Deswegen ist es gut, darauf aus einer anderen Perspektive zu schauen. Nämlich der protestantischen.
Das soll - meines Erachtens - als ein Argument dafür sein, dass die Ehrfurcht - und hier meine ich die ernst gemeinte Ehrfurcht - keinesfalls privat bleiben darf.
Auch wenn man nach Argumenten "für und wider" seitens Katholiken unentschieden bleiben mag, so sind die Bekundungen unserer abtrünnigen Brüder einleuchtend.
Zufällig habe ich so etwas gefunden:
http://fragen.evangelisch.de/frage/121 ... cher-messe
Szenarien, die das Leben schreibt: protestantische Bruder sind auch in unseren Kirchen vertreten!
Eine evangelische Christin, scheint mit dem Problem "Besuch einer katholischen Messe" völlig überfordert. Das ist für mich absolut unverständlich. Man muss doch im Religionsunterricht die "Gründzüge" seiner Religion mitbekommen haben und insbesondere innerdeutsche Verhältnisse sollen thematisiert werden.
Wie verhalte ich mich als evangelischer Christ in einer katholischen Messe? Bekreuzigen und Niederknien sind mir fremd, soll ich dennoch diese Gesten mitmachen? Gibt es ein angemessene Alternative? Sitzen anstelle des Kniens erscheint mir unsachgemäß, schließlich würde man bei vergleichbaren Passagen im evangelischen Gottesdienst eher stehen als sitzen. Darf ich an der Kommunion teilnehmen? Weihwasser, etwa bei Beerdigungen, braucht man nicht zu verwenden, oder?
Das Allerste [...]
Niederknien ist mir fremd. Nun gut, die sind eben ehrfürchtig im Stehen. Weitere Kommentare bringen noch mehr Licht in die Problematik.
Ich denke, ich werde den Katholiken nicht gerecht, wenn ich ihre Handlungsweisen einfach adaptiere ohne es ernst zu meinen.
Das nehme ich gern als Kompliment an. Also wenn wir [Katholiken] knien und Protestanten es NICHT tun, weil es ihnen eben - aus welchen Gründen auch immer - fremd ist, dann wollen sie es nicht tun, wenn sie es nicht ernst meinen. Die richtige Logik ist natürlich richtig, denn:
warum sollen die Katholiken niederknien, wenn sie es nicht ernst meinen? In diesem Zusammenhang sieht es so aus, dass die Protestanten kein Problem mit unserer Glaubwürdigkeit eher aber mit dem Niederknien haben!
Der Pastor rät:
Was Ihnen fremd ist in der Messe, was Ihnen vielleicht Unbehagen bereitet, sollten Sie darum einfach lassen. Sie brauchen sich weder zu bekreuzigen noch müssen Sie knien. Zu stehen, wenn die anderen sich hinknien, ist eine gute Alternative, denn so zeigen Sie, dass Sie durchaus teilnehmen - nur eben auf Ihre Weise.
Das wird vielleicht denen, die neben oder direkt hinter Ihnen sitzen, auffallen, und Sie geben sich so als ein Gast zu erkennen. Aber das muss Ihnen nicht unangenehm sein - Sie sind ja in der Tat ein Gast, und was Sie tun, tun Sie aus Ihren guten Gründen.
Ach so. Ich würde die guten Gründe gern hören, die evangelische Christin weiß es auch nicht. Aber dann geht es in den Kommentaren noch detaillierter.
Ich als Katholik aus Polen lese die Aussagen mit großem Interesse, um besser zu verstehen, wie denn die Protestanten "ticken".
Hier vielleicht ein paar Erfahrungen aus meiner langjährigen Praxis im Umgang mit anderen Konfessionen und Religionen. Ich habe mich dabei an Paulus orientiert und seinem "allen bin ich alles geworden". So habe ich die katholischen Umgangsformen im Gottesdienst sorgfältig studiert und mich ihnen konsquent angeglichen. Ich musste dabei auch daran denken, dass Luther in seinem kleinen Katechismus ausdrücklich vom "Bezeichnen mit dem Zeichen des Kreuzes" spricht, sich also selbst sehr wohl "bekreuzigt" hat. Ich hatte auch niemals Schwierigkeiten damit, in den Weihwassertopf zu greifen oder die fällige Kniebeuge zu machen und Ähnliches. PASI GEGONA PANTA - eben. Desgleichen hatte ich niemals Schwierigkeiten damit in einer konservativen Synagoge oder in einer Moschee mein Haar zu bedecken und auf freizügige Kleidung zu verzichten, wenn ich ein religiöses Gebäude betrat. Ich halte mit der evangelischen Sicht des Anfangs solche Dinge für Adiaphora, die zu tun mir nichts als Wissen und Taktgefühl abverlangt. Die ökumenische Haltung war mir stets wichtiger als dass ich als unterschieden wahrgenommen wurde - aber da kann man mit Sicherheit auch andere Ansicht sein.Was die Kommunion angeht, so hat mein Vorredner recht, der Priester darf nicht.. aber was wenn er in einer Großstadtgemeinde oder im Urlaub ständig Menschen die Kommunion reicht, die er nicht kennt? Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß und zudem geschieht ihm kein Schaden, noch begeht er eine Sünde, denn nicht er steht im Mittelpunkt der Handlung, sondern mein eigener Glaube, siehe Paulus im ersten Korintherbrief, wo es um ähnliche und noch gravierendere Probleme geht. (1. Kor. 17 ff). Wenn mein Glaube mich zur Kommunion drängt und sie anders nicht zu erhalten ist, meine ich, es sei belanglos wenn ich mit meinem Hinzutreten niemandem Schaden zufüge. Wenn die katholische Kirche noch nicht soweit ist, wohlan, ich bin es.. und der Priester muss es nicht erfahren, denn seines Amtes ist, sie ex opere operato auszuteilen. (Der Herr Muchlinsky wird verstehen, was ich hier meine.). Übrigens: unter bestimmten Voraussetzungen darf auch der Priester, nämlich z.B. in Todesnähe wenn kein anderer da ist...
Das wäre tatsächlich ein Argument dagegen, da man nicht sehen kann, was der kniende in seinem Herzen trägt.
Nur so am Rande: Liebe Protestanten, FINGER WEG VON UNSEREM [Punkt]
abgesehen davon, dass die Dame bestimmte Bedingungen für die Kommunion einfach weggelassen hat.
Es geht noch besser
Ein wahrer Christ, der in meinen Augen katholisch werden könnte:
Ich habe es auch immer so gehalten, dass ich das mitmache/spreche/singe was ich mit meinem evangelischen Glauben vereinbaren kann. Ich habe z.B. große Probleme mit Marienliedern oder Anbetungen von Heiligen usw. Zur Kommunion:Die oben erwähnte Alternative (Segen statt Kommunion) kennen nicht alle Katholischen Priester, daher kann es zu sehr peinlichen Situationen kommen. Daneben gibt es aber auch Priester die gegen die offizielle Regelung allen Christen die Kommunion geben. Was eigentlich noch mehr Unklarheit schafft und Verunsicherung bringt.
Auch dieser Mensch such Orietntierung! Was machen unsere lieben Pfarrer? Wäre es nicht einfacher, unsere einzig wahren katholischen Regeln einzuhalten?
Wie kann man uns für wahrhaftig halten, wenn wir uns und andere belügen?
Aber, es kommt noch besser
Ich bin evangelisch, singe in einem katholischen Kirchenchor und bin mit einer katholischen Frau verheiratet.Mit der katholischen Lithurgie bin ich so gut vertraut, wir mit der protestantischen.Ich halte es so:Ich gehe auch in der katholischen Kirche zum Abendmahl. Ich habe das nach dem ökumenischen Kirchentag in Berlin mit unserem kath. Pfarrer abgeklärt, weil ich ihn nicht in einen Gewissenkonflikt bringen wollte. Seine Antwort: Kein Problem - im Gegenteil: Ich freue mich drüber. Also auch für mich kein Problem. Ich interpretiere das Abendmahl so, wie ich es für richtig halte. Wichtig ist mir der gläubige Vollzug, nicht die Wandlung durch den kath. Priester.Ich bekreuzige mich nicht, ich knie nicht nieder. Ich spreche aber die lithurgischen Texte mit und hab allenfalls mit Marienliedern, Heiligenlitaneien und Kreuzverehrungen meine Probleme. Vielleicht auch noch zusätzlich mit der ein oder anderen Sache.Wenn meine katholischen Mitbrüder hinknien, rutsche ich immer nach vorne auf die vordere Kante der Bank, weil ich dann zu den knienden Christen hinter mir mehr Abstand gewinne. Das ist zumindest für meinen Hintermann angenehmer.Meine kath. Freunde kennen und schätzen mich. Bislang hatte ich da noch keinerlei Probleme.- Uwe Barkmann -
Das wage ich zu bezweifeln, Herr Barkmann (ich sage so, weil Sie es wollen, dass man Sie identifiziert). Wie wir sehen, haben Sie eigentlich mit Nichts ein Problem, bis aufs Knien. Es ist schon erschreckend genug, dass der "katholische" Pfarrer das macht. Und man kann den Pfarrer leicht identifizieren, was ich an der Stelle nicht machen werde. Ich hoffe, es findet sich jemand hier, der in angemessener Sprache Sie darauf hinweist, dass Sie irren.
Mir fehlen passende Töne, was ich davon halte ist einfach eine Sauerei.
Herrn Barkmann findet man auf Seite 4
http://www.evkirche-fn.de/fileadmin/med ... 1-infg.pdf
Hier findet den Gemeinderat und Herrn Barkmann
http://www.bonhoefferhaus-fn.de/kirchengemeinderat/
Hallo alle zusammen,letzte Woche war ich als Protestantin in der katholischen Messe, weil eine Person des kirchlichen Lebens in den Ruhestand verabschiedet wurde, den ich gut kannte.Diese Tipps hier im Forum, habe ich sofort umgesetzt, weil ich eben nicht knien wollte trotzdem Gott die Ehre erweisen wollte. Also habe ich mich statt dessen hingestellt.Ich bekam irgendwann Schweißausbrüche, weil dieser Vorgang so wahnsinnig lange gedauert hat. Außerdem kam erschwerend hinzu, dass ich ich in der ersten Reihe stand, und die Kirche (eine große) brechend voll war. Die sitzenden Priester und die sonstigen Gehilfen saßen auf ihren Stühlen - mir frontal gegenüber. Ok nicht direkt frontal, aber im Abstand von 3 m. Alle haben zum Boden runter geschaut. Ich hingegen habe nach oben geschaut - zum Kreuz. Das war eine sehr seltsame Kombination. Aber mein protestantisches Ego war stärker, als die Unannehmlichkeiten durch das "alleinige" Stehen in der Masse.Ich habe dadurch erfahren, dass man eine Menge Gottvertrauen und Mut braucht, um sein Anderssein öffentlich vor Gott und den Menschen zu leben.Bei der Eucharistiefeier habe ich alle Damen und Herren aus der Bankreihe gelassen, bin selber aber brav sitzen geblieben, obwohl es mich schwer geärgert hat, dass ich ausgegrenzt bin und von offizieller Stelle keine Einladung bekomme.Beim Stehempfang hat dann die Frau vom Diakon offiziell die Einladung für künftige Eucharistiefeiern ausgesprochen, weil man "nicht so ist". Ich werde trotzdem niemals teilnehmen, weil es eben von oberer Stelle nicht erwünscht ist. Jesus würde den Kopf schütteln. Glaube ich!
Acha. Warum kommt die Dame seltsamerweise auf den Gedanken "Ehrfurcht", wenn die Rede vom Knien ist? Womit assoziiert man Niederknien? Also: alle knien und wollen Gott Ehre erweisen, die Dame muss sich in einem Forum beraten lassen, wie man Ehre erweist. Wird bei Protestanten unterrichtet, dass man im Stehen Ehre erweist? Wenn ja, wieso sucht sie nach Tipps? Fragen über Fragen.
Und noch etwas: Anderssein. Man hat sich zwar geärgert, dass die anderen Ehrfurcht erweisen, weil man es selbst nicht bereit ist. Deswegen die Schweißausbrüche. Kann ich verstehen, wenn man sich als Geisterfahrer outet.
Und last but not least
Hallo Edgar,
das Problem ist nicht das Knien an sich. Die Schwierigkeit dürfte eher darin liegen, dass knien sozusagen nicht zum öffentlichen religiösen Verhalten der Protestanten gehört. Stimmt nicht mal 1%-ig, z.B. bei der Konfirmation und in anderen besonderen Situationen knien wir auch in der Kirche, um gesegnet zu werden. Aber wir sind mit äußeren religiösen Gesten halt traditionell zurückhaltender, empfinden sie leichter als oberflächlich oder demonstrativ. Und man kommt sich halt ein bisschen vor, als ob man vortäuscht, zu sein was man nicht ist. Eine Entscheidung zwischen bescheidener Anpassung und unehrlicher Vortäuschung halt.
Ich bin in katholischem Umfeld z. B. auch immer unsicher, ob ich mich nun bekreuzige oder nicht. Für mich allein finde ich die Geste manchmal ein sehr schönes nonverbales Gebet. Und dann fehlt mir im (katholischen) Gottesdienst auch mangels Routine die spontane Reaktion - ehe ich gemerkt habe, dass jetzt bekreuzigen dran ist, sind alle anderen oft schon fertig. Letztlich mache ich es mal so, mal so, wie es mir für mich und meine Umgebung gerade passend erschient.
Mehr Mühe habe ich dann z. B. mit der Kniebeuge, die sich ja auf das Allerheiligste bezieht (oder nicht?). Gebete, die sich an Heilige richten, spreche ich auch nicht mit. Aber alles eben möglichst unauffällig, nicht demonstrativ.
Und die Kommunionfrage ist auch immer wieder spannend. Ich mache das von den Umständen abhängig. Bin ich sicher, dass ich mit eingeladen bin (der offiziellen Lehre zum Trotz), nehme ich gern teil. Wo es möglich ist, frage ich vorher und bin bisher nie abgewiesen worden. Scheint mir die Gemeinde/ der Pfarrer sehr "exklusiv katholisch" zu sein, verzichte ich von vornherein, um niemanden zu irritieren. Manchmal muss der Skandal der Trennung auch ausgehalten werden. (Obwohl ich nur eingeschränkt nachvollziehen kann, dass die katholische Lehre getaufte Christen, die das Sakrament empfangen möchten, von Jesu Tisch ausschließt.)
Mit hoffnungsvollen ökumenischen Grüßen
Heike
Liebe Heike, das Knien an sich ist das eigentliche Problem. Wer bist du, um mich zu richten? "Sich Bekreuzigen" findest du als schöne nonverbale Geste - das Knien ist per se oberflächlich und falsch. Du kannst nicht nachvollziehen, warum ihr abtrünnig geworden seid? Wenn man an das Allerheiligste glaubt, hat man kein Problem mit dem Knien.
Liebe Foristen! Ich fasse zusammen:
1. Niederknien symbolisiert intuitiv immer etwas Ehrfürchtiges - es sei den, man täuscht andere mit böser Absicht. Der Vorwurf, Niederknien ist per se etwas Oberflächliches ist nicht haltbar
2. Ich halte es fahrlässig, unsere protestantischen Brüder mit unseren stillen Protest des Nicht-Kniens zu verunsichern - so sind wir schon auf dem Weg zu ihnen, anstatt sie wieder zu Jesus mit Ehrfurcht zu bringen
3. Ehrfurcht ist keine Privatsache, jede Symbolik (Bekreuzigen) ist ein wichtiges Zeugnis
Danke liebe Protestanten für die wahren Zeugnisse!