Katholische Kirche und Esperanto

Allgemein Katholisches.

Kann Esperanto das "Sprachproblem" der Kirche lösen?

Umfrage endete am Sonntag 30. August 2009, 09:32

Ja
3
10%
Möglicherweise
1
3%
Nein
12
40%
Das Sprachproblem existiert nicht
14
47%
Keine Meinung
0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 30

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lifestylekatholik
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Re: Katholische Kirche und Esperanto

Beitrag von lifestylekatholik »

Amandus2 hat geschrieben:Die Esperanto-Bibel ist 26 mit allen Büchern erschienen.

http://eo.wikipedia.org/wiki/Biblio
Ah, danke! :daumen-rauf:

Auf Wikipedia steht 23, aber egal. Weiters steht da, dass die Übersetzung der fehlenden kanonischen Bücher von Gerrit Berveling stammt. Über den schreibt Wikipedia:
In der fünften Klasse las er die ganze Bibel durch, und das veränderte sein Leben: Er verließ das Seminar und die katholische Kirche und wurde vorläufig Philologe für klassische Sprachen, Lehrer. Eine theologische Heimat fand er schließlich nach dem Studium der Theologie als Pastor in der Freikirche der Remonstranten. Er beschäftigt sich intensiv mit den biblischen Texten, hält sie aber nicht für "das Wort Gottes", weil die einzelnen biblischen Autoren ihre Vorgänger "ständig korrigierten", und weil jede Religion und Kirche (Samarianer, Hebräer, Römisch-Katholische, Griechisch-Orthodoxe, Russisch-Orthodoxe usw.) ihre Bibel aus unterschiedlichen biblischen Texten und Büchern zusammenstellten.
Eine Bekannte von mir war mal zu einem ökumenischen Gottesdienst, bei dem auch Berveling mitzelebriert hat. Sie hat sich danach furchtbar über den Herrn in Räuberzivil aufgeregt, der sich "am Altar rumlümmelte". Was ist sonst noch über Berveling zu sagen? Er hat z. B. eine Anthologie schwuler Dichtung in Esperanto herausgegeben.

Nee, ich glaube, diese Bibelausgabe werde ich mir nicht zulegen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Sempre
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Re: Katholische Kirche und Esperanto

Beitrag von Sempre »

hoketo hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Ob sich mittels einer Sprache etwas oder alles ausdrücken lässt, entscheiden nicht "Interlinguistiker" am grünen Schreibtisch, sondern Sprecher, die die Sprache verwenden bzw. verwenden sollen oder wollen.
Gut, um es kurz zu machen: Ich spreche Esperanto seit vielen Jahren, kann also klar beurteilen, dass man mit Esperanto problemlos alles ausdrücken kann, was man sagen möchte - wie in jeder "natürlichen" Sprache. Sie hingegen sind der Theoretiker, der von Esperanto keine Ahnung hat, es aber glaubt besser zu wissen.
Ich habe in der Tat von Esperanto kaum Ahnung. Wozu auch? Ich entnehme Ihren Ausführungen alles, was es bedarf um darauf einzugehen.

Sie behaupten hier erneut, 'man' könne mit Esperanto alles ausdrücken, was 'man' sagen möchte. Zudem informieren Sie an anderer Stelle, dass 'man' niemals 'Fuzzi' sagen möchte. Ich glaube ihnen gerne, dass Sie in Esperanto alles ausdrücken können, was Sie sagen möchten. Aber auch wenn Sie insistieren, ich denke nicht, dass Ihr selbstgewählter Horizont das Maß der Dinge für alle Menschen sei. Ihre Diktion glauben Sie mir, ich hab Ahnung und kenn mich aus wirkt nicht überzeugend. Sie sind von Ihrer persönlichen Erfahrung so begeistert, dass sie den Rest der Menschheit damit beglücken wollen.

hoketo hat geschrieben: Für mich ist Esperanto kein Automatencode, ich weiß nicht, wie sie auf diese abstruse Idee kommen, sondern eine von Menschen für Menschen zum Sprechen geschaffene Sprache.
Dann lesen Sie einfach die Beiträge, die Sie kommentieren, ganz. Ich komme durch Ihre Ausführungen auf diese Idee. Den Kernpunkt wiederhole ich kurz: Formale Sprachen zeichnen sich nicht -wie inzwischen jemand meinte- durch einen bestimmten Wortschatz aus (der ist gänzlich beliebig) sondern dadurch, dass die Menge der ausdrückbaren Sachverhalte im Voraus bekannt ist. Sie sagen dasselbe über Esperanto. Damit stellen Sie Esperanto auf dieselbe Stufe wie eine formale Sprache.

Gruß
Sempre
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Amandus2
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Re: Katholische Kirche und Esperanto

Beitrag von Amandus2 »

Die angesehene französische Zeitung "Le Monde diplomatique" in Esperanto:

http://eo.mondediplo.com/

hoketo
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Re: Katholische Kirche und Esperanto

Beitrag von hoketo »

Teutonius hat geschrieben:Wird wohl nicht nötig sein... Ich bin sowieso für Latein. Jede Übersetzung bringt zwangsläufig Verfälschungen mit sich. Von gewollten "Korrekturen" und ökom. "Anpassungen" mal ganz abgesehen!
Da das Original ja leider nicht in Latein vorliegt, wird die lateinische Version auch zwangsläufig verfälscht sein? Wenn nein, warum nicht?
Teutonius hat geschrieben:Esperanto ist eine leicht zu lernende Art Kreol-Sprache und eine schöne Freizeitbeschäftigung... aber Feinheiten wie ex, de, a oder pater filiusque / pater et filius usw. kann sie auch nicht 1:1 wiedergeben. Also kein brauchbarer Ersatz für Latein!
Sprachwissenschaftler betrachten Plansprachen nicht als Kreol-Sprachen.
Na dann mal heraus mit der Sprache: Was ist der Unterschied denn zwischen "pater filiusque" und "pater et filius"?

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Teutonius
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Re: Katholische Kirche und Esperanto

Beitrag von Teutonius »

Ganz allgemein:
- et = koordinierend, gleichrangig verbindend (particula copulativa)
- que = ergänzend, nachrangig hinzufügend (particula adjectiva)
- beide treten aber auch in div. Kombinationen auf ...
(Mehr davon gerne im Latein Strang ...)
fide & caritate

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Robert Ketelhohn
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Re: Katholische Kirche und Esperanto

Beitrag von Robert Ketelhohn »

hoketo hat geschrieben:Es gibt Familien, in der Esperanto Familiensprache ist, weil die Ehepartner aus verschiedenen Ländern kommen und keine andere gemeinsame Sprache haben - zumindest zu Beginn der Ehe. Es gibt viele Kinder aus solchen Ehen, deren Muttersprache Esperanto ist.
Es gibt auch Kaspar Hauser. Schlimm genug.

Aber welches Volk in welchem Land spricht denn esperantisch? In
welcher Gegend spricht man das reinste Esperanto? Wieviele Dia-
lekte gibt es? Gibt es städtische Zentren, die eine regionale esperan-
tische „Koiné“ ausgebildet haben? Spricht man in der Stadt anders
als auf dem Dorf? Gibt es unterscheidbare „Soziolekte“? Redet man
in Arbeitervierteln anders als in gutbürgerlichen Wohngebieten?

Na ja. Lassen wir das. Mit Sektieren kann man ohnehin nicht sinn-
voll kommunizieren, auf die Sprache kommt es dabei wenig an. Wer
mit verbissenem Eifer predigt, Esperanto sei eine normale Sprache,
die echte, gewachsene Sprachen prinzipiell ersetzen könne, der stellt
damit neben seinem eigenen Sektierertum nur unter Beweis, daß er
vom Wesen der Sprache an sich nichts begriffen und von Sprachthe-
orie keinen Schimmer hat.

Mit andern könnte man darüber philosophieren, welchen Sinn und
Zweck „Plansprachen“ möglicherweise haben können. Solche andern
haben in der Regel aber kein gesteigertes Interesse an Plansprachen,
von Kenntnis gar nicht zu reden. So wird bei einer überwältigenden
Mehrheit Desinteressierter und einer verschwindenden Minderheit
sektiererischer Verfechter fast jedes Gespräch über die Plansprache
fruchtlos, ja oft ärgerlich, wenn die Sektierer den Desinteressierten
ihre Plansprache auf Deibel komm raus andienen wollen. Wobei ich
nicht ausschließe, daß es auch Zirkel gibt, die sich mit der oder jener
Plansprache aus linguistischem oder intellektuellem Interesse seriös
und ernsthaft befassen. Die kommen dann allerdings nicht daher und
bieten ihre Plansprache dem gemeinen Volk wie sauer Bier als Lösung
aller Weltprobleme an.

Ich gebe freimütig zu, daß Plansprachen mich auch nicht sonderlich
interessieren. Wobei man sich auch kombinierte Projekte vorstellen
könnte, zum Beispiel versuchsweise lückenhaft überlieferte und teil-
weise erschlossene Sprachen über das sicher Erschließbare hinaus zu
rekonstruieren und lexikalisch gleichsam in die Moderne hinein zu
erweitern. Das Indogermanische böte sich dafür z. B. an. Ich habe –
noch ein Geständnis – als junger Spund mich sogar einmal an ein
gotisches Wörterbuch gemacht, das heißt, ich habe den überlieferten
Wortschatz um viele Begriffe zu erweitern versucht, indem ich im Ana-
logiewege aus germanischen Wurzeln, wie sie in den andern germani-
schen Sprachen bekannt sind, und unter Zuhilfenahme zusätzlicher
griechischer und lateinischer Lehnwörter bei Anwendung der Gesetze
der gotischen Morphologie neue „gotische“ Wörter geschaffen habe, die
es historisch teils vielleicht wirklich gegeben hat, teils vielleicht nicht
oder anders, teils – bei modernen Begriffen – sicher nicht.

War eine spannende Sache. Ich müßte direkt mal suchen, ob ich meine
damaligen Elaborate noch irgendwo wiederfinden kann – vielleicht um
zu erblassen oder gar schamesrot zu werden. So spannend ich solche
Spielchen aber finde – zumal sie realen Bezug haben und keine reinen
Kopfgeburten sind –, so genau weiß ich auch, daß ich dafür keine nen-
nenswerte Interessentengemeinde fände. Und ich würde auch nicht ver-
suchen, mein erweitertes Kunstgotisch etwa der Kirche von Ravenna als
Sprache ihrer Liturgie anzudienen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Niels
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Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Katholische Kirche und Esperanto

Beitrag von Niels »

Gutes Schlusswort.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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