Mir ist grad alles vieeeel zu kompliziert

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Julia Wolf
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Mir ist grad alles vieeeel zu kompliziert

Beitrag von Julia Wolf »

Ich merke, dass ein Glaubenshindernis einfach das komplizierte Gebäude der katholischen Kirche ist. Anstatt einfach Gott und die Menschen zu lieben, muss ich tausend Dinge wissen und beachten und aufpassen was ich sage.

Ich kann besser glauben, wenn ich weniger weiß.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

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umusungu
cum angelis psallat Domino
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Re: Mir ist grad alles vieeeel zu kompliziert

Beitrag von umusungu »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich merke, dass ein Glaubenshindernis einfach das komplizierte Gebäude der katholischen Kirche ist. Anstatt einfach Gott und die Menschen zu lieben, muss ich tausend Dinge wissen und beachten und aufpassen was ich sage.

Ich kann besser glauben, wenn ich weniger weiß.
Keine Sorge ....... dieses komplizierte Gebäude ist so mutterlich, dass sie Jesus immer wieder sagen läßt: kommt her, ihr Mühseligen und Gebeugten, ich will euch Ruhe verschaffen.
Dieses komplizierte Gebäude ist einfach zu leben:
liebe Gott - und den Nächsten wie dich selbst
Höre auf dein Gewissen und höre auf die Stimme Christi
suche IHM immer wieder in der Feier der Sakramente zu begegnen, damit ER dir der WEG sein kann

Biggi
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Re: Mir ist grad alles vieeeel zu kompliziert

Beitrag von Biggi »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich merke, dass ein Glaubenshindernis einfach das komplizierte Gebäude der katholischen Kirche ist. Anstatt einfach Gott und die Menschen zu lieben, muss ich tausend Dinge wissen und beachten und aufpassen was ich sage.

Ich kann besser glauben, wenn ich weniger weiß.
Kann ich gut verstehen! ;) Deshalb hab ich mich auch erst sehr spät zum Theologie-Studium entschließen können, und hab das erst vor ein paar Jahren gemacht, als nach drei anderen Studienfächern und vielen Jahren Berufserfahrung mich so leicht nix mehr umhauen konnte. Aber ganz schön durchgezaust hat es mich dann trotzdem...
Julia Wolf hat geschrieben:muss ich tausend Dinge wissen und beachten und aufpassen was ich sage.
Musst du absolut nicht! Jesus fordert uns auf "Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Da steht nichts von "gelehrt", "eloquent", "IQ über 130" oder sowas. "Heiligkeit" wird nicht nach Noten in theologischen Examina gemessen... :nein: Und manchmal hab ich glatt den Eindruck, dass beides sich eher umgekehrt proportional verhalten könnte. :motz: (Womit ich jetzt kein Plädoyer für die Dummheit halten möchte!)

LG
Biggi

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Nietenolaf
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Re: Mir ist grad alles vieeeel zu kompliziert

Beitrag von Nietenolaf »

Biggi hat geschrieben:"Heiligkeit" wird nicht nach Noten in theologischen Examina gemessen... :nein: Und manchmal hab ich glatt den Eindruck, dass beides sich eher umgekehrt proportional verhalten könnte. :motz: (Womit ich jetzt kein Plädoyer für die Dummheit halten möchte!)
Diese Bemerkung (über das umgekehrt proportionale Verhältnis) erhält meine volle Unterstützung (aus Erfahrung). "Dummheit" hätte auch nichts mit Examensnoten und dgl. zu tun, sondern Dummheit geht schon eher mit dem Unglauben einher.

N

Stefan

Re: Mir ist grad alles vieeeel zu kompliziert

Beitrag von Stefan »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich merke, dass ein Glaubenshindernis einfach das komplizierte Gebäude der katholischen Kirche ist.
Geht mir auch so, war aber schon mal schlimmer. Die Entwicklung der Dogmen z.B. hat sich mir eigentlich ganz gut erschlossen, indem ich mir einmal eine Konzilsgeschichte gekauft habe. Es gibt durchaus interessant und spannend geschriebene Bücher dazu. Aber das ist oft auch nur die spröde Theologie. Viele, viele Dinge liegen bei mir auch völlig blank... weil ich mich noch nicht mit ihnen beschäftigen konnte.

Der Glaube hat oft mit der Theologie nix zu tun, er ist zwar auch eine Sache des Verstehens, aber auch eine des Wollens und Fühlens. Leider geschieht es oft, daß beides vermengt wird. Man studiert die Theologie, welche auch schon mal Irrlehren nachjagt. Darüber kann niemand wirklich zum Glauben kommen. Und wer alleine aus seinem persönlichen Glauben heraus (der immer subjektiv, aber unbedingt zu respektieren ist) Theologie betreibt, wird kaum in der wissenschaftlichen Welt Gehör finden.

Wichtig ist, beides in die Balance zu bekommen und zu erkennen, daß beide Teile sich gegenseitig bedingen, aber nicht identisch sind.

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Godjonga
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Beitrag von Godjonga »

Grüß Dich Biggi !
Musst du absolut nicht! Jesus fordert uns auf "Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Da steht nichts von "gelehrt", "eloquent", "IQ über 130" oder sowas. "Heiligkeit" wird nicht nach Noten in theologischen Examina gemessen... Und manchmal hab ich glatt den Eindruck, dass beides sich eher umgekehrt proportional verhalten könnte. (Womit ich jetzt kein Plädoyer für die Dummheit halten möchte!)
... für Dummheit nicht, nur für eine "naive Kindlichkeit" im Vertrauen zu Gott ;) - oder ? :)

Herzliche Grüße

Mathias
MPHCEV: Mater perfectam habebit curam et victoriam

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Godjonga hat geschrieben:... für Dummheit nicht, nur für eine "naive Kindlichkeit" im Vertrauen zu Gott ;) - oder ? :)
Auch nicht unbedingt für jeden! Wer sich zum Vorantreiben des wissenschaftlichen Fortschritts berufen fühlt, sei es in der Theologie oder sonstwo, soll das getrost tun. Aber diejenigen, die andere Wege im Glauben gehen, haben keinen Grund, sich für "minderbemittelt" zu halten.

Allerdings: wenn man den Tiefgang theologischer Erkenntnisse mit der "naiven Kindlichkeit" im persönlichen Glaubensleben zu verbinden vermag - umso besser! Ich hab aber nicht den Eindruck, dass das vielen gelingt.

LG
Biggi

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Wenn ein Kind auf hoher Mauer steht und der Vater davor, unter dem Kind; und er ruft: spring! und das Kind springt in die Arme des Vaters: das ist der Glaube.

Doch dann kommt der „Ernst des Lebens“, die Schule, Freunde, Lehre, Studium und Beruf, Familie und Versicherungen. Darüber verlieren wir den Glauben.

»Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein …«

Es sind ein paar der gelehrtesten Männer, die können so glauben wie die Kinder dem Vater, in einer Einfachheit, nach der ich mich ausstrecken möchte. Aber viele andre, die haben Scharen von Bewundererinnen im Schlepptau.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Ketelhohn hat geschrieben:...Aber viele andre, die haben Scharen von Bewundererinnen im Schlepptau.
-innen. Da denke ich immer an einen Herren im Rundauschnittpullover, dessen Spuren auch hauptsächlich Bewundererinnen folgen und in Scharen zu seinen Vorträgen anreisen und wehe einer stellt eine kritische Frage....

max72
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Re: Mir ist grad alles vieeeel zu kompliziert

Beitrag von max72 »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich merke, dass ein Glaubenshindernis einfach das komplizierte Gebäude der katholischen Kirche ist. Anstatt einfach Gott und die Menschen zu lieben, muss ich tausend Dinge wissen und beachten und aufpassen was ich sage.

Ich kann besser glauben, wenn ich weniger weiß.
Hei Julia,

ich glaube, die beste Haltung ist die, dass man weiss wie wenig man weiss. Alles andere wird leicht zu Ueberheblichkeit. Jemand sagte "The greater the sphere of our knowledge, the larger is the surface of it's contact with the infinity of our ignorance." (Kann man schwer uebersetzen...)

Ist aber ne gute Frage, was das wesentliche ist. Naechstenliebe und Liebe zu Gott sicherlich. Fuer mich vor allem auch das bewusstsein, dass Gott gegenwaertig ist. Und das "Dein Wille geschehe"

Gruesse

Max

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Hi Julia!

Ich würde mich um die ganzen theologischen Spitzfindigkeiten zunächst mal nicht kümmern, aber mehr eine Offenheit als eine Skepsis gegenüber dem bewahren, was mir kompliziert erscheint und was ich nicht verstehe. Es ist halt so, dass man durch nachdenken und skeptischen Grübeln im Glauben nie voranschreitet. Wenn man sich Offenheit bewahrt und sich um ein Gebetsleben gemüht, dann bekommt man vieles einfach nur geschenkt, worum sich andere durch Studium jahrelang abmühen und es doch nicht erreichen.

Wenn Dir die wohlwollende Offenheit gegenüber den Dingen in der Kirche fehlt, die Du nicht verstehst, dann würde ich Dir raten, Heilige und Heiligenbiographien zu lesen, z.B. die kl. Thérèse, Anna Katarina Emmerich, etc. Wenn man Zweifel hat, ist es immer besser, sich mit Gläubigen zu unterhalten und mit Heiligen zu beschäftigen, als mit anderen Zweiflern, denn man neigt dazu, sich im Zweifeln gegenseitig anzustacheln und nachher sind die Zweifel größer als vorher. Zweifel aber zerstört die Offenheit, die man zum Wachstum im Glauben braucht.

Gottes Segen,
Dirk

Lacrima
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Beitrag von Lacrima »

War da nicht mal was mit dem "Einfälltigen Glauben", der sogar sehr hoch geschätzt wurde? :kratz:
For as long as I shall live I will testify to love
I'll be a witness in the silences Where words are not enough
With every breath I take I will give thanks to god above
For as long as I shall live I will testify to love

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Lacrima hat geschrieben:War da nicht mal was mit dem "Einfälltigen Glauben", der sogar sehr hoch geschätzt wurde? :kratz:
Der einfältige Glauben ist der beste Glauben, den man haben kann. Aber dazu gehört viel Vertrauen, denn ein einfältiger Gläubiger glaubt, auch ohne (verstandesmäßig) verstehen zu wollen. Das sie das genau nicht kann, ist ja Julias Aussage in diesem Thread. Oder habe ich da was falsch verstanden?

Gottes Segen,
Dirk

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