(Kirchliche) Kuriositäten

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Juergen
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Juergen »

Kai hat geschrieben:
Mittwoch 17. Juni 2020, 13:02
Mir ist über die Jahre immer wieder aufgefallen, dass deutsche Kleriker anscheinend so ausgebildet werden, dass sie das Wort "Witwe" nicht wie der Normalbürger ausprechen, also mit offenem und unbetontem "e" am Ende, sondern mit geschlossenem und betontem "e".

Woher kommt das und was soll das?
Ich glaube nicht, daß das eine klerikerspezifische Angelegenheit ist. Vielleicht hört man das Wort häufiger von Klerikern als von anderen Personen, weil Kleriker beruflich mit dem Tod und Angehörigen etc. zu tun haben.

Ich vermute zum einen, daß das regional unterschiedlich gesprochen wird, wie das bei vielen Wörtern der Fall ist. Hier in der Gegend wird z.B. das g am Wortende häufig als ch gesprochen – oft auch das g am Wortanfang, aber das ist ein anderes Thema.

Zudem könnte man vielleicht vermuten, daß die Aussprache des mit betontem e die Unterscheidung bei der Aussprache der weiblichen Form von der männlichen Form verdeutlicht.ˈvɪtvə und ˈvɪtvɐ hört sich ja recht ähnliche an, während der Unterschied bei ˈvɪtve und ˈvɪtvɐ (oder gar noch mit r am Ende) größer ist.
Gruß Jürgen

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Kai
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Kai »

Nee, nee, ich meinte nicht in freier Rede bei Beerdigungen, sondern bei Evangelienlesungen vor allem.

Mir fallen direkt drei Priester ein, die das aufweisen: Zwei Diözesanpriester aus dem Bistum Münster, einer aufgewachsen in Westfalen, der andere am nördlichen Niederrhein und ein FSSP-Priester, aufgewachsen in Köln, ausgebildet in Wigratzbad.

»Wit-weeeh...«

Im normalen Leben kenne ich niemanden, der das Wort so ausspricht. Nur Priester am Ambo.
"We have feminized the Church so much that it is not attractive to men."
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Robert Ketelhohn
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 17. Juni 2020, 13:28
Bühnenaussprache?
Da würde sich Siebs aber bedanken. – Nee, es gibt wohl einfach Leute mit pathologischer Vorliebe für den hinteren Teil.
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Robert Ketelhohn
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Juergen hat geschrieben:
Mittwoch 17. Juni 2020, 13:29
Hier in der Gegend wird z.B. das g am Wortende häufig als ch gesprochen
Das ist ja auch die deutsche Standardaussprache. (Auch nach Siebs.)
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Lycobates
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »



“Seht, wie sie einander lieben!”
(Liberale und rechtgläubige Bibelexegese und Orientforschung auf einem Sofa vereint, bei gebührendem Abstand)
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Vinzenz Ferrer
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Lycobates hat geschrieben:
Montag 27. Juli 2020, 14:17


“Seht, wie sie einander lieben!”
(Liberale und rechtgläubige Bibelexegese und Orientforschung auf einem Sofa vereint, bei gebührendem Abstand)
Ist die dritte Person in der Mitte des Sofas gerade aufgestanden, um einen Cognac zu holen? :narr:
Wahrscheinlich war es zu dritt deutlich herzlicher ;)
Darf man fragen, wen dieses Lichtbild zeigt? :detektiv:
Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

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Lycobates
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Montag 27. Juli 2020, 14:30
Lycobates hat geschrieben:
Montag 27. Juli 2020, 14:17


“Seht, wie sie einander lieben!”
(Liberale und rechtgläubige Bibelexegese und Orientforschung auf einem Sofa vereint, bei gebührendem Abstand)
Ist die dritte Person in der Mitte des Sofas gerade aufgestanden, um einen Cognac zu holen? :narr:
Wahrscheinlich war es zu dritt deutlich herzlicher ;)
Darf man fragen, wen dieses Lichtbild zeigt? :detektiv:
Die Kardinäle Tisserant (1884-1972) und Ruffini (1888-1967).
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Lupus
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lupus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Montag 22. Juni 2020, 12:11
Juergen hat geschrieben:
Mittwoch 17. Juni 2020, 13:29
Hier in der Gegend wird z.B. das g am Wortende häufig als ch gesprochen
Das ist ja auch die deutsche Standardaussprache. (Auch nach Siebs.)
Nun ja, Standardaussprache!??
"ich gehe wech" oder gehe ich doch besser weg? kurzes e
"der Weech zu deutlicher Aussprache ist doch wohl besser auch ein Weg?! längeres e.
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Juergen
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Juergen »

Lupus hat geschrieben:
Montag 27. Juli 2020, 15:43
Nun ja, Standardaussprache!??
"ich gehe wech" oder gehe ich doch besser weg? kurzes e
Ochottochottochott!

Ne, das spricht man: „ich chehe wech“. :ja:
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Siard
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Siard »

Lupus hat geschrieben:
Montag 27. Juli 2020, 15:43
Nun ja, Standardaussprache!??
"ich gehe wech" oder gehe ich doch besser weg? kurzes e
"der Weech zu deutlicher Aussprache ist doch wohl besser auch ein Weg?! längeres e.
Die Aussprache gilt für die Kombination ›ig‹, gespochen ›ich‹.

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Robert Ketelhohn
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Siard hat geschrieben:
Montag 27. Juli 2020, 15:55
Lupus hat geschrieben:
Montag 27. Juli 2020, 15:43
Nun ja, Standardaussprache!??
"ich gehe wech" oder gehe ich doch besser weg? kurzes e
"der Weech zu deutlicher Aussprache ist doch wohl besser auch ein Weg?! längeres e.
Die Aussprache gilt für die Kombination ›ig‹, gespochen ›ich‹.
Korrekt, also [ç]. Nämlich im Auslaut (oder Silbenschluß) und vor Konsonanten, außer wenn eine weitere Silbe mit [ç] folgt; wird das |g| bei der Flexion zum Silbenanfang, ist [g] zu sprechen. Bei Apostrophierung des |i| vor |g| ist dieses halbvokalisch als [i̯] zu sprechen.

Sonst ist|g| im Auslaut und vor auslautender Plosiva standardsprachlich als lenisierte stimmlose velare Plosiva [k] zu sprechen, unbeschadet vielfacher mundartlicher Aussprache als palataler [ç] oder velarer [x] Frikata (wie auch des intervokalischen |g| als stimmhafter velarer Frikata [ɣ]).

(Also, wenn ick unterweechs berlinere, denn saar’ ick: Fraach mir ma ’ne Fraare, oder so.)
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Juergen
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Juergen »

Elektrisch beheizbarer Meßkelch
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Fuchsi
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Fuchsi »

Juergen hat geschrieben:
Freitag 28. August 2020, 13:27
Elektrisch beheizbarer Meßkelch
Ich sag nur "Russlandfeldzug" :pfeif: :breitgrins:

Vir Probatus
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Vir Probatus »

Fuchsi hat geschrieben:
Freitag 28. August 2020, 14:52
Juergen hat geschrieben:
Freitag 28. August 2020, 13:27
Elektrisch beheizbarer Meßkelch
Ich sag nur "Russlandfeldzug" :pfeif: :breitgrins:
Ich kann mich and die Taufe eines Neffen unmittelbar nach der "Wende" in Magdeburg erinnern.
Da waren die Sedilien elektrisch beheizt, sonst nichts.
Das war extrem.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Lycobates
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »

Kniehosen eines Kardinals (sie werden unter der Chorsoutane getragen).

Bild
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Lycobates
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »

Firmbesuch eines später zu weltweiter Notorietät gekommenen (Erz-)Bischofs in einer Pfarre anno 1957.

https://www.youtube.com/watch?v=cRCfNyElauI

Man bemerke, das ist ein mir bisher unbekannter Brauch, die Stirnbänder der jungen Firmlinge nach erfolgter Spendung.
Ein schönes Andenken!
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Lycobates
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »

Ich erwecke mal diesen Beitrag wieder, weil es heute auf den Tag gerade 60 Jahre her sind.
Schön die Eminenzen Aloisi Masella, Ottaviani und Pizzardo noch einmal zu sehen. :)

Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 17. Juli 2019, 16:44
Eine weitere Kuriosität (für Interessierte).
;)
Wir schreiben das Jahr 1961.
Der junge König der Belgier und seine frischgebackene Gattin besuchen Rom, im Regen, come un biscotto inzuppato nel latte, wie der Journalist sagt.
Die Hohe Frau ist guter Hoffnung, eine Hoffnung die leider trügerisch ist, wie sich später herausstellt. Sehr schade!

Interessant ist hier das Protokoll, das heute nur noch die Älteren unter uns in Erinnerung haben werden, für den Empfang der Kardinäle, ab 2:15, in der belgischen Botschaft (übrigens in idealer Lage am Forum). Also für einen mondänen Empfang, in einem weltlichen Kontext. Nichts Religiöses oder Liturgisches. Schließlich hat ein Kardinal, auch wenn er niedriger Herkunft ist, seit seiner Ernennung Fürstenrang, Kardinäle sind principes Romani, und genießt er protokollarisch Vorrang vor allen Adligen, außer etwaigen regierenden Fürsten (auch mediatisierten) und den Prinzen von Geblüt, d.h. den Kronprinzen, bzw. den Prinzen der männlichen Aszendenz (mit letzteren gilt Gleichrangigkeit). Das muß man wissen, wenn man (in einem historischen Film :breitgrins:) eine Tisch- oder Rezeptionsordnung veranstaltet.

Die Kardinäle treten nach ihrer Präzedenz ein. Jedem Kardinal geht mindestens ein Diener voran, der eine große angezündete Kerze trägt. Jawohl: vos estis lux mundi. Ich vermute, daß der Anblick eines solchen, eine imminente Eminenz ankündigenden jungen Mannes in Frack und mit Kerze früher einmal gewisse Damen zur unverzüglichen Korrektur ihres Decolletés und gewisse Herren zur unverzüglichen Änderung ihres Gesprächsgegenstandes veranlaßt haben mag ...
:blinker:

Hier:
https://www.youtube.com/watch?v=03x2G4O_pSQ
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Schulevonathen
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Statue des hl. Nikolaus in Bari

Beitrag von Schulevonathen »

Diese Statue hier steht in der Nikolaus-Basilika in Bari und wird dort bei der jährlichen Seeprozession mitgeführt:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... icola.jpg

Ich finde die Gewandung bemerkenswert: Eine westliche Kasel mit darüber getragenem Pallium (?? war Myra denn Metropolie?), darunter ist keine Albe zu sehen (es sei denn, die weißen Ärmel deuteten sie an), dafür aber ein ostkirchliches Epigonation. Hat jemand eine Vorstellung, wie es zu dieser Mischgewandung kommen kann?

Ich konnte im Internet keinen Hinweis auf das Alter der Statue finden; aber 1898 trug dieselbe (?) Statue eine im Detail leicht abweichende, aber in der entscheidenen Kombination Kasel-Pallium-Epigonation übereinstimmende Gewandung:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... s_1898.jpg

(Das Pektorale gehört nicht zur klassischen Grundausstattung der Statue; 1898 fehlt es, während es bei einer Prozession 2010 anscheinend durch ein byzantinisches Enkolpion oder dergleichen ergänzt wurde: http://www.quindici-molfetta.it/per-la- ... 19234.aspx. Das wechselt also häufig und hat zur Einordnung der Gewandung nichts beizutragen.)

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Protasius
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Re: Statue des hl. Nikolaus in Bari

Beitrag von Protasius »

Schulevonathen hat geschrieben:
Sonntag 20. Juni 2021, 21:54
Diese Statue hier steht in der Nikolaus-Basilika in Bari und wird dort bei der jährlichen Seeprozession mitgeführt:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/ba/Bari%2C_san_nicola%2C_interno%2C_statua_di_san_nicola.jpg


Ich finde die Gewandung bemerkenswert: Eine westliche Kasel mit darüber getragenem Pallium (?? war Myra denn Metropolie?), darunter ist keine Albe zu sehen (es sei denn, die weißen Ärmel deuteten sie an), dafür aber ein ostkirchliches Epigonation. Hat jemand eine Vorstellung, wie es zu dieser Mischgewandung kommen kann?

Ich konnte im Internet keinen Hinweis auf das Alter der Statue finden; aber 1898 trug dieselbe (?) Statue eine im Detail leicht abweichende, aber in der entscheidenen Kombination Kasel-Pallium-Epigonation übereinstimmende Gewandung:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... s_1898.jpg
Nach meinem Dafürhalten ist das kein Pallium, sondern ein Omophorion, wie es von allen byzantinischen Bischöfen getragen wird. Die Kasel und insbesondere der Krummstab sehen allerdings in der Tat recht lateinisch aus.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Lycobates
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Re: Statue des hl. Nikolaus in Bari

Beitrag von Lycobates »

Schulevonathen hat geschrieben:
Sonntag 20. Juni 2021, 21:54
Diese Statue hier steht in der Nikolaus-Basilika in Bari und wird dort bei der jährlichen Seeprozession mitgeführt:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... icola.jpg

Ich finde die Gewandung bemerkenswert: Eine westliche Kasel mit darüber getragenem Pallium (?? war Myra denn Metropolie?), darunter ist keine Albe zu sehen (es sei denn, die weißen Ärmel deuteten sie an), dafür aber ein ostkirchliches Epigonation. Hat jemand eine Vorstellung, wie es zu dieser Mischgewandung kommen kann?

Ich konnte im Internet keinen Hinweis auf das Alter der Statue finden; aber 1898 trug dieselbe (?) Statue eine im Detail leicht abweichende, aber in der entscheidenen Kombination Kasel-Pallium-Epigonation übereinstimmende Gewandung:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... s_1898.jpg

(Das Pektorale gehört nicht zur klassischen Grundausstattung der Statue; 1898 fehlt es, während es bei einer Prozession 2010 anscheinend durch ein byzantinisches Enkolpion oder dergleichen ergänzt wurde: http://www.quindici-molfetta.it/per-la- ... 19234.aspx. Das wechselt also häufig und hat zur Einordnung der Gewandung nichts beizutragen.)
Zu einem Punkt: Ja, Myra ist seit 325 Metropolitansitz (seit dem 15. Jh. dann Titularsitz), zeitweilig mit den Suffraganbistümern (heute sämtliche Titularsitze) Akalissos, Akanda, Akarassos, Antiphellos, Araxa, Arykanda, Balbura, Bubon, Choma, Eudokia, Kandyba, Kaunos, Komba, Korydalla, Kyaneai, Limyra, Markiana, Oenoanda, Olympos, Patara, Phaselis, Phellos, Pinara, Podalia, Rhodiapolis, Sidyma, Telmessos, Tlos, Xanthos, Zenopolis, und ich vergesse vielleicht noch das eine oder andere.
Näheres in den Notitiae episcopatuum, ed. Darrouzès (https://www.scribd.com/doc/268014527/Je ... opolitanae)
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Re: Statue des hl. Nikolaus in Bari

Beitrag von Lycobates »

Lycobates hat geschrieben:
Sonntag 20. Juni 2021, 22:39
Schulevonathen hat geschrieben:
Sonntag 20. Juni 2021, 21:54
Diese Statue hier steht in der Nikolaus-Basilika in Bari und wird dort bei der jährlichen Seeprozession mitgeführt:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... icola.jpg

Ich finde die Gewandung bemerkenswert: Eine westliche Kasel mit darüber getragenem Pallium (?? war Myra denn Metropolie?), darunter ist keine Albe zu sehen (es sei denn, die weißen Ärmel deuteten sie an), dafür aber ein ostkirchliches Epigonation. Hat jemand eine Vorstellung, wie es zu dieser Mischgewandung kommen kann?

Ich konnte im Internet keinen Hinweis auf das Alter der Statue finden; aber 1898 trug dieselbe (?) Statue eine im Detail leicht abweichende, aber in der entscheidenen Kombination Kasel-Pallium-Epigonation übereinstimmende Gewandung:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... s_1898.jpg

(Das Pektorale gehört nicht zur klassischen Grundausstattung der Statue; 1898 fehlt es, während es bei einer Prozession 2010 anscheinend durch ein byzantinisches Enkolpion oder dergleichen ergänzt wurde: http://www.quindici-molfetta.it/per-la- ... 19234.aspx. Das wechselt also häufig und hat zur Einordnung der Gewandung nichts beizutragen.)
Zu einem Punkt: Ja, Myra ist seit 325 Metropolitansitz (seit dem 15. Jh. dann Titularsitz), zeitweilig mit den Suffraganbistümern (heute sämtliche Titularsitze) Akalissos, Akanda, Akarassos, Antiphellos, Araxa, Arykanda, Balbura, Bubon, Choma, Eudokia, Kandyba, Kaunos, Komba, Korydalla, Kyaneai, Limyra, Markiana, Oenoanda, Olympos, Patara, Phaselis, Phellos, Pinara, Podalia, Rhodiapolis, Sidyma, Telmessos, Tlos, Xanthos, Zenopolis, und ich vergesse vielleicht noch das eine oder andere.
Näheres in den Notitiae episcopatuum, ed. Darrouzès (https://www.scribd.com/doc/268014527/Je ... opolitanae)
Arykanda etwa liegt sehr schön einsam in den Bergen.
Charles Fellows schreibt zu Recht (Travels and researches in Asia Minor, 1852, S. 373): I know no scenery equal in sublimity and beauty to this part of Lycia.



Ich war dort Ende Juli 1991. Ich erinnere mich, daß mein Chauffeur Mühe hatte, den schmalen (damals) unbefestigten Weg nach oben zu fahren. Als wir dann oben waren, stellte sich heraus, daß das Auto nicht wenden konnte. Wir mußten dann, als ich die Ruinen besichtigt hatte, rückwärts wieder den Hang hinunter, gerade dem schroffen Abgrund entlang ...
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Re: Statue des hl. Nikolaus in Bari

Beitrag von Schulevonathen »

Lycobates hat geschrieben:
Montag 21. Juni 2021, 09:23
Wir mußten dann, als ich die Ruinen besichtigt hatte, rückwärts wieder den Hang hinunter, gerade dem schroffen Abgrund entlang ...
Ohne einheimischen Chauffeur überlebt man so etwas nicht! ;D Danke, Lycobates!

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Re: Statue des hl. Nikolaus in Bari

Beitrag von Schulevonathen »

Protasius hat geschrieben:
Sonntag 20. Juni 2021, 22:13
Nach meinem Dafürhalten ist das kein Pallium, sondern ein Omophorion
Du hast recht, und auch die 1898er Version sieht bereits so aus.

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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »

Messe zur 100-Jahr-Feier des Zirkus Bouglione in Paris, zelebriert vom Pariser Auxiliar Paul-Louis Touzé (1875-1960).
Wir schreiben 1952, 10 Jahre vor dem Zirkus Roncalli.

Leider nur kurz, und ohne Ton:

https://www.youtube.com/watch?v=y_7eK41zIcs&t=99s
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Marion »

Ist das richtig, bzw Gott wohlgefällig im Zirkus einfach so, also ohne Not und nur so aus Jux Messe zu feiern? Da gibt es ja Kirchen in der Gegend, wo solcherlei eigentlich gemacht wird?
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »

Marion hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 13:53
Ist das richtig, bzw Gott wohlgefällig im Zirkus einfach so, also ohne Not und nur so aus Jux Messe zu feiern? Da gibt es ja Kirchen in der Gegend, wo solcherlei eigentlich gemacht wird?
wieso aus Jux? :hae?:

Die Familie Bouglione, die den Zirkus hält (als Kind war ich noch dort, da hielt ich die Händchen vor den Augen als die Löwen auftraten :breitgrins: ), ist katholisch und wollte ihre Hundertjahrfeier mit einer Dankmesse begehen. Die ganze Sippe wohnt der Messe (jedenfalls dem Anschein nach) andächtig bei.
Daran sehe ich nichts Falsches.

Man müßte nur beanstanden, daß der Altar nicht von einem Baldachin bedeckt wird. Das ist Vorschrift bei Messen im Freien (obwohl wir hier nicht strikte im Freien sind).
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Marion »

Fühlt sich für mich merkwürdig an.
Im Zirkus, mit Pappnasen, mit Viechern .... Aber ich kenne mich mit den Regeln tatsächlich überhaupt nicht aus.
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Marion »

Lycobates hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 14:07
wieso aus Jux? :hae?:

Die Familie Bouglione, die den Zirkus hält (als Kind war ich noch dort, da hielt ich die Händchen vor den Augen als die Löwen auftraten :breitgrins: ), ist katholisch und wollte ihre Hundertjahrfeier mit einer Dankmesse begehen....
Ja, das hätten sie ja auch in ner Kirche ohne Clownsklamotten und ohne Viecher machen können. So ist das ja schon ein bisschen Show. Mal was anderes. Also Jux... kommt bei mir halt so rüber... Aber wie gesagt, ich kenne mich da nicht aus
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »

Marion hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 14:18
Lycobates hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 14:07
wieso aus Jux? :hae?:

Die Familie Bouglione, die den Zirkus hält (als Kind war ich noch dort, da hielt ich die Händchen vor den Augen als die Löwen auftraten :breitgrins: ), ist katholisch und wollte ihre Hundertjahrfeier mit einer Dankmesse begehen....
Ja, das hätten sie ja auch in ner Kirche ohne Clownsklamotten und ohne Viecher machen können. So ist das ja schon ein bisschen Show. Mal was anderes. Also Jux... kommt bei mir halt so rüber... Aber wie gesagt, ich kenne mich da nicht aus
Ach Militärs wohnen ja auch in Uniform und Studenten u.U. im Vollwichs einer ihnen zugedachten Messe bei.
Das ist Arbeitskleidung halt.
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

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Protasius
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Protasius »

Lycobates hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 16:08
Marion hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 14:18
Lycobates hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 14:07
wieso aus Jux? :hae?:

Die Familie Bouglione, die den Zirkus hält (als Kind war ich noch dort, da hielt ich die Händchen vor den Augen als die Löwen auftraten :breitgrins: ), ist katholisch und wollte ihre Hundertjahrfeier mit einer Dankmesse begehen....
Ja, das hätten sie ja auch in ner Kirche ohne Clownsklamotten und ohne Viecher machen können. So ist das ja schon ein bisschen Show. Mal was anderes. Also Jux... kommt bei mir halt so rüber... Aber wie gesagt, ich kenne mich da nicht aus
Ach Militärs wohnen ja auch in Uniform und Studenten u.U. im Vollwichs einer ihnen zugedachten Messe bei.
Das ist Arbeitskleidung halt.
Man erwartet ja auch bei einer Schützenmesse, daß die Schützen in Uniform beiwohnen, ebenso die Feuerwehrleute in Uniform bei der Agathamesse, etc. pp. ...
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Dr.Hackenbush
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Dr.Hackenbush »

Protasius hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 18:47
Lycobates hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 16:08
Marion hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 14:18
Ja, das hätten sie ja auch in ner Kirche ohne Clownsklamotten und ohne Viecher machen können. So ist das ja schon ein bisschen Show. Mal was anderes. Also Jux... kommt bei mir halt so rüber... Aber wie gesagt, ich kenne mich da nicht aus
Ach Militärs wohnen ja auch in Uniform und Studenten u.U. im Vollwichs einer ihnen zugedachten Messe bei.
Das ist Arbeitskleidung halt.
Man erwartet ja auch bei einer Schützenmesse, daß die Schützen in Uniform beiwohnen, ebenso die Feuerwehrleute in Uniform bei der Agathamesse, etc. pp. ...
ja, die sind dann einheitlich angezogen - in ihrer Uniform: z.B. bei einer Barbaramesse für Bergmänner aus dem Bergbau. Die bunten "Uniformen" der Zirkusleute wirken auf mich irgendwie befremdlich (erinnert mich an die NOM-Karnevals-Narrenmessen) - der tridentinische Ritus bei den Zirkusleuten macht es nicht besser.

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Lycobates
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lycobates »

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Monsignor Enrico Dante und ein anderer Herr im Damasushof.
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
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