Ja, ich versuch mal die Kurzform:Salmantizenser hat geschrieben: Es gehört vielleicht nicht unbedingt in dieses Thema, aber könntest Du ausführen, weshalb Du den Taufkurs abbrachst?
Als ich 2010 beim Opus Dei aufgelaufen bin, um mich dort nach einem Theologiekurs zu erkundigen und weil ich irgendwie nicht wusste, wie ich an die Kirche am besten herankommen könnte - also wie man Katholik werden könnte -, haben die mir erstmal gesagt, ich solle die Theologie wegwerfen und anfangen beten zu lernen und das persönliche Gespräch mit Christus lernen/pflegen. Bamm, Erwartung erstmal zerstört und in den Müll geworfen Wenn ich zudem wissen wolle, was die Kirche denkt, mir ergänzend den Katechismus holen. Dazu dann Kontaktmöglichkeiten wegen des Taufkurses.
Also dann mit dem Taufkurs begonnen und parallel den Katechismus studiert. Und da waren dann die Auslegungen zum 6.Gebot zur Homosexualität mit Begriffen wie schwere Abirrung, Handlungen, die in sich nicht in Ordnung und in keinem Fall zu billigen seien, zudem widernatürlich. Homosexuelle Menschen seien zur Keuschheit gerufen.
Es gab für mich 2 ganz konkrete Probleme: zum Einen denke ich, dass Worte und Gedanken den Taten vorangehen und diese Begriffe daher grundlegend dazu beitragen können, dass Homosexuelle diskriminiert werden. Zudem fand ich die Argumentation über Widernatürlichkeit sehr problematisch, denn das Naturrechtsdenken passte für mich nicht zu dem, was ich vom Christentum bisher kennengelernt hatte.
Das nächste Problem: wie könnte ich mir als heterosexueller Mann, der selbst mit seinen Sünden im Bereich der Keuschheit lebt, anmaßen Homosexuellen zu erklären, sie sollten enthaltsam leben? Das steht mir nicht zu aus meiner privilegierten Position.
Zwar ist der Ansatz, dass sich viele Dinge erst mit dem Glauben und durch das Leben in der Kirche erschließen, aber gerade das erstgenannte Problem stand für mich in einem direkten Widerspruch mit der Vorstellung der Nächstenliebe, des Respekts und der Würde, die wir jedem Menschen zugestehen. Diskriminierung von Homosexuellen steht meiner Auffassung nach dem christlichen Menschenbild entgegen. Die Aussage, dass man Homosexuelle nicht diskriminieren dürfe, ist gut und richtig, nur nutzt sie nichts, wenn in einem Absatz zuvor Gedanken bedient werden, die Grundlage für Diskriminierung sein können.
Ich bin vom Gewissen her mit diesem Punkt im Katechismus kollidiert und für mich war daher klar: wenn du nicht vollumfänglich verstehst, wie diese Haltungen zustande kommen, wie sie heute gesehen werden, welche Möglichkeiten es für mich gibt, dieser Position nicht zustimmen zu müssen, überhaupt der Komplex Gehorsam und Gewissen, und du für dich nicht klar erkennen kannst, dass es vor allem sprachliche Probleme sind, dann wirst du an keinen Punkt kommen, wo du Mitglieder dieser Kirche werden kannst, denn sie ist auch Kirche der Menschen. Die Haltung zur Homosexualität war dann auch ein Gesprächsthema, als ich wieder einmal beim OD war.
Dazu kommt, dass wir Homosexualität auch in der eigenen Familie haben und ich auch deshalb eine vernünftige Position finden muss, die ich erklären und vertreten kann. Mir war klar, wenn mein Gewissen zwischen mir und der Kirche steht, dann muss ich dem Gewissen folgen.
Also habe ich mich mit diesem Thema und überhaupt mit Moraltheologie, mit dem Verständnis der Tradition, der Bedeutung des Katechismus usw näher befasst, um diesen Punkt für mich klären zu können (deshalb ist halt der Vorwurf der hier schon geäußert wurde, ich wäre homophob, weil ich mich mit dem Thema befasse, auch so absurd .
Das war jetzt die Kurzform.
Mich überrascht, dass David Berger offensichtlich sich nie um diese Auseinandersetzung bemüht hat.