Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

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Gamaliel
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Gamaliel »

Juergen hat geschrieben:Zähl mal konkret ein paar dieser Tugenden auf.
In Anlehnung an "Haerent animo" z.B.: Demut, Gehorsam, Selbstverleugnung, Frömmigkeit, Nächstenliebe,...

Alles, was ich hier sage, ist nicht auf meinem Misthaufen gewachsen, sondern entstammt z.B. den entsprechenden Rundschreiben der Päpste zum Priestertum. Man lese diese wieder einmal nach, schon wird man die Heilmittel für die gegenwärtigen Übel finden; nichts muß neu erfunden,... werden.

(N.B. Die Beichte ist nicht nur für Kapitalverbrecher da! Eine ihrer Wirkungen ist die Vermehrung der Gnade. Der regelmäßige/häufige Empfang ist daher - gegebenenfalls in Absprache mit dem Seelenführer - durchaus zu empfehlen. Gerdae die Heiligen haben sie häufig empfangen; wohl nicht wegen ihres unheiligen Lebenswandels.)

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Berolinensis
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Berolinensis »

Gamaliel hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Zähl mal konkret ein paar dieser Tugenden auf.
In Anlehnung an "Haerent animo" z.B.: Demut, Gehorsam, Selbstverleugnung, Frömmigkeit, Nächstenliebe,...
Demgegenüber denke ich an die Plakatkampagne für die Gewinnung von Priesteramtskandidaten (schon eine Schnapsidee) von vor ein paar Jahren mit dem wunderbaren Slogan "Wir brauchen keine frommen Jungs." Na dann gute Nacht.

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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Berolinensis hat geschrieben:Demgegenüber denke ich an die Plakatkampagne für die Gewinnung von Priesteramtskandidaten (schon eine Schnapsidee) von vor ein paar Jahren mit dem wunderbaren Slogan "Wir brauchen keine frommen Jungs." Na dann gute Nacht.
Wenn man den Hirtenbrief des Papstes zu Irland betrachtet, sieht man, daß der Papst sehr deutlich eine Rückkehr zu dem Priesterbild und dem Begriff von Pastoral verlangt, das schon vor dem Konzil galt - und vom Konzil selbst auch nicht zur Disposition gestellt wurde. (Die Bischöfe waren so sehr mit der Beschreibung ihrer eigenen Positionen beschäftigt, daß sie dem Thema Priester kaum Aufmerksamkeit widmeten). Es hat schon seinen Grund, daß Papst Benedikt bei jeder Gelegenheit den Pfarrer von Ars erwähnt - gerade weil er weiß, wie sehr dieses Leitbild (es ist sicher nicht das einzige) abgelehnt wird.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Gamaliel
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Gamaliel »

Bernado hat geschrieben:Wenn man den Hirtenbrief des Papstes zu Irland betrachtet, sieht man, daß der Papst sehr deutlich eine Rückkehr zu dem Priesterbild und dem Begriff von Pastoral verlangt, das schon vor dem Konzil galt...
Der Ausdruck "verlangt" scheint mir etwas zu optimistisch, dazu geht Papst Benedikt viel zu wenig entschieden vor, aber das nur nebenbei.

Zwei Beobachtungen:

1. Das Priesterjahr scheint mir mehr oder weniger spurlos in unseren Landen vorübergegangen zu sein, sieht man von einigen wenigen dezneten Hinweisen (auch in den Fastenhirtenbriefen) ab. Die eigentliche Intention des Papstes, nämlich den hl. Pfarrer von Ars als Vorbild hinzustellen, wurde meines Erachtens bisher überhaupt nicht umgesetzt (was ja auch nicht wirklich überraschend ist). Kennt jemand Beispiele für sinnvolle praktische Maßnahmen, die hier ergriffen wurden?

2. Vor einigen Tagen fand im ORF eine Diskussion zu den aktuellen Mißbrauchsfällen statt. Dort konnte sich ein Vertreter der kirchenfeindlichen "Laieninitiative" völlig ungeniert und ohne auch nur ein Wort der Ergänzung oder gar des Widerspruchs vom anwesenden Generalvikar der Diözese Wien zu vernehmen über nachstehende Stelle aus dem Schreiben des Papstes zum Priesterjahr lustig machen:
Auch seine Keuschheit war so, wie sie für den Dienst eines Priesters nötig ist. Man kann sagen, es war die angemessene Keuschheit dessen, der gewöhnlich die Eucharistie berühren muß und der sie gewöhnlich mit der ganzen Begeisterung seines Herzens betrachtet und sie mit derselben Begeisterung seinen Gläubigen reicht. Man sagte von ihm, „die Keuschheit strahle in seinem Blick“, und die Gläubigen bemerkten es, wenn er mit den Augen eines Verliebten zum Tabernakel schaute.
Das innerkirchliche Versagen in der Priesterausbildung ist einer der richtigen Kritikpunkte, der auch in der aktuellen Hetze, wenn auch aus ganz anderen Motiven, angesprochen wird. Leider sieht man in dieser Frage keine schnelle Handlungsbereitschaft der Bischöfe.

civilisation
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von civilisation »

Was mir eigentlich schon gestern mal ganz spontan und plötzlich aufgefallen ist:

Warum meldet sich der ehemalige große Vorsitzende der DBK, der Purpurträger Kardinal Lehmann eigentlich nicht zu Wort?

Seit vielen Wochen hat man von Lehmann überhaupt und kein Sterbenswörtchen vernehmen können.

Der war doch Vorsitzender der DBK? - Oder täusche ich mich da?

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julius echter
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von julius echter »

warum sollte er sich denn melden, er ist doch nicht mehr der vorsitzende - es wäre auch unklug jetzt in den bereich des dbk-vorsitzenden hineinzufunken
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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Gamaliel hat geschrieben:Das innerkirchliche Versagen in der Priesterausbildung ist einer der richtigen Kritikpunkte, der auch in der aktuellen Hetze, wenn auch aus ganz anderen Motiven, angesprochen wird. Leider sieht man in dieser Frage keine schnelle Handlungsbereitschaft der Bischöfe.
Deine Skepsis ist berechtigt. Ich verspreche mir vom Schreiben des Papstes ebenso wie vom Priesterjahr nicht, daß sich in der Sache viel ändert. Dazu gibt es in D und anderswo zu wenig Bereitschaft. Ich verspreche mir eine gewisse Korrektur der Maßstäbe. Auch erwarte ich, daß der Priesterberuf für die Sorte Sozialarbeiter und Jungmanager, die viele Ordinariate gerne hätten, noch unattraktiver wird: Sie müssen damit rechnen, daß diese komischen Sprüche von Keuschheit und Aufopferung sich eines Tages als ernstgemeint erweisen könnten.

Wie auch anderswo setzt Papst Benedikt darauf, langwierige Prozesse in Gang zu setzen. Die Macht, irgend etwas von heute auf morgen zu entscheiden, hat er längst nicht mehr - die kann einer seiner Nachfolger in bescheidenem Umfang erst dann wieder zurück erlangen, wenn die verrottenden Strukturen hier ganz erledigt sind.
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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

civilisation hat geschrieben:Was mir eigentlich schon gestern mal ganz spontan und plötzlich aufgefallen ist:

Warum meldet sich der ehemalige große Vorsitzende der DBK, der Purpurträger Kardinal Lehmann eigentlich nicht zu Wort?

Seit vielen Wochen hat man von Lehmann überhaupt und kein Sterbenswörtchen vernehmen können.

Der war doch Vorsitzender der DBK? - Oder täusche ich mich da?
Geht's dir nicht gut? Bisher hat er mit jedem Wort nachhaltigen Schaden angerichtet. Wir können sehr dankbar sein, wenn er seine Auffassungen nicht einmal mehr seinem Tagebuch anvertraut! :auweia:
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Maurus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Maurus »

civilisation hat geschrieben:Was mir eigentlich schon gestern mal ganz spontan und plötzlich aufgefallen ist:

Warum meldet sich der ehemalige große Vorsitzende der DBK, der Purpurträger Kardinal Lehmann eigentlich nicht zu Wort?

Seit vielen Wochen hat man von Lehmann überhaupt und kein Sterbenswörtchen vernehmen können.

Der war doch Vorsitzender der DBK? - Oder täusche ich mich da?
Er hat sich deutlich zu Wort gemeldet und insbesondere den Vertuschungsvorwurf scharf zurückgewiesen:
http://www.allgemeine-zeitung.de/nachri ... 52672.htm
http://www.oecumene.radiovaticana.org/t ... p?c=361226

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Juergen
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Juergen »

Bernado hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Das innerkirchliche Versagen in der Priesterausbildung ist einer der richtigen Kritikpunkte, der auch in der aktuellen Hetze, wenn auch aus ganz anderen Motiven, angesprochen wird. Leider sieht man in dieser Frage keine schnelle Handlungsbereitschaft der Bischöfe.
Deine Skepsis ist berechtigt. Ich verspreche mir vom Schreiben des Papstes ebenso wie vom Priesterjahr nicht, daß sich in der Sache viel ändert. Dazu gibt es in D und anderswo zu wenig Bereitschaft. Ich verspreche mir eine gewisse Korrektur der Maßstäbe. Auch erwarte ich, daß der Priesterberuf für die Sorte Sozialarbeiter und Jungmanager, die viele Ordinariate gerne hätten, noch unattraktiver wird: Sie müssen damit rechnen, daß diese komischen Sprüche von Keuschheit und Aufopferung sich eines Tages als ernstgemeint erweisen könnten....
Letztlich sind natürlich die Bischöfe für die Priesterausbildung verantwortlich, doch ich habe teils den Eindruck gewonnen, daß die Verantwortlichen in den Seminaren (Regens etc.) nicht immer das tun, was der Bischof will.


Aus der Erinnerung geschrieben - es ist schon rund 15 Jahre her: Ich begann im Collegium Leoninum und zu Beginn wurden dann auch die Regeln, Ausbildungsordungen etc. durchgesprochen. Eine Ordnung trug nicht die Unterschrift des Erzbischofs. Der damalige Direktor und Präfekt sagten aber, daß sei mit ihm abgesprochen, doch nicht endgültig in Kraft gesetzt, da man vielleicht noch Kleinigkeiten ändern wolle. Es sei erstmal ad experimentum.
Heute ist mir klar, daß diese Ordnung nie mit dem damaligen Bischof - Gott hab ihn selig - besprochen wurde.

Der Bischof hat sich einfach darauf verlassen, daß alles nach seinen Wünschen läuft. Er hat Details aber nicht kontrolliert oder konkret nachgehakt, solange es keine Beschwerden gab, oder er mit der Nase draufgestoßen wurde.

Jahre später gab es den Fall, daß Seminaristen, die noch keine Diakone waren, in Messen die Homilie hielten. -- Verboten!
Ich war schon nicht mehr im Seminar und schrieb der Bischof. Er schrieb zurück, daß die Sache abgestellt würde. Im folgenden Jahr gab es wieder diese Predigten. Ich schrieb wieder an den Bischof und es kam ein Brief zurück, der das deutliche Befremden des Bischofs darüber zum Ausdruck brachte, daß seine Anordnungen vom Vorjahr nicht eingehalten wurden. Inwzischen hatte ich auch schon ein röm. Dikasterium eingeschaltet. Der Verantwortliche für den Unnsinn mußte sich daraufhin auch dort verantworten. Diese Predigten hat es danach nie wieder gegeben.

Das sind nur zwei Beispiele.... ich hätte noch mehr auf Lager...

Ich will damit sagen: Der Bischof ist zwar letztlich verantwortlich, aber eben nicht immer (bewußt) Schuld.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Juergen hat geschrieben:Das sind nur zwei Beispiele.... ich hätte noch mehr auf Lager...

Ich will damit sagen: Der Bischof ist zwar letztlich verantwortlich, aber eben nicht immer (bewußt) Schuld.
Das glaube ich sofort. Ich weiß auch aus anderen Bistümern, daß dort im Priesterseminar in mehrfacher Hinsicht gegen den klar ausgedrückten Willen des Bischofs gehandelt wird. Das Disziplinproblem tritt auf alen Ebenen auf, und das ist ja irgendwie auch logisch: Warum sollten Priester ihrem Bischof mehr Gehorsam und Achtung entgegenbringen als dieser dem Papst und dem Lehramt?
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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

Der "Stern" hetzt munter: http://www.stern.de/aboknoten/der-neue- ... ndard.html
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Duldung, Vertuschung, Schweigen - für das Verhalten der katholischen Kirche gegenüber den schwarzen Schafen aus dem eigenen Stall folgt nun die Strafe. Die Deutschen entziehen ihr und dem Papst, so ergab eine stern-Umfrage, das Vertrauen. Beichten hilft da nicht mehr.
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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

@ Juergen: Danke für diesen sehr informativen Beitrag! :daumen-rauf:
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Juergen
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Juergen »

Bernado hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Das sind nur zwei Beispiele.... ich hätte noch mehr auf Lager...

Ich will damit sagen: Der Bischof ist zwar letztlich verantwortlich, aber eben nicht immer (bewußt) Schuld.
Das glaube ich sofort. Ich weiß auch aus anderen Bistümern, daß dort im Priesterseminar in mehrfacher Hinsicht gegen den klar ausgedrückten Willen des Bischofs gehandelt wird. Das Disziplinproblem tritt auf alen Ebenen auf, und das ist ja irgendwie auch logisch: Warum sollten Priester ihrem Bischof mehr Gehorsam und Achtung entgegenbringen als dieser dem Papst und dem Lehramt?
Es ist aber doch traurig, daß auch hier dann immer der Bischof der Buhmann ist.

Ich behaupte mal frech: Die Bischöfe sind prinzipiell gar nicht so schlecht, wie manche sie gerne sehen!

Das Problem ist meist die "unteren Chargen".
Gruß Jürgen

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Gamaliel
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Gamaliel »

Juergen hat geschrieben:Es ist aber doch traurig, daß auch hier dann immer der Bischof der Buhmann ist.

Ich behaupte mal frech: Die Bischöfe sind prinzipiell gar nicht so schlecht, wie manche sie gerne sehen!
Um den Bogen zum Thema zu schlagen: Der Papst sieht das - zurecht - in seinem aktuellen Hirtenschreiben anders; hier wird den Bischöfen ganz schön der Kopf gewaschen (in der Praxis vermutlich natürlich relativ wirkungslos).

civilisation
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von civilisation »

Maurus hat geschrieben:
civilisation hat geschrieben:Was mir eigentlich schon gestern mal ganz spontan und plötzlich aufgefallen ist:

Warum meldet sich der ehemalige große Vorsitzende der DBK, der Purpurträger Kardinal Lehmann eigentlich nicht zu Wort?

Seit vielen Wochen hat man von Lehmann überhaupt und kein Sterbenswörtchen vernehmen können.

Der war doch Vorsitzender der DBK? - Oder täusche ich mich da?
Er hat sich deutlich zu Wort gemeldet und insbesondere den Vertuschungsvorwurf scharf zurückgewiesen:
http://www.allgemeine-zeitung.de/nachri ... 52672.htm
http://www.oecumene.radiovaticana.org/t ... p?c=361226
Danke!!

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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Juergen hat geschrieben: Es ist aber doch traurig, daß auch hier dann immer der Bischof der Buhmann ist.

Ich behaupte mal frech: Die Bischöfe sind prinzipiell gar nicht so schlecht, wie manche sie gerne sehen!

Das Problem ist meist die "unteren Chargen".
Das fällt auf die Bischöfe zurück. sie sind verantwortlich, sie sind die Hirten - sie haben jahrzehntelang aus Angst vor den Medien, den Fachkollegen (die meisten waren vorher an der Uni tätig) und den WsK-Knalltüten den Dingen allgemein und den übelsten unteren Chargen freien Lauf gelassen. sie waren ihrer Aufgabe nicht gewachsen - davon kann sie keiner entlasten.

Ich habe die verwegene Hoffnung, daß einige von ihnen in der aktuellen Krise sehen, daß das der falsche Weg war: Nun haben sie jahre- und jahrzehntelang getan, was die "unteren chargen" von unten und die verehrten Journalisten von außen von ihnen verlangten und stets um gut Wetter nachgesucht - und was ist der Dank: Man haut ihnen den ganzen Laden schmetternd in die Pfanne.
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civilisation
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von civilisation »

@ Jürgen

Ich weiß gar nicht , was Du hast.

Ist es nicht Priesteramtskandidaten gestattet, im Rahmen ihrer Ausbildung Homilien zu halten?

Und wenn Pastoral- oder Gemeindereferenten predigen - da hast Du offensichtlich nichts dagegen?

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taddeo
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von taddeo »

civilisation hat geschrieben:@ Jürgen

Ich weiß gar nicht , was Du hast.

Ist es nicht Priesteramtskandidaten gestattet, im Rahmen ihrer Ausbildung Homilien zu halten?
"Probepredigten" schon, aber die finden normalerweise vor den versammelten Kurskollegen statt und nicht in einer Heiligen Messe - allenfalls noch im Rahmen einer Andacht, wo eben Laien auch mal "predigen" dürfen.

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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von civilisation »

@ Taddeo

Da muß ich Dir widersprechen. Paderborner Priesteramtskandidaten vor der Diakonenweihe war es im Pastoralkurs gestattet (ob es heute noch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis), auch in Hl. Messen ausgewählter Pfarren zu predigen.

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Juergen
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Juergen »

Gamaliel hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Es ist aber doch traurig, daß auch hier dann immer der Bischof der Buhmann ist.

Ich behaupte mal frech: Die Bischöfe sind prinzipiell gar nicht so schlecht, wie manche sie gerne sehen!
Um den Bogen zum Thema zu schlagen: Der Papst sieht das - zurecht - in seinem aktuellen Hirtenschreiben anders; hier wird den Bischöfen ganz schön der Kopf gewaschen (in der Praxis vermutlich natürlich relativ wirkungslos).
Wie andere schon gesagt haben, fällt es auf die Bischöfe zurück, was andere (ohne ihr Wissen) tun.
civilisation hat geschrieben:@ Taddeo
Da muß ich Dir widersprechen. Paderborner Priesteramtskandidaten vor der Diakonenweihe war es im Pastoralkurs gestattet (ob es heute noch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis), auch in Hl. Messen ausgewählter Pfarren zu predigen.
Du bist da nicht auf dem Laufenden.
Spätestens seit meiner Beschwerde gibt es das nicht mehr.
Heute werden noch Predigten gehalten, aber nicht mehr in der Messe, sondern z.B. in einer Vesper etc.


Wie "sauer" seinerzeit der Bischof war, kann man alleine daran ersehen, daß in dem Antwortschreiben nicht mehr von "Prälät..." oder "Regens..." oder "Dr...." die Rede war, sondern nur noch von "Herr....".
Das war verschriftlich eine der gröbsten Formen der Mißachtung, die man ihm entgegen bringen konnten -- das Verschweigen jeglicher Titel.
Gruß Jürgen

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civilisation
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von civilisation »

Juergen hat geschrieben:Du bist da nicht auf dem Laufenden.
Spätestens seit meiner Beschwerde gibt es das nicht mehr.
Heute werden noch Predigten gehalten, aber nicht mehr in der Messe, sondern z.B. in einer Vesper etc.


Wie "sauer" seinerzeit der Bischof war, kann man alleine daran ersehen, daß in dem Antwortschreiben nicht mehr von "Prälät..." oder "Regens..." oder "Dr...." die Rede war, sondern nur noch von "Herr....".
Das war verschriftlich eine der gröbsten Formen der Mißachtung, die man ihm entgegen bringen konnten -- das Verschweigen jeglicher Titel.
Ich kenne Deine Beschwerde nicht, sondern beziehe mich auf eigene Beobachtungen in der Mitte der 90er Jahre unter Regens Dr. K ...

Da war es durchaus üblich, daß die Seminaristen in Pfarreien zu VAM oder Sonntagsgottesdiensten "predigten".

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Juergen
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Juergen »

Ja, und gemäß dem Schreiben des röm. Dikasteriums hat sich eben dieser "K." vor selbigem für sein Tun verantworten müssen. -- Ich müßte jetzt die Unterlagen raussuchen, um Dir Datum und Protokollnummer nennen zu können.

Danach war's jedenfalls aus mit den Laienpredigten. :blinker:
Gruß Jürgen

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civilisation
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von civilisation »

Juergen hat geschrieben:Ja, und gemäß dem Schreiben des röm. Dikasteriums hat sich eben dieser "K." vor selbigem für sein Tun verantworten müssen. -- Ich müßte jetzt die Unterlagen raussuchen, um Dir Datum und Protokollnummer nennen zu können.

Danach war's jedenfalls aus mit den Laienpredigten. :blinker:
Brauchst Du nicht, Jürgen. Ich nehme Dir das schon ab.

Ich habe das lediglich anmerken wollen, daß Seminaristen im Pastoralkurs während der Hl. Messe "predigen" durften. Habe das selbst mitbekommen.

Übrigens waren/sind (?) auch "Laienpredigten" in anderen Bistümern im Rahmen der Priesterausbildung zugelassen. - Über den "Ist-Zustand" bin ich jedoch nicht mehr im Bilde.

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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

cantus planus hat geschrieben:Der "Stern" hetzt munter: http://www.stern.de/aboknoten/der-neue- ... ndard.html
Bürger rechnen mit Kirche und Papst ab

Duldung, Vertuschung, Schweigen - für das Verhalten der katholischen Kirche gegenüber den schwarzen Schafen aus dem eigenen Stall folgt nun die Strafe. Die Deutschen entziehen ihr und dem Papst, so ergab eine stern-Umfrage, das Vertrauen. Beichten hilft da nicht mehr.
Nicht umsonst hat ja der blonde Henri, Gründervater des Nord-»Stern«,
sein Handwerk bei der SS-Propagandakompanie »Südstern« gelernt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von pierre10 »

cantus planus hat geschrieben:

Wer seine Sünden offen bekennt, der kann Vergebung erfahren.
Mein lieber Freund, das ist die Freisprechung von allen Sünden. mach was Du willst wenn Du bereust ist es so als sein nichts geschehen.


Pierre?????????????????
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

Natürlich. Tätige Reue und Buße vorausgesetzt. Aber ohne das kann ohnehin keine Lossprechung erfolgen. Dazu gehört für mich selbstverständlich auch, sich bei strafrechtlich relevanten Vergehen bei den Behörden selbst anzuzeigen.

Du wirst doch nicht behaupten wollen, dass man Sünden nicht begeben dürfte?

Mir scheint aus deiner Antwort ein Mißverständnis der katholischen Sündenlehre entgegen: Die christliche Sündenvergebung hat nie das Ziel, einen Schaden ungesehen zu machen. Wer sich an einem Mitmenschen vergreift - in welcher Form auch immer -, kann das nicht ungeschehen machen. Sonst könnte ja jeder Katholik permanent sündigen und hinterher zur Beichte gehen, wie ja oft auch kolportiert wird. Das ist aber vollkommen falsch!

Oder, um es noch einmal andersherum anzuziehen: kann ein Opfer Ruhe finden, wenn es nicht in der Lage ist, zu vergeben? Die Unfähigkeit zur Vergebung schlägt ebenso tiefe Wunden, die die Tat an sich. Das sollten wir nicht vergessen.
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Galilei
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Galilei »

civilisation hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Ja, und gemäß dem Schreiben des röm. Dikasteriums hat sich eben dieser "K." vor selbigem für sein Tun verantworten müssen. -- Ich müßte jetzt die Unterlagen raussuchen, um Dir Datum und Protokollnummer nennen zu können.

Danach war's jedenfalls aus mit den Laienpredigten. :blinker:
Brauchst Du nicht, Jürgen. Ich nehme Dir das schon ab.

Ich habe das lediglich anmerken wollen, daß Seminaristen im Pastoralkurs während der Hl. Messe "predigen" durften. Habe das selbst mitbekommen.

Übrigens waren/sind (?) auch "Laienpredigten" in anderen Bistümern im Rahmen der Priesterausbildung zugelassen. - Über den "Ist-Zustand" bin ich jedoch nicht mehr im Bilde.
In Münster, St. Lamberti, gibt es auch gelegentlich Laienpredigten außerhalb der Priesterausbildung (auch von Frauen). Dann läuft immer eine Truppe junger Leute (ich schätze mal angehende Pastoralreferenten oder Ähnliches) dort auf, einer von denen hält in der Messe die Predigt und hinterher wird man noch zur Nachbesprechung im Seitenschiff eingeladen. :/

Kilianus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Kilianus »

Ich kenne es aus Würzburg nur, daß für die Teilnhemer von Homiletik-Kursen bei (Werktags-)Messen eine Statio vorgeschaltet wird, in der sie dann predigen. Nach dem Evangelium ist tabu.

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Maurus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Maurus »

Kilianus hat geschrieben:Ich kenne es aus Würzburg nur, daß für die Teilnhemer von Homiletik-Kursen bei (Werktags-)Messen eine Statio vorgeschaltet wird, in der sie dann predigen. Nach dem Evangelium ist tabu.
Im Bistum Limburg habe ich das etliche Male erlebt, dass Seminaristen im Rahmen ihrer Ausbildung predigen. In Mainz kenne ich nur die Pontifikal- und Stiftsmessen am Dom, da gibt es sowas natürlich nicht.

Allons
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Allons »

Die Einschläge bewegen sich zum Zentrum hin, bin gespannt wie sich das weiterentwickelt..

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... kirche-usa

Grüße, Allons!

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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

Galilei hat geschrieben:
civilisation hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Ja, und gemäß dem Schreiben des röm. Dikasteriums hat sich eben dieser "K." vor selbigem für sein Tun verantworten müssen. -- Ich müßte jetzt die Unterlagen raussuchen, um Dir Datum und Protokollnummer nennen zu können.

Danach war's jedenfalls aus mit den Laienpredigten. :blinker:
Brauchst Du nicht, Jürgen. Ich nehme Dir das schon ab.

Ich habe das lediglich anmerken wollen, daß Seminaristen im Pastoralkurs während der Hl. Messe "predigen" durften. Habe das selbst mitbekommen.

Übrigens waren/sind (?) auch "Laienpredigten" in anderen Bistümern im Rahmen der Priesterausbildung zugelassen. - Über den "Ist-Zustand" bin ich jedoch nicht mehr im Bilde.
In Münster, St. Lamberti, gibt es auch gelegentlich Laienpredigten außerhalb der Priesterausbildung (auch von Frauen). Dann läuft immer eine Truppe junger Leute (ich schätze mal angehende Pastoralreferenten oder Ähnliches) dort auf, einer von denen hält in der Messe die Predigt und hinterher wird man noch zur Nachbesprechung im Seitenschiff eingeladen. :/
In MS ist das im Diplomstudiengang für alle verpflichtend. Weiss ich von einer Freundin, die nicht begeistert war, aber da auch durch musste.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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