Moderne Kirchenarchitektur

[Niels]

Doch, wir haben uns gedanklich mit der Sache beschäftigt (die letzten Postings zeugen davon), aber das Ergebnis ist, dass die ganze "Komposition" weder liturgischen noch ästhetischen Ansprüchen genügt. Und die meisten Leute, die ich kenne (egal, ob konservativ oder nicht), die diesen "Altarraum" (ich sage bewusst nichts mit i) unvoreingenommen sehen, finden ihn hässlich.

[julius echter]

ich habe den dom zu würzburg auch nicht besonders berauschend gefunden als ich dort meinen dienst angetreten habe - aber mit der zeit habe ich doch auch positive seiten entdeckt

im übrigen seh ich, wenn ich die altarinsel seh, dass würzburg pate gestanden hätte

[Niels]

ich habe den dom zu würzburg auch nicht besonders berauschend gefunden als ich dort meinen dienst angetreten habe - aber mit der zeit habe ich doch auch positive seiten entdeckt

im übrigen seh ich, wenn ich die altarinsel seh, dass würzburg pate gestanden hätte

Ehrlich gesagt fand ich den Würzburger Dom scheußlich, als ich ihn das erste Mal von innen sah - hässlicher Volksaltar und insgesamt wenig gelungener Epochen-/Stilmix. Aber wenn man tagtäglich dort zu tun hat wie Du, mag man natürlich manch interessantes Detail finden, was man liebgewinnt.

[Maurus]

Bilder von der neuen Kapelle des Dominikaner-Konvents in Mainz:

Danke für die Warnung. Die Kapelle dient allerdings nach meiner Kenntnis kaum der Messfeier - die findet in der Kirche statt. Die Kapelle dient dem Stundengebet.

Die Kirche ist im Krieg zerstört worden und besteht nun aus Sichtbeton. Die Einrichtung geht aber noch:



Der Priester verdeckt hier den Tabernakel, der noch sehr schön zentral und erhöht steht. Auch sonst hat man in die Betonwüste wenigstens noch viele Bilder und Statuen reingestellt.

[cantus planus]

Allerdings sieht man auf diesem Bild eine weitere nachkonziliare Neuerung: die kahlen Wände, die das Zerschlagen der Altäre und das Vernichten der Bilder und Figuren hinterlassen hat, werden durch teilweise unförmige und überdimensionale Büsche kaschiert. In manchen Altarräumen hat man einen halben Urwald...

[Maurus]

Allerdings sieht man auf diesem Bild eine weitere nachkonziliare Neuerung: die kahlen Wände, die das Zerschlagen der Altäre und das Vernichten der Bilder und Figuren hinterlassen hat, werden durch teilweise unförmige und überdimensionale Büsche kaschiert. In manchen Altarräumen hat man einen halben Urwald...

Jaja, das so genannte Sakralgemüse . Was aus der Kirche alles entfernt wurde kann ich nicht sagen. Ich kenne das genaue Baujahr leider nicht. Jedenfalls hat sie nur noch den Hauptaltar. Ob der das Ergebnis einer späteren Umgestaltung ist, kann man wegen der Betonbauweise der Kirche nicht sagen. Jedenfalls sind zuviele Bilder und Statuen drin, als das man von reinem Ikonoklasmus reden könnte.

[cantus planus]

Jaja, das so genannte Sakralgemüse .

[Vulpius Herbipolensis]

Ehrlich gesagt fand ich den Würzburger Dom scheußlich, als ich ihn das erste Mal von innen sah - hässlicher Volksaltar und insgesamt wenig gelungener Epochen-/Stilmix. Aber wenn man tagtäglich dort zu tun hat wie Du, mag man natürlich manch interessantes Detail finden, was man liebgewinnt.

Was den Altar angeht, gebe ich dir recht. Ansonsten würde ich nicht sagen, daß unser Dom "scheußlich" sei. Zugegeben, das Langhaus macht seit dem Krieg einen etwas tristen Eindruck, aber es gibt bedeutend schlimmeres.

Jaja, das so genannte Sakralgemüse

Vulpius

[ad-fontes]

Bei mir ist jedenfalls (ebenfalls) kein Funke übergesprungen.

[Vulpius Herbipolensis]

Bei mir ist jedenfalls (ebenfalls) kein Funke übergesprungen.

Falls du von Würzburger Dom sprichst - schön fnde ich ihn ja auch nicht (zum Glück haben wir in Würzburg einige schönere Kirchen (meist mit Ausnahme der Anordnung der Altäre)), aber als "scheußlich" würde ich ihn eben auch nicht bezeichnen.

Vulpius

[ad-fontes]

Bei mir ist jedenfalls (ebenfalls) kein Funke übergesprungen.

Falls du von Würzburger Dom sprichst - schön fnde ich ihn ja auch nicht (zum Glück haben wir in Würzburg einige schönere Kirchen (meist mit Ausnahme der Anordnung der Altäre)), aber als "scheußlich" würde ich ihn eben auch nicht bezeichnen.

Vulpius

Zustimmung.

[civilisation]

Zufällig stieß ich auf folgende, durch die Sowjets enteignete Kirche in Rivne (Ukraine). Jetzt ist hier die "Hall of Organ Music" untergebracht. Nähere Daten habe ich leider nicht.

[civilisation]

Die Alte und die Neue oder "Die Transformation" von St. Augustinus in Heilbronn:

Damals:


Heute:

[HeGe]

Die Alte und die Neue oder "Die Transformation" von St. Augustinus in Heilbronn:

Ich kann nicht behaupten, dass mir die alte Version grundlegend besser gefällt.

[Berolinensis]

"Die Transformation" von St. Augustinus in Heilbronn

Von der Kirche zum Hangar. Was mich immer wieder aufs neue frappiert, ist die Schwachsinnigkeit und offensichtliche Häßlichkeit dieser Veränderungen.

[civilisation]

Wobei die "Damals"-Abbildung auch "nur" den Zustand nach dem Wiederaufbau nach dem 2. WK zeigt.

[Hubertus]

Wobei die "Damals"-Abbildung auch "nur" den Zustand nach dem Wiederaufbau nach dem 2. WK zeigt.

Im Vergleich zur aktuellen Version aber um Längen besser.
Während (vllt. liegt es natürlich nur am Aufnahmestandort) der ältere Zustand einen deutlich "luftigeren" Eindruck macht, wirkt auf mich der neuere deutlich niederdrückender, einengender.
Und was die drei überdimensionierten Radiatoren im Altarraum betrifft: Da hätte man elegantere Lösungen finden können.

[Hubertus]

"Die Transformation" von St. Augustinus in Heilbronn

Von der Kirche zum Hangar. Was mich immer wieder aufs neue frappiert, ist die Schwachsinnigkeit und offensichtliche Häßlichkeit dieser Veränderungen.

Ich habe hier schon irgendwo geschrieben, daß ich sicher bin, in einem Aufsatz zum Kirchenbau nach dem 2. Weltkrieg gelesen zu haben, daß eine bestimmte Schlichtheit, Kargheit (in gewissem Sinne Häßlichkeit) des Raumes nicht unvermeidlich gewesen wäre, sondern angesichts des Zustandes der Städte sogar angestrebt war ...

[Berolinensis]

Sehr richtig. Warum die schöne Kassettendecke mit diesen lachhaften Planen abgedeckt werden mußte, ist wirklich völlig unbegreiflich. Und die Zerstörung des Chors liegt natürlich voll im Zug der Zeit. Dann die Ersetzung des Spitzbogenfensters durch die Treppenhausvariante. Ne, es ist schon einfach zum

[Marion]

Die alte sieht aus wie eine Kirche. Die neue wie eine Turnhalle.

[Juergen]

Das ist eine Transformation von alt-häßlich nach neu-häßlich

[Berolinensis]

Ich finde den Nachkriegsbau - gerade für einen solchen - nicht häßlich. Sicher nicht meine Idealvorstellung, aber doch sehr akzeptabel mit der schönen Decke, dem anständigen Chor etc. Und es stimmt selbstverständlich noch die ganze Typologie.

[Bernado]

Ich finde den Nachkriegsbau - gerade für einen solchen - nicht häßlich. Sicher nicht meine Idealvorstellung, aber doch sehr akzeptabel mit der schönen Decke, dem anständigen Chor etc. Und es stimmt selbstverständlich noch die ganze Typologie.

Typologie scheint mir das Stichwort zu sein. Die Nachkriegsversion ist erkennbar bemüht, die Typologie zu erhalten - weernn auch mit objektiv eingeschränkten Mitteln und auch unter dem zeitgeistgemäßen bewußten Verzicht auf Eleganz. Und die moderne Version ist nicht nur ebenfalls sehr zeitgeistgemäß (man trägt in dieser Saison Zeltdach), sie setzt sich auch bewußt gegen die herkömmliche Typologie ab - wir sind die neue Kirche der Hermeneutik des Bruches.

[Stilus]

Maria, Königin des Friedens (Velbert-Neviges, 1966-68)

Hey super Da hat jetzt Wolfgang Wagners Parsifalinszenierung aus den Zeit des Neobayreuth endlich in der Saklararchitektur ihren Fallout gefunden
und eine Verhüllung durch Christo und Jeanne-Claude fäll auch flach, weil außen bereits verwirklicht...

Stilus


P.S.: ...und die OT* hat in Frankreis ausgehend vom Atlantikwall offenbar Spuren bis in die Moderne hinterlassen: http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 2222361

*OT = Organisation Todt

[civilisation]

Mal was zur "Innenarchitektur".

Bischof Küng weihte in der Wallfahrtsbasilika Maria Taferl den neuen "Volksaltar".

[Berolinensis]

Mal was zur "Innenarchitektur".

Bischof Küng weihte in der Wallfahrtsbasilika Maria Taferl den neuen "Volksaltar".

Ah, klar, die Wallfahrtskirchen müssen natürlich auch dringend verhunzt werden (wobei ich vermute, daß die schon vorher verhunzt war, mein Besuch dort liegt schon zu lange zurück, als daß ich mich noch erinnern könnte). Die Neugestaltung von Mariazell ist ja auch ohne Worte. Wird denn der Wahnsinn nie aufhören? Wenn man bedenkt, daß vor 80 Jahren Bischöfe noch Kirchweihen verweigert haben, weil die Kirchen moderate moderne Elemente bei völlig klassischer Typologie aufwiesen...

[Gamaliel]

Weitere Bilder von der Verschandelung des Altarraums in Maria Taferl unter dem ach so konservativen "Opus Dei"-Bischof Klaus Küng gibt's hier (zur Vergrößerung Bilder anklicken).

Passend steht im Text daneben:

Gleich zu Beginn äußerte Bischof Klaus Küng den Wunsch, dass die Weihe des neuen Altares von Maria Taferl Ausdruck einer großen Bitte sei - nämlich der Erneuerung des Glaubens in diesem Land.

Ja, ein neuer Glaube hält im alten "Ostarrichi" einzug.

[Berolinensis]

Der Brüller sind ja diese Ledersofas als Sedilien. Was geht nur in diesen Köpfen vor?

[cantus planus]

Weitere Bilder von der Verschandelung des Altarraums in Maria Taferl unter dem ach so konservativen "Opus Dei"-Bischof Klaus Küng gibt's hier (zur Vergrößerung Bilder anklicken).

Passend steht im Text daneben:

Gleich zu Beginn äußerte Bischof Klaus Küng den Wunsch, dass die Weihe des neuen Altares von Maria Taferl Ausdruck einer großen Bitte sei - nämlich der Erneuerung des Glaubens in diesem Land.

Ja, ein neuer Glaube hält im alten "Ostarrichi" einzug.

Ist es Zufall, dass das Ding auf dem ersten Blick wie ein Papierflieger aussieht?

[Stilus]

Mal was zur "Innenarchitektur".

Bischof Küng weihte in der Wallfahrtsbasilika Maria Taferl den neuen "Volksaltar".

Ah, klar, die Wallfahrtskirchen müssen natürlich auch dringend verhunzt werden (wobei ich vermute, daß die schon vorher verhunzt war, mein Besuch dort liegt schon zu lange zurück, als daß ich mich noch erinnern könnte). Die Neugestaltung von Mariazell ist ja auch ohne Worte. Wird denn der Wahnsinn nie aufhören? Wenn man bedenkt, daß vor 80 Jahren Bischöfe noch Kirchweihen verweigert haben, weil die Kirchen moderate moderne Elemente bei völlig klassischer Typologie aufwiesen...

...ob da ein Vetter seines schweizer Namensvetters (Hans) vielleicht als Architekt die Hand im Spiel hatte???

[civilisation]

Hier mal der "alte Zustand". War zwar m.E. auch nicht "optimal", aber immerhin noch besser als die umgedreht-verkrehte Yramide.

[civilisation]

Der Brüller sind ja diese Ledersofas als Sedilien. Was geht nur in diesen Köpfen vor?

Das hörte ich auch schon heute früh in den gloria.tv-Nachrichten. - Die Bequemlichkeit und Behaglichkeit dringt halt auch in den "Altarraum" vor, so es diesen überhaupt gibt.

Man hat halt immer noch zuviel Geld.