spät, war'n harter Tag. :gaehn:
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

Taddel, ich will mal, bevor Cantus sich bemüht, darauf hinweisen, dass wir uns nicht ganz punktgenau streiten. Dir scheint »Mehrstimmigkeit« der Hauptpunkt und die Frage von Musikinstrumenten nur ein Nebenaspekt zu sein. Bei mir ist es eigentlich umgekehrt. Solange vokale Mehrstimmigkeit nur als gewissermaßen »entfaltete Monophonie« auftritt, mag sie tatsächlich noch angehen. Solange Instrumente gewissermaßen nur die Rolle der menschlichen Stimme übernehmen, mögen sie noch angehen. Beides ist allerdings schon gefährlich, denn es kippt sehr schnell: zur Polyphonie und zur selbständigen Rolle von Instrumenten. Beides lenkt in der Messe ab und nicht hin.
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cantus planus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von cantus planus »

Damit stehtst du natürlich in heftigem Widerspruch zur Tradition und zu einschlägigen lehramtlichen Dokumenten... :hmm:
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

cantus planus hat geschrieben:Damit stehtst du natürlich in heftigem Widerspruch zur Tradition und zu einschlägigen lehramtlichen Dokumenten... :hmm:
Leider.
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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:Taddel, ich will mal, bevor Cantus sich bemüht, darauf hinweisen, dass wir uns nicht ganz punktgenau streiten. Dir scheint »Mehrstimmigkeit« der Hauptpunkt und die Frage von Musikinstrumenten nur ein Nebenaspekt zu sein. Bei mir ist es eigentlich umgekehrt. Solange vokale Mehrstimmigkeit nur als gewissermaßen »entfaltete Monophonie« auftritt, mag sie tatsächlich noch angehen. Solange Instrumente gewissermaßen nur die Rolle der menschlichen Stimme übernehmen, mögen sie noch angehen. Beides ist allerdings schon gefährlich, denn es kippt sehr schnell: zur Polyphonie und zur selbständigen Rolle von Instrumenten. Beides lenkt in der Messe ab und nicht hin.
Wie Du Dir wahrscheinlich denken kannst, halte ich sowohl die echte Polyphonie als auch die selbständige Rolle von Instrumenten für liturgisch angemessen, soweit der Charakter der Musik insgesamt den kirchlichen Vorschriften und einem entsprechend hochwertigen Kunstanspruch gerecht wird.

Was Du für wünschenswert hältst, würde ich weniger als Monophonie bezeichnen, sondern eher als Monotonie. ;D

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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:Was Du für wünschenswert hältst, würde ich weniger als Monophonie bezeichnen, sondern eher als Monotonie. ;D
Die gregorianische Monophonie als Monotonie zu bezeichnen, »zeugt nicht gerade von Detailkenntnissen in diesem Metier.« :breitgrins:
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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Was Du für wünschenswert hältst, würde ich weniger als Monophonie bezeichnen, sondern eher als Monotonie. ;D
Die gregorianische Monophonie als Monotonie zu bezeichnen, »zeugt nicht gerade von Detailkenntnissen in diesem Metier.« :breitgrins:
Ich meinte damit auch nicht die Gregorianik als solche, sondern deren ausschließliche Verwendung in der Heiligen Messe.

Gegen Gregorianik hab ich gar nichts, im Gegenteil. Sie war die musikalische Muttermilch, mit der ich großgeworden bin. Es wird heutzutage nicht viele nebenamtliche Kirchenmusiker geben, die in ihrem Leben schon soviel Choral in der Liturgie gesungen haben wie ich.

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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Was Du für wünschenswert hältst, würde ich weniger als Monophonie bezeichnen, sondern eher als Monotonie. ;D
Die gregorianische Monophonie als Monotonie zu bezeichnen, »zeugt nicht gerade von Detailkenntnissen in diesem Metier.« :breitgrins:
Ich meinte damit auch nicht die Gregorianik als solche, sondern deren ausschließliche Verwendung in der Heiligen Messe.
Genau davon sprach ich: Dass du den Choral offensichtlich für monoton hältst, wenn nicht zwischendurch mal groß rumgeklimpert wird.

Mir ist völlig unverständlich, weshalb dieses Rumgeklimper dann gerade in der Messe stattfinden muss und nicht auch außerhalb stattfinden kann.
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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Was Du für wünschenswert hältst, würde ich weniger als Monophonie bezeichnen, sondern eher als Monotonie. ;D
Die gregorianische Monophonie als Monotonie zu bezeichnen, »zeugt nicht gerade von Detailkenntnissen in diesem Metier.« :breitgrins:
Ich meinte damit auch nicht die Gregorianik als solche, sondern deren ausschließliche Verwendung in der Heiligen Messe.
Genau davon sprach ich: Dass du den Choral offensichtlich für monoton hältst, wenn nicht zwischendurch mal groß rumgeklimpert wird.
Lieber Freund, mir geht nicht ganz in den Kopf, weshalb für Dich offenbar jede andere Musik als der Choral ein "großes Rumgeklimper" sein soll. Solche Musik gibt's natürlich zuhauf, sowohl in der reinen Vokalmusik als auch im Instrumentalbereich, gerade auch für die Orgel.

Aber daneben - bzw. besser gesagt davor - gibt es eben auch einen überreichen Schatz an mehrstimmiger Vokalmusik, die ganz den liturgischen Geist der Gregorianik atmet und meist auch musikalisch von dieser inspiriert ist. Das können etwa Messen oder Motetten von Palestrina und seinen Zeitgenossen sein, aber genausogut moderne Werke wie etwa die "Messe für zwei gemischte Chöre" von Frank Martin (die allerdings auch schon fast 100 Jahre alt ist ...). Und auch an einem Werk des Cäcilianismus wie etwa der wunderschönen "Loreto"-Messe von Vinzenz Goller (Chor mit Orgel) kann ich nichts Verwerfliches finden.

Und, ehrlich gesagt: die Musik allein macht's noch nicht, es kommt auch ein bißchen auf die Ausführung an. Wenn ich mir aus meiner Erfahrung so anschaue, wie heute Choral dargeboten wird - meist entweder völlig unkünstlerisch runtergeleiert (a la Cappella Sistina) oder, im anderen Extrem, semiologisch verkünstelt bis zur perversen Unmusikalität ("Retschina tschäälii", "Anjüs däääiii" und dergleichen ...) -, dann bin ich mir nicht so ganz sicher, ob man damit der Heiligen Messe einen großen Gefallen täte, wenn man nur noch diese Musik erlauben würde. Ein kleines Bißchen - so ein ganz klitzekleines - sollte man doch auch mit in Erwägung ziehen, ob die jeweilige Musik in ihrer konkreten Ausführung die Herzen der Gläubigen tatsächlich erbauen und näher zum himmlischen Geschehen der Liturgie hinführen kann, oder ob sie die Leute nicht eher aus der Kirche raustreibt - womöglich dorthin, wo sie dann ihren Geschmack besser verwirklicht finden.

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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:mir geht nicht ganz in den Kopf, weshalb für Dich offenbar jede andere Musik als der Choral ein "großes Rumgeklimper" sein soll.
Nein, nicht »sein soll«, sondern »ist«. Und sie ist es deshalb, weil die musica dort nicht mehr die bescheidenste ancilla verbi ist.
taddeo hat geschrieben:Aber daneben - bzw. besser gesagt davor - gibt es eben auch einen überreichen Schatz an mehrstimmiger Vokalmusik,
Ich unterstreiche es nochmal: Die Mehrstimmigkeit ist nicht unbedingt das ganz große Problem (wobei das Wort etwa in der Motette auch bereits völlig von der hochmütigen Musik überwuchert ist). Eine Entfaltung der Choralweise mag in gewissen Grenzen möglich sein, wenn ich auch nicht verstehe, wozu das dienen soll. Der ganz schlimme Schritt ist die Verwendung eitel tönender, wortleerer Instrumente.
taddeo hat geschrieben:Und, ehrlich gesagt: die Musik allein macht's noch nicht, es kommt auch ein bißchen auf die Ausführung an. Wenn ich mir aus meiner Erfahrung so anschaue, wie heute Choral dargeboten wird - meist entweder völlig unkünstlerisch runtergeleiert (a la Cappella Sistina) oder, im anderen Extrem, semiologisch verkünstelt bis zur perversen Unmusikalität ("Retschina tschäälii", "Anjüs däääiii" und dergleichen ...) -, dann bin ich mir nicht so ganz sicher, ob man damit der Heiligen Messe einen großen Gefallen täte, wenn man nur noch diese Musik erlauben würde.
Das ist Blödsinn. Klassik à la André Rieu oder Dorfblaskapelle ist auch kein Argument gegen diese Musik, sondern immer nur gegen die Ausführenden. Vokalpolyphonie, wie sie von den meisten Kirchen- und Kirchenkinderchören dargeboten wird, ist zumeist genauso schrecklich.
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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

Sag mal, EINE (ernstgemeinte!) Frage hätte ich da noch an Dich:

Gehst Du eigentlich überhaupt (noch - womöglich regelmäßig) - in die Kirche? Und wenn ja, wo findest Du dann Messen, die Deinen Ansprüchen gerecht werden?

Wenn ich mir Deine musikalischen Vorstellungen zu eigen machen würde, könnte ich in meinem Bistum wohl nie mehr in die Kirche gehen. Deshalb meine Frage.

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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:Gehst Du eigentlich überhaupt (noch - womöglich regelmäßig) - in die Kirche? Und wenn ja, wo findest Du dann Messen, die Deinen Ansprüchen gerecht werden?

Wenn ich mir Deine musikalischen Vorstellungen zu eigen machen würde, könnte ich in meinem Bistum wohl nie mehr in die Kirche gehen. Deshalb meine Frage.
Ich verstehe den Hintergrund der Frage nicht. Ich finde z. B. auch die Handkommunion (zumindest wie sie derzeit in der Regel praktiziert wird) von Übel, trotzdem gibt es sie völlig flächendeckend. Meinst du hier auch, ich solle meine Vorbehalte der Handkommunion gegenüber aufgeben!?
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iustus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von iustus »

taddeo hat geschrieben:Sag mal, EINE (ernstgemeinte!) Frage hätte ich da noch an Dich:

Gehst Du eigentlich überhaupt (noch - womöglich regelmäßig) - in die Kirche? Und wenn ja, wo findest Du dann Messen, die Deinen Ansprüchen gerecht werden?
Hier kommen die Messen diesen Ansprüchen schon sehr nahe:

http://www.tridentinische-messe-frankfurt.de

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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Gehst Du eigentlich überhaupt (noch - womöglich regelmäßig) - in die Kirche? Und wenn ja, wo findest Du dann Messen, die Deinen Ansprüchen gerecht werden?

Wenn ich mir Deine musikalischen Vorstellungen zu eigen machen würde, könnte ich in meinem Bistum wohl nie mehr in die Kirche gehen. Deshalb meine Frage.
Ich verstehe den Hintergrund der Frage nicht. Ich finde z. B. auch die Handkommunion (zumindest wie sie derzeit in der Regel praktiziert wird) von Übel, trotzdem gibt es sie völlig flächendeckend. Meinst du hier auch, ich solle meine Vorbehalte der Handkommunion gegenüber aufgeben!?
Nein, sollst Du nicht - aber im Gegensatz zur Kirchenmusik in einer Messe kannst Du die Frage des Kommunionempfangs in jedem Einzelfall selber entscheiden.

Handkommunion mache ich auch grundsätzlich nicht. Aber eine reine Choralmesse würde ich im ganzen Bistum Passau vielleicht ein, zwei Mal im ganzen Jahr finden - und auch nur mit mühsamster Recherche.

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lifestylekatholik
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:Gehst Du eigentlich überhaupt (noch - womöglich regelmäßig) - in die Kirche? Und wenn ja, wo findest Du dann Messen, die Deinen Ansprüchen gerecht werden?
Am Institut in Berlin gab’s eigentlich fast nur »reine Choralmessen«, allerdings mit Orgel zur Unterstützung der Gemeinde. Dort, wo ich jetzt wohne, waren wir auf gutem Wege.

Ich muss vielleicht auch nocheinmal deutlich machen, dass ich von der Messe spreche. Außerhalb, vor und nach der Messe, sei es in der Kirche oder draußen, soll natürlich auch ganz andere Musik klingen.
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cantus planus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von cantus planus »

taddeo hat geschrieben:In diesem Punkt wundere ich mich auch immer wieder über die scheinbar unendliche Geduld des Heiligen Vaters.
Es hat sich nichts geändert. Ich habe gerade die Aufnahme zweier Messen aus dem Petersdom und eine aus der National Cathedral in Washington gesehen. Letzteres war nachgerade eine Wohltat nach der vatikanischen Heimsuchung: der Chor brüllt wie immer, trifft kaum einen Ton, beim Orgelnachspiel (Gigouts Toccata) fehlten schlicht 30% aller Töne oder waren falsch (warum klang die Orgel überhaupt so erbärmlich? Das kann doch nicht nur der Fernsehton gewesen sein?!) etc. etc.

Offenbar versteht man diese Form der Kirchenmusik in Rom tatsächlich als eigene Tradition, die demzufolge zu erhalten und zu pflegen ist. Jeder Musiker, der halbwegs gut durch's C-Examen gekommen ist, müsste mit etwas Übung mit seinem Chor bessere Ergebnisse erzielen, als das, was man heuer wieder hören konnte.

Ich begreife es einfach [Punkt] Darüber, dass die Kirchenmusik des Petersdoms seit Jahrzehnten durch eine geradezu beänstigende Einfallslosigkeit auffällt, rege ich mich schon gar nich mehr auf.
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Lupus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von Lupus »

Gibt es eine Möglichkeit, sich bei einer vatikanischen Stelle wenigstens bemerkbar zu machen. Auch wenn es nichts nützen sollte, so würde ich wenigstens das Entsetzen artikulieren können, das ich beim Anhören der "lamenta lamentabilia sixtinae" empfunden habe.

+L.
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cantus planus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von cantus planus »

Keine Ahnung. Ich weiss nicht, in wessen Zuständigkeit der Gesang päpstlichen Kapelle in der Basilika überhaupt fällt. Könnte man an den Erzpriester der Basilika schreiben? Oder ist die Verwaltung des Petersdomes zuständig? Oder doch der Heilige Stuhl? Aber wer?

Mich würde mal ein Treffen mit dem Chorleiter oder dem Organisten interessieren. Es ist ja nicht so, dass diese Leute keine Ausbildung hätten oder andernorts ihr Können nicht vor ihrer Berufung nach Rom unter Beweis gestellt hätten. Eben drum ist mir das Ganze so unbegreiflich.
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Maurus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von Maurus »

Für meine Begriffe singt dieser Chor genau so, wie er nach Vorstellung des Chorleiters singen soll. Warum das so mies klingt, weiß ich auch nicht. Aber jeder Dorfchor klingt besser als das da. Und das kann ja in einer Stadt wie Rom nun nicht daran liegen, dass man nur schlechte Sänger bekommt.

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Protasius
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von Protasius »

Gibt es irgendwo ein Video, das die von euch beschriebenen Zustände zeigt?

Ich war zwar vor kurzem in Rom, zur Messe allerdings in der Lateranbasilika (nebenbei bemerkt wunderschön, und gleich drei tolle Orgeln ...); in der Sixtina konnte ich zwar die Orgel ansehen (was angesichts des Verhaltens der meisten Besucher auch neben dem Altar fast das einzige war, das zeigte, daß es eine Kirche ist; war im Petersdom übrigens genauso grausig), aber hören konnte man weder in der Sixtina noch im Petersdom etwas, es war nur die bewundernswerte Innenausstattung zu sehen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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cantus planus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von cantus planus »

Ja. Jede Messe, die auf KTO, K-TV oder ähnlichen Sendern übertragen wird.
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civilisation
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von civilisation »

Im Chor des Papstes singen bald auch Frauen – Ältester Chor der Welt
http://www.katholisches.info/?p=1395
Dem Chor der Sixtinischen Kapelle steht unter der Leitung des noch keine zwei Monate im Amt befindlichen neuen Chormeisters Massimo Palombello eine grundlegende Neuerung bevor. Erstmals werden am 9. Januar 211 auch Frauen im päpstlichen Hauschor mitsingen. Am Sonntag nach dem Drei-Königs-Fest zelebriert der Papst traditionell eine Heilige Messe in der weltberühmten Sixtinischen Kapelle und spendet die Taufe. ...
Mit der Umwandlung in einen gemischten Chor endet eine 15jährige Tradition, die noch mit Motu proprio über die Kirchenmusik von Papst Pius X. den Ausschluß von Frauen aus liturgischen Chören bekräftigte.
Ob damit die Qualität der vatikanischen Kirchenmusik verbessert wird? 8)

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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

Schlechter kann sie eigentlich kaum werden.
Trotzdem halte ich persönlich es für unangemessen, weil man dadurch nur den vermeintlich leichteren Weg einschlägt, um die Qualität zu heben. Ob das funktioniert, muß man ohnehin erstmal sehen. Die italienischen gemischten Chöre, die ich bisher gehört habe, wecken da doch gewisse Zweifel.

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cantus planus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von cantus planus »

Ich verstehe überhaupt nicht, warum man diesen Schritt geht. Es werden sich in einer Millionnenstadt wie Rom, mit mehreren Musikakademien und -hochschulen wohl pro Stimme eine Handvoll guter Sänger finden lassen? Die Öffnung für Frauen bringt keine Vorteile, sondern verändert nur das Klangbild. Wie taddeo schon sagt: das heißt nicht, dass es besser wird.
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Berolinensis
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von Berolinensis »

Darüber haben wir übrigens auch hier schon gesprochen: http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=469159#p469159

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