Schuld und Vergebung

[Angelika]

Vorbedingung dazu, vergeben zu können, ist übrigens die Liebe, oder?

Für's Annehmen der Vergebung auch, oder ?

[Robert Ketelhohn]

Und Demut. Aber die wiederum … ja, du hast recht.

[Samuel]

Ich habe dazu kürzlich einen Text gelesen, der mich sehr beeindruckt hat: Von der Holländerin Corrie ten Boom, die im KZ war, weil sie Juden versteckte, dort lernte, dass Gottes Wort dort am mächtigsten ist, wo die Not am größten ist, und später Vorträge hielt, um von dieser Erfahrung zu berichten.

In einem Gottesdienst in München sah ich ihn, den früheren SS-Mann, der vor der Tür zum Duschraum in Ravensbrück Wache gestanden hatte. Er war der erste unserer wirklichen Kerkermeister, den ich seit damals wiedersah. Und plötzlich war das alles wieder lebendig - der Raum voll spottender Männer, die Kleiderhaufen, Betsies vom Schmerz gezeichnetes Gesicht.
Als die Kirche sich leerte, kam er strahlend und sich verbeugend auf mich zu. "Wie dankbar bin ich Ihnen für Ihre Botschaft, Fräulein", sagte er. "Mir vorzustellen, daß er, wie sie sagen, meine Sünden abgewaschen hat!"
Er streckte die Hand aus, um meine zu schütteln, aber ich, die ich in Bloemendaal den Menschen so oft gepredigt hatte, daß sie vergeben müßten, ließ meine Hand herunterhängen.
Selbst als die bitteren Rachegedanken in mir hochkochten, erkannte ich, daß das Sünde war. Jesus Christus war für diesen Mann gestorben; wollte ich mehr verlangen? "Herr Jesus", betete ich, "vergib mir und hilf mir, ihm zu vergeben."
Ich versuchte zu lächeln, bemühte mich krampfhaft, meine Hand zu heben. Ich konnte es nicht. Ich fühlte nichts, nicht den kleinsten Funken Wärme oder Erbarmen. Und so hauchte ich wieder ein stummes Gebet. "Jesus, ich kann ihm nicht vergeben. Schenke mir deine Vergebung."
Und als ich seine Hand nahm, geschah etwas ganz Unglaubliches. Von meiner Schulter herunter, an meinem Arm entlang und durch meine Hand schien ein Strom von mir auf ihn überzugehen, während in meinem Herzen eine Liebe zu diesem Fremden aufloderte, die mich fast überwältigte.
Und so entdeckte ich, daß die Heilung der Welt weder von unserer Vergebung noch von unserer Güte abhängt, sondern allein von seiner. Wenn er uns sagt, daß wir unsere Feinde lieben sollen, dann schenkt er uns mit diesem Gebot die Liebe selbst.

[Effata]

Liebe Brüder und Schwestern,
ich glaube, dass es nicht richtig ist, dass sich die Kirche dazu bekennen muss, denn es wäre dasselbe, wenn Dir jemand sagt, daß sein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Opa damals seinem Ur-Ur-Ur-U-Ur-Onkel etwas sehr Böses angetan hat und dass DU DICH dafür schuldig bekennen sollst. Selbst im AT steht geschrieben, dass der Sohn nicht für die Schuld seines Vaters aufkommen muss... Was lehrt ir denn da, wer hat euch denn gesagt, dass....
Andersherum kann die Kirche auch nicht Ihre Vorgänger verurteilen, denn das ist nicht der Wille Jesu! Verurteile niemanden, dann wird Dich Gott auch nicht verurteilen.
Sonst begeben wir uns wieder außerhalb der Gnade, die uns durch Jesus geschenkt ist, und kehren zurück ins AT.
Wir befinden uns doch in der Gnadenzeit, oder? Das ist die letzte Zeit, laut Bibel.

Unsere persönliche Schuld zu bekennen ist sehr wichtig und richtig, aber wie können wir denn für die Schuld der anderen aufkommen, die vor uns waren? Nur Jesus kann das, denn er hat das Kreuz getragen für aller Menschen Sünden... Wenn er es für richtig hält, wird er es auch tun, wenn nicht, dann eben nicht. Wir sollen den Heiligen Willen Gottes nicht versuchen zu "korrumpieren", denn Gott list unbestechlich.

Effata