Bernado hat geschrieben:Gamaliel hat geschrieben:Das innerkirchliche Versagen in der Priesterausbildung ist einer der richtigen Kritikpunkte, der auch in der aktuellen Hetze, wenn auch aus ganz anderen Motiven, angesprochen wird. Leider sieht man in dieser Frage keine schnelle Handlungsbereitschaft der Bischöfe.
Deine Skepsis ist berechtigt. Ich verspreche mir vom Schreiben des Papstes ebenso wie vom Priesterjahr nicht, daß sich in der Sache viel ändert. Dazu gibt es in D und anderswo zu wenig Bereitschaft. Ich verspreche mir eine gewisse Korrektur der Maßstäbe. Auch erwarte ich, daß der Priesterberuf für die Sorte Sozialarbeiter und Jungmanager, die viele Ordinariate gerne hätten, noch unattraktiver wird: Sie müssen damit rechnen, daß diese komischen Sprüche von Keuschheit und Aufopferung sich eines Tages als ernstgemeint erweisen könnten....
Letztlich sind natürlich die Bischöfe für die Priesterausbildung verantwortlich, doch ich habe teils den Eindruck gewonnen, daß die Verantwortlichen in den Seminaren (Regens etc.) nicht immer das tun, was der Bischof will.
Aus der Erinnerung geschrieben - es ist schon rund 15 Jahre her: Ich begann im Collegium Leoninum und zu Beginn wurden dann auch die Regeln, Ausbildungsordungen etc. durchgesprochen. Eine Ordnung trug nicht die Unterschrift des Erzbischofs. Der damalige Direktor und Präfekt sagten aber, daß sei mit ihm abgesprochen, doch nicht endgültig in Kraft gesetzt, da man vielleicht noch Kleinigkeiten ändern wolle. Es sei erstmal ad experimentum.
Heute ist mir klar, daß diese Ordnung nie mit dem damaligen Bischof - Gott hab ihn selig - besprochen wurde.
Der Bischof hat sich einfach darauf verlassen, daß alles nach seinen Wünschen läuft. Er hat Details aber nicht kontrolliert oder konkret nachgehakt, solange es keine Beschwerden gab, oder er mit der Nase draufgestoßen wurde.
Jahre später gab es den Fall, daß Seminaristen, die noch keine Diakone waren, in Messen die Homilie hielten. -- Verboten!
Ich war schon nicht mehr im Seminar und schrieb der Bischof. Er schrieb zurück, daß die Sache abgestellt würde. Im folgenden Jahr gab es wieder diese Predigten. Ich schrieb wieder an den Bischof und es kam ein Brief zurück, der das deutliche Befremden des Bischofs darüber zum Ausdruck brachte, daß seine Anordnungen vom Vorjahr nicht eingehalten wurden. Inwzischen hatte ich auch schon ein röm. Dikasterium eingeschaltet. Der Verantwortliche für den Unnsinn mußte sich daraufhin auch dort verantworten. Diese Predigten hat es danach nie wieder gegeben.
Das sind nur zwei Beispiele.... ich hätte noch mehr auf Lager...
Ich will damit sagen: Der Bischof ist zwar letztlich verantwortlich, aber eben nicht immer (bewußt) Schuld.