Alberic-Maria hat geschrieben:Wir befinden uns am Beginn der Adventszeit und bereiten uns damit auf "das Kommen unseren Herrn" vor.
Mich würden zwei Dinge interessieren:
1. Was bedeutet für euch der Advent und wie begeht ihr ihn? Früher gab es ja vor Weihnachten auch eine Fastenzeit.
Ähm.
Also, ich bin ja ein Jungpensionist und erlebe den ersten Advent in diesem Zustand. Und ich konstatiere: Die Vorstellung, mehr Zeit für die Weihnachtsbäckerei zu haben, war eine Illusion. Pausenlos ist irgendwas, und man kommt kaum zum Schnaufen.
Na ja. Es hat sich zufällig ergeben, dass in unserer Pfarre ein spirituelles Angebot auftauchte: Exerzitien im Alltag, was ignatianisches. Daran hab ich, zusammen mit meiner Frau teilgenommen, und das hat recht gut getan. Ich (Wir) befasse(n) mich (uns) jetzt wieder intensiver mit dem Stundenbuch. Ab nächster Woche willl ich zusehen, dass ich in die Rorate komme. Die erste hab ich ausgelassen, denn da musste ich mittags zu einem Begräbnis in die Nähe von Wien, dann zu Verwandten, und abends gab's das letzte Exerzitien-Treffen. Da hab ich den frühen Morgen lieber verschlafen, damit die Kräfte reichen.
Möglicherweise kann mir jemand erklären, ob es diese noch gilt und wenn ja, warum sie - soweit ich es so mitbekomme - von den meisten nicht mehr begangen wird (ich habe den Eindruck, dass mehr an Weihnachtsgebäck in der Fastenzeit gegessen wird als an Weihnachten)?
Wenn es diese Fastenzeit nicht mehr gibt, wann wurde sie "abgeschafft" und weshalb?
Die vorweihnachtliche Fastenzeit kenne ich persönlich (Jahrgang 1947) nur mehr aus Erzählungen, und dass sie die Ursache sei dafür, dass am Heiligen Abend traditionellerweise Fisch gegessen wird. In meiner Familie nicht, da mag das niemand.
2. Was bedeutet für euch Weihnachten? Ist es ein Fest zur Erinnerung an Jesu Geburt oder ist es mehr die Erwartung seines zweiten Kommens - zu richten die Lebenden und die Toten?
Tja. Lässt sich denn das eine vom andern trennen? Alle unsere Feiern haben vergegenwärtigenden Charakter, sowohl was die Vergangenheit, als auch, was die verheißene Zukunft betrifft. Man denkt nicht immer explizit daran, und mal steht das eine, mal das andere im Vordergrund.
So, wie ich's seinerzeit meinen Kindern erklärt habe: Jesus hat Geburtstag. So, wie ich sonst einen Geburtstag feiere: Da erinnere ich an die Geburt, freue mich an der Gegenwart des Gefeierten und erhoffe für ihn eine feiernswürdige Zukunft.
Wie auch immer: Mit der Geburt Jesu hat der Anbruch des Gottesreiches, die Endzeit, der Anfang seiner Wiederkunft begonnen. Das zentrale Fest der Christenheit ist ja Ostern. Das feiern wir auch zu Weihnachten.
Und im Advent?
Na ja. Ist halt die Zeit des Wartens, und umfasst letztlich auch das ganze Leben, das individuelle und das kollektive, meines und das der Menscheit bzw. der Schöpfung. Es hat ja auch eine kosmische Dimension. Und es hat auch zwei Aspekte: Den anheimelnden; wir warten ja auf etwas, das schon angefangen hat, das Boten und Lichter vorausschickt; und den sehnsuchts- und leidvollen; Wir warten auf etwas, das schon 2000 Jahre auszubleiben scheint, und wir schreien aus der Tiefe, gequält und manchmal der Verzweiflung nahe: Maranatha - Herr, komm doch bald!