Maurus hat geschrieben:Durch seine Dauer.
Unter diesem Gesichtspunkt, dann noch eher durch den Grund seiner so kurzen Dauer. Da ich darüber keine eigenen Kenntnisse habe, ein Hinweis auf einen Bericht, den die "Berliner Morgenpost" einst abdruckte und der sich u.a. auf Kardinal Lorscheider stützt:
Vatikanstadt. Die Frage, ob Papst Johannes Paul I. ermordet wurde, ist wieder offen. Zwei Jahrzehnte lang hatte der Kirchenstaat alles aufgeboten, um die Stimmen, die einen Mord an Johannes Paul I. beweisen wollten, zum Schweigen zu bringen. Mit Erfolg: Alle Untersuchungen wurden eingestellt. Die Version, daß Johannes Paul I. in der Nacht zum 29. September 1978 einem plötzlichen Herzschlag erlag, ist heute offizielle Geschichte. Doch der brasilianische Kardinal Alois Lorscheider brachte jetzt erneut Zweifel vor.
Sensationell ist nicht nur, daß Lorscheider erklärte, er empfinde es als schmerzlich, daß die Hintergründe des Todes an Johannes Paul I. nie aufgeklärt wurden. Als nahezu unglaublich gilt, daß der ehemalige italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti, ein enger Freund aller Päpste der vergangenen 40 Jahre, in seiner Zeitschrift 30 Tage Lorscheiders Erklärung abdruckte. Andreotti war unmittelbar nach dem Tod Johannes Paul I. der Anführer der Fraktion, die eine Mordtheorie und das Buch David Yallops Im Namen Gottes, das die Mordtheorie rekonstruierte, für absoluten Unfug hielten.
Im Vatikan glaubt man, daß Lorscheider und Andreotti neue Indizien für ein Mordkornplott in der Hand haben, mit denen sie jetzt einen gemeinsamen Gegner schlagen wollen: Opus-Dei. Unbestritten ist, daß unmittelbar vor dem Tod von Johannes Paul I. der Bischof Paul Marcinkus die Vatikanbank in einen 200-Millionen-Dollar-Bankencrash verwickelte, zwei Banker kamen dabei unter seltsamen Umständen zu Tode. Die Fäden zu diesem Bankenbetrug sollen nach Meinung vieler Ermittler der italienischen Justiz Hintermänner, die zu dem Opus-Dei-Orden gehören, gezogen haben.
Johannes Paul II. deckte darüber immer den Mantel des Schweigens, weil er große Summen von Opus Dei während der Streiks in Danzig für Solidarnosc brauchte. Das Geld übergab vermutlich der vor einigen Wochen unter rätselhaften Umständen ermordete Kommandant der Schweizergarde, Alois Estermann. Auch er war Opus-Dei-Mitglied.
Lorscheider ist Bischof von Fortaleza in Brasilien und ein engagierter Franziskaner. Er kämpfte sein Leben lang gegen die reichen Großgrundbesitzer Südamerikas, die Opus Dei mit aufbauten. Nahezu die Hälfte des Kardinalskollegiums wird derzeit von Opus Dei kontrolliert. Die Jesuiten, deren bedingungslos treuer Anhänger Andreotti ist, sehen das mit Entsetzen. Da sich ein Ende der Ära Karol Woitylas, der Opus Dei groß machte, abzeichnet, scheinen die ersten Gefechte anzufangen, um den mächtigen Orden zu schwächen, meinen viele Bischöfe im Kirchenstaat. Sollte ein Nachfolger Johannes Paul II. genau wissen wollen, wie das Geld der Vatikanbank in den Crash verwickelt wurde, könnte ein Ende der Allmacht von Opus Dei abzusehen sein. (Berliner Morgenpost 11.8.98)