cantus planus hat geschrieben:Wäre man zur Zeit der Errichtung der grossen gotischen Kathedralen nach der Ruhmsucht der Architekten gegangen, könnte man heute noch die Überreste besserer Scheunen ausgraben, statt staunend an Orten wie Chartres, Laon oder Salisbury zu stehen deren Architekten längst vergessen sind, während sie die Grösse Gottes noch immer machtvoll künden.
Das verstehe ich nicht. Hätten die Architekten und Baumeister der Gotik also von sich anders und weniger großartig und sakral ("Scheunen") gebaut, wenn man sie gelassen hätte? Wie denn? Und woraus schließt Du das?
Im übrigen: Hat nicht die "Ruhmsucht" von Architekten und Ihren Bauherren uns seit Renaissance und Barock nicht auch großartige Sakralbauten und Kirchen hinterlassen?
Durchaus. Ein guter Einwand. Aber in letzterem Falle wussten auch die Architekten und ihrer Auftraggeber, dass sie für jemand Grösseren bauten. Das scheint mir hingegen mit der anthropozentrischen Wende der Rahner-Theologie verlorengegangen zu sein: ab da wurde für den Menschen, für die Gemeinde gebaut.
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
cantus planus hat geschrieben:...mit der anthropozentrischen Wende der Rahner-Theologie verlorengegangen zu sein...
Ähm...
Die hier genannte Kirche wurde 1955 eingeweiht. Zu der Zeit dürfe Rahner noch weitgehend unbekannt gewesen sein. Ab Mitte der 60er Jahre, 10 Jahre später, sah es anders auch. Der "Grundkurs des Glaubens" kam allerdings erst 20 Jahre später, Mitte der 70er Jahre, raus.
Gruß Jürgen
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Ja. Der Architekt dieser Kirche war ausserdem kein Katholik, sondern Atheist, der offenbar einem gewissen Pantheismus nahestand. Aber spätere Architekten haben sich gerade nach dieser Zeit genau auf das Vorbild dieser Kirche berufen. Ich habe ja nicht behauptet, dass diese Kirche Auslöser war. Aber sie kam im rechten Moment und von da an ging's bergab. Warum zum Beispiel hat man sich nicht an Leuten wie Böhm orientiert, dessen grossartige Kirchenentwürfe gerade nach Liturgiereform und Rahnertheologie vollkommen verunstaltet und ihrer Raumaussage beraubt wurden?
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cantus planus hat geschrieben:Durchaus. Ein guter Einwand. Aber in letzterem Falle wussten auch die Architekten und ihrer Auftraggeber, dass sie für jemand Grösseren bauten. Das scheint mir hingegen mit der anthropozentrischen Wende der Rahner-Theologie verlorengegangen zu sein: ab da wurde für den Menschen, für die Gemeinde gebaut.
Kirchen wurden immer schon als Orte gottesdienstlicher Versammlungen und damit auch für Menschen gebaut. Das führte schon in früheren Jahrhunderten zu funktional unterschiedlich akzentuierten Kirchenbauten. Man denke nur an die großen Bettelordenskirchen des Mittelalters oder das "theatrum sacrum" der Barockzeit.
Ich habe das Gefühl, mir wird das Wort im Munde umgedreht oder ich werde einfach nicht verstanden. Natürlich war es den Baumeistern zu allen Zeiten klar, dass irgendwann auch Leute in die Kirche gehen und das Gotteshaus nutzen werden. Die Bettelordenskirchen waren angelegt, wie sie angelegt sind aus dem Bedürfnis der Verkündigung des Wortes Gottes hinaus, also zu etwas Höherem. Ebenso wies das "theatrum sacrum" auf Gott hin, wie schon die "sprechenden" Fassaden der Gotik.
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cantus planus hat geschrieben:...dessen grossartige Kirchenentwürfe gerade nach Liturgiereform und Rahnertheologie vollkommen verunstaltet und ihrer Raumaussage beraubt wurden?
Nunja, der Begriff "Raumaussage" ist etwas schwierig.
Eine drei- oder fünfschiffige konstantinische Basilika hat die Raumaussage: Markthalle
Gleichwohl wird sie als Grundgerüst für einen Kirchbau als sehr passend empfunden.
Aber kommt diese Empfindung vielleicht daher, weil man diese Bauweise seit 1700 Jahren als Kirchbau kennt?
Gruß Jürgen
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cantus planus hat geschrieben:Ich habe das Gefühl, mir wird das Wort im Munde umgedreht oder ich werde einfach nicht verstanden. Natürlich war es den Baumeistern zu allen Zeiten klar, dass irgendwann auch Leute in die Kirche gehen und das Gotteshaus nutzen werden. Die Bettelordenskirchen waren angelegt, wie sie angelegt sind aus dem Bedürfnis der Verkündigung des Wortes Gottes hinaus, also zu etwas Höherem. Ebenso wies das "theatrum sacrum" auf Gott hin, wie schon die "sprechenden" Fassaden der Gotik.
Ein wenig einseitig ist Deine Argumentation trotzdem noch. Am Anfang des christlichen Kirchenbaus steht das Modell der Basilika und damit eines profanen Versammlungsraums - und nicht das Modell eines Tempels als Stein gewordene Wohnung (eines) Gottes. Im Übrigen: Die versammelte Gemeinde ist Leib Christi. Von daher halte ich es für verfehlt, Versammlungs- und Gotteshaus als einander von vornherein entgegengesetzte Modelle gegeneinander auszuspielen.
Die Frage wäre m.E. eher: Ist der Raum so angelegt, daß erkennbar bleibt, daß die Versammlung Leib Christi nur in Verbindung mit ihrem Haupt ist - und sie sich daher nicht im Beisammensein der physisch anwesenden Menschen erschöpft. Im traditionellen Kirchenbau geschieht das durch die Ostung und durch den vom Versammlungsraum abgehobenen Altarraum, wir haben damit sozusagen eine Verbindung aus Tempel und Halle. Im modernen Kirchenbau dagegen dagegen gibt es da in der Tat Defizite.
Kilianus hat geschrieben:Am Anfang des christlichen Kirchenbaus steht das Modell der Basilika und damit eines profanen Versammlungsraums
Na ja, ganz so einfach ist das nicht. Die Basilika ist nicht »profaner Versammlungsraum« in heutigem Sinne. Zuerst einmal heißt sie ja Basilika, weil sie Königshalle war. Dann weist eine Basilika natürlich bereits vor der Verwendung als christliches Gotteshaus eine Apsis auf, in der die Skultpur eines zu verehrenden Gottes bzw. Herrschers stand. Deshalb konnte dieser Architekturtypus übernommen werden.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Eine antike Basilika konnten eine oder mehr Apsiden haben, mußte sie aber nicht.
Funktional wurde sie für alles mögliche benutzt: als Markthalle, als Gerichtsgebäude,...
Gruß Jürgen
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Um zum Thema zurückzukommen: Hatten wir das hier schon? - Es handelt sich um die sog. "Adveniat-Krypta", die Grablege der Essener Bischöfe. Hier ruht Kardinal Hengsbach.
Man beachte den Glas-"Altar"...
Das kenne ich doch aus "Stargate" ...
Consciousness of sin, certainty of faith, and the testimony of the Holy Spirit
Ein (gleichsam steingewordenes) Zeugnis für die damalige Euphorie und "Aufbruchstimmung". Auch das Wahl des Patrons ("Heilig Geist") ist bezeichnend. Einiges erinnert mich an die Wallfahrtskirche in Neviges; Gottfried Böhms "Handschrift" ist unverkennbar.
Wer fünf Tage in der Woche in einer Industriehalle steht, sollte wenigstens am Sonntag nicht in einer solchen Knien müssen!
Alle Gebote Gottes sind erfüllt, wenn das, was nicht erfüllt wird, verziehen wird. Heiliger Augustinus
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Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, der das Morgenlob mit den Gästen feierte, sprach in seiner Predigtmeditation über das „Augenkreuz“ von Stephan Balkenhol. Das sind vier quadratische schwarze Holztafeln mit zahlreichen Augen in unterschiedlicher Größe und verschiedenartigem Ausdruck. Das Besondere: Die Tafeln sind so über den Altar gehängt, dass die schmalen horizontalen und vertikalen Leerräume zwischen ihnen eine Kreuzform ergeben. Durch dieses „Leerkreuz“ ist das Triumphkeuz der Elisabethkirche in einzigartigen Ausschnitten an Formen und Farben zu entdecken. So wird das „Augenkreuz“ von Stephan Balkenhol nach Ansicht von Weihbischof Diez zu einer „Hoffnungshilfe auf die Würde des Menschen und auf die Größe Gottes hin“.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
"Augenkreuz"... Man fragt sich mal wieder, wer da was geraucht haben muss. Allerdings scheint an der Kirche auch sonst nicht mehr viel verunstaltbar zu sein.
Melody hat geschrieben:Maria und Josef halten zärtlich ihr Kind im Arm... ich finde das durchaus ausdrucksvoll...
Ich nicht.
Warum nicht Peter und Paul? - Oder Petra und Peter?
Man muß schon aus einem christlichen Umfeld stammen um hier Maria und Josef mit Jesus zu erkennen. Ansonsten kann das alles mögliche darstellen und wenn dieses (Kunst-)-Werk nicht in einer Kirche stehen würde, käme wohl kaum jemand auf eine religiöse Interpretation.
Wie wäre es mit dieser Definition: "Zwei iPhone Kopfhörer, durch die verbale / musikalische Geräusche eines anderen Individuums an die Ohren und in das Gehirn des Nutzers gelangen, zur Freude, Information und Teilnahme an der Wissensgesellschaft. Gleichzeitig wird dadurch die Abschottung von der tatsächlichen Umwelt ermöglicht um nicht erwünschte bzw. nicht verkraftbare Einflüsse, die direkt vor dem Nutzer sind zu ignorieren. Die goldene Kugel die von den Hörern umrahmt wird ist als Symbol der allumfassenden Kommunikation und Information, die sowohl sinnvoll ist, als auch Abhängigkeiten, durch suchtähnliches Verhalten schafft. Diese Abhängigkeit nach Information und Kommunikation ist gleichzusetzten das Goldenen Kalb, das Verehrung (= das ist das allerneuste Modell .....) und Aufmerksamkeit (= ach es klingelt, piepst und macht ....) wie auch Spenden (= Anschaffungskosten, Gebühren, Strom ....) verlangt.
Würde das Werk auf der Documenta stehen, wäre eine solche Definition auch möglich ......
Pange, lingua, gloriosi corporis mysterium (Thomas von Aquin)
Westliche Wertegemeinschaft: Kinder- und Alten-Euthanasie, Genderwahn, Homoterror, Abtreibung, Ökowahn, Überwachungsmonströsität, political correctness ....
Der Tabernakel in unserer Kirche St. Joseph und Medardus drückt das so aus: der Vater und der Sohn begegnen und umarmen sich. Die Luft dazwischen ist der Raum des Geistes, und darin - in diesem Ur-Modell der Liebe - ist die Erde, der Globus gehalten. Dieses göttliche Modell der Liebe tragen wir in uns. Das wird mir immer ganz bewusst bei den Trauungen und Hochzeiten in der Kirche: Gott ist der Erfinder und der "Weltmeister" der Liebe. Er ist das Modell. Er, der dreifaltige Gott. Wir sind nicht geschaffen und gemeint als einsame, abgekapselte, in sich verschlossene Individuen, jeder nur für sich - wir sind Ebenbild des dreifaltigen Gottes - sind geschaffen als Personen.
Das ist natürlich völliger Blödsinn...
Wieso soll das eine den Sohn darstellen, wenn dieser doch in dem dann offenbaren "Globus" in der Hl. Eucharistie enthalten ist?!
Ewa Kopacz: «Für mich ist Demokratie die Herrschaft der Mehrheit bei Achtung der Minderheitenrechte, aber nicht die Diktatur der Minderheit»
taddeo hat geschrieben:Wird denn dort grad die Kirche renoviert, daß sie in die Mehrzweckhalle ausweichen müssen?
Die muss eh gesperrt werden! Schau mal auf die Kinder ganz links im zweiten Bild. Die stehen ohne Absturzsicherung. Da kommt die Baupolizei und der Laden ist dicht!
Niels hat geschrieben:"Pfarre St. Nikolaus, Lech":
....
So spontan würde ich ja sagen: das ist der Weihnachtsmann (jaja, in Cola-rot !), der aus der großen, übervollen Puddingschüssel was austeilen will ... der kommt nämlich immer in die Mehrzweckhalle, um den Kindern eine Freude zu machen.