"Auferstehungsfeier" = Requiem

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ad-fontes
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"Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von ad-fontes »

In Todesanzeigen ist immer öfter das Wort "Auferstehungsfeier" zu lesen. Ich halte dies für eine fragwürdige und bedauerliche Entwicklung, denn ich vermute, daß dies nur der Bodensatz eines theologischen Trends ist, die Auferstehung des Fleisches zu vergeistigen und schließlich zu leugnen.

Ist euch das auch schon aufgefallen? Was meint ihr dazu?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Raphaela
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Raphaela »

Ich war letztens bei einem Requiem. Die Mutter eines befreundeten Priesters war gestorben.- Und die ganze Messe über hatte ich den Eindruck: Dies ist eine Auferstehungsfeier! Asolut feierlich und in keiner Weise traurig.
Ganz anders, als ich ansonsten ein Requiem kenne.
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Niels
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Niels »

ad-fontes hat geschrieben:In Todesanzeigen ist immer öfter das Wort "Auferstehungsfeier" zu lesen. Ich halte dies für eine fragwürdige und bedauerliche Entwicklung, denn ich vermute, daß dies nur der Bodensatz eines theologischen Trends ist, die Auferstehung des Fleisches zu vergeistigen und schließlich zu leugnen.
Finde ich auch.
Ja, "Auferstehungsamt" /-"feier" lese ich auch öfter in verschiedenen Pfarrblättchen. Und hab's auch schon einmal erlebt: mit Weiß als liturgischer Farbe.
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Gamaliel
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Gamaliel »

Niels hat geschrieben:Ja, "Auferstehungsamt" /-"feier" lese ich auch öfter in verschiedenen Pfarrblättchen. Und hab's auch schon einmal erlebt: mit Weiß als liturgischer Farbe.
Da hast Du vermutlich das "Glück" gehabt an einer pfarrlichen Seligsprechungsfeier teilzunehmen (sofern es sich nicht um die Beerdigung eines getauften Kleinkindes gehandelt hat, die selbstverständlich in "Weiß" erfolgt). Ich wußte gar nicht, daß Seligsprechungen bereits auf Pfarrebene delegiert wurden... :pfeif:

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cantus planus
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von cantus planus »

Hätte man das "Dies Irae" nicht abgeschafft, wäre das nie passiert! :nein:
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Berolinensis
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Berolinensis »

Niels hat geschrieben: [...] mit Weiß als liturgischer Farbe.
...was in Deutschland meines Wissens - im Gegensatz zu den USA und anderen Ländern - nach wie vor (glücklicherweise) nicht erlaubt ist.

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overkott
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von overkott »

Berolinensis hat geschrieben:
Niels hat geschrieben: [...] mit Weiß als liturgischer Farbe.
...was in Deutschland meines Wissens - im Gegensatz zu den USA und anderen Ländern - nach wie vor (glücklicherweise) nicht erlaubt ist.
Ich kenne viele Beerdigungen, wo der katholische Priester weißes Rochett trägt.

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Linus
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Linus »

Raphaela hat geschrieben:Ich war letztens bei einem Requiem. Die Mutter eines befreundeten Priesters war gestorben.- Und die ganze Messe über hatte ich den Eindruck: Dies ist eine Auferstehungsfeier! Asolut feierlich und in keiner Weise traurig.
Ganz anders, als ich ansonsten ein Requiem kenne.
mein Vater wurde zwar mit "Requiem" beerdigt, der Pfarrer der Gemeinde (der das Requiem als Zaungast mitverfolgte (weil am Altar schon 7 Priester standen)meinte hernach, ein so fröhliches von der Hoffnung auf die Auferstehung getragenes Requiem hat er noch nicht gesehen. (Ich hatte allerdings große Mühe die Lesung trockenen Auges vorzutragen. Ähnliches war bei so manchem Priester zu bemerken.)
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Mary
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Mary »

ad-fontes hat geschrieben:In Todesanzeigen ist immer öfter das Wort "Auferstehungsfeier" zu lesen. Ich halte dies für eine fragwürdige und bedauerliche Entwicklung, denn ich vermute, daß dies nur der Bodensatz eines theologischen Trends ist, die Auferstehung des Fleisches zu vergeistigen und schließlich zu leugnen.

Ist euch das auch schon aufgefallen? Was meint ihr dazu?
Das ist hierzulande der übliche Tenor bei Beerdigungen.
Und ja, ich finde es auch bedauerlich und gefährlich, den Menschen vorzugaukeln, ALLE Verstorbenen wären "hinübergegangen in die Herrlichkeit Gottes".
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Robert Ketelhohn
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Vor allem halte ich den Begriff der „Auferstehung“ in diesem Zusammenhang für
häresiefördernd. Da wird gleichsam der Tod (als „Befreiung vom Leib“, wie aus
einem Gefängnis) mit der Auferstehung gleichgesetzt, was faktisch gleichbedeu-
tend ist mit einer Leugnung der Auferstehung des Fleisches.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

LePenseur
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von LePenseur »

Da an die "Auferstehung des Fleisches" ohnehin fast niemand mehr glaubt, und die Beerdigungsfeierlichkeiten (zwar nicht von der theologischen Theorie aus, aber im praktischen Vollzug hingegen umso mehr) letztlich "Veranstaltungen der Überlebenden für Überlebende" sind, ist es nur konsequent, wenn sich das in diese Richtung ändert. Das mag man bedauern, wenn man will (ich bedauere es nur schaumgebremst, würde mir halt etwas mehr Stil dabei wünschen), aber es wird nix daran ändern: die meisten Leute glauben einfach nicht mehr dran.

Und bevor der Pfarrer die letzten Besucher mit einem flammenden "Dies Iræ" aus der Kirche jagt, tut er gut daran, aus dem ganzen halt eine "Auferstehungsfeier" zu machen. Ich war z.B. bei einer solchen, wo ein Pfarrer seiner verstorbenen Freundin eine "Gedenkmesse" gelesen hat, mit einem alten Freund der Verstorbenen, der einen Nachruf auf sie hielt etc. etc.

Naja, meins war's nicht — auch schon wegen der vielen, völlig unnötigen liturgischen Eigenmächtigkeiten, z.B. keine 1. Lesung, keine Präfation (obwohl die "Tuis enim fidelibus ..." ja nun wirklich ein schöner Text ist, an dem's wenig zu meckern gibt) etc. etc. ... aber den meisten hat's trotzdem gefallen. Besinnliche Schlager als Kirchenmusik kommen halt an ... seufz ...

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overkott
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von overkott »

Wie meinte Innozenz III. doch so schön in De Miseria Condicionis Humanae:

Infelix homo quis me liberabit de corporis mortis huius? Certis non vult exire de carcere qui non vult exire de corpore nam carcer animae corpus est.

Geistlich lesen wir darin auch eine ethische Botschaft an die Übeltäter.

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Bernado
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Bernado »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Vor allem halte ich den Begriff der „Auferstehung“ in diesem Zusammenhang für
häresiefördernd. Da wird gleichsam der Tod (als „Befreiung vom Leib“, wie aus
einem Gefängnis) mit der Auferstehung gleichgesetzt, was faktisch gleichbedeu-
tend ist mit einer Leugnung der Auferstehung des Fleisches.
Hmm. Ich sehe diesen Aspekt auch. Aber das Entscheidende scheint mir doch die All-Erlösungsvorstellung zu sein, die auf diesem Wege propagiert wird.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Gamaliel
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Gamaliel »

Bernado hat geschrieben:Aber das Entscheidende scheint mir doch die All-Erlösungsvorstellung zu sein, die auf diesem Wege propagiert wird.
:daumen-rauf:

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overkott
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von overkott »

@ LePenseur Die scharfe Unterscheidung in Unglaube und Glaube ist in der Tat ein gnostisches Problem. Denn gerade aus der geistlichen Lesung wissen wir um die Vielfalt der Bedeutungen des geistlichen Wortes. Der eine Glaube entfaltet sich also in vielen Formen.

Was aber nun die Auferstehung des Fleisches anbelangt, leugnen wir nicht, dass die Schrift von einem geistlichen Leib spricht. Dabei verstehen wir schon, dass die Taufe die Teilhabe an der Auferstehung Christi zu einem neuen Leben ist und jeder Christ seinen Leib von jeder Verderbnis fernhalten soll, da ja der Leib Tempel Gottes Geistes ist, wie Paulus so schön sagt. Und auch die Kirche ist Leib Christi in sehr leiblicher Form.

Wie aber der Leib im Paradieszustand ist, hat Jesus sehr schön ins Bild gebracht. Wenn auch heute die Betonung beim Geistleib eher vorne liegt, streiten wir doch nicht ab, dass ein Geistleib auch ein Leib ist.

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overkott
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von overkott »

Bernado hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Vor allem halte ich den Begriff der „Auferstehung“ in diesem Zusammenhang für
häresiefördernd. Da wird gleichsam der Tod (als „Befreiung vom Leib“, wie aus
einem Gefängnis) mit der Auferstehung gleichgesetzt, was faktisch gleichbedeu-
tend ist mit einer Leugnung der Auferstehung des Fleisches.
Hmm. Ich sehe diesen Aspekt auch. Aber das Entscheidende scheint mir doch die All-Erlösungsvorstellung zu sein, die auf diesem Wege propagiert wird.
Das theologische Problem der All-Erlösungsansicht liegt in einer Entmündigung der Menschen. Eine solche Vorwegnahme des Urteils Gottes wäre ungerecht und unbarmherzig. Demgegenüber hat Jesus alle Menschen aufgerufen, sich zum Guten zu bekehren und von Lieblosigkeit befreien zu lassen.

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Berolinensis
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Berolinensis »

LePenseur hat geschrieben:Da an die "Auferstehung des Fleisches" ohnehin fast niemand mehr glaubt, und die Beerdigungsfeierlichkeiten (zwar nicht von der theologischen Theorie aus, aber im praktischen Vollzug hingegen umso mehr) letztlich "Veranstaltungen der Überlebenden für Überlebende" sind, ist es nur konsequent, wenn sich das in diese Richtung ändert.
Abgesehen davon, daß ich natürlich auch den Rest der Ausführungen nicht teile, ist auch gerade das m.E. falsch, selbst wenn man die Prämisse zugesteht. Gerade auch die Überlebenden müssen trauern dürfen, und nicht zu einer aufgesetzten, unnatürlichen Fröhlichkeit gezwungen werden. (Und außerden müssen sie an ihre eigene Sterblichkeit erinnert werden, damit sie an die Ewigkeit denken und ihr Leben danach ausrichten. Aber gerade das möchte wohl die Pseudo-Fröhlichkeit übertünchen.)

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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von LePenseur »

Also für meinen Teil kann ich der Apokatastasis-Lehre sehr wohl was abgewinnen — jedenfalls mehr als irgendwelchen Spekulationen über Ewigkeiten in Höllenqualen ...

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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von LePenseur »

@Berolinensis:

Nur besteht zwischen einer "aufgesetzten, unnatürlichen Fröhlichkeit" und einer "Auferstehungsfeier" kein notwendiger Zusammenhang. Die Anglikaner begraben nach ihrer Liturgie seit Jahrhunderten die Toten "in der sicheren Hoffnung der Erlösung" ("Forasmuch as it hath pleased Almighty God of his great mercy to take unto himself the soul of our dear brother here departed, we therefore commit his body to the ground; earth to earth, ashes to ashes, dust to dust; in sure and certain hope of the Resurrection to eternal life, through our Lord Jesus Christ"), und obwohl die Katholiken dies immer als unangemessen betrachteten, fände ich es doch reichlich übertrieben, anglikanische Begräbnisse einer "aufgesetzten, unnatürlichen Fröhlichkeit" zu zeihen.

Das ist alles eine Frage von Stil und Geschmack — und den hat(te) die Church of England halt, und irgendwelche katholische Pfarr-Liturgieausschüsse, besetzt mit frustrierten Pastoralassistentinnen und grünbewegten Religionslehrerinnen haben ihn halt nicht.

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overkott
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von overkott »

LePenseur hat geschrieben:Also für meinen Teil kann ich der Apokatastasis-Lehre sehr wohl was abgewinnen — jedenfalls mehr als irgendwelchen Spekulationen über Ewigkeiten in Höllenqualen ...
Die Lehre von der Lehre der Erneuerung des Paradieses, der Schöpfung, des Anfangszustandes bedeutet nicht die Entmündigung des Menschen, der im Urzustand frei ist, von allen Bäumen im Garten zu essen.

Dass du dich nicht erfreust an Reflexionen über jahrhundertelange Qualen hüben und drüben, spricht eigentlich für dich. Schließlich hat das Bild der Hölle als Mahnung vor Fehlverhalten und Hinweis auf mögliche lang andauernde negative Konsequenzen schon etwas Realistisches.

Mit der Lehre der freien Entscheidung nach dem Gebot der Nächstenliebe, der gegenseitigen Versöhnung und dem Gericht als letzte Instanz des Ausgleichs hat Jesus also keine neue Lehre vom Staat Gottes vorgelegt, sondern die Prinzipien einer Zivilisation der Liebe erklärt, die heute selbst in säkularer Form weiter gültig sind.

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overkott
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von overkott »

LePenseur hat geschrieben:@Berolinensis:

Nur besteht zwischen einer "aufgesetzten, unnatürlichen Fröhlichkeit" und einer "Auferstehungsfeier" kein notwendiger Zusammenhang. Die Anglikaner begraben nach ihrer Liturgie seit Jahrhunderten die Toten "in der sicheren Hoffnung der Erlösung" ("Forasmuch as it hath pleased Almighty God of his great mercy to take unto himself the soul of our dear brother here departed, we therefore commit his body to the ground; earth to earth, ashes to ashes, dust to dust; in sure and certain hope of the Resurrection to eternal life, through our Lord Jesus Christ"), und obwohl die Katholiken dies immer als unangemessen betrachteten, fände ich es doch reichlich übertrieben, anglikanische Begräbnisse einer "aufgesetzten, unnatürlichen Fröhlichkeit" zu zeihen.

Das ist alles eine Frage von Stil und Geschmack — und den hat(te) die Church of England halt, und irgendwelche katholische Pfarr-Liturgieausschüsse, besetzt mit frustrierten Pastoralassistentinnen und grünbewegten Religionslehrerinnen haben ihn halt nicht.
Jedenfalls wahren die Teilnehmer katholischer Liturgieaussschüsse das Prinzip der Einheit in Vielfalt, was ich höher bewerten würde als Stil und Geschmack.

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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von LePenseur »

@Overkott:
Jedenfalls wahren die Teilnehmer katholischer Liturgieaussschüsse das Prinzip der Einheit in Vielfalt ...
Das meinen Sie jetzt aber net ernst, oder ...? Ich würde in Erinnerung an den PGR, dem vorzusitzen ich einige Jahre lang das Opfer brachte — denn Vergnügen war's keines, können Sie mir glauben! — eher sagen: "zeitungeistiger Einheitsbrei in vielerlei Maskierung"
... was ich höher bewerten würde als Stil und Geschmack.
Ich nicht.

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Bernado
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Bernado »

Berolinensis hat geschrieben:Gerade auch die Überlebenden müssen trauern dürfen, und nicht zu einer aufgesetzten, unnatürlichen Fröhlichkeit gezwungen werden. (Und außerden müssen sie an ihre eigene Sterblichkeit erinnert werden, damit sie an die Ewigkeit denken und ihr Leben danach ausrichten. Aber gerade das möchte wohl die Pseudo-Fröhlichkeit übertünchen.)
Beides scheint mir außerordentlich wichtig zu sein - und beides wird in den "Auferstehungsfeiern" in den Hintergrund gedrängt.

Trauer zu er-leben ist ganz außerhalb jedes religiösen Bezugs ein natürliches Grundbedürfnis der menschlichen Psyche. Der Begriff "Trauerarbeit leisten" ist nicht aus Leichtsinn geprägt worden. Das kann man auch einräumen, ohne sich all den Psycho-Kram zu eigen zu machen, der in diesem Zusammenhangh oft verzapft wird. Dieser Psycho-Kram entsteht nämlich daraus, daß das Erleben der Trauer aus seinem Zusammenhang mit Gott und seiner barmherzigen Gerechtigkeit gelöst und zu einer do-it-yourself-Technik heruntergestuft wird.

Die "Auferstehungsfeier" amerikanischen Stils, die tatsächlich eher einer Seligsprechung ähnelt, verfehlt die rechte religiöse Ebene, weil und so weit sie von allen Glaubensinhalten abstrahiert. Sie verkündet letztlich nur noch die Botschaft "unser lieber Bruder ist auf eine andere Existenzebene übergewechselt, wo es ihm gut geht". Das mag für den Moment trösten - darüber hinaus und vor allem für das eigene Leben und in Hinblick auf den eigenen Tod trägt das nicht weit.

Aber es passt perfekt zu einer nicht-spezifischen Pseudo-Religiosität, in der es auf den Glauben an Jesus Christus und an die Erlösung nicht mehr ankommt.
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von LePenseur »

@Bernardo:
Aber es passt perfekt zu einer nicht-spezifischen Pseudo-Religiosität, in der es auf den Glauben an Jesus Christus und an die Erlösung nicht mehr ankommt.
Achtgeben! Nicht alles, was nicht Ihrer Form von Religiosität entspricht, ist deshalb schon "Pseudo-Religionsität"! Nicht, daß ich bestritte, daß es auch Pseudo-Religionsität darunter gäbe — aber man kann "an Jesus Christus" und "an die Erlösung" (scil. die durch Christus bewirkte) durchaus auch nicht glauben, ohne deshalb pseudoreligiös zu sein!

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overkott
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von overkott »

LePenseur hat geschrieben:@Overkott:
Jedenfalls wahren die Teilnehmer katholischer Liturgieaussschüsse das Prinzip der Einheit in Vielfalt ...
Das meinen Sie jetzt aber net ernst, oder ...? Ich würde in Erinnerung an den PGR, dem vorzusitzen ich einige Jahre lang das Opfer brachte — denn Vergnügen war's keines, können Sie mir glauben! — eher sagen: "zeitungeistiger Einheitsbrei in vielerlei Maskierung"
... was ich höher bewerten würde als Stil und Geschmack.
Ich nicht.
Immerhin engagieren sie sich in einem katholischen Liturgieausschuss.

Gleichwohl muss ich selber akzeptieren, dass viele den Glauben von einem Ende ohne Anfang her denken und das Denkstrukturen der Bibel nicht selten als lästig empfunden werden.

Und doch habe ich neuerdings schon so etwas wie eine Entspannung bemerkt.

kephas
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von kephas »

Cyprian von Karthago in "De mortalitate":
Wie oft ist auch mir selbst, dem Geringsten und Letzten, geoffenbart, wie häufig und deutlich von Gottes Gnade eingeschärft worden, beständig zu bezeugen und öffentlich zu verkünden, daß wir um unsere Brüder nicht trauern dürfen, wenn sie durch den Ruf des Herrn von der Welt befreit worden sind. Wissen wir doch, daß sie nicht verloren gehen, sondern nur vorausgehen, daß sie mit dem Abscheiden uns nur voranschreiten; daß man sich zwar, wie gewöhnlich bei einer Land- oder Seereise, nach ihnen sehnen, aber nicht um sie klagen darf, und daß man nicht hier schwarze Kleider anlegen soll, wenn sie dort bereits weiße Gewänder angetan haben; daß man den Heiden keine Gelegenheit geben darf, uns mit Fug und Recht zu tadeln, weil wir dieselben, die doch nach unserer Behauptung bei Gott leben, als tot und verloren betrauern und den Glauben, den wir in Wort und Rede kundtun, nicht auch mit Herz und Seele bezeugen und beweisen. Heuchler in unserer Hoffnung und in unserem Glauben sind wir, wenn nur vorgetäuscht, wenn nur erdichtet, wenn nur erlogen erscheint, was wir sagen. Es nützt nichts, wenn man in Worten Mut zur Schau trägt und durch Taten seine Echtheit widerlegt.

Mary
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Mary »

kephas hat geschrieben:Cyprian von Karthago in "De mortalitate":
Wie oft ist auch mir selbst, dem Geringsten und Letzten, geoffenbart, wie häufig und deutlich von Gottes Gnade eingeschärft worden, beständig zu bezeugen und öffentlich zu verkünden, daß wir um unsere Brüder nicht trauern dürfen, wenn sie durch den Ruf des Herrn von der Welt befreit worden sind. Wissen wir doch, daß sie nicht verloren gehen, sondern nur vorausgehen, daß sie mit dem Abscheiden uns nur voranschreiten; daß man sich zwar, wie gewöhnlich bei einer Land- oder Seereise, nach ihnen sehnen, aber nicht um sie klagen darf, und daß man nicht hier schwarze Kleider anlegen soll, wenn sie dort bereits weiße Gewänder angetan haben; daß man den Heiden keine Gelegenheit geben darf, uns mit Fug und Recht zu tadeln, weil wir dieselben, die doch nach unserer Behauptung bei Gott leben, als tot und verloren betrauern und den Glauben, den wir in Wort und Rede kundtun, nicht auch mit Herz und Seele bezeugen und beweisen. Heuchler in unserer Hoffnung und in unserem Glauben sind wir, wenn nur vorgetäuscht, wenn nur erdichtet, wenn nur erlogen erscheint, was wir sagen. Es nützt nichts, wenn man in Worten Mut zur Schau trägt und durch Taten seine Echtheit widerlegt.
Lieber Kephas,

das ist eine schöne Stelle, die Du da von Cyprian von Karthago zitierst. Sie betont die Hoffnung!

Aber fairerweise muss schon auch der Zusammenhang gesehen werden, wo hinein Cyprian das schrieb. Als Bischof bestärkt und tröstet er seine Herde in schwerer Zeit (wenn ich es recht verstehe, hat eine Seuche viele weggerafft). Cyprian redet hier von Christen, von solchen, die den Glauben ernsthaft gelebt haben und sogar zum Martyrertod bereit waren.

Lg Maria
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Robert Ketelhohn
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Robert Ketelhohn »

LePensionair hat geschrieben:Bild
Sag, von wem war dieser Denker gleich? Rodin oder Breker?
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incarnata
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von incarnata »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
LePensionair hat geschrieben:Bild
Sag, von wem war dieser Denker gleich? Rodin oder Breker?
Rodin !
Für meinen Vater wurde im alten ordo ein requiem incl. dies irae gelesen und die Dorfleute,die z.T. zuletzt als Kinder oder noch nie eine Messe in der traditionellen Form erlebt hatten waren sehr angetan davon;sagten,eine so würdige Totenmesse hätten sie schon lange nicht mehr erlebt.Hier auf dem Land ist die Sitte mit den "Auferstehungsfeiern" noch nicht so üblich;in Todesanzeigen von Verwandten und Freunden aus dem Rheinland allerdings kommt diese Variante in letzter Zeit häufiger vor.Klar fallen wir Christen auch angesichts des Todes nicht in ein depressives Loch sondern hoffen auf Gottes barmherzigkeit und beten für die Toten.Aber gerade dafür ist m.E. eine ruhige gemessene Stimmung,Stille und das Beten der schönen alten Texte,die ja auch immer wieder die Hoffnung auf Auferstehung zum Ausdruck bringen geeigneter als inszenierte Fröhlichkeit.Die stellt sich-uninszeniert- sowieso oft beim gemeinsamen Beisammensein mit den Verwandten und Freunden von selbst ein-nach der Totenmesse.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

new
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von new »

Insbesondere zwei "Auferstehungsfeiern" haben mich im letzten jahr geschockt. Dieser Kennedy in den USA und der em. Bischof von Hamburg vor kurzem. Alles in weiss und eben "Auferstehungsfeier". In Hamburg war die halbe DBK versammelt und das muss man sich mal auf der Zunge vergehen lassen. Man muss m.e. schon ein wenig vom rechten Glauben abgefallen sein um sowas mitzumachen. Und wenn das schon Kardinäle und Bischöfe so vorleben und offensichtlich Rom nicht einschreitet, tja ... kann mans dem Dorfpfarrer dann verdenken?

Hier in der Schweiz sind solche Af in weiss häufig anzutreffen. Liturgische Vorschriften interessieren keinen und an Fegefeuer und Hölle glaubt eh keiner mehr.

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Florianklaus
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von Florianklaus »

Mary hat geschrieben:
kephas hat geschrieben:Cyprian von Karthago in "De mortalitate":
Wie oft ist auch mir selbst, dem Geringsten und Letzten, geoffenbart, wie häufig und deutlich von Gottes Gnade eingeschärft worden, beständig zu bezeugen und öffentlich zu verkünden, daß wir um unsere Brüder nicht trauern dürfen, wenn sie durch den Ruf des Herrn von der Welt befreit worden sind. Wissen wir doch, daß sie nicht verloren gehen, sondern nur vorausgehen, daß sie mit dem Abscheiden uns nur voranschreiten; daß man sich zwar, wie gewöhnlich bei einer Land- oder Seereise, nach ihnen sehnen, aber nicht um sie klagen darf, und daß man nicht hier schwarze Kleider anlegen soll, wenn sie dort bereits weiße Gewänder angetan haben; daß man den Heiden keine Gelegenheit geben darf, uns mit Fug und Recht zu tadeln, weil wir dieselben, die doch nach unserer Behauptung bei Gott leben, als tot und verloren betrauern und den Glauben, den wir in Wort und Rede kundtun, nicht auch mit Herz und Seele bezeugen und beweisen. Heuchler in unserer Hoffnung und in unserem Glauben sind wir, wenn nur vorgetäuscht, wenn nur erdichtet, wenn nur erlogen erscheint, was wir sagen. Es nützt nichts, wenn man in Worten Mut zur Schau trägt und durch Taten seine Echtheit widerlegt.
Lieber Kephas,

das ist eine schöne Stelle, die Du da von Cyprian von Karthago zitierst. Sie betont die Hoffnung!

Aber fairerweise muss schon auch der Zusammenhang gesehen werden, wo hinein Cyprian das schrieb. Als Bischof bestärkt und tröstet er seine Herde in schwerer Zeit (wenn ich es recht verstehe, hat eine Seuche viele weggerafft). Cyprian redet hier von Christen, von solchen, die den Glauben ernsthaft gelebt haben und sogar zum Martyrertod bereit waren.

Lg Maria

Dürfen wir denn nicht hoffen, daß alle getauften Christen gerettet werden? Oder müssen wir unterscheiden zwischen denen, die den Glauben für uns erkennbar ernsthaft gelebt haben und solchen, bei denen wir dies nicht erkennen konnten? Wer soll diese Unterscheidung treffen? Und sollte diese Unterscheidung dann Folgen für die liturgische Gestaltung der Exequien haben? Muß die Kirche, wenn sie denn kirchlich beerdigt, nicht darauf vertrauen können, daß der/die Verstorbene das ewige Heil erlangt? Nehmen wir vielleicht nur deshalb Anstoß an Auferstehungsämtern, weil als Folge volkskirchlicher Strukturen auch der Tod von Menschen, in deren Leben Glaube und Kirche keine oder nur eine Nebenrolle gespielt haben, so begangen wird?
Zuletzt geändert von Florianklaus am Mittwoch 9. Juni 2010, 11:05, insgesamt 1-mal geändert.

kephas
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Re: "Auferstehungsfeier" = Requiem

Beitrag von kephas »

Mary hat geschrieben:Aber fairerweise muss schon auch der Zusammenhang gesehen werden, wo hinein Cyprian das schrieb. Als Bischof bestärkt und tröstet er seine Herde in schwerer Zeit (wenn ich es recht verstehe, hat eine Seuche viele weggerafft). Cyprian redet hier von Christen, von solchen, die den Glauben ernsthaft gelebt haben und sogar zum Martyrertod bereit waren.
:ja: Cyprian hätte sicher keine "Auferstehungsfeier" gefeiert. Aber: ein "Dies irae" hätte er wohl bei der Beerdigung eines Christen nicht gesungen.
Berolinensis hat geschrieben:Gerade auch die Überlebenden müssen trauern dürfen, und nicht zu einer aufgesetzten, unnatürlichen Fröhlichkeit gezwungen werden. (Und außerden müssen sie an ihre eigene Sterblichkeit erinnert werden, damit sie an die Ewigkeit denken und ihr Leben danach ausrichten. Aber gerade das möchte wohl die Pseudo-Fröhlichkeit übertünchen.)
Das ist sicher richtig. Ich habe allerdings schon sehr frohe christliche Beerdigungen erlebt, wo nichts aufgesetzt oder gezwungen war, sondern voller Freude, dass derjenige das Ziel erreicht hat.

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