Berolinensis hat geschrieben:obsculta hat geschrieben:
Das wäre im Gegenteil glasklar.
Ja,
uns. Ich meine aber, wie es öffentlich, und zwar sowohl beim uninformierten Kirchenvolk als auch in den Medien, aufgenommen würde.
Nun - das sollte das geringste Kriterium sein. Bei jedem Konsistorium sind Bischöfe dabei, die fest mit ihrer Erhebung gerechnet haben - und die den Hut nicht oder noch nicht bekommen haben. Bischof Lehmann seinerzeit erst im dritten Anlauf.
Wenn ein Papst zu der Überzeugung kommen sollte, daß ein wichtiger Bischof moralisch nicht geeignet ist, die Würde eines Kardinals und Papst-Wählers zu tragen, müsste er dieser Überzeugung folgen, unabhängig davon, was die deutsche Presse schreibt, ob darauf mehrere Bischöfe samt Corona enttäuscht zu den Altkatholiken abwandern oder ob die deutsche Bischofskonferenz dem Vatikan die Subventionen streicht. Kann es da eine Güterabwägung geben?
Falls der Papst Leute, die wir für ungeeignet halten, zu Kardinälen macht, müssen wir wohl davon ausgehen, daß er sie für geeignet hält - und mit den Konsequenzen leben. Offenbar ist das Spektrum dessen, was von einem Bischof und was von der Kirche zu erwarten ist, enorm groß geworden. Zwischen dem, was der Papst in Schriften und Predigten dazu aussagt, und dem, was beispielsweise Bischof Wanke jetzt als "Vision" für ein
Glaubensgerüst der Zukunft vorgeschlagen hat, sehe ich buchstäblich keine Schnittmenge mehr.
Bischof Wanke hat geschrieben:Was wir derzeit dringlich brauchen, ist eine mehrheitsfähige, „zündende“ Vision von Kirche, eine Vision, die im Evangelium ihr Fundament hat, die das Empfinden und die Erwartung der Menschen trifft und die nicht zuletzt auch praktisch umsetzbar ist. Aus einer solchen gemeinsamen Vision heraus könnte sich unsere Kirche erneuern, eine neue Glaubwürdigkeit nach außen und eine Zuversicht nach innen gewinnen. Ich möchte eine solche Vision vorschlagen: Die Vision einer den Menschen dienenden Kirche.
Das ist der harte Kern - alles, was der Bischof da sonst noch von "den Glauben leben" und "die Liebe Gottes erwidern" schreibt, erscheint als unbedeutendes Rankenwerk. Und damit steht Bischof Warnke nicht allein - er gibt letztlich nur das wieder, was die Deutschen Bischöfe im vergangenen Dezember in ihrem Papier "
Berufen zur Caritas" veröffentlicht haben: Die Vision einer Kirche als Sozialagentur mit Resten von metaphysischem Zuckerguss.
Das ist in ihren Augen "mehrheitsfähig" und "trifft Empfiinden und Erwartungen" der Menschen - und sichert damit die Zukunft des Unternehmens.
Für dieses Unternehmen braucht man letztlich weder zölibatäre Priester noch Kardinäle, und natürlich sind Frauen für seine Leitungsfunktionen genau so einsetzbar wie Männer. Ein Rätesystem ist zu seiner Administration vermutlich besser geeignet als das Papstamt. Der Gott, den wir uns über dieser Welt schwebend vorzustellen haben, ist so konturlos und wenig anspruchsvoll, daß man ihn leicht mit Juden und Moslems, Hindus und Animisten gemeinsam verehren kann. Der moderne Mensch steht auif eigenen Füßen und bedarf keiner Sakramente oder Gnadengaben. Der Tod Christi war ein bedauerlicher Irrtum, aber die Liebe deckt viele Sünden zu.
Papst Benedikt weiß das alles. Man braucht nur sein "Deus Caritas est" mit dem Papier der deutschen Bischöfe zu vergleichen, dann sieht man den Unterschied. Was er - der Papst - genauso wenig zu wissen scheint wie wir ist, wie man dem Unfug ein Ende setzen kann - und tatsächlich scheint er noch weniger als die meisten hier davon überzeugt zu sein, daß es überhaupt in unserer Kraft steht und von uns verlangt ist, dem ein Ende zu machen. Vielleicht hält er es für ausreichend, die Überlieferung dessen, was gottgewollt und richtig ist, aufrecht zu erhalten, und sei es in Katakomben oder auf kleinen Inseln. Und vielleicht ist das ja wirklich aussichtsreicher als der Versuch, sich in Kämpfen, die so nicht zu gewinnen sind, zu verschleißen und dabei die eigene Seele zu gefährden. Vielleicht muß dieser Kampf wirklich auf eine andere Ebene verlagert werden.