Die Erklärungen hier sind sehr verkopft. Einmal traditionsverkopft, dann auch wieder verrationalisiert.Scholasängerin hat geschrieben: Wieso sollte aber gerade das Halten von Handtüchern oder das Nachtragen von Büchern besonders dazu beitragen, die Berufung zum Priester besser zu erspüren ?
Die Arbeit im liturgischen Raum kann die Bindung verstärken. Klassisch war der liturgische Raum weit vom Volk entfernt. Wirst Du Ministrant, näherst Du Dich dem Mysterium, indem Du Teil des liturgischen Vollzuges wirst. Das ist ein irrationales Gefühl, aber ganz entscheidend.
Heute ist die Trennung nicht mehr so stark wie früher, aber auch hier kann das gleiche Gefühl geweckt werden. Dass die Bindung an Christus noch intensiver wird, dass sich die Sehnsucht nach Gott verstärkt.
Dieses ureigene Gefühl auf einen Formalismus wie eine Eingliederung in eine potentielle Priesterkarriere zu reduzieren, entspricht wohl dem allgemeinen Rubizismus und Formalismus, den für manche Menschen das katholische ausmacht.
So wie der Ministrant sich durch die Arbeit im liturgischen Raum immer mehr an Christus herangeführt fühlt - sich immer mehr in das Geheimnis mit hineingenommen - kann eine Ministrantin durch diese Arbeit die Sehnsucht nach Christus spüren und es kann eine Berufung zur Ordensfrau wecken.
Aber um das zu verstehen, müssten sich die Menschen vom Formalismus lösen. Im wesentlichen geht es hier darum, einen Formalismus durchzusetzen und dabei auch in Kauf zu nehmen, dass z.b. weniger Berufungen zu Ordensfrauen entstehen, hauptsache die Kirche bleibt bei einem männer- und klerikerzentralisierten Formalismus. Überraschend ist das nicht, wenn man bedenkt, dass mancherorts das Formale die Gottesbeziehung ersetzt.
Da muss man dann auch mal den Formalismus verteidigen, weil der wichtiger ist als die persönliche Beziehung, die dann in einer Berufung münden kann. Allerdings wundert es auch wenig, wenn bei so einer Regelverliebtheit die meisten Menschen abgeschreckt werden. Aber diese Verantwortung am Berufungsrückgang würde sich niemand eingestehen.