Raimund Josef H. hat geschrieben:Gut, dann einigen wir uns als Lösungsansatz auf:
sofaklecks hat geschrieben:a) Die katholische, wobei dann aber ein Geistlicher so weit wie möglich von allen Dingen zu entlasten ist, die auch ein Laie übernehmen kann. In seinem Leben muss die Spendung der Sakramente, nicht die Verwaltung möglichst grosser Apparate im Vordergrund stehen. Ein echter Hochwürden, eingebunden in eine Hierarchie.
Und wie soll das in der Praxis dann konkret ausgestaltet werden?
[...]
1)
Können sich Priester wirklich vorstellen, Verwaltungsaufgaben konsequent abzugeben? Das scheint mir ebenfalls vordringlich. Ich bezweifle, dass Priester das tatsächlich wollen.
Ich habe eher den Eindruck, die Hierarchen und teilweise auch die Priester selbst haben extreme Schwierigkeiten sich vorzustellen, dass die Verwaltung einer Pfarre, eines Kirchenvermögens geht, ohne dass der Pfarrer unter alles seine Unterschrift setzt. Jedenfalls gibt es m. W. kein deutsches Bistum, das in seiner Verwaltungspraxis zulässt, dass ein ehrenamtlich tätiger, wirklich sachkundiger Laie die Bau- und Finanzaufsicht in einer Pfarre macht und die getätigten Entscheidungen mit seiner Unterschrift und durch das eventuelle Hinhalten seines eigenen Kopfes bestätigt. Belehrt mich bitte eines besseren. Das wäre ein Zeichen der Hoffnung!
Unter den gegebenen Verhältnissen müssen immer wieder die Pfarrer bzw. Priester ran, um extrem Seelsorgs- und Liturgiefernes zu regeln.
2)
Müssen Verwaltungsapparate sein? In sofaklecks' und Raimunds Beitrag scheint noch etwas anderes wichtig: die Existenz möglichst großer Apparate. Täusche ich mich mit dem Eindruck, dass in den vergangenen dreißig Jahren der Apparat zur Verwaltung der Seelsorge in den Generalvikariaten und Ordinariaten durch die Einrichtung immer neuer Abteilungen, in denen dann Dipl.-Theologen tätig werden, unheimlich zugenommen hat? Wie sind die Erfahrungen in den Ortskirchen?
Wie wäre es, wenn die großen Apparate abgeschafft würden und die dort befindlichen Mitarbeiter Pfarren zur seelsorgerlichen Mitarbeit zugewiesen würden (Sakramentenvorbereitung z. B. halte ich eigentlich nicht für die Aufgabe von Müttern, die sich selbst zu Sakramentenbegleiterinnen ihrer Kinder ernannt haben, sondern für die der Theologen, die in den Pfarren tätig sind)?
3)
Unsachlichkeit als Ursache für Endlossitzungen? Und dann ist mir noch etwas aufgefallen: cantus planus' Bemerkung, er verbringe mehr Zeit in Gremiensitzungen als in der konkreten Arbeit mit den Chören (Orgelschülern) usw.
Meine These: Auch die endlosen Gremiensitzungen, die offensichtlich die Mitdiskutanten und -diskutantinnen alle nerven, hat die Kirche selbst gezüchtet. Der Trend begann ebenfalls in den 1980ern, vielleicht zu jener Zeit, in der die Gewerkschaften es so nach und nach schafften, die Verkürzung der Wochenarbeitszeit durchzusetzen.
Wenn alle Maßstäbe unklar geworden sind, weil man in der Ortspfarre immer meint, es sei nicht chic, sich an die von der Kirche als ganzer vorgegebene Ordnung (der Liturgie, der Seelsorge usw.) zu halten, sondern immer alles neu diskutieren zu müssen, muss man eben ständig Sitzungen halten. Dann brauche ich natürlich ewig, um eine Sonntagsmesse vorzubereiten, während ich, wenn die Aufgaben klar sind und jede Person ganz sachlich das Ihre erledigt hat, bestenfalls 20 min dafür benötige.
In den Ortspfarren grassiert die Unsachlichkeit - ein geistlicher Herr von der Katholisch-Sozialen Akademie polemisiert mächtig gegen die eigenen Berufskollegen und die Hierarchie, eine Gemeindereferentin wird von der Lokalzeitung in den Vordergrund gestellt und lässt sich in Mantelalbe neben dem Altar ablichten... Über die Ursachen dafür müsste man nachdenken. Liegt es wirklich nur an der Unkenntnis jener Laien, die in den Gremien sitzen? Oder auch daran, dass Pfarrer nicht dafür sorgen, dass wirklich Kompetente - vom Weitblick eines sofaklecks, wie es in diesem Strang geheißen hat - in den Gremien sitzen? Warum sitzen solche Leute nicht in den Gremien, warum werden sie nicht gewählt, wenn sie kandidieren, warum werden sie nicht in die Pfarrgemeinderäte berufen, wenn sie nicht gewählt worden sind? (Nach meiner Erfahrung werden nur die in den PGR gewählt, deren Oma mütterlicherseits schon vor Ort gewohnt hat; und wenn die 1945 aus Schlesien kam, ist's schon schwierig.)
Mittlerweile - das war um 1970 noch anders - sitzen wegen der grassierenden Unsachlichkeit und Emotionalität hauptsächlich Leute in den PGRen und Ausschüssen, für die im Bereich Religion Gefühle und Sentimentalitäten so wichtig sind, dass sie die Sache - die Lehre der Apostel - völlig vergessen haben. Deshalb auch immer der Firlefanz und Schabernack in Familienmessen. Die Männer, denen die Emo-Schiene nicht so wichtig ist, sind weggeblieben (haben auch meist unendliche Arbeitszeiten). Die Defizite in der Ausbildung der Seelsorgerinnen und Seelsorger führen dazu, dass auch diese immer auf der Emo-Schiene fahren, statt sie zu bremsen.
4)
Ist der Mangel an Sachlichkeit die eigentliche Ursache für die Krise? Weil man meint, man dürfe Gottes Wort in seiner Auslegung durch die kirchliche Lehrverkündigung den Leuten nicht mehr zumuten und dürfe nicht, von der kirchlichen Lehrverkündigung ausgehend, das Leben der Menschen deuten, kommt man auf allerhand krause Gedanken.
Nicht nur in Pfarren, auch in Ordinariaten und in der Priesterausbildung (wo auch nicht alles Gold ist, was glänzt).
Ich bin gespannt, was Ihr zu sagen habt.
Gruß
c.