Thesenanschlag zu Hamburg

Allgemein Katholisches.
Bernd Heinrich Stein

Weihbischof kritisiert Thesenanschlag

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Hamburger Abendblatt hat geschrieben:
Als "Protest einiger Außenseiter" bezeichnete Weihbischof Hans Jochen Jaschke gestern den für heute geplanten Anschlag von fünf Antithesen zur Rechtfertigungslehre an die Tür des Hamburger Michels durch den "Initiativkreis katholischer Laien und Priester in der Erzdiözese Hamburg". Darüber hinaus seien die Thesen, laut Jaschke, widersprüchlich zum Papst, der sich für eine "Würdigung der Ökumene" ausgesprochen habe. Michel-Pastor Hartmut Dinse (50) hatte gestern angekündigt, den Anschlag der Thesen zuzulassen, sie jedoch, "so wie Luther vor 487 Jahren" zur öffentlichen Diskussion zu stellen. psv
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2004/10/29/358012.html

Stefan

Re: Weihbischof kritisiert Thesenanschlag

Beitrag von Stefan »

Bernd Heinrich Stein hat geschrieben:
Hamburger Abendblatt hat geschrieben:
Als "Protest einiger Außenseiter" bezeichnete Weihbischof Hans Jochen Jaschke gestern den für heute geplanten Anschlag von fünf Antithesen zur Rechtfertigungslehre an die Tür des Hamburger Michels durch den "Initiativkreis katholischer Laien und Priester in der Erzdiözese Hamburg". Darüber hinaus seien die Thesen, laut Jaschke, widersprüchlich zum Papst, der sich für eine "Würdigung der Ökumene" ausgesprochen habe. Michel-Pastor Hartmut Dinse (50) hatte gestern angekündigt, den Anschlag der Thesen zuzulassen, sie jedoch, "so wie Luther vor 487 Jahren" zur öffentlichen Diskussion zu stellen. psv
Elegant reagiert. Aber das zeigt ja sehr schön die Spitze der "Außenseiter", die in Luthers Tradition stehen: Sie dürfen sich eigentlich gar nicht so richtig drüber ärgern.

Brauchen sie auch nicht, dann zur Meinungsfreiheit gehört auch die Option, eine andere, nicht genehme Meinung äußern zu dürfen. (Muß neuerdings betont werden, zumal bedeutende Kommissare davon ausgehen).

Stefan

Beitrag von Stefan »

stern hat geschrieben:sollen sie denn überhaupt etwas tun? Wenn ja, warum?
Man kann die Thesen in Internetforen diskutieren; an den Kirchentüren hängt eh schon zuviel Werbe-Müll.

stern
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Beitrag von stern »

Stefan hat geschrieben:
stern hat geschrieben:sollen sie denn überhaupt etwas tun? Wenn ja, warum?
an den Kirchentüren hängt eh schon zuviel Werbe-Müll.
Du hast den Schaukasten am Kirchenzaun vergessen. ;D

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ FioreGraz
FioreGraz hat geschrieben:Naja was solls die Kompetenz und Inteligenz dieser Leute zeigt schon der quantitative Vergleich Luther brachte es auf 95, dieser katholische Stammtisch gerade mal auf 5 Thesen.

LG
Fiore
Fünf Thesen!
Fünf Wunden CHRISTI!

Zusammenhänge?

GsJC
Raphael

Edith
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Beitrag von Edith »

Raphael hat geschrieben: Fünf Thesen!
Fünf Wunden CHRISTI!

Zusammenhänge?
Willst Du damit andeuten, dass die 95 Thesen nicht in einem Zusammenhang mit den 5 Wunden Jesu stehen?
:D

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Doctor Subtilis
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Beitrag von Doctor Subtilis »

*seufz* Ich finde diesen Anti-Thesen-Anschlag v.a. inhaltlich interessant: Könntet Ihr, liebe Mitdiskutanten, bitte mal ernsthaft dazu Stellung nehmen, inwieweit die Thesen aus "echt" katholischem Glaubensverständnis heraus berechtigt sind, oder nicht? :kratz: Bzw. inwieweit die (darin kritisierte) "Gemeinsame Erklärung" aus katholischer Sicht akzeptabel ist (und zwar wirklich in Bezug auf ihren Inhalt und nicht in Bezug auf das amtliche Schwergewicht ihrer Unterzeichner) oder nicht?

Ich möchte hier nämlichg erne was dazulernen und meinen Glauben besser verstehen!

Dankeschön! ;)
"Rahner wollte (wg. einer pos. Stellungnahme zu Küngs Unfehlbarkeitskritik) a.d. Beirat von 'Publik-Forum' austreten und sagte zu mir: 'Da hört für mich jede, jede Diskussion auf. Darüber rede ich nicht mit denen,aus,fertig,basta.'" (H. Vorgrimler)

uli
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Registriert: Mittwoch 19. Mai 2004, 23:23

Beitrag von uli »

Doctor Subtilis hat geschrieben:Könntet Ihr, liebe Mitdiskutanten, bitte mal ernsthaft dazu Stellung nehmen, inwieweit die Thesen aus "echt" katholischem Glaubensverständnis heraus berechtigt sind, oder nicht?
Ok, dann also inhaltlich. Ich greife mir raus die:
Antithese 3: Katholiken lehnen die Lehre der Lutheraner ab, wonach der rechtfertigende Glaube ein bloßes Vertrauen des Menschen auf Gott, den Schöpfer und Erlöser (Fiduzialglaube) ist (GE 31,35). Vielmehr ist der rechtfertigende Glaube Glaubensakt und Glaubensinhalt zugleich (fides quae et fides qua creditur). Wer Dogmen der Kirche leugnet, verliert die Rechtfertigung.
Vorab die in der Antithese zitierte Aussage aus der Gemeinsame Erklärung/GE (vgl. Originaltext http://www.theology.de/rechtfertigungslehre.html ):
(35) Dies ist in besonderer Weise von den Reformatoren betont worden: In der Anfechtung soll der Gläubige nicht auf sich, sondern ganz auf Christus blicken und ihm allein vertrauen. So ist er im Vertrauen auf Gottes Zusage seines Heils gewiß, wenngleich auf sich schauend niemals sicher.
Meines Wissens nach ist es doch sowohl katholische wie heutige evangelische Auffassung, dass der Glaube einerseits eine Vertrauenshaltung und andererseits ein „Fürwahrhalteglaube“ bezüglich Glaubensinhalten ist. Es gilt also auch auf evangelischer Seite, dass neben dem Vertrauenelement auch Glaubensinhalte eine Rolle spielt – wobei es bei Luther selbst tatsächlich mal um eine Überbetonung des Vertrauenselements (= Glaube ist bloßes Vertrauen) inklusive Heilsgewissheit ging, vgl. weiter unten (Hörmann). Aber ich denke, das trifft im Großen und Ganzen auf die nachfolgende beziehungsweise die neuere evangelische Theologie nicht mehr zu. Insofern stimmt Antthese 3 nicht, weil der Glaube als bloßes Vertrauen eben nicht „die Lehre der Lutheraner“ ist, sondern, wie es in Gemeinsamen Erklärung“ richtig heißt, speziell „von den Reformatoren“ damals besonders betont wurde, siehe Luther. (Auf katholischer Seite wurde früher übrigens genau umgekehrt der „Fürwahrhalteglaube“ häufig überbetont.)
Gemeinsame heutige katholische und evangelische Auffassung ist vielmehr:
Der Glaube ist nicht nur Haltung, Einstellung und Gefühl, also subjektives Vertrauen, sondern hat auch einen Inhalt, der mit Sätzen zu beschreiben ist. Einerseits also ist der Glaube persönliches Vertrauen in Gott, persönliche Gläubigkeit = Vertrauensglaube, „Herzens“-Glaube, „Du“-Glaube im Bezug auf Gott, „Fiduzialglaube“, Glaubensgewissheit (von Augustinus genannt: „fides qua creditur“)
Andererseits ist der Glaube ein Für-wahr-Halten von Glaubensinhalten, ein „kopfmäßiges“ Annehmen der von Gott geoffenbarten Wahrheiten = Wahrheitsglaube, „Dass“-Glaube (ich glaube, dass etwas so ist, wie es geoffenbart wird), „Kopf“-Glaube“ (von Augustinus genannt: „fides quae creditur“).
Beide gehören zusammen. Vertrauensglaube allein ist zu wenig.
Heutige evangelische Theologie sagt dementsprechend: „Glaube ist im Neuen Testament – wie im Alten Testament – vor allem ein Vertrauen, eine auf Jesus Christus hin ausgerichtete Vertrauensbeziehung. Christlicher Glaube ist keine Summe biblischen Wissens, sondern personale Beziehung zu Jesus. Glaube ist aber auch ein Wissen, weil ich Klarheit darüber haben muss, wem ich glaube. Der „Fürwahrhalteglaube“ (das überzeugte Anerkennen der Heilsoffenbarung) und der Vertrauensglaube (das hoffnungsvolle Vertrauen auf den Gott des Heils) gehören zusammen.“
Die vergleichbare katholische Position aus der Feder des (konservativen) Theologen Hörmann:
K. Hörmann hat geschrieben:Solcher Glaube enthält die Elemente des Fürwahrhaltens und der Hingabe. In älteren Katechismen wurde Glaube vorwiegend als Fürwahrhalten bestimmt. ... Dieses Verständnis des Glaubens wird von der Hl. Schrift gestützt, reicht allein aber nicht aus. ...Der Du-Glaube ist das tragende Element des Glaubens. ... Bei aller Würdigung des Du-Glaubens darf die Bedeutung des Glaubensinhaltes (des Daß-Glaubens) nicht übersehen werden.
Hörmann betont aber auch, dass es da in der Vergangenheit „Akzentverschiebungen“ und Unbterschiede zwischen katholisch und evangelisch gegeben hat:
K. Hörmann hat geschrieben:In der Geschichte der Theologie ist es zeitweilig zu einseitigen Akzentsetzungen gekommen. Die Scholastik z. B. achtete mehr auf den Glaubensinhalt und weniger auf den persönlichen Gott, der diesen Inhalt zu unserem Heil geschichtlich offenbart. Als Gegenreaktion mag es als verständlich erscheinen, wenn Luther das personale Element des Glaubens, nämlich die vertrauende Hingabe an den persönlichen Gott (fiducia) überbetonte, freilich so, daß vom Glaubensinhalt nur mehr die Vergebung der Schuld wichtig blieb (der Glaube an sie wurde zur Heilsgewißheit übersteigert). Schon Melanchthon hat die Dinge wieder zurechtzurücken versucht: Glaube ist nicht nur Vertrauen auf den barmherzigen Gott (fiducia), sondern auch Zustimmung zum Inhalt seines offenbarenden Wortes (notitia, Element der Wahrheit). Nach Calvin ist der Glaube Zustimmung zum geoffenbarten Wort, und nach der protestantischen Orthodoxie führt der Weg zum Heil über die Glaubenserkenntnis (notitia, assensus, fiducia). ... Gegenüber Luther hat das Konzil von Trient betont, daß Glaube nicht allein im Vertrauen besteht, daß vielmehr die Annahme der göttlichen Offenbarungen und Verheißungen dazu gehört ... und daß die von Luther gelehrte Heilsgewißheit aus dem Glauben abzulehnen ist.
Wobei, füge ich hinzu, auf katholischer Seite wiederum, wie Hörmann im Blick auf Scholastik und ältere Katechismen erwähnt, der „Fürwahrhalteglaube“ häufig überbetont wurde.

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

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