Johannes Paul II. hat geschrieben:http://www.vatican.va/holy_father/john_ ... en_ge.html
5. Wie könnten wir, wenn wir sodann auf einen der heikelsten Aspekte der Situation der Frau in der Welt blicken, die lange und erniedrigende - häufig freilich »untergründige« - Geschichte der im Bereich der Sexualität gegenüber Frauen verübten Gewalttätigkeiten unerwähnt lassen? An der Schwelle zum dritten Jahrtausend können wir diesem Phänomen gegenüber nicht gleichgültig bleiben und resignieren. Es ist an der Zeit, die Formen sexueller Gewalt, deren Objekt nicht selten die Frauen sind, nachdrücklich zu verurteilen und geeignete gesetzliche Mittel zur Verteidigung hervorzubringen. Im Namen der Achtung der menschlichen Person müssen wir außerdem Anklage erheben gegen die verbreitete, von Genußsucht und Geschäftsgeist bestimmte Kultur, die die systematische Ausbeutung der Sexualität fördert, indem sie auch Mädchen im jungen Alter dazu anhält, in die Fänge der Korruption zu geraten und sich für die Vermarktung ihres Körpers herzugeben.
Wieviel Hochachtung verdienen angesichts solcher Entartungen hingegen die Frauen, die mit heroischer Liebe zu ihrem Kind eine Schwangerschaft austragen, die durch das Unrecht ihnen gewaltsam aufgezwungener sexueller Beziehungen zustande gekommen ist; was nicht nur im Rahmen der Greueltaten vorkommt, die sich leider im Zusammenhang mit den auf der Welt noch immer so häufigen Kriegen ereignen, sondern auch in Situationen des Wohlstandes und des Friedens, die oft durch eine Kultur eines hedonistischen Permissivismus verdorben sind, in dem nur allzu leicht auch Tendenzen eines aggressiven Männertums gedeihen. Unter solchen Umständen ist die Entscheidung zur Abtreibung, die freilich immer eine schwere Sünde bleibt, eher ein Verbrechen, das dem Mann und der Mitwirkung des Umfeldes anzulasten ist, als eine den Frauen aufzuerlegende Schuld.
6. Mein Dank an die Frauen wird daher zum eindringlichen Appell, von seiten aller und besonders seitens der Staaten und der internationalen Institutionen alles Notwendige zu tun, um den Frauen die volle Achtung ihrer Würde und ihrer Rolle wiederzugeben. In diesem Zusammenhang kann ich nicht umhin, meine Bewunderung für die Frauen guten Willens zu bekunden, die sich der Verteidigung der Würde des Standes der Frau durch die Erringung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Grundrechte gewidmet und diese mutige Initiative zu einer Zeit ergriffen haben, in der dieser ihr Einsatz als eine Übertretung, als Zeichen mangelnder Fraulichkeit, als großtuerisches Gehabe, ja als Sünde angesehen wurde!
Wie ich in der Botschaft zum Weltfriedenstag dieses Jahres mit Blick auf diesen großartigen Befreiungsprozess der Frau schrieb, kann man sagen, »es war ein schwieriger und komplizierter Weg, nicht immer frei von Irrtümern, aber im wesentlichen ein positiver Weg, auch wenn er noch unvollendet ist auf Grund der vielen Hindernisse, die in verschiedenen Teilen der Welt im Wege stehen, dass die Frau in ihrer besonderen Würde anerkannt, geachtet und aufgewertet wird« (Nr. 4).
Es gilt, auf diesem Weg weiterzugehen! Ich bin jedoch überzeugt, dass das Geheimnis, um rasch den Weg zur vollen Achtung der Identität der Frau zu Ende zu gehen, nicht nur über die, wenn auch notwendige, Anprangerung von Verbrechen und Ungerechtigkeiten führt, sondern auch und vor allem über einen ebenso wirksamen wie wohldurchdachten Förderungsplan, der alle Bereiche des Lebens der Frau betrifft, angefangen bei einer erneuerten und universalen Bewusstmachung der Würde der Frau. Auf die Anerkennung dieser Würde bringt uns trotz der vielfältigen historischen Konditionierungen die Vernunft selbst, die das jedem Menschen ins Herz geschriebene Gesetz Gottes erfasst. Aber vor allem das Wort Gottes erlaubt uns, mit aller Klarheit das grundlegende anthropologische Fundament der Würde der Frau zu erkennen, das wir in Gottes Plan für die Menschheit ausmachen können.