"Unser Land ist religiös ausgeblutet und am Ende"

Allgemein Katholisches.
Ralf

Beitrag von Ralf »

Klingt gut, aber wenn ich jede Aussage der Seligpreisungen so individualistisch verstehe, habe ich schnell die Interpretationsfreiheit: ich erschieße ja nicht für mich, sondern für andere. Ich selbst liebe den Frieden.

Ich halte das für problematisch.

Benutzeravatar
Erich_D
Beiträge: 1098
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:58
Wohnort: Salzbayern
Kontaktdaten:

Beitrag von Erich_D »

Ralf hat geschrieben:Klingt gut, aber wenn ich jede Aussage der Seligpreisungen so individualistisch verstehe, habe ich schnell die Interpretationsfreiheit: ich erschieße ja nicht für mich, sondern für andere. Ich selbst liebe den Frieden.

Ich halte das für problematisch.
Ich sehe das - "meine" Interpretation (sie ist in Wirklichkeit nicht meine) - nicht als individualistisch an, im Gegenteil, sie steht im Kontext der Evangelien, etwa mit der Rede zum Weltgericht (Wann haben wir Dich krank gesehen oder im Gefängnis [oder geschmäht und verfolgt] ... gesehen? ... Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan).

Man muss zwischen dem eigenen Schicksal und dem Schicksal anderer unterscheiden. Die Kirche als gesamtes sowie ich oder Du als einzelne, wir haben, wie Du schreibst, das Recht zu jubeln und uns zu freuen, denn Schmähung und Verfolgung können Zeichen sein, dass wir immer noch auf dem hoffentlich richtigen Weg sind, treu in seiner Nachfolge stehen. Aber das mindert nicht unsere Pflicht anderen beizustehen, für sie gegen Unrecht, Kränkung und Verfolgung einzustehen.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Benutzeravatar
Erich_D
Beiträge: 1098
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:58
Wohnort: Salzbayern
Kontaktdaten:

Beitrag von Erich_D »

Noch ein Nachtrag: nach Deiner Interpretation, Ralf, dürfte es dann auch so etwas wie die christliche Apologetik nicht geben, die doch bereits in der Frühzeit des Christentums Früchte trug, etwa bei Justin Märtyrer (ca. 150 n. Christus: Erste und Zweite Apologie), Titus Flavius Clemens (Clemens von Alexandria, um 200 n. Christus: Protreptikòs pròs Héllenas (Aufmunterung an die Griechen ‑ Mahnrede an die Heiden), Quintus Septimius Florens Tertullianus (198 n. Christus: Apologetikum, und so viele andere mehr, die - wie Tertullians Werk es sagt, der "Verteidigung der christlichen Religion und ihrer Anhänger" dienen.

Das wäre dann doch für Dich eigentlich eine Verirrung?
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Ralf

Beitrag von Ralf »

Eine Verirrung ist eine fehlgeleitete oder fehleitende Lehre. Hat aber mit Verfolgung primär erst einmal nichts zu tun.

Noch einmal: ich finde Verfolgung nicht toll, wünsche sie mir auch beileibe nicht. Ich wünsche sie auch keinem meiner Brüder und Schwestern.

Und dass das Selbstbewusstsein bei vielen nicht genug ausgeprägt ist, um sich über Schmähungen zu freuen und dadurch vielleicht der Glauben wackelt, ist mir auch klar.
Ich habe selbst einmal nach Besuch eines ansonsten sehr guten Kabarettprogrammes auf der HP des Künstlers nachgefragt, warum er denn manchen Lacher ausgerechnet mit Schmähungen der Kath. Kirche (und somit Schmähungen meiner und anderer) erreichen wollte, während er gleichzeitig religiöse Toleranz predigte.
Die Antwort war recht forsch, aber erschien mir auch schmallippig.

Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Beitrag von otto »

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Nun ich möchte zwei Sichtweisen beschreiben.

Die auf den einzelnen Christen, wenn ein Christ in seinen Alltag wegen seines Glaubens beschimpft,verleumdet wird, indem sich ein Christ für die Lehre Jesus einsetzt, dann spricht dass dafür das er selig ist.

z.b. Ein „Kreuzgänger“ beschreibt eine Glaubenswahrheit mit seinen Worten und verteidigt die Lehre Jesus, einen anderem missfällt dessen Meinungsäußerung. Aus diesem Grund attackiert er diesen mit Fehler bei der Rechtschreibung und der Zeichensetzung. Das ist eine Situation in der, der attackierte mit Freude reagieren sollte, denn er hat das vertreten was Gott will und nicht das was die Menschen wollen.

Die Verfolgung wenn es um Leib und Leben geht ist immer problematisch.

Die Sicht auf die gesamte Christenheit ist anders zuwerten, wenn die gesamte Kirche beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet wird dann sehe ich ein gefährliches Problem.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
Lupus
Beiträge: 2701
Registriert: Samstag 13. September 2008, 13:48
Wohnort: Bad Waldsee

Beitrag von Lupus »

Wenn sonntägliche Besucher eines botanischen Gartens damit beginnen, den dort arbeitenden Gärtnern und Botanikern zu sagen, wie sie ihre Pflanzen zu pflegen hätten, weil die eine odere andere Pflanze gerade scheinbar abstirbt, da ihre Jahreszeit zueende geht, dann werden die Botaniker und Gärtner freundlich eine Weile zuhören, dann aber sich an die Arbeit machen und die unsachgemäßen Kritiken schnell vergessen.

Wenn ein deutscher Tourist ins Ausland fährt und dann dort nach der ersten Nacht sich auf die Socken macht um die Gegend zu erkunden, dann wird er, das zumindest sagt ihm seine "ordentliche deutsche Erziehung" (oder was er dafür hält!), dass er jenem Wirt erklären muß, dass seine Lokalitäten nicht deutschem Standard entsprechen und jener Mutter, die gerade ihr Kind "laufen" läßt, wird er beizubringen versuchen, dass man sowas bei ihm zuhaus nicht erlauben würde.

Wenn jemand, der sonntags des öfteren seiner "Sonntagspflicht" sich in verschiedenen, ausgesuchten Kirchen entledigt, sich aber in seiner Pfarrgemeinde kaum einmal "einbringt", natürlich weil der Pfarrer nicht auf seine glorreichen Ideen eingeht, oder weil ihm der zu konservativ oder zu stur erscheint, dann hergeht und über die vielen Mißstände in der Kirche sich verbreitet, dann ist seine Rede überaus glaubhaft!

Wenn da einem Pfarrer, der sich nach bestem Wissen und Gewissen um seine Gemeinden abmüht, eine Schar von Menschen, die schließlich "auch Theologie studiert" hat, aus ihrendwelchen sicher ehrenwerten Gründen aber irgendwann aufgehört hat, ständig in den Ohren liegt, dies oder jenes liege auch noch im Argen und müssen doch unbedingt geändert oder verbessert werden, dann könnte es ein, dass sich dieser Pfarrer eines schönen Tages fragt, warum den diese "Neunmalklugen" nicht selbst Pfarrer geworden sind und nun "in medias res" von innen heraus all die schönen Vorschläge in die Wirklichkeit umgesetzt haben.
Von außen, d.h. ohne die eigentliche Verantwortung tragen zu müssen, lässt sich allemal so herrlich debattieren!

Meint (IMHO!) :kratz:

Firminus
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

Benutzeravatar
Lupus
Beiträge: 2701
Registriert: Samstag 13. September 2008, 13:48
Wohnort: Bad Waldsee

Beitrag von Lupus »

Wenn sonntägliche Besucher eines botanischen Gartens damit beginnen, den dort arbeitenden Gärtnern und Botanikern zu sagen, wie sie ihre Pflanzen zu pflegen hätten, weil die eine odere andere Pflanze gerade scheinbar abstirbt, da ihre Jahreszeit zueende geht, dann werden die Botaniker und Gärtner freundlich eine Weile zuhören, dann aber sich an die Arbeit machen und die unsachgemäßen Kritiken schnell vergessen.

Wenn ein deutscher Tourist ins Ausland fährt und dann dort nach der ersten Nacht sich auf die Socken macht um die Gegend zu erkunden, dann wird er,- das zumindest sagt ihm seine "ordentliche deutsche Erziehung" (oder was er dafür hält!), dass er jenem Wirt erklären muß, dass seine Lokalitäten nicht deutschem Standard entsprechen und jener Mutter, die gerade ihr Kind "laufen" läßt,- wird er beizubringen versuchen, dass man sowas bei ihm zuhaus nicht erlauben würde.

Wenn jemand, der sonntags des öfteren seiner "Sonntagspflicht" sich in verschiedenen, ausgesuchten Kirchen entledigt, sich aber in seiner Pfarrgemeinde kaum einmal "einbringt", natürlich weil der Pfarrer nicht auf seine glorreichen Ideen eingeht, oder weil ihm der zu konservativ oder zu stur erscheint, dann hergeht und über die vielen Mißstände in der Kirche sich verbreitet, dann ist seine Rede überaus glaubhaft!

Wenn da einem Pfarrer, der sich nach bestem Wissen und Gewissen um seine Gemeinden abmüht, eine Schar von Menschen, die schließlich "auch Theologie studiert" hat, aus ihrendwelchen sicher ehrenwerten Gründen aber irgendwann aufgehört hat, ständig in den Ohren liegt, dies oder jenes liege auch noch im Argen und müssen doch unbedingt geändert oder verbessert werden, dann könnte es ein, dass sich dieser Pfarrer eines schönen Tages fragt, warum den diese "Neunmalklugen" nicht selbst Pfarrer geworden sind und nun "in medias res" von innen heraus all die schönen Vorschläge in die Wirklichkeit umgesetzt haben.
Von außen, d.h. ohne die eigentliche Verantwortung tragen zu müssen, lässt sich allemal so herrlich debattieren!

Meint (IMHO!) :kratz:

Firminus
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema