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Allgemein Katholisches.
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Simon
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Beitrag von Simon »

Im kirchenamtlichen Schreiben bezüglich der Exkommunikation der "Priesterinnen" steht u. a.:
b) Der zweite Aspekt ist lehrmäßiger Natur: Sie leugnen formell und hartnäckig die Lehre, die von der Kirche immer gelehrt und gelebt und von Johannes Paul II. in endgültiger Weise vorgelegt wurde, dass nämlich "die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden" (Apostolisches Schreiben Ordinatio sacerdotalis, Nr. 4). Die Leugnung dieser Lehre ist als Ablehnung einer Wahrheit, die zum katholischen Glauben gehört, zu qualifizieren und verdient deshalb eine gerechte Strafe (vgl. can. 750 § 2; 1371 1° CIC; Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Ad tuendam fidem, Nr. 4A).

Indem die betroffenen Personen diese Lehre ablehnten, behaupteten sie darüber hinaus, dass das päpstliche Lehramt nur verbindlich sei, wenn es auf einer Entscheidung des Bischofskollegiums basiere, vom sensus fidelium getragen sei und von maßgebenden Theologen angenommen werde. Auf diese Weise widersprechen sie der Lehre über das Lehramt des Nachfolgers Petri, die vom Ersten und vom Zweiten Vatikanischen Konzil vorgelegt wurde, und anerkennen faktisch nicht die Unabänderlichkeit der Äußerungen des Papstes über Lehren, die in endgültiger Weise von allen Gläubigen zu halten sind.
Mir stellt sich nun die Frage, ob ein "Zurdiskussionstellen" einer vom Papst als endgültig bezeichneten Entscheidung nicht als zumindest formelles Leugnen gedeutet werden kann.

Meine Motivation ist zwar, dass am Ende vielleicht aus x Diskussionen in y Foren so viel Fakten am Tisch liegen, die mir das Annehmen der betreffenden Lehraussage mit Verstand und Herz ermöglichen.
Das muss aber nicht so enden, möglich wäre es ja auch, dass genau das Gegenteil passiert.
Und ob von mir gepostete Gegenmeinungen zum diskutierten Lehrinhalt nicht zusätzlich bei anderen Zweifel auslösen, kann auch niemand voraus sagen.

Herzliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Der Papst hat diese deutsche Diskussion beendet. An Jesu *******mahl**** nahmen 12 Männer teil, die sich Jesus persönlich aussuchte. Darüber war Jesus ************************, der seine Entscheidungen im engsten Kreis durchsprach oder genau gesagt, bekannt gab. Dies waren Petrus, Johannes und Jakobus. Aus diesem Kreis folgte der nächste größere Kreis und dann kamen die nächsten größeren Kreise dran. Natürlich kann man rumdiskutieren, ob Jesus nicht doch ein Wurm gewesen ist, der den ganzen Tag lang in Äpfeln rum schlich, allerdings nicht auf kirchlicher Ebene.

*Deplazierte Betriffe entfernt (Jürgen)*

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Simon hat geschrieben:Mir stellt sich nun die Frage, ob ein "Zurdiskussionstellen" einer vom Papst als endgültig bezeichneten Entscheidung nicht als zumindest formelles Leugnen gedeutet werden kann.
Das würde ich nicht so sehen.

Man kann über jedes Dogma der Kirche diskutieren.
Nunja, bei solchen Diskussionen würde ich mir zwar den Vorwurf einhandeln, die andere Seite nicht verstehen zu wollen -- aber das bin ich ja gewöhnt ;-)
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Simon
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Beitrag von Simon »

Hallo Jürgen, wenn du mich so ermutigst, dann möchte ich zwei Links posten, die meiner Meinung nach zu katholischen Seiten führen und die beweisen, dass die Bezeichnung Apostel auch für Frauen gebräuchlich war, dass also meine diesbezüglichen Zitate kein Unsinn waren:
(allerdings von den Altkatholiken)

Herzliche Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@Simon

Das griff ich mal im Frauenpreistertumthread auf
Naja neben der Priskastelle

"Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus."

Womit er im Gegensatz zu seiner sonstigen Wotrtwahl sie als "Missionarskollegen" titluiert. Was nahe legt das Priska sehr wohl eine Presnyterin war, besonders da ja früher die Gemeinde wenn man den 1. Clemensbrief heranzieht nicht von einem sondern einem "Presbyterrat" geleitet wurde.

Gibts noch das leidige Problem mit Junia/s das auf eine Frauenordination im höchsten Rang sprechen könnte

"Salutate Andronicum et Iuniam cognatos meos et concaptivos meos, qui sunt nobiles in apostolis, qui et ante me fuerunt in Christo." (Röm 16,7)

"Grüßt Andronikus und Junias, die zu meinem Volk gehören und meine Mitgefangenen waren, die bei den Aposteln angesehen sind und schon vor mir in Christus gewesen sind."

Nun ist es so es gab in der Antike nicht den männlichen Namen Junias und war auch nicht bezeugt. Aber es gab den Namen Junia der weiblich war, nun gab es im griechischen noch keine Akzentuierung die auf das geschclecht schliesen liese. Und zwei der frühesten "Nachakzentuierungen" sind weiblich. Und auch die griechischen Kirchenväter interpretierten ihn als weiblich (Logo war ja ihre Muttersprache). Erst mit Aufkommen der Reformation wurde wurde der Name endgültig "vermännlicht", aber bis zur 1. Hälfte des 20.Jahhunderts finden sich in Bibelkommentaren noch anmerkungen zu Junia bzw. Junias. Erst jetzt ist sie als Frau gestorben und als Mann wieder auferstanden (zumindest literarisch und verständnismässig).

Aber ist irgenwie klar das der Name vermännlicht wurde bzw. so verstanden wird wenn man Paulus Charakterisierungen ernstnimmt

Es waren also Judenchristen ("..von meinem Volk..") die mit ihm in der Gefangenschaft waren und die bereits vor ihm Christen waren und nochdazu angesehene Apostel.
Nun in unserem verständnis da wir kein Frauenordinariat kennen konnte daher junia nur ein Junias sein, es gab ja kein weiblichen Apostel, mußte es daher zu einer umdeutung kommen.
Ich sehe hier sowohl ein starkes Indiz für eine Frauenordnitaion in den urchrisctlichen Gemeinden und die umdeutung als "Es darf nicht sein was nicht sein kann.".
Nebenbei hebt Paulus neben Priska und Junia noch 2 andere Frauen für ihren Dienst hervor, daraus lässt sich sehr wohl schließen das es sich hier nicht nur um fromme Jungfrauen oder Witwen in besonderer Stellung handelte sondern es sehr wohl möglich ist das sie geweihte Ämter im heutigen sinn mit Leitungsaufgaben innehatten.

@Robert
Was deinem Diakonissinenverständnis widerspricht sind die Apostolischen Konstitutionen aus dem 4. Jhdt. Wo die Diakonissin als Weihestufe angesehen wird, bzw. wird sie durch Handauflegen
von Diakon und Priester "geweiht", zwar beschränken sich hier ihre Azfgaben auf die karitative Zwecke, sowie Unterweisung/Lehre der Frauen aber es war noch eine Weihe. Im 6. Jhdt. war das Amt ganz verschwunden, aber in der Tatsache einer Weihe sehe ich eher eine Degeneratin des Amtes und nicht eine Deutung die heute auf eine Gemeindesschwester oder Nonne passen würde.

LG
Fiore

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Simon
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Beitrag von Simon »

Hier ein kleines Beispiel dafür, wie die griechisch orthodoxe Kirche die kirchliche Tradition einschätzt:


Http://www.rhodos-journal.de/orth/5.htm

Untenstehender Text zeigt nur einen kleinen Ausschnitt dieser Seiten:

Bibel und kirchliche Tradition gehören zusammen:

Wenn evangelische Christen von außen auf die orthodoxe Kirche schauen, so begegnen ihnen eine Fülle von Glaubensaussagen und gottesdienstlichen Gebräuchen, die ihnen sehr fremd erscheinen. Woher mag all dies Fremde kommen? In der Bibel findet sich davon nur wenig.

Aber für die orthodoxen Christen ist nicht die Heilige Schrift allein Quelle des Glaubens, sondern zur Bibel kommt hinzu die kirchliche Tradition und das gottesdienstliche Leben. Die griechisch-orthodoxe Kirche sieht sich selbst in ungebrochener Kontinuität mit den allerersten christlichen Gemeinden: Das ist ihre eigentliche Basis.

Für evangelische Christen, an das reformatorische "sola scriptura" ("allein die Schrift") gewöhnt, mag das auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Aber schauen wir genauer hin:
Wenn wir zurückgehen zu den Anfängen des christlichen Glaubens, so sehen wir, dass das Neue Testament inmitten der bereits existierenden Gemeinden entstanden ist: Für sie wurden die Worte und Taten Jesu aufgezeichnet und allmählich zu den Evangelien zusammen gefügt, und einige der zahlreichen Apostelbriefe wurden zusammen mit der Apostelgeschichte und der Offenbarung des Johannes allmählich für "kanonisch" erklärt, d.h. als zuverlässige Quellen des Glaubens anerkannt.
Wer entschied, welche der zahlreichen Evangelien ins Neue Testament aufgenommen werden sollten und welche der vielen kursierenden Apostelbriefe? Die Kirche, genau gesprochen die Synoden, die mancherorts zusammen traten: Sie mußten entscheiden, welche Texte in den christlichen Gottesdiensten vorgelesen werden durften, und es dauerte etwa drei Jahrhunderte, bis endlich Einmütigkeit über den Umfang des Neuen Testamentes herrschte. Insofern betrachten die orthodoxen Christen mit Recht die Kirche als den Mutterschoß der Heiligen Schrift.

Die kirchliche Tradition erwies sich auch als Hilfe bei der Auslegung der Heiligen Schrift. Woher sonst wüßten wir zum Beispiel, dass Andronikos und Junias, denen Paulus im Römerbrief (16,7) zugesteht, sie seien schon vor ihm Apostel gewesen, keine Brüder waren, sondern ein Ehepaar, und darum der zweite Name "Junia" heißen muß? Älter als die älteste Handschrift des Neuen Testamentes ist nämlich eine Predigt des Kirchenvaters Johannes Chrysostomos, in der er über dieses Ehepaar spricht und bezeugt, dass in frühester Zeit im Römerbrief wirklich der Name Junia stand. Also wurde erst in späterer Zeit aus Junia ein Junias gemacht - vermutlich sollte die Tatsache, daß eine Frau den Titel Apostolin getragen hat, aus der Welt geschafft werden.

Noch abenteuerlicher ist die Geschichte von der Ehebrecherin im Johannes-Evangelium (8,2-11), eine Perikope, die für uns ins Herz des Neuen Testamentes gehört. Es gab diesen Bericht schon in früher Zeit, aber er fand zunächst keine Aufnahme in ein Evangelium, so anstößig war die Geschichte in den ersten christlichen Jahrhunderten. Denn Ehebruch gehörte zusammen mit Mord und Glaubensabfall zu den schwersten Sünden überhaupt, für die man ein Leben lang Kirchenbuße tun musste. Und da soll Jesus mit dem einen Satz: "Geh hin und sündige von nun an nicht mehr" der Sünderin Vergebung zugesprochen haben? Untergräbt ein solcher Satz nicht die Kirchenzucht, die die Gläubigen danach eifern lässt, "Gemeinschaft der Heiligen" zu sein? Aber diese Geschichte ließ sich nicht in Vergessenheit bringen, immer wieder tauchte sie in Handschriften des Neuen Testamentes auf, bis sie endlich im 8. Jarhundert ihren endgültigen Platz im Johannesevangelium erhielt, wiederum durch die Entscheidung einer Synode.

Schrift und Tradition enthalten für orthodoxe Christen keine Gegensätze, sondern bezeugen gemeinsam Gottes Offenbarung an uns Menschen, sie korrigieren und bestätigen einander. Beide sind sie notwendig, um die Kirche auf der Spur des Evangeliums zu halten.
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Das Beispiel mit Junia zeigt, dass den Männern auch Geschichtsfälschung als probates Mittel erschien, die Bedeutung der Frauen im Urchristentum zu verschleiern. Im Sinne der Verdrängung der Frauen durfte es einfach nicht wahr sein, dass Junia eine Apostolin war. Ergo machte man einen Junias aus ihr.

Auf dieses Faktum stieß ich nicht nur in der oben zitierten Homepage.

Herzliche Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Simon, daß Jo 7,53 - 8,11 in einer Reihe wichtiger alter Codices fehlen, ist nichts Neues. Der Abschnitt war aber in abweichenden Rezensionen vorhanden. Besonders als durch die Autorität Constantinopels eine bestimmte Rezension immer mehr zu allgemeiner Geltung gelangte, wurden auch die übrigen Rezensionen nach und nach angepaßt, gegebenenfalls also auch Jo 7,53 - 8,11 eingefügt.

Solche Fälle gibt es einige. Daraus weitreichende theologische Folgerungen zu ziehen, ist einigermaßen abwegig. Ich kann auch nicht einmal einsehen, was am Hinzufügen oder Weglassen dieser Stelle frauenfeindlich oder frauenfreundlich sein soll. Der Autor deines Texts widerspricht sich auch selbst. An sich soll die ursprünglich bedeutende Rolle der Frau in Leitungsfunktionen der Kirche mit der Zeit zurückgedrängt worden sein. Im Falle Jo 7,53 - 8,11 soll es gerade umgekehrt gegangen sein.

Richtig ist dagegen wiederum, daß Johannes Chrysostomus Rm 16,7 eine Frau Junia annimmt (in Rom. XXXI,2), während andere – die sich, historisch gesehen, insgesamt durchgesetzt haben – aus dem Römerbrief einen Mann Junias herauslasen. Das hat nun aber weder mit einem zweifelhaften Evangelientext zu tun, noch mit theologischen Problemen oder einer generellen Frauenfrage.

Da ich hier kürzlich schon einmal über das Thema: »Junias oder Junia?« geschrieben habe, suche ich das gleich noch mal heraus und bringe ein Zitat daraus.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Was nun die angebliche Junia betrifft, so kann die einzig belegte griechische Akkusativform ΙΟΥΝΙΑΝ (ohne Spiritus und Akzente, die man damals noch nicht benutzte) sowohl weiblich (Ἰουνίαν, nom. Ἰουνία) als auch männlich (Ἰουνιᾶν, nom. Ἰουνιᾶς) sein. Der Kontext – die Reihung von Grüßen am Briefschluß: erst das Ehepaar Prisca und Aquila, dann Epænetus, dann eine Maria, dann Andronicus und Junias oder Junia, dann eine Reihe von Männern und schließlich noch einmal drei Frauen – legt meines Erachtens eher nahe, einen Mann Junias anzunehmen.

Andronicus und Junias wären dann wohl ein Gespann zu zweit ausgesandter Katechisten gewesen. So wurde die Stelle meines Wissens traditionell verstanden und akzentuiert. Dem Hinweis, die griechischen Kirchenväter hätten das anders interpretiert und eine Frau Junia angenommen – während meine Erinnerung das Gegenteil zu wissen meint –, kann ich nicht nachgehen, da ich auf die Schnelle in den Schriften, die ich zur Hand habe, keine Belege finde.

Origenes allerdings, dem gerade in solchen nicht-dogmatischen Sachen große Autorität zukam, hat eindeutig zwei Männer Andronicus und Junias angenommen und erwägt nicht einmal eine Frau Junia (in Rom. X,21.26.39). Er vermutet, es könne sich um zwei der einst vom Herrn je zu zweien ausgesandten Zweiundsiebzig handeln, zumal der Apostel von ihnen sagt, daß sie »vor mir in Christus gewesen sind«. – Denkbar bleibt freilich auch, daß es sich um ein Katechisten-Ehepaar wie Priscilla und Aquila gehandelt habe. Letzte Sicherheit läßt sich nicht gewinnen.

Der männliche Name Ἰουνιᾶς ist übrigens sehr leicht als kontrahierte Kurzform von Ἰουνιᾶνος ‹ lat. Junianus zu erklären, gebildet mit der damals sehr produktiven Endung -ᾶς. Auf dieselbe Weise sind zum Beispiel Σιλᾶς ‹ Σιλουᾶνος ‹ lat. Silvanus, Λουκᾶς ‹ Λουκᾶνος ‹ lat. Lucanus (oder ‹ Λούκιος ‹ lat. Lucius) und Ἐπαϕρᾶς ‹ Ἐπαϕρόδιτος gebildet worden; eine weibliche Ἰουνία dagegen – sprachlich ebenso möglich – wäre die schlichte Entsprechung einer lateinischen Junia.

Kurz gesagt: Die Stelle ist einfach nicht ganz eindeutig. Was die Frage betrifft, inwiefern Andronicus und Junias oder Junia „Apostel“ gewesen seien, gilt übrigens dasselbe. Man kann Paulus dahingehend übersetzen, die beiden seien »angesehen unter den Aposteln« gewesen – also selbst „Apostel“ –, oder aber »angesehen bei den Aposteln«. Im ersten Falle hätte Paulus den Apostelbegriff „uneigentlich“, also im allgemeinen Sinne verwandt, im andern Fall im Sinne des besonderen Amtes der Zwölfe. Beides ist denkbar. Wie auch immer, das Ergebnis ist in jedem Fall: Andronicus und Junias oder Junia waren ein Katechistenpaar, wahrscheinlich zwei Männer, vielleicht auch ein Ehepaar.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Simon
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Beitrag von Simon »

Herzlichen Dank, Robert, für deine Stellungnahme, die trotz deiner Zeitnot sehr umfangrech und auch sehr exakt ausgefallen ist.

Liebe Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Dem Hinweis, die griechischen Kirchenväter hätten das anders interpretiert und eine Frau Junia angenommen – während meine Erinnerung das Gegenteil zu wissen meint –, kann ich nicht nachgehen, da ich auf die Schnelle in den Schriften, die ich zur Hand habe, keine Belege finde. «
[/color]
Die Stelle bei Johannes Chrysostomus habe ich dank deines Hinweises nun also doch noch gefunden.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Man kann Paulus dahingehend übersetzen, die beiden seien »angesehen unter den Aposteln« gewesen – also selbst „Apostel“ –, oder aber »angesehen bei den Aposteln.
[/color]
Hier versteht Johannes: »angesehen bei den Aposteln«.
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Simon
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Beitrag von Simon »

Hallo Robert, ich habe noch eine kurz zu beantwortende Frage. Darf ich deine Antworten unter Angabe des Autors und der Quelle (Kreuzgang) meiner Textsammlung zu diesem Thema hinzu fügen, um sie im Bedarfsfall später einmal verwenden zu können?

Herzliche Grüße
Simon
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Simon
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Beitrag von Simon »

http://www.stmichael-online.de/slenczka.htm

Ich habe eine Seite gefunden, die zeigt, dass sich auch auf evangelischer Seite nicht alle wohl fühlen beim Gedanken an die Frauenordination:
"Wer aber das nicht anerkennt, der wird nicht anerkannt." (1 Kor 14,38)
aus einem Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Slenczka vor der Synode der Evang.-Luth. Kirche von Schaumburg Lippe am 5. 10. 1991 ("Bückenburger Vortrag")

Man kann natürlich und wird vermutlich mit Mehrheitsentscheidungen die Frauenordination durchsetzen und ihre Anerkennung auf dem Wege kirchlicher Gesetzgebung erzwingen. Man kann aber weder den Wortlaut noch die Wirkung des Wortes Gottes, der Heiligen Schrift, ändern oder außer Kraft setzen. Und das ist die eigenartige Beobachtung in den skandinavischen Kirchen, aber auch bei uns, daß beruhigte Gewissen unerwartet wieder unruhig werden durch das Wort der Schrift. Ich zitiere aus einem weiteren schwedischen Bericht:

„Die Behörden, kirchliche wie weltliche, sind davon beunruhigt, daß die Überzeugung, daß Pastorinnen mit dem Neuen Testament unvereinbar sind, nicht von selbst ausstirbt, sondern in jeder neuen Generation immer wieder Anhänger findet. Man spricht von der ‚Pastorinnenfrage‘ und meint darunter zwei ganz verschiedene Probleme. Erstens: ‚Wie lebt man mit solchen Auseinandersetzungen doch in einer Kirche zusammen weiter? Zweitens: ‚Wie kann der Widerstand zum Aufhören gebracht werden?‘ "
(Svenska kyrkans fria Synod. Die Freie Synode der schwedischen Kirche, 1986. 13.)

Daß die Gewissen durch das Wort Gottes unruhig werden, erleben wir auch unter den Theologiestudenten, und zwar, das möchte ich ausdrücklich betonen, bei männlichen ebenso wie bei weiblichen. Wir erleben das auch in der Gemeinde; wir erleben es auch bei solchen, die bereits ordi­niert sind und die dann unter Umständen gerade durch das Wort Gottes in Anfechtung geraten, von dem sie in ihrem Dienst doch getragen werden sollten.

Warum das so ist und immer bleiben wird, will ich an der Hauptstelle 1. Kor 14,33-40 in Verbindung mit 1. Tim 2,9-15 zeigen. Hier haben wir das unbedingte Nein zum Reden beziehungsweise zum Lehren durch Frauen in der Gemeindeversammlung. Dieses Nein wird in eine Situation hinein gesprochen, in der das geschieht. Dreifach wird dieses Nein mit dem schwersten Gewicht geistlicher Autorität begründet:

1. Der erste Grund lautet: „Wie in allen Gemeinden der Heiligen ...“ (Vers 34). Das ist der Hinweis auf einen ökumenischen Konsens, den die Gemeinde von Korinth mit ihrer Anpassung an die Umwelt durchbricht. Jeder von uns weiß, daß die Einführung der Frauenordination, beginnend in den fünfziger Jahren, zu einem neuen kirchentrennenden Faktor geworden ist und sämtliche vorhandenen Annäherungen zu einer Verständigung über das kirchliche Amt gestört beziehungsweise aufgehoben hat. Das betrifft zuerst das Verhältnis zu den orthodoxen Kirchen des Ostens und zur römisch-katholischen Kirche. Es betrifft aber auch die Kirchengemeinschaft innerhalb der einzelnen Kirchen. Wir beobachten das zur Zeit in der Anglikanischen Gemeinschaft.

Beiläufig, doch nicht ohne Absicht, sei auf einen anderen die ökumenische Verständigung störenden Sachverhalt hingewiesen: die Sakramentsverwaltung durch Nichtordinierte während der 2. Ausbildungs­phase.

2. Der zweite Grund lautet: „Wie auch das Gesetz sagte ...“ Dies ist die Berufung auf das Wort Gottes des alten Bundes, insbesondere auch auf die Zuordnung von Mann und Frau nach 1. Mose 1 bis 3. (Vgl. 1. Tim 2,13—15; 1. Kor 11,1—16; Eph 5,21 ff.)

Jürgen Roloff hat in seinem neuen Kommentar zum 1. Timotheusbrief sicher recht, wenn er dazu feststellt: „Die meisten vorliegenden Deutungsversuche verfolgen das Ziel, das Ärgernis dieser Aussage aus der Welt zu schaffen." (Jürgen Roloff, Der erste Brief an Timotheus. (= EKK XV) Zürich / Neukirchen 1988, 140.)

Wer geistlich im Vertrauen auf das Heilsame des Wortes Gottes liest, hört und urteilt, der wird jedoch folgendes nicht übersehen können. Die Unterordnung, von der an diesen Stellen die Rede ist, wird umschlossen und bestimmt durch Person und Werk Jesu Christi. Deshalb gilt prinzipiell für die Gemeinschaft in Christus unter den Christen: „Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi“ (Eph 5,21). Das in Christus begründete und anschauliche Wesen dieser Unterordnung aber besteht eindeutig in der Hingabe Christi für die Gemeinde (Eph 5,25) und in dem Gehorsam des Sohnes Gottes gegenüber dem Vater (1. Kor 11,3). Dieses Verhältnis anders in Verteidigung oder Protest zu sehen wäre unchristlich, sofern dann das Verhältnis von Mann und Frau ohne Christus gesehen würde. Es ist die Entscheidung, ob wir von Christus her denken oder nach der unaufhebbaren Polarisierung von Mann und Frau.

Ähnlich verhält es sich mit dem Hinweis für die Frau auf ihren spezifischen Beruf. „Sie wird aber selig werden dadurch, daß sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleibt mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung“ (1. Tim 2,15). Hören wir eigentlich bei allem verständlichen und spontanen Widerspruch aus unserer Erfahrung, wie hier gegenüber der Straflast für die Frau nach dem Fall (1. Mose 3,16) ihre Mitwirkung an der Zueignung des Heils zur Sprache gebracht wird? Und in den Pastoralbriefen, die uns die Gemeinde mit ihrer Verwurzelung in Haus und Familie vorführten, finden sich direkte Hinweise auf das, was man als Apostolat und als eine apostolische Sukzession der Frauen in der Glaubensüberlieferung und -unterweisung bezeichnen kann. So erinnert Paulus den Timotheus an den „ungefärbten Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike; ich bin aber gewiß, auch in dir“ (2. Tim 1,5). Die meisten von uns werden ihre erste Glaubensunterweisung diesem mütterlichen Apostolat verdanken, und wer wüßte nicht, was geschieht, wenn dies versäumt wird?

Die Ausleger erinnern daran, daß diese und ähnliche Hinweise sich gegen eine Ablehnung und Vernachlässigung von Ehe und Familie richten, wie sie zum Beispiel von der Gnosis in jener Zeit vertreten worden ist.

Die Gemeinde in Korinth, die den Konsens mit den anderen Kirchen durchbricht und dem Wort Gottes widerspricht, wird gefragt: „Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Oder ist‘s allein zu euch gekommen?“ Die Gemeinde muß sich also fragen, ob sie hier nicht eigenes Wort an die Stelle von Gottes Wort setzt.

3. Damit kommen wir zu dem dritten Grund, mit dem jedem geistlichen Anspruch, der nicht mit dem Konsens der Gemeinden / Kirchen und dem Wort Gottes übereinstimmt, entgegengehalten wird, „daß es des Herrn Gebot ist, was ich euch schreibe. Wer aber das nicht anerkennt, der wird nicht anerkannt“ (Vers 37 - 38). Diese Berufung auf das Gebot des Herrn schließt alles ein, was vorher zur Ordnung in der Gemeinde gesagt worden ist, also auch das Schweigegebot.

Eine solche Berufung auf Wort und Weisung des Herrn findet sich bei Paulus mehrfach und dann jedesmal an ganz entscheidenden Stellen:
1. Kor 7,10.12 beim Verbot der Ehescheidung und der Wiederheirat Geschiedener. Wir wissen, wie leicht das bei uns übergangen wird! 1. Kor 9,14 bei dem Hinweis, daß die Verkündiger des Evangeliums auch aus dem Evangelium, das heißt, von dem Unterhalt der Gemeinde leben sollen und dürfen. 1. Kor 11,23 im Blick auf die Einsetzung des Herrnmahls, wo es zur Privatveranstaltung von Gruppen gemacht wird. 1. Kor 15,3 und Gal 1,12 für Inhalt und Auftrag der Evangeliumsverkündigung sowie 1. Thess 4,15 für die Wiederkunft Christi und die Auferstehung der Toten.
Bei allen Argumenten, die es sonst noch gibt, ist mit Wort und Weisung des Herrn die höchste Stufe der Verbindlichkeit erreicht, und für den Apostel ergibt sich daraus: „Wer aber das nicht anerkennt, der wird nicht anerkannt“, wobei sowohl die kirchliche Gemeinschaft gemeint sein kann wie auch die Anerkennung oder Verwerfung im Endgericht durch Jesus Christus selbst. Ob wir das wollen oder nicht, nach dem Wortlaut des Textes geht es hier um das, was im letzten Sinne heilsentscheidend ist. Demnach ist die Frauenordination nicht eine bloße Frage kirchlicher Ordnung oder geschichtlicher Sitte, sondern für den Apostel geht es hier um die Gemeinschaft der Kirchen und ihren Gehorsam gegenüber dem Wort des Herrn.

Damit stehen wir an dem Punkt, der inhaltlich vom Wort Gottes her die Gewissensentscheidung in der Frage der Frauenordination ausmacht. Und die christliche Gemeinde hat dies weltweit und bis auf unsere Zeit in allen Kirchen stets so verstanden und sich entsprechend verhalten.

Wer anders entscheidet, muß nicht nur für sich, sondern auch für die Glieder der Gemeinde dieser dreifachen Begründung durch den ökumenischen Konsens, durch das Gesetz Gottes und mit dem Wort und der Weisung des Herrn ausweichen und sich entziehen. Dies geschieht, was ich nicht weiter auszuführen brauche, mit der Behauptung, es handele sich um einen späteren Einschub von 1. Tim 2 oder um eine Weisung, die an die geschichtlichen und gesellschaftlichen Zustände jener Zeit gebunden und darauf begrenzt sind.

Auch und vermutlich gerade ein Nichttheologe wird merken, wie auf diese Weise alles ins Gleiten kommt, wenn wir uns dann zunehmend und schließlich ganz den Forderungen der Zeit und der jeweils herrschenden Meinung für Lehre und Ordnung der Kirche anschließen, so wie das tatsächlich in manchen anderen Fällen, die ich lieber nicht erwähnen möchte, bereits auch durch Synodalbeschlüsse geschieht. Die Gemeinde macht sich zum Herrn über das Wort des Herrn.
...
Bei der Durchsetzung der Frauenordination seit den sechziger Jahren ... ging es niemals um das Bedürfnis und die Versorgung der Gemeinden, zumal sich die sogenannte „Theologenschwemme“ bereits abzeichnete. Maßgeblich wurden vielmehr Forderungen und Zielvorstellungen, die außerhalb der Kirche ihren Ursprung haben.
...
Wer für die Frauenordination entscheidet, entscheidet also gegen den Konsens der Kirchen, gegen das Gesetz Gottes und gegen das Wort des Herrn. Er entscheidet zugleich gegen solche Glieder der Gemeinde, die sich an dieses Wort gebunden wissen.


Quelle: Reinhard Slenczka, Neues und Altes, Band 3: Dogmatische Gutachten und aktuelle Stellungnahmen.
Hersausgegeben von Albrecht Immanuel Herzog. Freimund-Verlag, Neuendettelsau 2000
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