Lacrimosa hat geschrieben:
Was ist an dem Artikel toll? Er schockiert mich.
Hallo Lacrimosa,
Schockwellen wollte ich damit eigentlich nicht durch den Kreuzgang schicken. Sorry dafür.
Was ich an dem Artikel toll fand? Einigen Passagen konnte ich innerlich voll zustimmen. Folgende sind es:
Helmut Prader hat geschrieben:Durch vorehelichen Geschlechtsverkehr wird bereits eine Vorentscheidung getroffen, die eine tatsächliche freie Entscheidung massiv mit beeinflusst. […]
Vorehelicher Geschlechtsverkehr bedeutet: Ich nehme dich, ich sage ja zu deinem Körper, aber noch kein endgültiges Ja zu dir als Person, und zwar bedingungslos und endgültig. Voreheliche Enthaltsamkeit muss als Chance begriffen werden, den künftigen Partner in ganzheitlich-personaler Weise besser kennenzulernen und dabei die Reifungsgesetze der Liebe zu achten. […]
In der Seelsorge habe ich gelegentlich Leute, bei denen es zur Scheidung kam, gefragt, ob sie geheiratet hätten, wenn sie in der vorehelichen Zeit enthaltsam gelebt hätten. Nach längerem Nachdenken bekam ich bereits öfter ein klares „Nein“ als Antwort. Die Bereitschaft zum vorehelichen Geschlechtsverkehr ist kein Beweis der Liebe dem anderen gegenüber. Tatsächliche Liebe bedeutet nicht, einfach nachzugeben, sondern aus Liebe und Rücksicht gegenüber dem anderen verzichten zu können. Druck führt zur Degradierung des Anderen zu einem Objekt der eigenen Triebbefriedigung. […]
Vor der Ehe allerdings kann diese emotionale Bindung das Nein zu einer Eheschließung verunmöglichen. Das Gespür dafür ist jungen Leuten durchaus zu vermitteln und wird verstanden. Schwieriger als früher aber ist es, heute dieses Ideal zu leben. Genau das Gegenteil wird in den Zeitschriften und in den Medien propagiert. […]
voreheliche Sexualität als selbstverständlich und als etwas Normales akzeptiert. […]
Das Bewusstsein der vorehelichen Enthaltsamkeit ist bei vielen praktizierenden Katholiken nicht mehr
vorhanden. […]
In christlicher Sicht besagt Keuschheit keineswegs eine Verdrängung oder Missachtung der menschlichen Geschlechtlichkeit; sie bedeutet vielmehr eine geistige Kraft, die die Liebe gegen die Gefahren von Egoismus und Aggressivität zu schützen und zu ihrer vollen Entfaltung zu führen versteht.“
Ich wünschte mir heute, daß mir in meiner eigenen Jugend jemand solche Dinge gesagt hätte. Leider war das nicht der Fall gewesen. Erst viele, viele Jahre später verstand ich, was für schmerzvolles Leid mein Leichtsinn, meine Egoisimus und - ja... - meine pure Geilheit vielen wunderbaren jungen Frauen hinterher bereitet hat. Und was habe ich mich in den Jahren vor meiner "großen Beichte" dafür geschämt!
Es soll keine Entschuldigung sein, aber ich habe es einfach nicht besser gewußt.
Und meinen eigenen Kindern möchte ich gerne nach Möglichkeit ein besseres Bewußtsein für dieses Thema vermitteln. Und da bin ich um jeden seltenen Text wie diesen, der zumindest einfühlsame Formulierungen liefert, doch sehr dankbar.
Ob Helmut Praders Lösungsvorschläge unbedingt die richtigen sind? Ich habe da auch meine Zweifel, das gebe ich zu. Da liegst Du für mich spontan richtiger.
Lacrimosa hat geschrieben:Die Schwäche in der Vermittlung der Bedeutung von vorehelicher Enthaltsamkeit und der Reife für eine Ehe (vgl. Subheadline) besteht nicht in einem Mangel an körperlicher Sexualaufklärung mit dem Fokus auf den weiblichen Zyklus, sondern in einem Mangel auf der seelsorgerlichen oder psychologischen Ebene des Menschseins und einem Mangel an positiven Vorbildern.
100% agree!
PigRace