Zeit für den Neubeginn des Glaubens!

Allgemein Katholisches.
Sportfreundin
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Zeit für den Neubeginn des Glaubens!

Beitrag von Sportfreundin »

Nun melde ich mich nach einigen Tagen aufmerksamen Verfolgens, was im Kreuzgang eigentlich im allg. geschrieben und diskutiert wird, doch einmal zu Wort - mit einem Thema, das mir persönlich zum Knackpunkt meines christlichen Glaubens geworden ist:

Immer mehr wird mir innerhalb meiner Kirche, der katholischen (aber nicht anders wäre es für mich wohl auch in den anderen Weltkirchen oder Konfessionen), ein charakteristischer Zug zum Anlass, an ebendieser bzw. an ihrem Anspruch heftig zu zweifeln. Es ist dies der Absolutheitsanspruch oder die Tendenz, "den Weg" zu Gott zu kennen. Oft geschieht dies an Hand von strenger Formgebung oder gar dem Erlass oder der Verschärfung von Kirchenrecht. Aktuelles Beispiel könnte im Bestreben gesehen werden, "die eine wahre Eucharistiefeier" festzulegen. Alle Diskussionen und Anstrengungen richten sich so sehr darauf, die rechte Form von den vielen Irrwegen abzugrenzen, überhaupt Grenzen zu ziehen, das Falsche zu benennen, um sich selbst wieder eine Weile in schaler und gänzlich menschengemachter Sicherheit wägen zu können. Wie schade, wie unsinnig, wie vergeblich! Gott lässt sich wohl in überhaupt keine Form oder einen wie auch immer gearteten Ritus bannen. Etwas anderes behaupten zu wollen, ist blanke Anmaßung. Und von ebensolcher Anmaßung und Überheblichkeit, ganz genau zu wissen, was im Sinne Gottes sei, riecht es mir in meiner Kirche einfach unerträglich. Gott bleibt doch immer der wesensmäßig Unergründliche, der sich alleine von selbst dem Menschen und jedem Menschen neu offenbart. Alles Klammern an Form und starrem Gesetz zeigt mir nur eines ganz deutlich: die Erlassenden und Klammernden und Abgrenzenden haben selbst schon lange nicht mehr den Gott der Weite, der grenzenlosen Liebe und der Offenheit erfahren. Und eine solche Erfahrung würde ich ihnen von Herzen gerne wieder wünschen. Dann könnten sie ihre Kirche und das Leben wieder mit ein wenig mehr Gelassenheit und vom Geist beselt und ermutigt zur Vielfalt und Freude am Anderen ansehen. In der Vielfältigkeit und Buntheit nämlich zeigt sich Gott doch sicher mehr als in assimilierter Gleichform.

Euch allen ein gesegnetes Wochenende!

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gott ist Mensch geworden, meine Liebe.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Sportfreundin
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Beitrag von Sportfreundin »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Gott ist Mensch geworden, meine Liebe.
Mein Lieber, speziell DAVON habe ich aber momentan nicht gesprochen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Speziell das ändert aber alles.
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Sportfreundin
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Beitrag von Sportfreundin »

Wenn ich also so grundlegend anfangen soll: "Mensch geworden", genau! Und nicht "Gesetz" oder "Ritus" oder etwas ähnlicher Art. Er ist auch nicht direkt zur Schrift geworden, sondern Gott ist Mensch geworden mit aller existentiellen Unabgeschlossenheit, Freiheit, Kreativität und Teilhabe am Schöpfertum, die den Menschen speziell ausmacht, weil er vom Geist Gottes ist und lebt. Und das "ändert" wirklich "alles", da hast du ganz recht. Und unterstützt mich in eben genau dem, was ich oben bereits gesagt habe. Ich meine, die Kirche sucht verzweifelt zu bewahren, Tradition zu wahren, ein- und abzugrenzen, doch handelt sie damit eben genau gegen den Geist, der die Kirche eigentlich beseelen sollte. Das zu Bewahrende liegt eben genau nicht in unseren unendlich schwachen und kleinen Händen, sondern wird von Gott und im Vertrauen auf Ihn alleine geschenkt. Das Zentrum des Glaubens, das wahre Evangelium lässt sich in keiner Weise machen.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Hallo Sportfreundin! Willkommen bei den Kreuzgangstern. :mrgreen:

Ich kann Deine Gefühle nachempfinden, weil ich auch einmal so gedacht habe (wie kann man so etwas ausdrücken, ohne dass es altklug klingt?).

Ich erlaube mir einfach mal, einen Beitrag von mir selbst zu zitieren, den ich ganz woanders vor Monaten schrieb. Das Stichwort, um alles zu verstehen, ist die Daseinsberechtigung der Kirche und gleichzeitig ein im Deutschen zutiefst missbrauchtes und daher geschmähtes Wort: das Heil. Und davon, im Zusammenhang mit der so engstirnig erscheinenden Grenzziehung, handelt dieser kurze Gedanke.
Die Sakramente. Warum gerade so, wie sie sind?

An den Sakramenten, dem heiligen Gedächtnis, den heiligen Zeichen, kann man eigentlich ganz schön zeigen, wie sich Kirche sieht und wo's da im modernen Verständnis hakt.
Man könnte ja beispielsweise sagen (und das gibt es auch): ach, die Einzelbeichte ist doof, ein Beichtgottesdienst für alle reicht doch vollkommen aus.
Oder aber: Warum muss es denn Brot und Wein sein? In Japan bspw. wäre doch Reis und Saki viel eher kulturell akzeptiert! Gott kann doch auch Reis wandeln!

Sicher kann Er das. Schon Johannes der Täufer hat mal klipp und klar gesagt, der Allmächtige könne aus Steinen Söhnen Abrahams machen.

Nur: wissen wir das im Einzelfall? Können wir Gott vorschreiben: wandle jetzt dies!?
Wohl kaum.

Und genau deshalb hat die Kirche kein Recht, an den Sakramenten etwas Essentielles zu ändern - auch wenn es durchaus Thema interesanter Debatten sein kann, was im Einzelfall essentiell ist. Die Sakramentenspendung durch die Kirche ist dazu da, den Menschen Sicherheit bezüglich der Zuwendung Gottes zu geben. Natürlich könnte Gott Saki in Blut Christi verwandeln, aber bei Wein sind wir uns sicher. Natürlich könnte Gott ohne alles alle Sünden vergeben, doch beim Bekennen des Einzelnen seiner Verfehlungen sind wir uns sicher. Und natürlich - das nur als kontroverses Nebenthema - könnte Gott auch mit einer Frau am Altar die Gaben wandeln, doch bei einem Mann sind wir uns sicher. Diese Sicherheit erwächst aus dem biblischen Zeugnis.

Die Grenzziehung des Essentiellen ist ein wichtiges Thema, und es ist durchaus möglich, dass bei der einen oder anderen Frage diese irgendwann einmal anders gezogen werden als jetzt (ich meine jetzt nicht unbedingt das Frauenpriestertum).

Aber Kern der ganzen Angelegenheit bleibt: mit dem Heil der Menschen - zu nichts, aber auch gar nichts anderem dienen die Sakramente - dürfen keine Experimente gemacht werden. Niemand darf sich das rausnehmen, da muss die Kirche auf der sicheren Seite bleiben.

Micha

Beitrag von Micha »

Robert hat Recht: Weil Gott Mensch geworden ist, benötigt er keine Liturgie, sondern ist in allem gegenwärtig und insbesondere im Menschen, der sich in Freiheit für ihn entscheidet.
Gottesdienst ist primär Gottes Dienst an uns und da begibt sich Gott ständig in unsere Niederungen und Kleinlichkeiten, weil Er uns halt liebt.
Ob Er sich in einem Kästchen einsperren lässt (Tabernakel genannt), Bildweil die einen den anderen zutrauen, sie würden sonst Schindluder mit ihm treiben, ob er sich ellenlange Predigten geduldig anhört Bild oder vielleicht etwas steife Tänze anschautBild - das alles erträgt Er aus Liebe zu uns.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Micha hat geschrieben:Robert hat Recht: Weil Gott Mensch geworden ist, benötigt er keine Liturgie …
… benötigt Er keine Liturgie, sondern wir, seine Geschöpfe. Denn wir benötigen Ihn – der sich in der Göttlichen Liturgie berühren läßt. Denn das ist der Ort auf Erden, da die Himmel sich auftun und uns Anteil geben an der Ewigkeit. Rorate cæli.
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mr94
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Beitrag von mr94 »

Mir wird auf einmal so adventlich. Nach dem Fest ist vor dem Fest.
Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum, et vitam venturi saeculi. Amen.

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Sportfreundin hat geschrieben:Gott lässt sich wohl in überhaupt keine Form oder einen wie auch immer gearteten Ritus bannen. Etwas anderes behaupten zu wollen, ist blanke Anmaßung.
Entweder es ist Anmaßung (wenn irgendwelche Menschen das behaupten, weil sie sich für klüger, intelligenter, einsichtiger... als der Rest der Menschheit halten) oder Gott selbst hat durch seinen menschgewordenen Sohn Jesus Christus zugesagt, dass er - weil er will! - in dieser Form/diesem Ritus gegenwärtig ist. Dann wäre es Verrat, dieses Geschenk nicht mit Zähnen und Klauen zu verteidigen.
Gott bleibt doch immer der wesensmäßig Unergründliche, der sich alleine von selbst dem Menschen und jedem Menschen neu offenbart.
Klar bleibt Gott stets der "ganz Andere" und kann von Menschen niemals ganz "erfasst" werden - das hat auch die Kirche immer so gesagt. Aber wenn er sich in der Geschichte des jüdischen Volkes und dann vor allem in Jesus Christus dem Menschen geoffenbart hat, dann können wir (kann die Kirche!) nicht so tun, als wäre das nicht geschehen. Dann können wir nicht den Anspruch erheben, dass Gott sich gefälligst jetzt mir noch mal ganz neu zu offenbaren hat. Wohl ist es meine lebenslange Aufgabe, in das, was bereits geoffenbart ist, immer tiefer hineinzuwachsen. Und dabei empfinde ich die Kirche als große Hilfe.
Alles Klammern an Form und starrem Gesetz zeigt mir nur eines ganz deutlich: die Erlassenden und Klammernden und Abgrenzenden haben selbst schon lange nicht mehr den Gott der Weite, der grenzenlosen Liebe und der Offenheit erfahren.

Könnte es nicht auch ganz anders sein? Könnte es nicht auch so sein, dass diejenigen, die da "an Form und starrem Gesetz klammern" gerade dadurch die Weite, Liebe und Offenheit Gottes kundtun - weil Weite, Liebe und Offenheit eben keine Beliebigkeit, Konturenlosigkeit und Gleichgültigkeit sind?
In der Vielfältigkeit und Buntheit nämlich zeigt sich Gott doch sicher mehr als in assimilierter Gleichform.
Ja. Schau dir die Schöpfung an! Ihre Vielfältigkeit und Buntheit bringt mich immer wieder zum Jubeln angesichts der Phantasie des Schöpfers. Aber auch da gibt es keine Beliebigkeit. Auch da tun wir gut daran, "gehorsam" hinzuhören auf das, was Gott uns durch die Schöpfung sagen will und uns nicht selbst an seine Stelle zu setzen.
Euch allen ein gesegnetes Wochenende!
Das wünsch ich dir auch!

Herzlichen Gruß,
Biggi

Peter
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Beitrag von Peter »

Wie schade, wie unsinnig, wie vergeblich! Gott lässt sich wohl in überhaupt keine Form oder einen wie auch immer gearteten Ritus bannen. Etwas anderes behaupten zu wollen, ist blanke Anmaßung. Und von ebensolcher Anmaßung und Überheblichkeit, ganz genau zu wissen, was im Sinne Gottes sei, riecht es mir in meiner Kirche einfach unerträglich. Gott bleibt doch immer der wesensmäßig Unergründliche, der sich alleine von selbst dem Menschen und jedem Menschen neu offenbart.
Salut, Sportfreundin. Merkst du, dass du mit diesen Aussagen eine Ausschlussformulierung über das Eigentliche Gottes getroffen hast? Solche Ausführungen beeindrucken sicherlich – jemanden, der nicht glaubt, dass Gott sich sogar hat fesseln und abführen lassen.

Aber zu behaupten, Gott habe gerade dies nicht getan, „ist blanke Anmaßung”. — Oder wer hat dir diese Weisheit gesteckt? Einen solchen Satz kannst du doch nur von Gott selber erhalten haben. Wenn du zum Beispiel sagtest – ohne mich zu kennen „Peter würde nie La Paloma pfeifen”, dann klänge der Satz aus sich heraus plausibel. Sein Erkenntniswert wäre allerdings gering.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Sportfreundin hat geschrieben:Ich meine, die Kirche sucht verzweifelt zu bewahren, Tradition zu wahren, ein- und abzugrenzen, doch handelt sie damit eben genau gegen den Geist, der die Kirche eigentlich beseelen sollte. Das zu Bewahrende liegt eben genau nicht in unseren unendlich schwachen und kleinen Händen, sondern wird von Gott und im Vertrauen auf Ihn alleine geschenkt. Das Zentrum des Glaubens, das wahre Evangelium lässt sich in keiner Weise machen.
Hallo Sportsfreundin :)

Ich glaube nicht, daß die Kirche, also wir, versucht, die Tradition verzweifelt zu bewahren, sondern voller Hoffnung, Glaube und Liebe. Was ist denn Tradition? Nicht jeder Brauch, sondern der Inhalt des Glaubens: Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir, Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit. Ist das denn nicht absoluter Glaubensschatz, den es voller Hoffnung zu bewahren gilt? Welches Evangelium ist das wahre, von dem Du sprichst? Ist ist dies:

[bible]1 Korinther 15:3-8[/bible]

Ich kann Dich aber verstehen, an einigen Verhaltensweisen, die sich manche Mitchristen zueigen machen kann man verzweifeln. Aus dem Absolutheitsanspruch der christlichen Botschaft kann kein Herrschaftsanspruch über Andersdenkende hergeleitet werden. Den Gehorsam unter Gottes Wort kann ich nur aus völlig freien Stücken ausüben.
Das wahre Evangelium aber kennt auch die brüderliche Zurechtweisung. Das fällt heute vielfach schwer, sich auch einmal etwas sagen zu lassen, mir zumindest :ja:
Und dennoch: Ich habe oft festgestellt, daß es doch an mir selber liegt:

[bible]1 Thessalonich 5:21[/bible]

Was meinst Du?

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Wie schade, wie unsinnig, wie vergeblich! Gott lässt sich wohl in überhaupt keine Form oder einen wie auch immer gearteten Ritus bannen. Etwas anderes behaupten zu wollen, ist blanke Anmaßung. Und von ebensolcher Anmaßung und Überheblichkeit, ganz genau zu wissen, was im Sinne Gottes sei, riecht es mir in meiner Kirche einfach unerträglich. Gott bleibt doch immer der wesensmäßig Unergründliche, der sich alleine von selbst dem Menschen und jedem Menschen neu offenbart.
Ich glaube nicht, dass es im Ritus darum geht, Gott zu bannen oder ihn in eine Form zu pressen. Behauptet dies jemand? Ritus und Liturgie sind menschliche Äußerungen und Versuche einer Annäherung an das Unfaßbare, mehr nicht. Und die Kirche behauptet auch nicht mehr. Oder hebst du auf die Eucharistie ab und die Wandlung?
Das wäre eine andere Diskussionsebene. Und selbst wenn nicht wahr wäre, dass Jesus in der Hostie anwesend ist und es wäre alles nur von armseligen Menschlein zusammengehofft, weil sie IHM gern so nahe wären, sehe ich nicht, dass das Gott in irgendeiner Weise in was hineinpressen würde.
Dass Gott sich jedem Menschen neu offenbart, ist doch klar. Was hat das mit dem Ritus zu tun?
Möglicherweise verstehe ich nicht ganz, worauf du hinaus willst.

Geronimo

Sportfreundin
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Beitrag von Sportfreundin »

Danke zunächst euch allen für die ausführlichen und auch freundlichen Antworten auf meine These.
Ralf hat geschrieben: Nur: wissen wir das im Einzelfall? Können wir Gott vorschreiben: wandle jetzt dies!? Wohl kaum.
... Die Sakramentenspendung durch die Kirche ist dazu da, den Menschen Sicherheit bezüglich der Zuwendung Gottes zu geben. Natürlich könnte Gott Saki in Blut Christi verwandeln, aber bei Wein sind wir uns sicher.
... Aber Kern der ganzen Angelegenheit bleibt: mit dem Heil der Menschen - zu nichts, aber auch gar nichts anderem dienen die Sakramente - dürfen keine Experimente gemacht werden. Niemand darf sich das rausnehmen, da muss die Kirche auf der sicheren Seite bleiben.
Und die sichere Seite lässt sich an einem so formellen Akt wie dem Auswählen von bspw. Wein festlegen? Jesus selbst hat sicher zu seiner Zeit auch keine Hostien, sondern echtes Brot gebrochen! Warum also dann nicht auch in diesem Fall näher am Originalakt bleiben? Das ist doch ziemlich willkürlich. Ähnliche Fälle ließen sich einige mehr finden. Hier sind doch bereits allerorts Experimente und pragmatische Änderungen versucht und eingeführt worden!

Und: Das Heil der Menschen, Gottes Liebe an formelle Akte überhaupt binden können zu meinen, widerspricht für mich gänzlich dem Sinn und Anspruch von "Heil". Andernfalls läge übrigens auch so unendlich viel Ungerechtigkeit darin begründet: was ist mit Andersgläubigen, mit früh gestorbenen Kindern, mit denen, die nicht glauben können, obwohl sie so gerne wollten?

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Liebe Sportsfreundin,

der Vergleich mit Jesus hinkt. Jesus hatte nur normales Brot, er konnte keine Hostien brechen. Wie auch? Das wäre ja ein Paradoxon.
Eigentlich ist mir nicht klar, was du sagen willst. Meinst du, im Allerheiligsten nichts Allerheiligstes? Nur leere Luft, wie wir anbeten? Äh...

fragend,
Geronimo

Sportfreundin
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Beitrag von Sportfreundin »

Peter hat geschrieben: Salut, Sportfreundin. Merkst du, dass du mit diesen Aussagen eine Ausschlussformulierung über das Eigentliche Gottes getroffen hast? Solche Ausführungen beeindrucken sicherlich – jemanden, der nicht glaubt, dass Gott sich sogar hat fesseln und abführen lassen.
Aber zu behaupten, Gott habe gerade dies nicht getan, „ist blanke Anmaßung”. — Oder wer hat dir diese Weisheit gesteckt?
Danke Peter auch für deinen Einwurf,
doch gibt es einen großen Unterschied zwischen dem, was du mir vorwirfst und dem, was ich tatsächlich ausgesagt habe. Ich habe keine Ausschlussformulierung getroffen, sondern eine Aussage gemacht, die zum Ziel hat, gerade keinen Ausschluss an Gott vorzunehmen. Das ist im Grunde alles, was ich gesagt habe, quasi ein, wenn auch nicht bis zum Ende durchformulierter Ansatz negativer Theologie. Mein Votum geht alleine dahin, Gott alle Offenheit zu lassen, die gedanklich möglich ist. Und eben auch die Geheimnisse der Offenbarung, die wesensmäßig dem menschlichen beschränkten Verstand Geheimnisse bleiben müssen (und glücklicherweise dürfen, sonst wäre uns unser größtes Geschenk genommen, das uns erst zu vollen Abbildern macht: unsere Freiheit), auch die Offenbarung ist für mich im Zweifelsfall so zu interpretieren (und wir können nicht anders als interpretieren), dass größtmögliche Offenheit bleibt. Das ist keine Anmaßung, und auch keine Ausschlussformulierung, sondern der Versuch, sich Gott demütig zu nähern.

Sportfreundin
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Beitrag von Sportfreundin »

Geronimo hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass es im Ritus darum geht, Gott zu bannen oder ihn in eine Form zu pressen. ... Ritus und Liturgie sind menschliche Äußerungen und Versuche einer Annäherung an das Unfaßbare, mehr nicht. Und die Kirche behauptet auch nicht mehr.
Doch, die Kirche behauptet schon mehr, indem sie nämlich festlegt, welcher Weg der Annäherung der wahre sei, und welche Wege wiederum aber nicht zu Gott führen.
Ich wünschte mir einfach ein wenig mehr Vertrauen in den Geist Gottes, der in jedem Menschen wirkt und der ihn schon auf den richtigen Weg führen wird. Die Kirche sollte ihre spirituelle und charismatische Kraft, die ich ihr unbedingt zuspreche, vielleicht wieder mehr darauf verwenden, die Sehnsucht nach Gott in den modernen Menschen neu zu wecken, dann gibt sich alles andere mit Gottes Hilfe selbst.

Sportfreundin
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Beitrag von Sportfreundin »

Geronimo hat geschrieben: der Vergleich mit Jesus hinkt. Jesus hatte nur normales Brot, er konnte keine Hostien brechen. Wie auch? Das wäre ja ein Paradoxon.
Eigentlich ist mir nicht klar, was du sagen willst.
Danke für die unendlich schnelle Antwort!
Mein Vergleich hinkt nicht. Ralf meinte, wir dürften an den Sakramenten und Riten nicht herumändern, weil wir uns bei bestimmten Dingen auf Grund der Überlieferung eben ganz und gar der Heilszusage sicher sein könnten. Er führte als Beispiel den Wein (bei der Wandlung) oder auch den Mann als Priester an.
Ich fand, SEIN Vergleich hinkte, denn: wenn wir uns unbedingt so nahe wie möglich an den Originalakt halten sollen, sollten wir auch längst schon weider echtes Brot brechen. Oder bspw. herausfinden, welchen Wein konkret damals Jesus wohl ausgeschenkt hatte....... Und um es auf die Spitze zu treiben: Priester sollten außer dem Kriterium "Mann" auch vielleicht wieder all die anderen Kriterien wie "Geburt in Bethlehem" o.ä. aufweisen. Die Einsetzungsworte außerdem seien wieder in Aramäisch zu beten etc. etc.
Man kann leicht ersehen, wie willkürlich alle Form letztendlich bleibt. Schade natürlich, dass es nicht gar so einfach ist, wie wir alle gerne hätten...

Ralf

Beitrag von Ralf »

Hallo Sportfreundin (ich bin immer geneigt, ein "s" hinter Sport reinzusetzen...).

Jesus hat, ganz im Gegensatz zur landläufigen Meinung, eben kein normales Brot gebrochen.
Die Eucharistie wurde im Verlauf des jüd. Paschamahles eingesetzt. Dieses Mahl hat ganz feste rituelle Regeln, nicht nur was den Ablauf, sondern auch was die Zutaten betrifft. Und es handelt sich dabei eben nicht um normales Brot (im Sinne von dem im Nahen Osten verwandtes Fladenbrot), sondern um sogenannte "Matzen", da sind ganz flache Scheiben aus Wasser und Mehl, sie müssen für das Sederfest ungesäuert sein.

Ich wollte durch meinen Beitrag auch nicht den Eindruck erwecken, es ginge um ein Nachspiel der Originalszene. Das ist mitnichten der Fall (sonst müsste man ja den Altar wegbauen, das Ganze muss in einem Obergemach und darf nicht in einer Kirche stattfinden etc. pp.).

Seit jeher gibt es diese Tradition des eucharistischen Mahles eben mit Brot und Wein, nie hat die Kirche, schon in ihrer frühesten Zeit, etwas anderes genommen. Paulus berichtet davon, die sogenannten Kirchenväter bestätigen das immer wieder.
Und dabei gab es eben eine Sache, die bei aller Veränderbarkeit eben nie verändert wurde: Brot und Wein.

Es gibt eben Sachen, das genau sind die Sakramente, die sind dem Zugriff der Kirche entzogen. Nicht umsonst heißt es in jeder Messe "Geheimnis des Glaubens". Es ist ein Geheimnis, kein Rätsel, das es zu lösen gilt.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

@ Sportfreundin:
Aber damit unterschlägst du die Bedeutung, die der Hostie innewohnt. Es handelt sich eben nicht um Brot, sondern um den Leib des Herrn. Wir reden ja hier nicht von irgendeiner Art von Abendmahl oder Gedächtnismahl, sondern von der Eucharistie. Und in dieser hat die Hostie einen völlig anderen Stellenwert als weiland das Brot, das bei den Jüngern auf dem Teller lag.
Wenn du diese beiden Sachen für das gleiche erklärst, ist praktisch die Eucharistie und die Wandlug vom Tisch. Dann ist es natürlich egal, ob man Baguette oder Ciabatta nimmt.
Nur hat das mit katholisch nichts zu tun, sondern mit dieser Art von Feierabendmahl, was einige Evangelische hier in Frankfurt beim Kirchentag damals abhalten wollen.
Dann können wir natürlich auch lang hier im Kreis diskutieren, wenn zwei völlig verschiedene Verständnisse aufeinandertreffen. Da du aber in Katholikengespräche den Thread eröffnest hast, bin ich erstmal davon ausgegangen, dass wir uns über die Wandlung einig seien und somit nicht die Hostie und das Brot, das Jesus gebrochen hat, in einen Topf werfen.


Geronimo
Zuletzt geändert von Geronimo am Freitag 11. Juni 2004, 22:43, insgesamt 1-mal geändert.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Im übrigens finde ich schön, Sportfreundin, dass Du so auf der Andersheit Gottes insistierst und Dich dagegen wehrst, Ihn in Formen pressen (lassen) zu wollen. Weiter so! Doch Gott ist eben der des "sowohl als auch", er ist der immer Größere (semper maior) als auch der immer Kleinere (semper minor), wei eine Erniedrigung wie eine Menschwerdung (ich mein, wir reden hier schließlich vom Schöpfer himself!) für ein Geschöpf vollkommen unmöglich ist.
Glaub mir, die Kirche erscheint nur von außen so, als wäre Jesus der Herr das Haupt und der Papst das Ober(!)haupt.
Sie verwaltet ein großes Geheimnis, verwalten heißt nicht bestimmen. Das ihr überlieferte und anvertraute Gut gilt es zu bewahren, nicht zu verändern, bis ans Ende der Zeit.

Wenn Gott die Liebe ist, und will das wir diese Liebe mit all unserem Menschsein erfahren, dann geht das nur über Vertrauen und Verlässlichkeit. Nicht weil Gott sie braucht, sondern weil wir sie brauchen, und Er sich dafür nicht zu schade ist, hat Er uns die Sakramente als verlässliches Mittel Seiner Zuwendung geschenkt. Wir wollen wissen: ja, er ist wirklich da, hier und jetzt ganz konkret. Dieser Wunsch nach Verlässlichkeit ist urmenschlich und auch alles andere als schlecht. Und Gott, der uns unendlich liebt, kommt uns entgegen. Ist doch toll!

Peter
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Beitrag von Peter »

Ich habe keine Ausschlussformulierung getroffen, sondern eine Aussage gemacht, die zum Ziel hat, gerade keinen Ausschluss an Gott vorzunehmen. Das ist im Grunde alles, was ich gesagt habe, quasi ein, wenn auch nicht bis zum Ende durchformulierter Ansatz negativer Theologie.

Liebe Sportfreundin,

ich bin vorsichtig mit dem Begriff der «negativen Theologie». (Auch wenn du sagst, du habest den Ansatz nicht bis zum Ende durchformuliert.)

Natürlich ist es im Denken an den unermesslichen Gott eine Zumutung, zu glauben, es hinge irgendetwas vom richtigen Hantieren mit Kelchen und Ziborien ab. Oder?

Meiner Ansicht nach ist das eucharistische Mahl in unsere menschlichen Hände gegeben — auch in unsere Fähigkeiten, die «Regeln» zu entwickeln, nach denen das Mahl Eucharistie genannt werden kann … oder nicht. Mit «unsere» meine ich die Kirche in ihrer ganzen menschlichen Unzulänglichkeit. Ich muss also vatikanische Papiere nicht unbedingt schön finden, kann sie für rubrizistisch und kleinkariert halten, kann ruhigen Gewissens glauben, hier werde das Pferd von der falschen Seite, von der Kruppe der Disziplinierung her, aufgezäumt.

Nur eines scheint mir wichtig zu sein: wenn es so wäre, und wenn sich Gott in seinem Heilshandeln wirklich so sehr an den Menschen gebunden hätte, dann wäre das für mich keine Minderung seiner Unbegreiflichkeit. Denn ihm solches zu untersagen, hätte für mich mehr mit der Reduzierung auf das Gottesbild einer schwebenden «edlen Einfalt» zu tun als mit wirklichem «Gott um Gottes willen zu lassen». Meine Vermutung, du selber argumentiertest da mit einem gewissen Absolutheitsanspruch – denn immerhin formulierst du eine Aussage von einem Absolutum her:

«Wie schade, wie unsinnig, wie vergeblich!», «Gott lässt sich wohl in überhaupt keine …», «Gott bleibt doch immer…», «Alles Klammern … zeigt mir nur eines ganz deutlich: die … Abgrenzenden haben selbst schon lange nicht …», «… zeigt sich Gott doch sicher mehr …»

Mir kommt es hierbei nicht auf den Wahrheitsgehalt deiner Aussagen an, sondern darum, mit welcher Berechtigung du sie in dieser Unbedingtheit aussprechen kannst. Wer weiß, vielleicht ist Gott doch in Wirklichkeit hauptsächlich daran interessiert, dass eine Pastoralreferentin nicht predigt? Sicher; du und ich, wir meinen schon zu wissen, dass das nicht das Ziel der Schöpfung sein kann, und auch nicht das Hauptaugenmerk Gottes. Aber der Grund dafür ist doch nicht zuletzt unser subjektives Bild von Gott.

Allerdings: wenn ich sehe, welche heftigen Kämpfe ideologischer Natur in einem Stellvertreterkrieg um kleine Rubriken und Erlasse ausgefochten werden, dann staune ich, wie sehr Gott sich auf den Menschen eingelassen hat. Tatsächlich hat der Nickname eines geschätzten Mitdiskutanten – Ottaviani – bei mir dazu geführt, dass ich, mit der Liturgiereform aufgewachsen – ein Papier gelesen habe, dass dieser mit dem Kardinal Bacci in einem Jahr aufgesetzt hat, in dem ich noch mit Legosteinen spielte. Auch wenn ich viele seiner Beobachtungen nicht teilen kann, sehe ich doch anerkennend seine Sorge, dass ein großes Geheimnis Gottes durch unser Tun geleugnet wird.


« Gott lässt sich wohl in überhaupt keine Form oder einen wie auch immer gearteten Ritus bannen»,

schreibst du – und mein ästhetisches Empfinden möchte dir recht geben. Aber das Kreuzesopfer wiederholt sich unblutig auch in einer nachlässig gelesenen Messe. Wenn Gott sich «in die Hände der Sünder gegeben hat», um sich hinrichten zu lassen, dann auch hier.

Mir ist nicht klar, worin für dich der «Neubeginn des Glaubens» konkret bestehen könnte, welche Besserung du konkret an die Stelle der tradierten Eucharistie setzt.

Peter
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Beitrag von Peter »

Ralf hat geschrieben:Im übrigens finde ich schön, Sportfreundin, dass Du so auf der Andersheit Gottes insistierst und Dich dagegen wehrst, Ihn in Formen pressen (lassen) zu wollen. Weiter so! Doch Gott ist eben der des "sowohl als auch", er ist der immer Größere (semper maior) als auch der immer Kleinere (semper minor), wei eine Erniedrigung wie eine Menschwerdung (ich mein, wir reden hier schließlich vom Schöpfer himself!) für ein Geschöpf vollkommen unmöglich ist.
Na also. Ralf sagt es viel besser als ich (semper melior).

Ralf

Beitrag von Ralf »

Peter, der "semper bescheidenor". 8)

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Beitrag von Robert Ketelhohn »

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