Nun ist es wie es ist. Schon Josef Ratzinger hat zwar als nicht wenig belesener Theologieprof. verheiratete Priester als Möglichkeit gesehen (allerdings natürlich in der apostolischen Tradition der Heirat vor der Weihe), doch aus in meinen Augen guten Gründen jetzt die Wichtigkeit des Zölibat klug thematisiert.
Es tut der Kirche nicht gut, aus externem Druck (denn die Treiber waren säkular Denkende, ob innerhalb oder außerhalb der Kirche) ein wichtiges Gut aufzugeben. Moden sollte man erst folgen, wenn sich nach mindestens 200 Jahren herausgestellt hat, daß es keine mehr sind.
Was also tun? Der Amazonas "rettet" das deutsche Modell der Versorgerkirche also auch nicht. Mag es sein, daß vielleicht der Papst dieses Modell gar nicht so toll findet?
Ich zitiere mal (darf ich das?) aus der bei Reformern nicht allzu geliebten
Tagespost (bitte alle abonnieren!), die hier über Johann Baptist Metz schreibt, der bei Reformern zwar beliebt war, aber womöglich auch nur deshalb, weil sie ihn nicht wirklich verstanden oder ihm nicht richtig zuhörten (zu einem Vortrag von 1980):
Die Tagespost vom 01.02.2020 hat geschrieben:Er wolle „nicht in erster Linie Euren Beifall, sondern Eure Nachdenklichkeit“, erklärt der Theologe dem Publikum dieser in einem – dem eigenen Selbstverständnis nach – „progressiven“ Sinne kirchenkritisch ausgerichteten Veranstaltung; und er scheut sich nicht, seinen Zuhörern vorzuhalten, ihre Kirchenkritik sei „allzu ausschließlich autoritätsfixiert“: Aus ihr spreche die Vorstellung, „alles an kirchlicher Erneuerung“ hinge wesentlich davon ab, dass „der Papst und die Bischöfe sich ändern“; wer jedoch eine wirkliche Erneuerung der Kirche „von unten“ her erstrebe, der müsse erst einmal bei sich selbst anfangen. Damit nicht genug, übt Metz scharfe Kritik an der bloß vermeintlichen Fortschrittlichkeit eines kirchenreformerischen Programms, das auf eine „Verwandlung des Christentums in bürgerliche Religion“ abzielt – oder anders ausgedrückt: das darauf hinausläuft, „die Erneuerung der Kirche nicht auf der Basis des Evangeliums, sondern auf der Basis dieser bürgerlichen Religion [zu] suchen“. Das Resultat sei, so Metz, eine „Angebots- beziehungweise Servicekirche“, in der Gott „zwar zitierfähig, aber kaum mehr anbetungswürdig“ erscheint. „Nicht die Religion beansprucht den Bürger, sondern der Bürger die Religion; nicht die Religion verändert die Gesellschaft, sondern die bürgerliche Gesellschaft ruht nicht, bis die Religion zu ihr und ihren Plausibilitäten passt. […] Der Bürger lässt die Religion nicht mehr an sich heran, er bedient sich ihrer, wenn er sie ‚braucht‘.“
Ich mag ja sehr die Klarheit des Ausdrucks dieser Generation an Lehrenden. Damals hat man die pointierte Ausdrucksweise wohl noch beherrscht.
Liegt er damit so daneben? Zeigt nicht bspw. das völlige Wegbrechen der Beichtpraxis, daß die deutschen Katholiken von Gott nichts mehr wirklich erhoffen, sich von Ihm nicht mehr verwandeln lassen wollen? Die Kirche soll "spirituelle Bedürfnisse" befriedigen - fertig. Dieser Anspruch ist ja auch okay, wollen darf man alles - nur die Kirche muß ihn nicht erfüllen.
Daß die Kirche - aufgrund des Evangeliums - auch Ansprüche an uns haben darf - auf keinen Fall! Was fällt ihr ein!
Dieses Kirchenmodell ist abgewirtschaftet, hat sich abgewirtschaftet. Und ein Fehlen des Setzens eigener Regeln, vielmehr ein Anpassen aller Regeln an das Umfeld, hat der Kirche noch nie gutgetan und im Rückblick der Jahrhunderte auch immer ein mieses Urteil über sie fällen lassen. Daß wir als aufgeklärte Menschen Recht haben und die vor uns nicht - das dachten schon immer alle, das wird in 300 Jahren ebenso sein, wenn wir die Vorherigen sein werden.
Bald beginnt wieder die Fastenzeit. Eine Zeit, während der es bspw. in der Ostkirche selbstverständlich ist, daß da nicht geheiratet wird. Da gibt es keine kirchliche Eheschließung, fertig. Ist auch logisch, wenn man sich den Sinn dieser Fastenzeit mal ehrlich vergegenwärtigt.
Bei uns gibt es kaum noch etwas, was fordert. Selbst das kleine Freitagsfasten des Fleischverzichtes ist abgeschafft (von der DBK wohlgemerkt!). Gutbürgerlich. Wohl genährt und satt. Materiell abgesichert.
Todlangweilig.