Konstanz hat geschrieben: ↑Sonntag 17. Februar 2019, 22:12
Kritiker dieser Lern- resp. Lehrmethode für den Glauben sind der Ansicht, daß damit der katholische Glaube zu stark entmystifiziert wird. Der katholische Glaube wird in der Scholastik in gewisser Hinsicht "machbar" gemacht und zu sehr in die Hände der Menschen gelegt.
Ja, ich verstehe
Bei meinen Recherchen in den letzten Tagen meine ich auch, dass die Scholastik/NeuScholastik als zu "formalsitisch" angesehen wird.
Ich weiß nicht ob "entmystifiziert" zu hart gemeint ist, aber ich meine eine starke "Intellektualisierung" wahrzunehmen, die kritisiert wird.
Ich finde es im Rahmen des katholischen Glaubens aber recht seltsam, da dieser doch sehr mystisch/spirituell ist und diesen Chatakter über die Jahrhunderte (trotz oder wegen der Scholastik/Neuscholastik

) bewahrt hat. Eine Rationalisierung des Glaubens hätte ich eher im Protestantismus erwartet, der sich mMn von jeglicher Spiritualität entfert hat (wobei das kein Pauschalurteil sein soll, man möge mich da auch gerne korrigieren).
Georg May meint z.B., dass die moderne Theologie die Neuscholastik wegen ihrem Hang zur genauen Begrifflichkeit ablehnt, bei der man sich eben nicht hinter zweideutigen Begriffen/Meinungen versetcken kann (so wie viele "Modernisten" es tun).[*]
Soweit ich es überblicke, wir aus moderner Sicht die Neuscholastik wegen ihrem strikten Festhalten am Glauben und den Dogmen regelrecht verachtet. Die Scholastik/Neuscholastik steht mit ihrer philosophischen Bestätigung katholischer Glaubenswahrheiten wohl der "modernen" theologischen Freiheit/Wissenschaft diametral entgegen. Meiner Wahrnehmung nach, möchte die "moderne" Theologie eine Wissenschaft mit offenem Ergebnis sein.
Hie und da liest man, dass die Neuscholastik eben viel für die Verteidigung des katholischen Glaubens geleistet hat, deswegen empfinde ich die gegenwärtige schon fast prinzipielle Ablehnung als sehr merkwürdig.
Konstanz hat geschrieben: ↑Sonntag 17. Februar 2019, 22:12
Die Scholastik hat dann dem Aristotelianismus Eintrittsmöglichkeiten in das kirchliche Lehrgebäude verschafft und damit eine neue Gewichtung geschaffen. Letzteres ist insbesondere der Grund dafür, daß die gesamte Ostkirche "Probleme" mit der Scholastik hat.
Ja, meine gelesen zu haben, dass die Ostkirchen bereits mit Augustinus nicht viel anfangen können? Also, dass er nicht den gleichen hohen Stellenwert hat, wie in der Westkirche?
[*]Georg May, 300 Jahre gläubige und ungläubige Theologie. Abriss und Aufbau (Sarto Verlag 2017)