@kreuzzeichen
kreuzzeichen hat geschrieben:Mir geht seit einigen Wochen die Frage durch den Kopf: "Was spricht eigentlich dafür, dass das Prädikat "Rom-" und "Papsttreu" auf TvE stärker zutrifft als auf den Durchschnitt der deutschen Bischöfe. In den Diskussionen z.B. auf Facebook haben kundige Leute darauf hingewiesen, dass Vorgrimmler TvE in seinen Lebenserinnerungen als Hoffnungsträger der Liberalen eingeschätzt hat (o.k., das ist jetzt eine Weile her). Hat sich eigentlich einmal jemand wirklich mit seinen Texten und seiner Theologie auseinandergesetzt? Oder ist er eigentlich eher unbeabsichtigt zur Galionsfigur eines kirchenpolitischen Streits geworden, der ihn auf den "konservativen" Schild gehoben hat? Im Bezug auf die Liturgie war er sicher ein "Ästhet" nach dem Geschmack konservativer römischer Liturgen, aber das hat was mit seiner Persönlichkeit und Lebensart zu tun. Und eine "ordentliche" Liturgie erwarte ich heute auch von Bischöfen. Das mag in den 80er Jahren etwas anders gewesen sein... aber heute... erlebe ich da eigentlich keine "Eigenmächtigkeiten" bei Bischöfen. Theologisch hat er im Bistum Münster das Erwachsenenkatechumenat bearbeitet und manche durch eine gewisse eigenwillige Überhöhung der dazugehörigen Riten "genervt". Das lief aber eher unter "Lieblingsthema" denn unter "klassischer Theologe". Nach seiner Weihe bevorzugte er bei allen "Auftritten" - im Gegensatz zu seinen Mitbischöfen den vollen bischöflichen Ornat. Aber ist das jetzt schon "konservativ"? Er gilt als Ghostwriter eines kleinen Büchleins zur Zukunft der Pastoral im Bistum Münster, verantwortet noch von Bischof Lettmann. Aber das war das übliche Rezept mit Zusammenlegungen, Großgemeinden, Zielgruppenpastoral, angereichert mit allerlei Allgemeinplätzen, wie das bei so pastoralen Papieren gängig ist. Sturm gelaufen gegen diese Rezepte sind eher die traditionell gebundenen Katholiken, die auf die sonntägliche Messe in ihrer Kirche wert legten. Wer kann also etwas Substantielles zur Theologie TvE's beitragen? Das würde mich schon noch interessieren im Nachgang zu dieser ganzen Diskussion.
Dissertation: Der Erwachsenenkatechumenat in den Vereinigten Staaten von Amerika. Altenberge 1993. 629 S.
Habil.-Schrift: Gemeinde in mobiler Gesellschaft. Kontexte - Kriterien - Konkretionen. Würzburg 1999. 815 S.
Ich habe Anfang der Nullerjahre beide Schriften ganz gelesen, aber nichts herausgeschrieben oder kopiert oder so. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, legt die Dissertation erfrischend dar, dass und wie eine Erneuerung der altkirchlichen Katechumentatspraxis einer Kirche in einem bestimmten sozio-kulturellen Kontext wichtige Impulse für die Vertiefung der Glaubenspraxis geben kann. Älter geworden, frage ich mich, ob die Dissertation wirklich eine fachtheologisch-wissenschaftliche Innovation gebracht hat.
Zur Habil.-Schrift:
kreuzzeichen hat geschrieben:das war das übliche Rezept mit Zusammenlegungen, Großgemeinden, Zielgruppenpastoral, angereichert mit allerlei Allgemeinplätzen, wie das bei so pastoralen Papieren gängig ist.
Bischof TvEs pastorale Rezepte sind die des unverheirateten, mobilen, finanziell gesicherten Mannes in den besten Jahren, im Zentrum einer Großstadt lebend.
Die ganze Theorie mit den pastoralen Großräumen funktioniert in der Praxis nicht, das will ich hier nicht weiter vertiefen.
Zur Romtreue: Ich würde auch meinen, TvE ist eher unbeabsichtigt Galionsfigur eines kirchenpolitischen Streits geworden, aber er hat sich wahrscheinlich auch gern zur Galionsfigur machen lassen, um sich für die Kölner Kathedra warmzulaufen. Da ist die Limburger Kostenexplosion zwischengekommen, die aber, wie wir jetzt wissen, nicht er, sondern Generalvikar und Domkapitel zu verantworten haben.
Ich meine wohl, in seiner Persönlichkeit ist angelegt ein großer Mangel an Selbstkritik und Kritikfähigkeit, ein Übermaß an Überzeugtsein von sich selbst und seinen Meinungen, gepaart mit einem großen Unvermögen, Kritik und kritische Töne, auch wohlwollende, in ihrer sachlichen Berechtigung wahrzunehmen und ggf. darauf zu reagieren. Nach außen kommt das als Arroganz und Beratungsresistenz heraus. Als arrogant galt TvE schon in Münster, noch als Priester.
Seine abschließenden Stellungnahmen machen letztlich deutlich: Schuld sind immer die anderen, nicht er.
Bischof (im Wartestand) Franz-Peter hat geschrieben:Ich hoffe, dass es jenseits wechselseitiger Beschuldigungen und Verletzungen gelingt, aus der Distanz das Geschehene zu verstehen und Einsichten zu gewinnen, die zu einer Versöhnung führen können. Dafür werde ich beten, meine ganze Kraft einsetzen und bitte auch um das Gebet.
https://www.domradio.de/themen/bistueme ... ldigt-sich
Beim letzten Absatz der Stellungnahme stellt sich die Frage: Wer soll aus der Distanz das Geschehene verstehen und Einsichten gewinnen? Franz-Peter? Das Domkapitel? Die pösen, pösen Medien - einschließlich des Herrn Deckers von der FAZ? Die pösen katholischen Laien von der Basis? Wer? - Das meine ich mit dem Mangel an Selbstkritik und Kritikfähigkeit.
Ciao c.