Weltjugendtag 2005 in Köln

Allgemein Katholisches.
Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dirk hat geschrieben:»Man ahnt, Micha, dass Du noch nie auf einem Weltjugendtag warst...«
In der Tat. Wobei für mich das eigentlich Wichtige jeweils die etwa zweiwöchige Buswallfahrt durch Amerika, Italien oder Frankreich war.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Ich kann dich da vermutlich nicht von deiner Voreinstellung abbringen, Laura. Vermutlich hat sie auch ihre Berechtigung.

In unserem letzten Jugendkurs haben wir die Möglichkeit zur Beichte gegeben und haben mit den elfjährigen Mädchen den Rosenkranz gelernt. Natürlich haben wir versucht, zu «erklären». Dennoch entwickelt diese Gebet wie kaum eine zweite, mir bekannte Gebetsform, eine Ruhe und Sammlung. Die Kinder «wissen», wer Maria ist, man muß gar nicht so viel erklären.

Es ist für mich selbstverständlich, daß diese Grundgebete ihren Platz in der Jugendarbeit haben. Meine Güte, man muß ja nicht immer wieder alles neu in Frage stellen! Schließlich soll es auch vorkommen, daß Maria ein Gebet erhört hat, auch wenn man es selber theologisch nicht ganz ausloten konnte. (Wenn du natürlich davon ausgehst, daß es Maria nicht gibt, und das Rosenkranzgebet reaktionäres Geblubber ist, solltest du es ehrlicherweise auch sagen.)

Was du da sonst noch vom «Zutexten» erzählst, kann ich naturgemäß nicht beurteilen. (War nicht da …) Leider sind die Leiter nicht immer ganz offen für Korrekturen in der Hinsicht. Aber generalisieren kann man das sicherlich nicht.

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Und noch was: Für mich sind die WJT zu sehr "Kirche von oben". Es ist doch letztlich nicht entscheidend, ob die Jugendlichen einen "coolen" Bischof kennengelernt haben, sondern ob ihnen gezeigt werden kann, was christlicher Glaube im unmittelbaren Umfeld heißt.
So. Freundlich, aber bestimmt: Mir reicht’s jetzt.

Hin und wieder soll es vortkommen, daß auch ein Bischof eine Botschaft hat und nicht nur cool ist. Im Fall von Felix Genn hielt ich es für wichtig, daß die Jugendlichen mitbekommen haben, daß die Kumpelkirche von zu Hause auch eine hierarchische Struktur hat.

Wer das Ganze nicht mag, soll halt zu Hause bleiben oder seinen eigenen Laden aufmachen. :|

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Ihr merkt aber schon, dass ihr dasselbe wollt, nämlich die Stärkung des Glaubens des Jungvolkes an Gott und den Weg mit der kath. Kirche?

Im Übrigen, ohne die Bedenken von Micha und Laura hinwegwischen zu wollen, empfehle ich ein größeres Vertrauen in den Heiligen Geist und die Überzeugungskraft eines Gemeinschaftserlebnisses mit Tauseeeeenden von katholischen Jugendlichen aus aller Welt.

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Und nur noch zum Schluß – ich kann kann ja verstehen, daß man etwas gegen eine von Kardinal Meisner protegierte Jugendbewegung hat. Aber – meine Güte! – warum bringen die hundsnormalen Gemeinden nicht mehr das allergeringste Fitzelchen an missionarischer Kraft auf?

Warum sind nur unsere christkatholischen Gemeinden trockenstes Missionsland? Warum wird man froschblöd angestiert, sobald man anfängt J-E-S--- zu buchstabieren?!

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Petra hat geschrieben:Ihr merkt aber schon, dass ihr dasselbe wollt, nämlich die Stärkung des Glaubens des Jungvolkes an Gott und den Weg mit der kath. Kirche?

Im Übrigen, ohne die Bedenken von Micha und Laura hinwegwischen zu wollen, empfehle ich ein größeres Vertrauen in den Heiligen Geist und die Überzeugungskraft eines Gemeinschaftserlebnisses mit Tauseeeeenden von katholischen Jugendlichen aus aller Welt.
Nein, gerade das merke ich nicht. Es ist zum Freikirchlerwerden! :sauer:

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Ähm....also ich merke es schon. Welchen Sinn hätte es sonst, dass kritisiert wird? Der Kirchengegner an sich würde doch eher einen Freudentanz aufführen und nicht Änderungen fordern, wenn beim Welttag der Next Generation ein abtörnendes Programm abgehalten wird. Die Befürchtung von Laura und Micha ist das Sich-Abwenden vom Glauben und der Kirche, hervorgerufen durch ein rigides Gottesbild und ebensolche Verkündigungsmethoden. (Übrigens eine Befürchtung, die ich nicht teile. Mich haben Alt 68-ziger unterrichtet. Erst im Studium wurde klar, man kann sich nur über etwas eine Meinung bilden, dessen Inhalte man kennt. :roll: )

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Es wird ohnehin Kritik der Medien geben – und zwar nicht zu knapp.

Persönlich glaube ich nicht, daß der Teufel eine derartige missionarische Chance unangegriffen lassen wird. Wenn ihr mich fragt, wird es sicher eine geistliche Auseinandersetzung gaben.

Also, ich weiß nicht, was ein rigides Gottesbild ist.

Ich weiß auch nicht, wo – abgesehen davon, daß laut Laura Jugendliche vollgetextet wurden, was ich für eine Todsünd halte – «rigide» verkündigt wurde. In der Einladung zur Beichte und dem Gebet des Rosenkranzes kann ich das nicht erkennen.

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Peter hat geschrieben:Es wird ohnehin Kritik der Medien geben – und zwar nicht zu knapp.
Viele Jugendliche, zumindest die anwesenden deutschen, werden auch massiv kritisieren :mrgreen: . - Aber Hauptsache sie beschäftigen sich mit Glauben und Kirche, und das Erlebnis WJT bleibt ihnen in Erinnerung.

(Zum Rest deines Beitrags, Peter, es ist spät und wahrscheinlich ist etwas anderes angekommen, als das was ich mitteilen wollte.)

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Ja klar, ich weiß. Irgendwie sollte man so spät nichts mehr schreiben.

(Ich polarisiere gerade ja auch sehr stark …)

schmitz-backes
Beiträge: 347
Registriert: Samstag 5. Juni 2004, 23:39

Beitrag von schmitz-backes »

:shock: :shock: :shock:
Meine Lieben! (um Euch mit den Worten des von euch allen sehr geschätzten kardinal Meisners zu grüßen)

Heute fand in Köln der besagte Jugendgebetstag statt, an dem die Jugend 2000 maßgeblich beteiligt war. nur so ... ich lebe noch und ich hoffe in den Augen einiger Diskutanten noch nicht reif für die Psychiatrie zu sein.
"Ihr seid nicht die letzte Nachhut des Mittelalters, sondern die Vorboten einer neuen Zeit!" Joachim Kardinal Meisner

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Petra hat geschrieben:»rigides Gottesbild«
Hättest auch schreiben können:
»Pik Sieben Grottenmilch«
Ich hätte nichts anderes verstanden.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Peter hat geschrieben:»Also, ich weiß nicht, was ein rigides Gottesbild ist.«
Aha, Peter hat dasselbe verstanden wie ich.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 15:39, insgesamt 1-mal geändert.

uli
Beiträge: 299
Registriert: Mittwoch 19. Mai 2004, 23:23

Beitrag von uli »

Einerseits stimme ich Laura und Micha zu – der WJT ist nun mal stark ein „Meisner-Festival“ unter besonderer Prägung durch „konservative“ Jugendliche aus den „Neuen Geistlichen Gemeinschaften“ innerhalb der katholischen Kirche, und da empfehle ich immer wieder gern den ausgewogen-kritischen Beitrag unter http://www.dioezese-linz.or.at/pastoral ... uppen1.asp
In dem Artikel gibt´s unter Punkt 1.4 eine positive Würdigung dieser Gemeinschaften („Menschen im Glauben beheimaten“, Begeisterung für Gott wachhalten, allgemeines Priestertum etc.), aber unter Punkt 1.5 auch kritische Anfragen („Kuschelecke“? Elitedenken, falscher Missionseifer? Unterscheidung zwischen „Bekehrten“ und „Unbekehrten“ innerhalb der Kirche? Fundamentalismen? Konkurrenzgemeinde innerhalb der Pfarrgemeinde? Relativierendes Denken insofern, als manche von einer solchen Gemeinschaft zur nächsten wandern? Verengung des Glaubenslebens?) Insofern – von Punkt 1.5 her – habe ich Bedenken, auch im Blick auf den WJT, verstärkt durch Bedenken, ob so was nicht die Gefahr eines Personenkult- = Papst-Bejubelungs-Festivals in sich birgt.
Andererseits: Es beteiligen sich ja Gott sei Dank auch stark der Bund der Deutschen Katholischen Jugend etc., also die etwas „kritischeren“ Geister ... und das gerade auch schon in der sich länger hinziehenden geistlichen Vorbereitung.
Von all dem her (von sämtlichen hier zusammentreffenden und miteinander in Kontakt kommenden Richtungen her!) gesehen könnte es unterm Strich insgesamt ein durchaus positives, fruchtbares Ereignis werden. „Emotional“ wird´s für die Beteiligten welcher Prägung auch immer sowieso toll sein – ich spreche da aus eigener Erfahrung, auch von evangelikal geprägten „Christivals“ etc. her, an denen ich Kathole teilgenommen habe ... – mein Gott, was haben wir uns begeistert und tief gerührt in den Armen gelegen (ja, ich weiß: Emotion ist längst nicht alles und kann auch bedenklich sein und verfliegt schnell, trotzdem: aber schön war es doch ...).

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Also, glücklich macht mich die Bedenkenträgerei nicht. Ich schalte meinen Computer nun sehr nachdenklich ab.

Wir es in der Kirche möglich sein, irgendwann einmal eine Sprache zu sprechen? Oder: Ist es vielleicht besser zum Kreis der Bedenkenträger zu gehören, weil man dann hinterher sagen kann, man habe «es» ja gleich gesagt?

Irgendwo habe ich heute gelesen, darum ginge es ja schließlich in der Kirche: Nicht um Geld, sondern um Seelen.

Wenn einer aber gleich konservativer Fundamentalist ist, nur weil «die Freude am Herrn seine Stärke» sein soll, wenn die vielfältigen Aufbrüche, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, zu kategorisierbaren Phänomenen werden und nicht mehr Ausdruck der Sorge Gottes um seine Geschöpfe sind. Wenn es nicht mehr um das Kreuz, sondern um das Erreichbare geht, dann ist das ein Teil von Kirche, von dem ich mich schweren Herzens verabschieden muß, dmit Neues werde.

Ich stehe Gott schon selbst genug im Wege herum, dazu brauche ich nicht noch kritische Verbände, die mit lautem Sozialpathos noch das verbarrikadieren, was nach dem Willen Jesu unverbaubare Aussicht ist.

Mich ödet eine Kirche an, deren Maß das Mögliche und das Vermittelbare, das Vernünftige ist. Ich will die alte und immer neue Unvermitteltheit. Ich will mit Jesus am See stehen, niederfallen und ausrufen: Herr geh’ weg von mir; ich bin ein sündiger Mensch!

Uli, ich kenne drei der von deinem Link beschriebenen Geistlichen Gemeinschaften. Es ist wahr – der Bericht ist ausgewogen und angesichts der Fülle vorgestellter Systeme recht gründlich. Dennoch sagt er über die angesprochenen Gemeinschaften soviel aus wie das Skelett eines Menschen über seinen Charme.

Nein, ich will mich nicht mehr über das Für und Wider des vorgestellten Programms für den Weltjugendtag aufregen. Die Richtung ist durch das Thema vorgegeben. «Wir sind gekommen, um ihn anzubeten.»

Wer auf diesem Wege mitkommen will, ohne Angst davor, scheel angeschaut zu werden, soll herzlich willkommen sein.

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Micha hat geschrieben: Wie ich mir das in Köln vorstelle? Nun, ich denke, ein Tag im Altenheim (vorlesen, reden - wann hat ein alter Mensch schon einen Jugendlichen einen Tag lang für sich?), bei Behinderten, oder Einkaufen gehen mit Alleinstehenden, einfach mal einen Tag für eine Familie kochen, putzen (Robert wäre bestimmt begeistert)... oder einen Tag Müll einsammeln, Müll sortieren... es gibt soo vieles und Köln hat ja ein Umland, irgendwo schlafen die Jugendlichen ja.
Was soll das bringen? Das wichtigste ist, dass die Jugendlichen Gott begegnen - in einem vernünftigen geistlichen Programm und nicht in solzialkritischen Aktivismus verfallen, für den man nicht mal Glauben haben muss.

Denn die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer. (Mt 26,11)

Müll wird's in Köln immer geben, warum also den WJT dazu benutzen?

Uwe Schmidt
Beiträge: 1153
Registriert: Donnerstag 18. März 2004, 04:56

Beitrag von Uwe Schmidt »

Laura hat geschrieben:Schlecht reden ist das Eine, lieber Peter, aber etwas auch mal kritisch sehen und nicht in einen allgemeinen Weltjugendtagstaumel auszubrechen das Andere.

In der Holy Hour, die ich neulich besuchte, betete man u.a. den Rosenkranz - ich muss gestehen, dass ich da nicht besonders firm drin bin. Auf jeden Fall wurde mechanisch ein Satz wiederholt, in dem von dem Feuer der Hölle die Rede war. Als ich nachher nachfragte, was man denn davon zu halten habe, wurde mir geantwortet: "Das wissen wir auch nicht, das macht man halt so." Diese Antwort kam von erwachsenen Menschen in den [Punkt] Ist das der Glaube der Zukunft? Alles einfach nachreden, weil "man" es so macht? :/
Dann fiel mir auf, dass diese Holy Hour keinerlei Zeit ließ für persönliches Gebet und Stille - ein Text nach dem anderen. Für mich geschieht Gebet aber gerade auch im Schweigen und Leer-werden. Hier eine glatte Fehlanzeige.

Mich beschleicht leider die gleiche Angst wie Micha: Unreflektierte Formen, Fête, aber keine Zeit für einen eigenen Weg.

Und noch was: Für mich sind die WJT zu sehr "Kirche von oben". Es ist doch letztlich nicht entscheidend, ob die Jugendlichen einen "coolen" Bischof kennengelernt haben, sondern ob ihnen gezeigt werden kann, was christlicher Glaube im unmittelbaren Umfeld heißt.

Laura

Also das Gebet "OH MEIN JESUS, BEWAHRE UNS VOR DEM FEUER DER HÖLLE" ist in Fatima geoffenbart worden und (glaube ich) wohl von einem Papst in den Rosenkranz eingefügt worden. Man "macht das" also tatsächlich so. Schade, dass die das nicht gewusst haben. Von daher finde ich deine kritische Nachfragehaltung eigentlich gut, Laura. Wer nichts in Frage stellt, ist leicht zu manipulieren.
Aber von Grund auf den Glauben neu zu erfinden, geht auch nicht. Man braucht ja auch nicht das Rad neu zu erfinden. Ich finde die Radio-Horeb-Methode gut: Erst ein 3/4-stündiger Vortrag eines theologischen Akademikers, der sagt, was "fest geglaubt werden muss" und im Anschluss kann man seine kritischen spitzen Fragen stellen - und sich entscheiden, ob man denn diese Sicht der Dinge annehmen kann. Jedenfalls muss zuerst mal eine Diskussionsgrundlage geschaffen sein......an Glaubenswissen wird ja nun schon seit Jahrhzehnten recht wenig vermittelt.
Zum Nachdenken haben die Leute nach dem WJT noch Zeit genug über all das, was sie in den Katechesen gelernt haben......glaube mir, die wollen überhaupt erst mal etwas wissen über den kath. Glauben!

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

"Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" - mehr fällt mir zur Forderung nach mehr Kritik und Aktivismus nicht ein. :/

Schließe mich Peters Frust an.

Laura

Beitrag von Laura »

Ich starte einen zweiten Versuch, meine Bedenken deutlich werden zu lassen.

In der Oberstufe mache ich in der Regel immer eine Umfrage zum Credo. Die Schüler müssen anonym zu den einzelnen Sätzen des Credos Zustimmung, Gleichgültigkeit ausdrücken. Und obwohl ich in einer katholischen Gegend unterrichte, kommt immer dasselbe raus: Die Übereinstimmung mit den kaholischen Lehren ist sehr gering, man glaubt an ein "hohes Wesen", das aber bitte nicht die Charakteristika des christlichen Gottes haben soll. Jesus? Ein netter Mensch, mehr nicht! Vergebung der Sünden? Na ja, für die Mörder vielleicht, aber sonst hat doch niemand welche ...
Diese Schüler besuchen nun den WJT, werden dort mit christlicher Lehre pur beschallt, evtl. zu Beichte und Rosenkranz motiviert und kommen wieder nach Hause.Und dann? Wirkliche echte "Bekehrung" oder frommes Festmahl für einen Magenkranken? So etwas geht doch nicht in 10 Tagen!

Bei dieser Glaubenswelt der Jugendlichen (die ja relativ repräsentativ sein dürfte) kann doch das nicht richtig funktionieren und muss ein Strohfeuer bleiben ... und nachher ins Gegenteil ausarten.

und zur Frage des sozialen Engagements fällt mir nur ein "Was ihr denm Geringsten meiner Brüder..."
Laura

schmitz-backes
Beiträge: 347
Registriert: Samstag 5. Juni 2004, 23:39

Beitrag von schmitz-backes »

Laura hat geschrieben:Ich starte einen zweiten Versuch, meine Bedenken deutlich werden zu lassen.

In der Oberstufe mache ich in der Regel immer eine Umfrage zum Credo. Die Schüler müssen anonym zu den einzelnen Sätzen des Credos Zustimmung, Gleichgültigkeit ausdrücken. Und obwohl ich in einer katholischen Gegend unterrichte, kommt immer dasselbe raus: Die Übereinstimmung mit den kaholischen Lehren ist sehr gering, man glaubt an ein "hohes Wesen", das aber bitte nicht die Charakteristika des christlichen Gottes haben soll. Jesus? Ein netter Mensch, mehr nicht! Vergebung der Sünden? Na ja, für die Mörder vielleicht, aber sonst hat doch niemand welche ...
Diese Schüler besuchen nun den WJT, werden dort mit christlicher Lehre pur beschallt, evtl. zu Beichte und Rosenkranz motiviert und kommen wieder nach Hause.Und dann? Wirkliche echte "Bekehrung" oder frommes Festmahl für einen Magenkranken? So etwas geht doch nicht in 10 Tagen!

Bei dieser Glaubenswelt der Jugendlichen (die ja relativ repräsentativ sein dürfte) kann doch das nicht richtig funktionieren und muss ein Strohfeuer bleiben ... und nachher ins Gegenteil ausarten.

und zur Frage des sozialen Engagements fällt mir nur ein "Was ihr denm Geringsten meiner Brüder..."
Laura
Liebe Laura!

Erfülle mir Bitte den Wunsch, dann die Jugendlichen auf die "Beschallung" mit dem christlichen Glauben durch eine lückenlose Verkündigung des selbigen vorzubereiten, damit sie nicht gleich auch in die Psychiatrie müssen, wenn sie wieder zurück kehren. Da hast Du Verantwortung als Lehrerin! Bitte ... .

-------------------------------------------------------------------------------
Ich kann natürlich bloß vom Erzbistum Köln sprechen, aber bei uns wird der Weltjugendtag maßgeblich von der Jugend 2000 getragen, einem erzdiözesanen Jugendverband, keiner geistlichen Gemeinschaft. Die gemeinschaft wird durch Diözesanpriester getragen, die fast alle in der Pfarrseelsorge tätig sind, so kann schon einmal gar keine Konkurrenz zu dieser entstehen. Ebenso bitte ich zu bedenken, dass Jugendliche nicht in jder Pfarrei einen Platz finden, zumal wenn sie sich voll und ganz mit dem katholischen Glauebn indentifizieren können. Nebenbei: Die Jugend 2000 ist keineswegs monoton, sie sind alle gut katholisch, man findet z.B. Charismatiker und (gemäßigte) Traditionalisten in ihr, sie ist also wirklich auch noch ein Beitrag zur kirchlichen Einheit.
BDKJ: BDKJ-WJT ist soe eine Sache, würde es nach maßgeblichen Personen des BDKJ gehen, würde man jetzt noch den WJT absagen. Mitlerweile ist es soweit, dass gewisse Mitgliedverbände ihre Fahrten und Zeltlager auf den WJT legen, um ja nicht von der Freude am katholischen Glauben infiziert zu werden.
Desweiteren möchte ich auf meinen Eintrag von gestern hinweisen.
@uli: Ich kann das Wort "kritisch" von dir langsam nicht mehr hören!
Kritik ist gut, auch in der kirche, aber man darf sich nicht über Kritik definieren, bei dir habe ich jedoch mitlerweile den starken Eindruck
"Ihr seid nicht die letzte Nachhut des Mittelalters, sondern die Vorboten einer neuen Zeit!" Joachim Kardinal Meisner

Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 15:38, insgesamt 1-mal geändert.

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

also wirklich: da kommt die katholische Weltjugend - teilweise aus den ärmsten Ländern der Welt - und Du willst sie in Köln zum Müllsammeln schicken...

Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 15:37, insgesamt 1-mal geändert.

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Müßt Ihr Euch jetzt echt am Müll festbeißen? Igitt.

(Wobei ich Müllsammeln nun wirklich auch nicht für die gelungenste aller Ideen halte. Es dürfte für viele Jugendliche auch schwer zu verstehen sein, daß das ein Einsatz für die Gemeinschaft und den Nächsten ist und nicht nur einem so langweiligen und bürgerlichen Wert wie "Ordnung und Sauberkeit" dient. Im bedürftigen Menschen begegnet uns Christus - in der weggeschmissenen Plastiktüte eher nicht.)

Laura

Beitrag von Laura »

Micha hat geschrieben:Nun, sie könnten unseren Jugendlichen zeigen, was wirklicher Müll ist und was eigentlich noch verwertbar ist - ganz wie mit dem Müll im eigenen Leben.
Eine wunderbare Beichtvorbereitung!
Und spannend wäre dann die Frage, wie viele der Herren Bischöfe mitsammeln würden ...

Laura

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Es ist der WJT der Kirche und nicht von Greenpeace. :roll:

Laura

Beitrag von Laura »

Nun gut, aber damit sind wir doch bei der Grundfrage, wie christlicher Glaube und soziales Engagement jedes einzelnen zusammen hängen ...

Laura

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Laura hat geschrieben:
Micha hat geschrieben:Nun, sie könnten unseren Jugendlichen zeigen, was wirklicher Müll ist und was eigentlich noch verwertbar ist - ganz wie mit dem Müll im eigenen Leben.
Eine wunderbare Beichtvorbereitung!
Und spannend wäre dann die Frage, wie viele der Herren Bischöfe mitsammeln würden ...

Laura
Ach Laura, nun wollte ich etwas aus ganzem Herzen Konziliantes schreiben, und dann solch ein Griff in die Klamotte …

… daher also erst mal folgendes. Von den Bischöfen, die mir persönlich bekannt sind, schätze ich keinen so ein, daß er er nicht als erster die Ärmel hochkrempelte. Allen voran Felix Genn. Und sollte unser Aachener Bischof die eine oder andere Kippe übersehen, hat er ja zumindest zwei Weihbischöfe, denen ich eine solche Aktion mühelos zutraue. Immer diese Klischees! [Punkt]

(Wieviele Zigarettenstummel hast du heute morgen schon aufgehoben?)

Ich fürchte, auf diesem Niveau kommen wir nicht weiter; auch wenn ich einige Punkte fand, in denen ich sowohl dir als auch Micha, um euch nicht in einen Topf zu werfen, fragend zustimme … – aber leider mußte ich erst den Müll aufheben, den du mit diesem Beitrag hinterließest. :D

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Petra hat geschrieben:Es ist der WJT der Kirche und nicht von Greenpeace. :roll:
:D :D :D Brava! [Punkt] :D :D :D

Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.

Laura

Beitrag von Laura »

Um den Thread zu retten, möchte ich hier noch mal ein paar der geäußerten Bedenken und Argumente zusammenfassen:
-> Der WJT möchte Glaubenserfahrung ermöglichen. Dies tut er durch bewährte Formen
-> Der WJT führt in den katholischen Glauben ein oder vertieft ihn
-> Anfrage: Hat der WJT genug soziales Engagement?
-> Anfrage: Sind die religiösen Formen genug vorbereitet (Beichte) oder bleiben sie in dem Festivalcharakter oberflächlich?
-> Anfrage: Sind die Formen, die dort praktiziert werden, nicht meilenweit von der Lebens- und Glaubenswelt heutiger Jugendlicher entfernt?
-> Anfrage: Wo bleibt Raum für Suchen und kritisches Fragen?

Soweit...
Jetzt hoffe ich, dass wir wieder zu einer vernünftigen Diskussion zurückkehren können ...

Laura

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema