Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

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Anaxagoras
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Anaxagoras »

taddeo hat geschrieben:Das Problem ist bloß, daß jeder Verweis auf die allgemeine damalige Situation heute sofort als Versuch ausgelegt wird, von den "Schandtaten der Kirche" abzulenken.
Ich gehöre zu einer Minderheit die die Taten selbst nicht überbewertet. Für mich sind die Übergriffe einfach Teil der menschlichen Realität: ein gewisser Prozentsatz (vor allem der Männer) hat nun mal perverse pädophile Neigungen. Sehen wir einmal von der hohen Zahl von Männern in einer patriarchalischen Ordnung wie der RKK ab, tritt diese Neigung in Kirchenkreisen nicht häufiger auf als etwa in Sportvereinen oder Schulen.

Allerdings macht dies die Taten nicht weniger schlimm, und entschuldigt sie auch keineswegs.

Was in meinen Augen die Misshandlungen und Übergriffe an Kindern seitens Kirchenvertreter besonders gravierend macht, ist:

1) die Ausnutzung von Schutzbefohlenen durch eine Autoritätsperson.
2) Das Gelübde, das ein Priester bei seiner Weihe leistet, verpflichtet ihn zur Nächstenliebe. Dadurch werden mMn Missgriffe sehr viel schwerwiegender.
3) Die Behandlung der Taten und der Täter, als wären diese eine Art Kavaliersdelikt: das Schweigen der Obrigkeit, die Vertuschungsversuche und die oft praktizierte Milde gegenüber den Tätern.
Die Anzahl Dummheiten, die ein intelligenter Mensch im Lauf eines einzigen Tages sagen kann, ist unfassbar.
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Gamaliel
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Gamaliel »

Anaxagoras hat geschrieben:Was in meinen Augen die Misshandlungen und Übergriffe an Kindern seitens Kirchenvertreter besonders gravierend macht, ist:

1) die Ausnutzung von Schutzbefohlenen durch eine Autoritätsperson.
Sachlich hast Du vollkommen Recht, allerdings ist das kein Charakteristikum, daß allein Kirchenvertreter betrifft.
Anaxagoras hat geschrieben:2) Das Gelübde, das ein Priester bei seiner Weihe leistet, verpflichtet ihn zur Nächstenliebe. Dadurch werden mMn Missgriffe sehr viel schwerwiegender.
Das ist sachlich falsch. Ein Priester legt bei seiner Weihe kein Gelübde ab und schon gar keines zur Nächstenliebe. - Ich vermute zu wissen, was Du meinen könntest, überlasse eine richtige Formulierung allerdings Dir selbst.
Anaxagoras hat geschrieben:3) Die Behandlung der Taten und der Täter, als wären diese eine Art Kavaliersdelikt: das Schweigen der Obrigkeit, die Vertuschungsversuche und die oft praktizierte Milde gegenüber den Tätern.
Mißbrauch ist kein Kavaliersdelikt, es muß aber betont werden, daß es:

1. verschiedene Abstufungen gibt, die natürlich nicht gleich schwerwiegend sind, wiewohl keine deswegen zu rechtfertigen ist;
2. auch noch viele andere Sünden gibt, die bei weitem schwerwiegender sind. Das nützt natürlich dem einzelnen Mißbrauchsopfer nichts, müßte aber in der öffentlichen Diskussion berücksichtigt werden.

Was würdest Du denn als eine angemessene Strafe für einen Täter empfinden?
Zuletzt geändert von Gamaliel am Samstag 6. März 2010, 10:45, insgesamt 1-mal geändert.

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cantus planus
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von cantus planus »

Anaxagoras hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Im Klartext: nicht nur Schnee, sondern schon abgestandenes Tauwasser von gestern. Aber in mehreren Onlinemedien wird jetzt munter spekuliert, was der Bruder des Papstes wusste.
Hier ist wieder einmal offensichtlich, was gespielt wird! :kotz:
Sicherlich spielen die Medien das jetzt hoch… Es geht ihnen dabei schließlich um Auflagesteigerung.

Doch HIER im Thread wird heruntergespielt was das Zeug hält.
Ich frage mich was dein Motiv ist, die Vorkommnisse derart zu bagatellisieren?
Hä? Wo bitte habe ich hier Kindesmißbrauch bagatellisiert?
Bitte mit genauem Link - oder sofortiger Rücknahme dieser unerhörten Unterstellung.

Was man bei Gutmenschen doch vorsichtig sein muss: man erregt sich darüber, dass eine mediale Treibjagd veranstaltet wird, die den Opfer gar nichts nützt und nur Unruhe mit sich bringt, und schon wird einem quasi eine Mittäterschaft in die Schuhe geschoben.
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Niels
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Fastenpredigt von Bischof F-J. Overbeck im Essener Dom

Beitrag von Niels »

Quelle hat geschrieben: (...) Die Kirche vertrete ein anspruchsvolles moralisches Programm. „Deshalb stellen wir uns den Tatsachen, um unserer Verantwortung und unserem Anspruch gerecht zu werden“, betonte der Bischof. Missbrauch dürfe in der Kirche keinen Platz haben. Schuldige müssten sowohl nach den Gesetzen des Staates als auch nach der Maßgabe der Kirche bestraft werden. Bei der Aufarbeitung der Fälle geht es nach Ansicht von Overbeck vor allem „um eine Anerkennung all der Not, der Schmerzen und des zugefügten Leides der Opfer“. So sehr die Wunde auch schmerze: die Wahrheit müsse aufgedeckt werden.
In der derzeitigen Situation sieht Overbeck auch die Gefahr einer wachsenden „Vertrauenskrise zwischen Priestern, vielen Gläubigen und zahlreichen anderen Menschen“. Deshalb sei eine ehrliche Aufklärung angesagt, eine neue „Kultur des Hinschauens“ – wie es die deutschen Bischöfe formulierten.

Ruhrbischof Overbeck wandte sich gegen Versuche, einen Zusammenhang zwischen dem Zölibat der Priester auf der einen und den Verbrechen des sexuellen Missbrauchs auf der anderen Seite herzustellen. Fachleute aus den verschiedensten Bereichen hätten den Bischöfen immer bestätigt, dass nicht der Zölibat der Priester Ursache des sexuellen Missbrauchs sei. Der Zölibat als Lebensform brauche „eine menschliche und emotionale Reife sowie eine sorgfältige Prüfung der Lebensentscheidung durch den Priesterkandidaten selbst, wie auch durch die Kirche, die ausgewählte Männer zum Priester weiht“, sagte der Bischof. Für die Bischöfe und Priester, „die sich um ein glaubwürdiges zölibatäres Leben bemühen“, sei es eine eine „große Last“, in der Öffentlichkeit unter einen Generalverdacht gestellt zu werden.(...)
Hier kann man die vollständige Predigt nachlesen:
http://www.bistum-essen.de/fileadmin/be ... z_21.pdf
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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ifugao
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Mißbrauch an der staatlichen Odenwald-Schule

Beitrag von ifugao »

http://www.focus.de/panorama/welt/odenw ... 8792.html

Heute stand es in der Frankfurter Rundschau. :auweia:
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Juergen
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Re: Mißbrauch an der staatlichen Odenwald-Schule

Beitrag von Juergen »

http://www.focus.de/panorama/welt/odenw ... 8792.html
...Das Blatt schrieb, ehemalige Schüler hätten berichtet, sie seien von Lehrern regelmäßig durch das Streicheln der Genitalien geweckt und als „sexuelle Dienstleister“ für ganze Wochenenden eingeteilt und zu Oralverkehr gezwungen worden. Einzelne Pädagogen hätten ihren Gästen Schüler zum sexuellen Missbrauch überlassen. Lehrkräfte hätten Schutzbefohlene geschlagen, mit Drogen und Alkohol versorgt oder beim gemeinschaftlichen Missbrauch eines Mädchens nicht eingegriffen...
:kotz:
Gruß Jürgen

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cantus planus
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Re: Mißbrauch an der staatlichen Odenwald-Schule

Beitrag von cantus planus »

Da muss doch wirklich jeder an der Schule bescheidgewusst haben, oder? Wenn das so organisiert abläuft, kann man es ja überhaupt nicht verstecken. Grauenhaft! :auweia:

cantus,
dem wieder einmal bewusst ist, wie dankbar er für seine wunderbare Schulzeit sein darf
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Gamaliel
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Gamaliel »

ifugao hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Fehlt hingegen ein übernatürlicher Blick auf die Sünde und das Leid, dann steht man ratlos und paralysiert vor dem Scherbenhaufen. [...]
Was meinst du mit übernatürlichem Blick auf Sünde und Leid?
Damit meine ich die im Abschnitt davor umrissene gläubige Sicht, also eine Sicht die um Gott, Sünde, Sühne, ewige Vergeltung,... weiß. Rein innerweltlich, materialistisch,... läßt sich das Böse, die Sünde,... nicht erklären und schon gar nicht bewältigen.
ifugao hat geschrieben:Ich würde zwar manchmal auch gerne darauf verzichten solche Vorfälle in den Medien lesen zu müssen, da es meine berufliche Arbeit nicht gerade unterstützt, trotzdem stelle ich mich diesem Problem und tröste mich mit Jesus Christus und der Tatsache das fast jedes Detail seines irdischen Lebens an die Öffentlichkeit gezerrt wurde und noch immer wird. Wie aber sonst, hätte es eine solche Verbreitung seiner Lehre geben können?
Hier muß man, denke ich, schon unterscheiden, ob die guten Taten eines Menschen veröffentlicht werden, oder die bösen. Die Verbreitung des Guten ist zu wünschen, weil sie auch anspornt und zur Nachahmung ermutigt; die Verbreitung des Sündhaften ist zu vermeiden, weil sie ebenfalls und noch mehr zur Nachahmung verleitet, weil sie zur Selbstgerechtigkeit beim Verbreiter führen kann und weil sie weder dem Opfer noch dem Täter in irgendeiner christlichen Weise helfen, den entstandenen Schaden zu bereinigen.

(N.B. Der Großteil des irdischen Lebens Christi, ist uns völlig unbekannt, lebte er doch 30 Jahre in Verborgenheit.
Die außergewöhnliche Verbreitung des christlichen Glaubens ist nicht der "Presseabteilung" der Apsotel :neinfreu: sondern dem wunderbaren Wirken Gottes zuzuschreiben :ja: )

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ifugao
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Re: Mißbrauch an der staatlichen Odenwald-Schule

Beitrag von ifugao »

cantus planus hat geschrieben:Da muss doch wirklich jeder an der Schule bescheidgewusst haben, oder? Wenn das so organisiert abläuft, kann man es ja überhaupt nicht verstecken. Grauenhaft! :auweia:

cantus,
dem wieder einmal bewusst ist, wie dankbar er für seine wunderbare Schulzeit sein darf
Natürlich. Schau dir bitte einmal die prominente Liste der Schüler dieses Internates an.
Cohn-Bendit über dessen Arbeit ich mich als er Kulturdezernent in Frankfurt war so aufgeregt habe ist auch dabei.
Übrigens auch in diesem Thread......zum Thema passend......
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cantus planus
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Re: Mißbrauch an der staatlichen Odenwald-Schule

Beitrag von cantus planus »

Ach, das ist ja eine interessante Verbindung... :hmm:
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Robert Ketelhohn
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Anaxagoras hat geschrieben:Doch HIER im Thread wird heruntergespielt was das Zeug hält. Ich frage
mich was dein Motiv ist, die Vorkommnisse derart zu bagatellisieren?
Der Vorwurf der „Bagatellisierung“ ist Kirchenkampf nach Göbbels-Manier,
und eben dies ist der einzige Grund, weshalb das ganze derart hochgekocht
wird und weshalb auch jemand wie Klaus Mertes die Lawine mit seinem
wohlgeplanten Paukenschlag losgetreten hat. Nichts anderes wollen sie als
eine deutsch-katholische Bums-und-fick-dich-Schwuchtelkirche, wobei es
ihnen am bereiten Arsch vorbeigeht, daß so amtlich der Mißbrauch und die
Verderbnis sich als braune Aftersauce über alle Kinder ergießen. Pfui Deibel.

Und die Hirten signalisieren Aktivismus, um selber ungeschoren durchzu-
kommen, anstatt das Ausmisten zu beginnen. In manchen Seminarien z. B.
Allenfalls schicken sie da ’nen psychologischen Auditor hin – warum keinen
Bus voll Stricher? (zu viele Bekannte) –, oder lassen Bewerber „screenen“.
Visitieren muß man da nach altbewährter Kirchenart. (Ich würde neokatechu-
menale Visitatorenteams empfehlen zu schicken. Da kommt was bei raus.)

(Nach dem Desaster der „Legionäre Christi“ übrigens muß dieser Verein
unbedingt sofort aufgelöst werden. Zwar ist es gut, daß man nun, Jahrzehnte
zu spät, überhaupt endlich was tut – aber immer noch zu wenig. Der Name
der Organisation ist für alle Zeit retungslos beschmutzt. Auflösen muß man,
radikal, die komplette Führung entfernen – auch die jetzt kooperierende, die
Sache ist zu grotesk und abscheulich, und wer mit dem Gründer oder des-
sen Vertrauten Kontakt hatte und nichts wußte, der hätte es doch wissen müs-
sen und ist kompromittiert – und die Mitglieder in neuen, am besten diözesa-
nen und nicht überregional zusammengeschlossenen Auffangorganisationen
unterbringen. – Nein, ich übertreibe nicht. Einen Skandal von solcher Größen-
ordnung hat es in der Kirche seit den Templern nicht gegeben.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Juergen
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Juergen »

Hier erzählt ein Priester wie belastend die ganze Sache ist, auch wenn man selbst damit nichts zu tun hat
http://www.welt.de/die-welt/politik/art ... aehlt.html
Gruß Jürgen

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Gamaliel
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Gamaliel »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Und die Hirten signalisieren Aktivismus, um selber ungeschoren durchzukommen, anstatt das Ausmisten zu beginnen.
Und zwar sollten sie der Ehrlichkeit halber in den eigenen Reihen beginnen. Nicht "die Kirche" ist an dem Schlamassel schuld, sondern "die Hirten", nämlich jene, die mit ihrem Fortschrittlichkeitswahn rund um das II. Vatikanum und danach, geglaubt haben, sie können jetzt alle Moralregeln samt deren tieferliegender Begründung entsorgen. Bei ihrem Kreuzzug gegen echte Einseitigkeiten oder Überzogenheiten, haben sie gleich die Gesamtheit der Moralvorschriften oder positiv formuliert, die Notwendigkeit des sittlichen Tugendstrebens, entsorgt. Die Folge war ein lascher Klerus, der noch laschere Gläubige hervorbrachte. Das ganze garniert mit der Entwicklung der profanen Welt bzw. dem modernen Zeitgeist, muß ja zur "Katastrophe" führen.

In dieser dringend notwendigen Läuterung sehe ich etwas Gutes für "die Kirche".

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Chiara
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Chiara »

Zu der Behauptung, seitens der Kirche würde Missbrauch als Kavalliersdelikt behandelt, folgendes bedenkenswerte Zitat des Rottenburger Bischofs Fürst:
Ich habe im Jahr 2002 strenge Regularien zum Umgang mit Verdachtsfällen in Kraft gesetzt. Jeder (!) Hinweis wird verfolgt und akribisch begleitet von einer eigens eingerichteten unabhängigen „Kommission sexueller Missbrauch“. Diese wird geleitet durch Herrn Robert Antretter, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und heute Vorsitzender des Bundesverbands Lebenshilfe. Die Offenheit und Transparenz des Verfahrens in der Diözese Rottenburg-Stuttgart mag dazu führen, dass Missbrauchsopfer sich leichter melden und dass es schneller zu Anzeigen kommt. Zur Interpretation der Zahlen: Von den 23 seit 2001 angezeigten Verdachtsfällen, die nicht nur Kleriker, sondern auch haupt- und ehrenamtliche Laien betreffen, reichen einige bis in die 1960er Jahre zurück. Sechs davon wurden im Zuge der Ermittlungen und mit Zustimmung der Kommission als offensichtlich unbegründet nicht weiter verfolgt. Sechs Verdächtigte waren bereits verstorben, und die Diözese widmete sich so weit möglich und nötig der Hilfe für die Opfer. In weiteren sechs Fällen hatten die Verdächtigten keine strafbaren Taten im Sinne des Strafgesetzbuches begangen – was sie zum Teil nicht vor drastischen disziplinarischen Folgen kirchlicher Vorschriften bewahrte. Bleiben schließlich fünf Urteile vor staatlichen Gerichten: ein Freispruch, eine Geldstrafe, drei Strafbefehle. Die Strafbefehle wurden von den Betroffenen ohne Schuldeingeständnis bezahlt. Sie wollten vermeiden, dass weitere Verfahren ihren Ruf schädigen, auch wenn sie nach eigenem Bekunden unschuldig sind.


Quelle: http://www.kath.net/detail.php?id=25624

Dass kirchliche Strafverfahren gegen Priester unter Ausschluss jeder Öffentlichkeit und unter ausschließlicher Beteiligung von anderen Priestern (selbst als Notare) erfolgen, mag einer Gesellschaft, die jedes private Detail menschlichen Lebens im viefältigen Fernsehmüll spirch dem Vor- und Nachmittagsprogramm der privaten TV-Sender serviert bekommt, nicht passen, ist aber legitim; auch im bürgerlichen Bereich werden Verurteilte nicht mit Name, Adresse, Telefonnummer veröffentlicht.
"Scio cui credidi"

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Lupus
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Lupus »

Ich war selbst 10 Jahre als Salesianer Don Boscos in einem Heim für erziehungsschwierige und verwahrloste Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren tätig.
Wer seinerzeit (1965 -1975) als Erzieher tätig war und miterlebt, manchmal sicher auch durchlitten hat, mit welchen Verhaltensweisen diese armen Burschen und
schwererziehbaren jungen Menschen ihre Erzieher konfrontierten, der wird etwas vorsichtiger in der Beurteilung von tatsächlichen "Erziehungsnotständen".
Ja, es gab damals auch in unserem Heim noch das Strafen mit Ausgangssperren oder sogar durch den Erziehungsleiter mit wenigen Stockhieben. Hätten wir mit Vertrauensentzug oder Linksliegenlassen Kameradendiebstahl oder auch sexuelle Praktiken der Buben untereinander geahndet, dann hätten wir es zwar leichter gehabt, da es uns ja zumindest egal erscheinen musste, was Buben in diesem Flegelalter anstellen können, aber, nein, die Schlingel haben selbst oft gesagt, wenn man ihnen das Unrechte ihres Tuns zu Bewußtsein brachte. "Pater, hauns mer eine runter und dann samer wieder guet!"
Im Nachhinein dies als Prügeln oder dergleichen zu beurteilen, läßt einen gehörigen Schwund an Realitätsdenken erkennen.
Ich bin im Frieden mit den mir anvertrauten Jungen und mit deren Bedauern aus der Heimerziehung ausgestiegen und in die Pfarrseelsorge gegangen.
Also immer alles mit dem rechten Durchblick zu verstehen suchen!

Pfr. Wolff
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

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Robert Ketelhohn
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Re: Mißbrauch an der staatlichen Odenwald-Schule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

ifugao hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Da muss doch wirklich jeder an der Schule bescheidgewusst haben, oder? Wenn das so organisiert abläuft, kann man es ja überhaupt nicht verstecken. Grauenhaft! :auweia:

cantus,
dem wieder einmal bewusst ist, wie dankbar er für seine wunderbare Schulzeit sein darf
Natürlich. Schau dir bitte einmal die prominente Liste der Schüler dieses Internates an.
Cohn-Bendit über dessen Arbeit ich mich als er Kulturdezernent in Frankfurt war so aufgeregt habe ist auch dabei.
Übrigens auch in diesem Thread......zum Thema passend......
Das ganze ist überhaupt nicht verwunderlich. Schließlich war in Hessen seit
1969 Ludwig von Friedeburg Kultusminister, die Symbolfigur schlechthin der
hessischen Kulturrevolution an den Schulen. 1971 kam ein neuer Direktor an
Odenwaldschule und funktionierte sie offenbar prompt zum Sodomitenpuff um.
(Übrigens muß diese Schule immer schon ein Pädophilen-Paradies gewesen sein. Schon zu
Weimarer Zeiten mußten dort die kleineren Jungen und Mädchen gemeinsam nackt turnen.
Bemerkenswert auch die Liste der Ehemaligen: Klaus Gysi [Vater von Gregor], Beate Uhse,
Daniel Cohn-Bendit und so weiter.)


(Im Vergleich dazu sind die Vorfälle am Berliner Canisius-Kolleg harmlos, aber
bezeichnend ist, daß die dortigen Ereignisse – mit wenigen Jahren Verzögerung
– in denselben Zeitraum fallen.)
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Juergen
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Juergen »

Die Schule zu den Fällen
http://www.odenwaldschule.de/aktuell/os ... nlass.html
...Durch zwei ehemalige Schüler hatte die Odenwaldschule erstmals 1998 Kenntnis von sexuellem Missbrauch erlangt, den der damalige Schulleiter an Schülern unserer Einrichtung in den 198er Jahren begangen hatte. Bis heute hat sich dieser nicht zu den Vorwürfen geäußert, in Konsequenz aber sämtliche Ämter im Zusammenhang mit der Odenwaldschule niedergelegt. Seither besteht seitens der Schule kein Täterkontakt mehr. Der Versuch der rechtlichen Klärung führte nach einer Strafanzeige eines der betroffenen Schüler zu der staatsanwaltlichen Feststellung der juristischen Verjährung der Straftaten.
...
Wie wir heute wissen, ist das Ausmaß des Missbrauches an der Odenwaldschule größer als noch zur Jahrtausendwende angenommen. Durch Aussagen mutiger ehemaliger Schüler unserer Schule müssen wir heute erkennen, dass weitere Kinder und Jugendliche in den Jahren von 197 bis 1985 Opfer sexueller Übergriffe nicht nur durch den damaligen Leiter der Odenwaldschule geworden sind. Die vielen Begegnungen und Gespräche, die eine engagierte Altschülerin und die Schulleitung seit Anfang 29 mit ehemaligen Schülern führten, haben uns bewusst gemacht, dass auch eine Institution wie die Odenwaldschule mit ihrem hohen pädagogischen Anspruch ihre Schüler nicht vor Missbrauch aus den eigenen Reihen schützen konnte.
...
Unter der Moderation eines externen Psychologen ist die Schule seit Mitte letzten Jahres mit betroffenen und indirekt betroffenen Altschülern im Gespräch, um zunächst eine kollektive emotionale Aufarbeitung für alle Beteiligten zu ermöglichen. Mit Unterstützung von Experten überprüft die Schule ihre internen Strukturen mit dem Ziel, dem Schutz der Generationsgrenzen noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die pädagogische Arbeit der Odenwaldschule bewusst auch auf das Thema des sexuellen Missbrauchs auszurichten.
Gruß Jürgen

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Christiane
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Christiane »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: (Ich würde neokatechu-
menale Visitatorenteams empfehlen zu schicken. Da kommt was bei raus.)
Hat's das denn schon mal gegeben? :umkuck:
"Die Demokratie feiert den Kult der Menschheit auf einer Pyramide von Schädeln." - Nicolás Gómez Dávila

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Anaxagoras
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Anaxagoras »

Gamaliel hat geschrieben:
Anaxagoras hat geschrieben:2) Das Gelübde, das ein Priester bei seiner Weihe leistet, verpflichtet ihn zur Nächstenliebe. Dadurch werden mMn Missgriffe sehr viel schwerwiegender.
Das ist sachlich falsch. Ein Priester legt bei seiner Weihe kein Gelübde ab und schon gar keines zur Nächstenliebe. - Ich vermute zu wissen, was Du meinen könntest,
Wenn Du meinen Sinn verstanden hast, dann genügt mir das.

Gamaliel hat geschrieben:…[dass es] auch noch viele andere Sünden gibt, die bei weitem schwerwiegender sind. Das nützt natürlich dem einzelnen Mißbrauchsopfer nichts, müßte aber in der öffentlichen Diskussion berücksichtigt werden.
Damit wir uns richtig verstehen…
Auch ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, und in einem Internat zur Schule gegangen wo es durchaus üblich war, mit Stockhieben die Kinder zu züchtigen (dies wurde aber ausnahmslos in Form eines Rituals durchgeführt).

Gegen diese Bräuche habe ich selbst Heute nichts einzuwenden.
Die wirklich abscheulichen Taten sind die Fälle von Pädophilie und (seltener) auch Sadismus die jetzt nach und nach von vielen glaubwürdigen Opfern geschildert werden.

Die Taten um die es hier geht, verstoßen aber ganz eindeutig gegen die Würde des Menschen und somit gegen alle Regeln der Ethik.
Gamaliel hat geschrieben:Was würdest Du denn als eine angemessene Strafe für einen Täter empfinden?
Ohne ein praktisches Beispiel ist diese Frage nicht zu beantworten.
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Gamaliel
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Gamaliel »

Anaxagoras hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Was würdest Du denn als eine angemessene Strafe für einen Täter empfinden?
Ohne ein praktisches Beispiel ist diese Frage nicht zu beantworten.
Du hast in einem Posting geschrieben (Hervorhebung von mir):
Anaxagoras hat geschrieben:3) Die Behandlung der Taten und der Täter, als wären diese eine Art Kavaliersdelikt: das Schweigen der Obrigkeit, die Vertuschungsversuche und die oft praktizierte Milde gegenüber den Tätern.
Ich gehe davon aus, daß Du Dich hier auf ganz konkrete Mißbrauchsdelikte beziehst, aufgrund derer Du diese Äußerung tätigst. Benenne doch aus der Fülle der Vorkommnisse 2-3 Fälle, soweit sie in der öffentlichen Diskussion bekannt sind, ansonsten schildere selbst das wesentliche Element der Fälle und zeige anhand dieser praktischen Beispiele auf, was Du unter Milde bzw. angemessener Strafe verstehst.

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Robert Ketelhohn
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Christiane hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: (Ich würde neokatechu-
menale Visitatorenteams empfehlen zu schicken. Da kommt was bei raus.)
Hat's das denn schon mal gegeben? :umkuck:
Nicht das ist wüßte. ;D

Nur so eine Idee, aus meiner Skrutinienerfahrung geboren.
Allerdings könnte ich auch welche nennen, die man nicht
unbedingt ins Team nehmen sollte. :roll:

(Aber nimm den Vorschlag nicht allzu ernst.)
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Anaxagoras
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Anaxagoras »

Gamaliel hat geschrieben:
Anaxagoras hat geschrieben:Ich gehe davon aus, daß Du Dich hier auf ganz konkrete Mißbrauchsdelikte beziehst, aufgrund derer Du diese Äußerung tätigst. Benenne doch aus der Fülle der Vorkommnisse 2-3 Fälle, soweit sie in der öffentlichen Diskussion bekannt sind, ansonsten schildere selbst das wesentliche Element der Fälle und zeige anhand dieser praktischen Beispiele auf, was Du unter Milde bzw. angemessener Strafe verstehst.
Ich glaube, du scheinst die Ernsthaftigkeit meiner Empörung in dieser Angelegenheit immer noch nicht richtig zu verstehen. Lies doch einfach selbst ein paar dieser Berichte...
Es sind mittlerweile Tausende von Fällen in ganz Deutschland und vermutlich gehen sie weltweit in die Millionen.
Wie viele von ihnen endeten mit einer bloßen Verwarnung oder Versetzung des Täters in andere Bistümer oder Gemeinden? Ich schätze diese Ziffer auf mindestens 5%!

ZENSIERT

http://bazonline.ch/ausland/europa/Miss ... y/2986986

http://www.sueddeutsche.de/bayern/177/5439/text/

http://www.focus.de/politik/deutschland ... 8151.html

http://www.vol.at/news/tp:vol:leute/art ... 4-3132276

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... domspatzen
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von ifugao »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Christiane hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: (Ich würde neokatechu-
menale Visitatorenteams empfehlen zu schicken. Da kommt was bei raus.)
Hat's das denn schon mal gegeben? :umkuck:
Nicht das ist wüßte. ;D

Nur so eine Idee, aus meiner Skrutinienerfahrung geboren.
Allerdings könnte ich auch welche nennen, die man nicht
unbedingt ins Team nehmen sollte. :roll:

(Aber nimm den Vorschlag nicht allzu ernst.)
Hüstel....
Handelt es sich dabei um eine kreative Wortschöpfung deinerseits oder liegt es an meiner mangelnden katholischen Bildung? :breitgrins:
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Gamaliel
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Gamaliel »

Anaxagoras hat geschrieben:Ich glaube, du scheinst die Ernsthaftigkeit meiner Empörung in dieser Angelegenheit immer noch nicht richtig zu verstehen. Lies doch einfach selbst ein paar dieser Berichte...
Da wir hier in einem Diskussionsforum sind, beeindrucken mich Empörungen wenig bis gar nicht. Was zählt sind Argumente. :detektiv:
Die Berichte kenne ich großteils, wie ich daraus jedoch ein Strafmaß für die Täter, das Dir als angemessen erscheint ablesen soll - denn das war meine Frage -, weiß ich nicht? :hae?:

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Christiane
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Christiane »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Christiane hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: (Ich würde neokatechu-
menale Visitatorenteams empfehlen zu schicken. Da kommt was bei raus.)
Hat's das denn schon mal gegeben? :umkuck:
Nicht das ist wüßte. ;D

Nur so eine Idee, aus meiner Skrutinienerfahrung geboren.
Allerdings könnte ich auch welche nennen, die man nicht
unbedingt ins Team nehmen sollte.
:roll:

(Aber nimm den Vorschlag nicht allzu ernst.)
Wer das wohl sein mag? :breitgrins:
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Anaxagoras
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Anaxagoras »

Gamaliel hat geschrieben:Da wir hier in einem Diskussionsforum sind, beeindrucken mich Empörungen wenig bis gar nicht. Was zählt sind Argumente. :detektiv:
Oh? Ist das jetzt eine neue Forumsregel? Ich dachte hier geht hautptsächlich um Meinungsaustausch.
Gamaliel hat geschrieben:Die Berichte kenne ich großteils, wie ich daraus jedoch ein Strafmaß für die Täter, das Dir als angemessen erscheint ablesen soll - denn das war meine Frage -, weiß ich nicht? :hae?:
Wie ich schon sagte, ist es bei einer solch grossen Zahl an Fällen unmöglich pauschal zu urteilen, und ich glaube das weisst du auch.
Ich würde allerdings behaupten, dass in Fällen von erwiesener Pädophilie eine Verwarnung oder Versetzung (wie sie laut vieler Berichte praktiziert wurde) eine viel zu milde Strafe darstellt.
Die Anzahl Dummheiten, die ein intelligenter Mensch im Lauf eines einzigen Tages sagen kann, ist unfassbar.
[André Gide]

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taddeo
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von taddeo »

Anaxagoras hat geschrieben:Wie ich schon sagte, ist es bei einer solch grossen Zahl an Fällen unmöglich pauschal zu urteilen, und ich glaube das weisst du auch.
Ich würde allerdings behaupten, dass in Fällen von erwiesener Pädophilie eine Verwarnung oder Versetzung (wie sie laut vieler Berichte praktiziert wurde) eine viel zu milde Strafe darstellt.
Mein Lieber,

jetzt laß Dir mal was sagen: Du verfällst anscheinend auf den Fehler, hier Fälle aus früheren Zeiten unter dem Blickwinkel von heute zu beurteilen und der Kirche von damals vorzuwerfen, daß sie nicht nach den Kriterien von heute gehandelt hat.

Pädophilie hat es schon immer gegeben. Erst in jüngerer Zeit wurde man sich aber dessen bewußt, was hier an "Behandlungsmöglichkeiten" wirksam ist oder auch nicht. Früher hielt man das offenbar mehr für einen "Charakterfehler", den man durch Verwarnung oder Versetzung des Täters bestrafen und so für die Zukunft vermeiden wollte. Daß das nicht funktioniert, hat die Psychologie und auch die Kirche erst in jüngster Zeit erkannt und daraus durchaus Konsequenzen gezogen. Der Priester aus dem "Fall Riekofen" etwa wurde inzwischen mit der höchsten denkbaren Kirchenstrafe belegt, nämlich strafweise aus dem Klerikerstand entlassen ("laiisiert") und sitzt in einer niederbayerischen Forensik ein.

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ar26
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von ar26 »

Wobei mir nicht recht einleuchten will, warum man meinte, das Problem lasse sich so leicht lösen. Im Allgemeinen hat doch die Kirche jede Form von Unkeuschheit als durchaus tief sitzendes Problem wahrgenommen. Früher mehr als heute. Und der Grundsatz, Versuchungen zu meiden, war früher doch auch stärker im Bewusstsein der Kirche verankert. Das ist doch keine Tiefenpsychologie sondern simpler Katechismus.

Warum sollte also die Versetzung in eine vergleichbare Umgebung das Problem lösen, wenn dort die Versuchung genauso vorhanden war?
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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Peregrin
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Peregrin »

Anaxagoras hat geschrieben: Ich habe mich da geirrt, und festgestellt, das Solche Verbrechen tatsächlich (erstaunlicherweise) nicht anzeigepflichtig sind.

Ist das nicht entsetzlich?
Nein, das ist nicht entsetzlich, sondern ganz normal. Entsetzlich wäre es, wenn die Bürger zur ewigen Denunziation ihrer Nächsten verpflichtet wären.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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taddeo
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von taddeo »

ar26 hat geschrieben:Wobei mir nicht recht einleuchten will, warum man meinte, das Problem lasse sich so leicht lösen. Im Allgemeinen hat doch die Kirche jede Form von Unkeuschheit als durchaus tief sitzendes Problem wahrgenommen. Früher mehr als heute. Und der Grundsatz, Versuchungen zu meiden, war früher doch auch stärker im Bewusstsein der Kirche verankert. Das ist doch keine Tiefenpsychologie sondern simpler Katechismus.

Warum sollte also die Versetzung in eine vergleichbare Umgebung das Problem lösen, wenn dort die Versuchung genauso vorhanden war?
Ich denke, das Problem liegt darin, daß man früher diese "unkeuschen Anwandlungen" als eine Frage des schwachen Willens gesehen hat (sonst wär's ja auch problematisch mit dem Sündenbegriff), den man durch Strafen beeinflussen wollte. Wenn aber die heutige Psychologie recht hat, dann ist Pädophilie eine Veranlagung, die sich kaum willentlich unterdrücken läßt. Deshalb mußten diese früheren und wohl durchaus gutgemeinten "Strafen" alle scheitern - und auch heute kommen die Täter ja eher in die psychiatrische Forensik als in den Knast.

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Peregrin
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Re: Mißbrauch an der staatlichen Odenwald-Schule

Beitrag von Peregrin »

ifugao hat geschrieben:http://www.focus.de/panorama/welt/odenw ... 87092.html

Heute stand es in der Frankfurter Rundschau. :auweia:
Oh, gerade seit 1971, sehr interessant. Und das erst:
Die Schule wurde nach eigenen Angaben von Reformpädagogen gegründet und hatte eine Reihe prominenter Schüler, unter ihnen ... der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit ...
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Anaxagoras
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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Anaxagoras »

taddeo hat geschrieben:
Anaxagoras hat geschrieben:Wie ich schon sagte, ist es bei einer solch grossen Zahl an Fällen unmöglich pauschal zu urteilen, und ich glaube das weisst du auch.
Ich würde allerdings behaupten, dass in Fällen von erwiesener Pädophilie eine Verwarnung oder Versetzung (wie sie laut vieler Berichte praktiziert wurde) eine viel zu milde Strafe darstellt.
Mein Lieber,
jetzt laß Dir mal was sagen:
Aber gerne, mein Lieber :)
taddeo hat geschrieben:Du verfällst anscheinend auf den Fehler, hier Fälle aus früheren Zeiten unter dem Blickwinkel von heute zu beurteilen und der Kirche von damals vorzuwerfen, daß sie nicht nach den Kriterien von heute gehandelt hat.

Pädophilie hat es schon immer gegeben. Erst in jüngerer Zeit wurde man sich aber dessen bewußt, was hier an "Behandlungsmöglichkeiten" wirksam ist oder auch nicht.
Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen bin ich da ganz anderer Meinung. Hast Du Zeit für eine kleine Anekdote aus meinem Leben?

Meine Schulzeit verbrachte ich in England, an einem sehr streng anglikanisch geführten Internat (ungefähr von 1958-1964). Wir wohnten in sog. "Häusern" wo jeweils ein "Hausleherer" für die Jungs verantwortlich war. Es gab glaube ich sieben solcher Häuser, und alle Hauslehrer waren verheiratet und hatten eigene Kinder. Erst lange nach Ende meiner Schulzeit erfuhr ich von meinem Lehrer, dass es eine ungeschriebene Regel war, dass alle Hauslehrer eine Familie haben mussten.

Ich denke die Begründung die er mir gab liegt auf der Hand. Gibt es dir nicht zu denken, dass Pädophilie an englischen Internaten bereits Anfang der 60er ein bekanntes Thema war?

taddeo hat geschrieben:Der Priester aus dem "Fall Riekofen" etwa wurde inzwischen mit der höchsten denkbaren Kirchenstrafe belegt, nämlich strafweise aus dem Klerikerstand entlassen ("laiisiert") und sitzt in einer niederbayerischen Forensik ein.
Sorry, aber was anderes hätte ich auch nicht erwartet — du etwa?.
Ich darf dich aber in diesem Zusammenhang aufmerksam machen dass angesichts der Vielzahl der Fälle… "eine Schwalbe noch keinen Sommer macht"!
Zuletzt geändert von Anaxagoras am Samstag 6. März 2010, 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
Die Anzahl Dummheiten, die ein intelligenter Mensch im Lauf eines einzigen Tages sagen kann, ist unfassbar.
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