Die Kathedrale von Westminster hat diesen schönen Brauch wieder aufgenommen (allerdings an einem anderen Tag im Jahr):
Und zwei schöne Beispiele aus Spanien:


http://www.heiligenlegenden.de/monate/d ... /home.htmlMit dem Fest der gnadenreichen Geburt des Weltheilandes vereinigt die heilige Kirche noch drei andere Feste, nämlich das Fest des heiligen Stephan, des heiligen Johannes und der unschuldigen Kinder. "Der neugeborene Christus," sagt ein frommer Gottesgelehrter, "der Bräutigam der Kirche, hat sich einen dreifachen Chor beigestellt: einen blendend weißen in dem reinen Jüngling und Bekenner Johannes, einen rot gefärbten in dem Blutzeugen Stephan und einen erwählten Chor von unschuldigen Kindern." Und der heilige Bernard gibt auf die Frage, warum gerade diese drei feste auf die Feier der Geburt Christi folgen, zur Antwort: Dies geschehe zum Zeichen, daß in dem neugeborenen Christus alle Menschen gerechtfertigt werden; denn hier, in dem heiligen Stephan, Johannes und den unschuldigen Kindern — spricht er — finden wir drei Klassen von Heiligen, nämlich Märtyrer im Willen und in der Tat; dann Märtyrer im Willen ohne Werk und Märtyrer in Werk ohne Willen. In der ersten Klasse steht der heilige Stephan, der für Jesus sein Blut vergießen wollte und in der Tat vergoß, in der zweiten Klasse steht der heilige Johannes der gerne für Christus des Martertodes sterben wollte, aber nicht starb; in der letzten Klasse erscheinen die unschuldigen Kinder, die für Jesus starben, ohne es zu wollen.
Das ist jedenfalls ein gutes Beispiel dafür, wie sich im Liturgischen unterschiedliche Erklärungen nicht widersprechen. Ich denke, Berolinensis' Erklärung erläutert den Ursprung der Zeremonie, die in dieser Form dann nur da sinnvoll war, wo man einen echten Bischof hatte. Die von mir beschriebene Form (die wohl in England eine breite Tradition hat) beschreibt dann schon eine popularisierte Form - die den Vorteil hatte, auch da angewandt werden zu können, wo es keinen Bischof gab. Aber dafür bezahlte man dann mit dem Verlust des alten Sinnes - und (er)fand gleich einen neuen.Berolinensis hat geschrieben:Das von Bernardo beschriebene Prozedere scheint mir eher eine Besonderheit des wiederaufgenommenen Brauches in Westminster zu sein.
Der klassische Sinn des Kinderbischofs liegt meinem Verständnis nach darin, die kirchlichen Obern Demut zu lehren. Das wird deutlich an der Einsetzungszeremonie, die vorsieht, daß der echte Bischof in der Vesper bei dem Magnificat-Vers "Deposuit potentes de sede" seinen Thron verläßt, und der Kinderbischof ihn bei dem anschließenden "et exaltavit humiles" besteigt.
Nicht alles, was Brauch ist, ist auch sinnvoll. Das Priestertum ist eine Berufung, deren Amtsfülle sich im Hirtenamt des Bischofs zeigt. Wie man sich als Katholik aus Respekt vor der Berufung nicht als Mönch und Nonne verkleiden sollte, so halte ich eine Bischofssimulation ncht für sinnvoll, mag sie auch noch so frommen Motiven entspringen. Reden wir bei Kindern eigentlich von Jungen? Oder können auch Mädchen "Bischöfinnen" werden?Berolinensis hat geschrieben:Vielleicht könnten die, die diesen im Mittelalter durch ganz Europa verbereiteten Brauch lapidar abgelehnt haben, das noch etwas begründen?
Ich denke schon.Nassos hat geschrieben:Nach dem Hagiologion gedenkt man heute der von Herodes getöteten Kinder. Hat das was damit zu tun?
Das alte römische Brevier war in der 3. Nokturn voll mit solchen Geschichten - und wer fromme Familien kennt, weiß, daß so etwas auch realiter oft genug vorkommt.Letztlich las ich im Buch über den Athoniten Chatzi-Giorgis (von Vater Paisios), dass der junge Giorgis - schon im Kindesalter stark zum Möchtum hingezogen - mit Spielkameraden so eine Art Klösterchen gebaut hat und er den Abt gespielt hat.
Das war natürlich nichts offizielles seitens der Kirche, but...
Im ersten beitrag von Berolinensis:cantus planus hat geschrieben:Reden wir bei Kindern eigentlich von Jungen? Oder können auch Mädchen "Bischöfinnen" werden?
Na das ist ja eine Binsenweisheit. Etwas anderes hat nie jemand behauptet.cantus planus hat geschrieben:Nicht alles, was Brauch ist, ist auch sinnvoll.
Und Du meinst, unsere Vorfahren im "Zeitalter des Glaubens" hätten das nicht gewußt? Ich finde es immer wieder erstaunlich, mit welcher Chuzpe viele ihren persönlichen ersten Eindruck, ihr Bauchgefühl zu einer Frage, der sie sich das erste Mal widmen, für überlegen über das halten, was unsere Vorfahren über Jahrhundete getan haben. Für mich gilt da immer: im Zweifel hatten sie recht. Erst, wenn man das genau erwogen und durchdrungen hat, kann man so etwas ablehnen, und selbst dann sollte es mit Respekt geschehen.Das Priestertum ist eine Berufung, deren Amtsfülle sich im Hirtenamt des Bischofs zeigt.
Das Mittelalter hatte natürlich (Ausnahmen bestätigen die Regel) ein etwas anderes Verhältnis zum Grotesken, diese Bierernstigkeit war ihm fremd, ohne daß dies dem tief empfundenen Respekt vor dem Amt abträglich gewesen wäre.Wie man sich als Katholik aus Respekt vor der Berufung nicht als Mönch und Nonne verkleiden sollte, so halte ich eine Bischofssimulation ncht für sinnvoll, mag sie auch noch so frommen Motiven entspringen.
Natürlich nur Jungen. Die Kinderbischöfe wurden ja aus den Kathedralschulen (heute würde man sagen Knabenseminaren) gewählt.Reden wir bei Kindern eigentlich von Jungen? Oder können auch Mädchen "Bischöfinnen" werden?
Jaja, im Archiv findet sich da was im Hause KetelhohnBernado hat geschrieben:- und wer fromme Familien kennt, weiß, daß so etwas auch realiter oft genug vorkommt
Richtig. Und wir leben nicht mehr im Mittelalter - und dem gemeinen Volk sind Bedeutung und alle Zeichen echter Amtsträger nicht mehr bewusst. Da halte ich derlei Mummenschanz für eher abträglich.Berolinensis hat geschrieben:Das Mittelalter hatte natürlich (Ausnahmen bestätigen die Regel) ein etwas anderes Verhältnis zum Grotesken, diese Bierernstigkeit war ihm fremd, ohne daß dies dem tief empfundenen Respekt vor dem Amt abträglich gewesen wäre.Wie man sich als Katholik aus Respekt vor der Berufung nicht als Mönch und Nonne verkleiden sollte, so halte ich eine Bischofssimulation ncht für sinnvoll, mag sie auch noch so frommen Motiven entspringen.
Auch sowas haben wir in Deutschland nicht. Leider! Das "natürlich" würde ich auch so sehen. Ich bin mir aber bewusst, in der heutigen Kirche eine Minderheit zu bilden.Berolinensis hat geschrieben:Natürlich nur Jungen. Die Kinderbischöfe wurden ja aus den Kathedralschulen (heute würde man sagen Knabenseminaren) gewählt.Reden wir bei Kindern eigentlich von Jungen? Oder können auch Mädchen "Bischöfinnen" werden?
Ja. Das Spielen der Kinder bereitet sie auf das große Spiel vor, das "Leben" heißt.Linus hat geschrieben:Jaja, im Archiv findet sich da was im Hause KetelhohnBernado hat geschrieben:- und wer fromme Familien kennt, weiß, daß so etwas auch realiter oft genug vorkommt
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=84925#p84925
iustus hat geschrieben:Ja. Das Spielen der Kinder bereitet sie auf das große Spiel vor, das "Leben" heißt.Linus hat geschrieben:Jaja, im Archiv findet sich da was im Hause KetelhohnBernado hat geschrieben:- und wer fromme Familien kennt, weiß, daß so etwas auch realiter oft genug vorkommt
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=84925#p84925
In welchem Film kurz vor Weihnachten habe ich das noch gleich gehört...
So ist es.Bernado hat geschrieben:- und wer fromme Familien kennt, weiß, daß so etwas auch realiter oft genug vorkommt
Hat nicht Papst Benedikt aus seiner Kinderzeit auch berichtet, daß er und sein Bruder Georg immer die Hl. Messe nachgespielt hätten?Bernado hat geschrieben:Das alte römische Brevier war in der 3. Nokturn voll mit solchen Geschichten - und wer fromme Familien kennt, weiß, daß so etwas auch realiter oft genug vorkommt.
Die Reformen der 60er Jahre haben diese Geschichten mit legendenhaften Zügen unbarmherzig getilgt.
holzi hat geschrieben:Hat nicht Papst Benedikt aus seiner Kinderzeit auch berichtet, daß er und sein Bruder Georg immer die Hl. Messe nachgespielt hätten?Bernado hat geschrieben:Das alte römische Brevier war in der 3. Nokturn voll mit solchen Geschichten - und wer fromme Familien kennt, weiß, daß so etwas auch realiter oft genug vorkommt.
Die Reformen der 60er Jahre haben diese Geschichten mit legendenhaften Zügen unbarmherzig getilgt.
Hab ich auch gemacht.holzi hat geschrieben:Hat nicht Papst Benedikt aus seiner Kinderzeit auch berichtet, daß er und sein Bruder Georg immer die Hl. Messe nachgespielt hätten?Bernado hat geschrieben:Das alte römische Brevier war in der 3. Nokturn voll mit solchen Geschichten - und wer fromme Familien kennt, weiß, daß so etwas auch realiter oft genug vorkommt.
Die Reformen der 60er Jahre haben diese Geschichten mit legendenhaften Zügen unbarmherzig getilgt.
Noch nicht ... nein, ich meinte "die Messe nachgespielt".cantus planus hat geschrieben:Mit dem Papst gespielt?
Du hast es ja schon wieder gemacht - wie kannst du das, was unsere Vorväter im Glauben jahrhundertelang gemacht haben, so verächtlich als Mummenschatz abtun? Das ist genau diese hcohmütige Haltung der Liturgiereformer: 1000 Jahre Abwege, wir sagen euch jetzt, wie's richtig geht. Ich weiß schon, daß du das nicht so meinst, und daß so ein Brauch nicht mit der hl. Liturgie zu vergleichen ist. Aber ich empfehle trotzdem eine respektvolle Behutsamkeit bei der Annäherung an all solche Fragen, und nicht "kneejerk"-Reaktionen.cantus planus hat geschrieben:Richtig. Und wir leben nicht mehr im Mittelalter - und dem gemeinen Volk sind Bedeutung und alle Zeichen echter Amtsträger nicht mehr bewusst. Da halte ich derlei Mummenschanz für eher abträglich.
Dito.Maurus hat geschrieben:Selbstredend. An einer Kommode, also einem Wandaltar.