Fiore hat geschrieben:»Ich sehe mir dazu Bilder (3-6. Jhdt.) von Feiern des höchsten Sakraments in den Katakomben an.«
»Bilder in den Katakomben«, kaum »Feier des höchsten Sakraments in den Katakomben«. Bloß zur Klarstellung.
Fiore hat geschrieben:»Wie sah das aus. Da saßen alle rund um einen Tisch auf ihm sieht man Wein, Brot und Fisch, das ganze sieht aus wie das letzte Abendmahl, mittig der Presbyter, der in "persona Christi" handelt.«
Nicht »rund um« den »Tisch«, sondern an einer Seite (der äußeren Rundung) eines halbrunden oder „sigmaförmigen“ Altars. Richtig ist, daß zu der Zeit, die du ansprichst, der Priester seinen Platz meist schon am Scheitelpunkt des Halbrunds hatte (also »mittig«); in der Frühzeit (wie zur Zeit Jesu) allerdings am rechten (vom Betrachter aus linken) „Horn“ des Altars.
Die Ablösung dieser Form der Liturgie, die noch unmittelbar mit der Agape verbunden war, dürfte im griechischen Osten schon im dritten Jahrhundert stattgefunden haben und griff nach der Legalisierung des Christentums überall Platz, wobei Rückzugsgebiete der Agape-Eucharistie sich noch bis ins frühe fünfte Jahrhundert (Aquileja) oder gar bis ins sechste (Alexandrien) hielten.
Fiore hat geschrieben:»Ganz einfach das Christentum wurde Staatsreligion und verpflichtend, es war keine Sahe des freien willens mehr sondern verpflichtender Staatsdienst Christ zu sein, verpflichtender Staatsdienst die Messe zu besuchen, ansonsten drohten Konsequenzen, denn den Staatsdienst zu verweigern war Verrat.«
Das ist historisch nicht zutreffend.
Fiore hat geschrieben:»dann alles muß ja seine Ordnung haben, das Amt des Priesters war nicht mehr ein Dienst für Gott und die Gemeinde sonder ein staatlicher Dienst«
Das trifft ebensowenig zu. Aber ich will die Frage des Verhältnisses von Kirche und Staat im Römerreich – obgleich historisch fehlinterpretiert – außen vor lassen, denn das Argument geht schon aus rein chronologischen Gründen fehl. Der liturgische Wandel ist längst vollzogen, als von christlicher Staatsreligion noch keine Rede sein kann. Die Ursachen sind also anderswo zu suchen.
Fiore hat geschrieben:»der Versuch den Geist Gottes, Gott selber in Regeln und Rituale zu zwingen war die größte Irrlehre der Kirche überhaupt«
Lies einmal Paulus nach. Oder die urkirchliche Didache. Und denk nicht, die alte Agape-Eucharistie sei kein festes „Ritual“ gewesen. Die Agape selber – die Fortsetzung des Letzten Abendmahls Jesu mit den Aposteln – ist ja schon Ritual, wie sie aus dem jüdischen Mahlritus übernommen wurde. Erst recht die Eucharistie, die Christus innerhalb dieses Abendmahls als etwas Neues eingesetzt hat und die die Apostel und ihre Nachfolger zunächst innerhalb dieses Abendmahl, dann von ihm zunehmend deutlicher abgesetzt nachvollzogen haben.
Fiore hat geschrieben:»alte "Traditionen" aufgreifen, die Gemeinde bestimmt aus ihrer Mitte ihren Presbyter«
Das ist eine eher moderne Legende.
Fiore hat geschrieben:»Noch ein kleine Anmerkung am Rande auf einem dieser Bilder in der Priscilla-Katakombe ist der Presbyter eine Frau.«
Ein hochinteressantes Stück, diese üblicherweise »fractio panis« genannte Darstellung, wiewohl schwer zu interpretieren. Hier noch einmal zwei Abbildungen davon:


Erich hat schon einiges dazu gesagt. – Der Priester oder Zelebrant ist ohne Zweifel der am rechten „Horn“ – also ganz links vom Betrachter aus –, der die Hände über den Altar streckt. Mir scheint hier eher die Konsekration dargestellt zu sein als die „Brotbrechung“ zur Kommunion, was die herkömmliche Deutung ist. Aber ich müßte ein besseres Bild haben oder auch das Fresko selbst in Augenschein nehmen, um mir eine sichere Meinung bilden zu können.
Jedenfalls beweist schon die Position des Zelebranten, daß es sich um eine sehr alte Darstellung handelt. Entsprechend datiert man sie auch auf den Anfang des zweiten Jahrhunderts. Ohne Zweifel spiegelt sie den damals – und noch längere Zeit darüber hinaus – lebendigen Brauch der Agape-Eucharistie wieder. (Die früher vorherrschende, rein symbolische Deutung ist verfehlt.) Die übrigen sechs Personen am Altar repräsentieren die Gemeinde, die zur Agape und innerhalb ihrer zur Feier der Eucharistie und zum Empfang der Kommunion versammelt ist.