Jabezhhh hat geschrieben:Nach etlichen Gesprächen mit dem Diakon, durfte ich nun den Katholizismus kennen lernen. Jedoch hört man in den Gesprächen oft raus, dass vieles "nur" noch Lehre ist, aber im praktischen Leben kaum noch Anwendung findet.
Ich denke da an Dinge wie Stundengebet oder wer weiss noch was beim Angelusläuten zu tun ist und tut es auch. Wer glaubt noch an den Segen des Weihwassers und wendet dieses auch an - ich meine nicht nur in der Kirche, sondern wer nimt es noch mit nach Hause?
Wer betet regelmässig den Rosenkranz, oder wer hat Zuhause noch einen privaten Altar, an dem er Andachten hält? Bei wem steht eine Madonna zu Hause?
Oder wer geht noch unter der Woche in die Kirche um eine Kerze an zu brennen.
Ich frage deshalb, weil ich es sehr schade finden würde, wenn diese Dinge aus dem katholischen Leben langsam zur Legende werden.
Ich lebe so:
- Im Eßzimmer, dem zentralen und meist frequentierten Raum im Haus ist ein "gut sortierter" Herrgottswinkel, Kruzifixus, Muttergottes, Heilige, der nach Kirchenjahr geschmückt ist.
- Der Weihwasserkessel ist regelmäßig "verdunstet", aber wird immer wieder befüllt und dann wird auch "Kreuzle gemacht", (Trinken kenne ich nur von Lourdes - Wasser bei Krankheit, aber Weihwasser? och nö!)
- Rosenkranz wird regelmäßig gebetet, alleine oder mit dem "Mitbewohnern",
- für die Verstorbenen brennt immer ein Öllicht,
- das Haus wurde vom Priester gesegnet (nach dem Einzug) und an Dreikönig wird der Segen erneuert mit geweihter Kreide und Weihrauch,
- in der Osternacht wird das Salz für's Jahr zur Speisenweihe mitgenommen, das Osterlicht wird in einer Laterne heimgetragen bzw. gefahren,
- Lichtmeß werden die Kerzen geweiht (allerdings brenne ich über's Jahr auch Ungeweihte, werden an der Osterkerze angezündet),
- zu Fronleichnam und besonderen Festen werden die Kirchenfahnen rausgehängt (dieses Jahr nicht, da waren alle unterwegs),
- der Hl. Antonius (sofern vorhanden) kriegt immer was in der Kirche (Antoniusbrot für die Armen),
- ich zünde in jeder Kirche, die es erlaubt Kerzen für Verstorbene und Menschen in verschiedenen Anliegen an,
- wenn ich Wegkreuze passiere, bekreuzige ich mich und bete "Komm Herr Jesus",
- Stundengebet bete ich "anfallsweise" mehr, am meisten jedoch die Komplet,
- in Räumen ohne Kreuz fühle ich mich nicht "heimisch" daher habe ich immer meinen Rosenkranz "am Leib" = Herrgottswinkel en miniature,
- an Palmsonntag wird das Kreuz mit frischen Palmzweigen geschmückt, die werden dann am Aschermittwoch im Herdfeuer verbrannt,
- am ersten Advent wird die Krippe aufgebaut und der Adventskranz, am Heiligabend kommt dann das Kind in die Krippe (der "Owie" {lacht}),
- Krippe und Baum bleiben bis Lichtmeß (wenn der Baum nicht vorher nackt ist...),
- ich höre auch das Gebetsläuten im Dorf bewußt und bin froh, daß wir noch zu allen Tagzeiten läuten dürfen..., Angelus bete ich nur "mit dem Papst", bin mehr der "Rosenkranztyp",
- ich gehe mit Kerzen zum Friedhof und sage Maria an unserer kleinen Lourdes Grotte "Hallo",
- zum "Urbi et Orbi" finden wir uns (mit gewaschenem Hals...) vor der Glotze ein,

meist

in "gebeichtetem" Zustand...,
Hab' ich 'was vergessen?
Jedenfalls sind all die kleinen "Rituale" sinnfällige Zeichen, die mich "on track" halten.
Ich finde diese Bräuche der Volksfrömmigkeit schön und wichtig. Auch wenn die Eucharistiefeier die höchste Form der Anbetung und Begegnung ist, wäre es mir unerträglich, in allem vom Priester "abhängig" zu sein. Mein persönliches Leben mit den Zeichen ist wie ein zweites Bein...es ist selbstverständlich und ohne "großes Brimborium" da und in der dörflichen Umgebung fühlt man sich damit auch nicht wie ein "buntes Huhn".