Konvertiten-Erfahrungen

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obsculta
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von obsculta »

Marion hat geschrieben:Jetzt bin ich drin - Der Herr hat mich reingelassen :breitgrins:

Meine Knie haben geschlottert, rumgestottert hab ich, die Tränen konnt ich nicht halten, die Unterschrift hat nicht auf Anhieb funktioniert, und noch einiges mehr ...

Die Beichte hat allerdings ohne irgendwelche Zwischenfälle geklappt. Da hatte ich nämlich schon jahrelang sehr große Bedenken, daß ich da mittendrin davonrenne.

Das war nun der emotionsgeladenste Tag meines Lebens. Am meißten hat mich die Salbe "beeindruckt". Damit kann ich dem Teufel wegflutschen wenn er mich packen will, sagte der Priester.

Ich bin noch ganz weg von den vielen Geschenken die der Herr mir gestern gab. Das war arg viel auf einem Schlag!


Kenn ich...Genieß es...Ich freue mich [Punkt] :freude: :freude: :freude:

Willkommen im Trupp!

ad_hoc
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von ad_hoc »

Das freut mich für Dich, Marion.

Gruß, ad_hoc
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martin v. tours
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von martin v. tours »

Liebe Marion
Schön das zu lesen. Dir auch alles Gute
Ich wünsche dieser Welt tausende Marion`s und solche Geschichten,jeden Tag.
martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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Marion
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Marion »

Dankeschön allen Bild
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Melody
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Melody »

Zunächst einmal auch von mir herzlichen Glückwunsch zu Deiner Aufnahme in die eine heilige katholische Kirche, [Punkt]
Mögest Du Dich immer so darüber freuen können wie [Punkt]

anneke6 hat geschrieben:Nun, aus Erfahrungen mit einigen Leuten, die ich kennengelernt habe…da rieselt so heraus, daß es offenbar auch mit der Kirche so eine Art "verflixtes 7. Jahr" gibt…or sagen wir mal: geben kann.
Ja, bei mir war das wohl - leider - so.

Meine Konversion war am 23.11.2003, also hab ich das "verflixte 7. Jahr" gerade erst hinter mir.
Als ich damals konvertierte, war dies der mit Abstand glücklichste Tag meines bisherigen Lebens. Auf meine Einladungskarten hatte ich ein großes "Juchuuu, ich werde katholisch" geschrieben, und ich freute mich sehr darüber, dass Gott mich in Seine Kirche geführt hatte.
Ohne zu ausschweifend zu werden, kann man sagen, dass der Grund für meine Konversion letztlich die Hl. Eucharistie war. Da es mein persönlicher Weg war, bereits als Protestant die Hl. Kommunion empfangen zu haben, spürte ich bei meinem letzten evangelischen Abendmahl am Karfreitag des Jahres 2003, dass dort etwas Entscheidendes fehlte. Dies war der Moment, wo ich wusste: Ich muss katholisch werden.
Natürlich hatte ich mich bereits vorher und auch danach eifrig mit meinem neuen Glauben auseinandergesetzt. Ich dachte, ich wüsste bereits sooo viel.
Doch den Katechismus bekam ich erst am Tag meiner Konversion geschenkt, und gewissen Fragen ist mein damaliger Pfarrer auch lieber ausgewichen.

Nichtsdestotrotz hatte ich als Konvertit im Gegensatz zu geborenen Katholiken vor versammelter Sonntagsgemeinde im Alter von 32 Jahren versprochen, ALLES anzunehmen, was die katholische Kirche lehrt. Also bemühte ich mich darum.

Da ich außerdem sehr wissbegierig bin, tauchte ich immer tiefer in alles Katholische ein. Für mich war das Finden zur katholischen Kirche so etwas wie eine "Heimat", die ich glaubte, endlich nach langer Suche gefunden zu haben. Insofern bemühte ich mich darum, in meiner Gemeinde ein Zuhause zu finden. Ich sang im Kirchenchor, bereitete ein paar Gottesdienste mit vor und war vereinzelt auch Lektor.

Über ein Jahr nach meiner Konversion entschied ich mich aus eigenem Antrieb, zur Mundkommunion zu wechseln. Ein paar Wochen danach lernte ich den "alten Ritus" kennen.
Und plötzlich war nichts mehr, wie es war.
Das Zuhause, das ich ja eigentlich gerade noch am Aufbauen war, brach ein. Meine unschuldige offene Begeisterung über meine Erfahrungen wurde z. B. mit einem "wir sind froh, dass das abgeschafft ist" quittiert.
Also versuchte ich nun, weitab von meiner Heimatpfarrei in einer tridentinischen Gemeinde Fuß zu fassen. Ich ging sowohl zur Petrus-, als auch vereinzelt zur Piusbruderschaft. Ich habe durchaus viele schöne Erfahrungen in dieser Zeit gesammelt.

Aber ich war ja immer noch ein Neueinsteiger im katholischen Glauben, und ich finde, dass man es als Konvertit ausgesprochen schwer hat.

Zu einer Zeit, wo ich immer noch dabei war, mich zu positionieren und Fuß zu fassen, wurde mir dann aufgrund äußerer Umstände mein Beichtvater genommen.

Gleichzeitig lernte ich einen geschiedenen Mann kennen.

Das war eine äußerst unglückliche Kombination. Falls es eine Prüfung war, bin ich gescheitert. Damals kam es mir oft so vor, als müsse ich zwischen Christus und diesem Mann wählen. Aber das wollte ich doch nicht, ich wollte beides.
Von den traditionstreuen Menschen, mit denen ich zum Teil noch zu tun hatte, fühlte ich mich unter Druck gesetzt. Während die "normalen" Katholiken mir sagten, was ich denn eigentlich wollte, ich sollte mir nicht solche Probleme machen, wo schließlich keine wären.

Der ganze Konflikt setzte mir zu, und nach einem halben Jahr beschloss ich aufgrund einer unglücklichen Verkettung von Umständen, dass ich es ab jetzt so machen wollte, wie die anderen 99 Prozent der mich umgebenden Katholiken, ab jetzt wollte ich selbst entscheiden, was richtig ist und was falsch. Ich war halt in Teilen "nur" noch so katholisch wie die Katholiken um mich herum, die zum Teil durchaus eifrig und engagiert sind, was Laiendienste angeht...

Jahre später musste ich nun erkennen, dass es ein Weg in den Abgrund war. Ich habe mich - auch aufgrund wiederum anderer persönlicher unglücklicher Lebensumstände - im Jahr 2010 fast nahezu vom Glauben entfernt gehabt.

Es war kurioserweise die Dokumentation des Herrn Ginzel über die Piusbruderschaft, die ich im Oktober zufällig im Internet fand, die ich mir unzählige Male angesehen habe und über die ich sehr traurig wurde, denn sie zeigte mir schmerzlich, was ich verloren hatte.

Ein paar Wochen später hab ich nun kürzlich die erste richtige Beichte nach fast 4 Jahren abgelegt (es gab Versuche dazwischen, aber die zählen nicht), und so glücklich, wie ich mich im Anschluss daran fühlte, war ich lange nicht.

Jetzt kann ich wirklich das tun, wozu ich vor vier Jahren nicht in der Lage war: Dem Herrn meinen aufrichtigen Dank für diese Beichte [Punkt] Ich bin zutiefst traurig über das, was in den letzten Jahren vorgefallen ist. Niemals mehr wieder möchte ich mich so sehr vom Herrn entfernen. Wie konnte ich Ihm das nur antun.

Doch das Grundproblem bleibt bestehen: Wie geht es weiter? Ich gehöre nirgendwo dazu, weiß nicht, wo ich hingehen soll, fühle mich nirgendwo heimisch. Ich wollte nie ein Außenseiter sein, aber wenn man 100prozentig katholisch sein will (und das hab ich als Konvertit doch schließlich versprochen), dann ist man das meines Erachtens heutzutage zwangsläufig. Ich bin bislang noch völlig ratlos, was mich durchaus ein wenig traurig macht.
Ich kann nur auf die Gnade des Herrn hoffen, dass Er dafür sorgt, dass ich diesmal auf dem rechten Weg bleibe... aber ich denke, meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt, dass ein Abweichen von dem wahrhaft katholischen Weg keine Lösung ist.

Ich habe in den letzten Jahren manchmal böse gesagt, dass mir meine Konversion wie eine Mogelpackung vorgekommen sei (und wurde von modernen Priestern durchaus in meinen neuen Erkenntnissen bestätigt) und dass meine damalige Art, den Glauben zu leben, nicht gesund, sondern eine Flucht vor der Realität war.
Ich würde heute sagen, dass das zwar tatsächlich ein wenig der Fall gewesen sein mag (ich war einsam, nachdem ich erstmalig in meinem Leben alleine lebte), aber mein damaliger Glaube konnte mich zumindest auch durch Krisenzeiten tragen. Das, was ich später daraus gemacht habe, konnte es nicht mehr, da es nur noch Stückwerk war.

Ich hab früher mal zu hören bekommen, dass Konvertiten oft eine "Pendelbewegung" vollziehen würden. Naja. Ich hoffe, dass ich den Tiefstand hinter mir habe. Es war seinerzeit unverdiente Gnade, dass Er mich in Seine Kirche geführt hatte. Und nun war es ebenso unverdiente Gnade, dass Er die verlorene Tochter wieder aufgenommen hat. Diesmal möchte ich in dieser Seiner Gnade bleiben...

Sorry, dass es so lang geworden ist (obwohl ich mich wirklich kurzgefasst habe). Ich musste es einfach irgendwo loswerden...
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Gamaliel
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Gamaliel »

Melody hat geschrieben:Sorry, dass es so lang geworden ist (obwohl ich mich wirklich kurzgefasst habe). Ich musste es einfach irgendwo loswerden...
Ein schöner Beitrag! :klatsch:

Die Beichte vor einigen Wochen paßt bestens zur Adventszeit und der geistigen Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn.

Ich wünsche Dir, daß die freudigen Gefühle nach und nach zu festen Überzeugungen werden, die dann auch in den Schwierigkeiten des Alltags standhalten.


"Ich vermag alles in dem, der mich stärkt." (Phil 4, 13)

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lifestylekatholik
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von lifestylekatholik »

Danke für deinen Beitrag, melody!
melody hat geschrieben:Aber ich war ja immer noch ein Neueinsteiger im katholischen Glauben, und ich finde, dass man es als Konvertit ausgesprochen schwer hat.
Ich bin wahrscheinlich betriebsblind. Was macht es denn so ausgesprochen schwer? Die Tatsache, dass 90% der Taufscheinkatholiken keine Ahnung haben und 95% der Priester sich nicht trauen, vom Glauben der Kirche zu reden?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Melody
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Melody »

lifestylekatholik hat geschrieben:Ich bin wahrscheinlich betriebsblind. Was macht es denn so ausgesprochen schwer? Die Tatsache, dass 90% der Taufscheinkatholiken keine Ahnung haben und 95% der Priester sich nicht trauen, vom Glauben der Kirche zu reden?
Ja, zum Beispiel... :-(

Ich hab in den letzten Jahren auch manchmal gesagt, entweder soll die katholische Kirche ihre ganzen Moralregeln über Bord werfen, oder sie soll dafür sorgen, dass man sich auch überall daran hält und alle dasselbe sagen.

Ein guter Freund von mir ist z. B. Lektor und Kommunionhelfer. Er war es auch zu einer Zeit, als seine schwangere Lebensgefährtin (jetzt sind sie verheiratet) in der Kirchenbank saß. Das ist einfach irgendwo verlogen.
Ich kämpfe mit meinen eigenen Schwierigkeiten, aber die katholische Kirche vor Ort geht ihren eigenen Weg.
Und das ist ja nur ein Beispiel.

Als Konvertit brauche ich Vorbilder, Menschen, die mir den neuen Glauben vorleben. In der normalen Kirchengemeinde findet man die aber anscheinend in aller Regel nicht. Bzw. man findet so viele Widersprüche. Auf der einen Seite scheint mancher gläubig zu sein, und dann findet er Dinge toll, die aber offiziell als "Missbrauch" anzusehen sind.

Ich hab ja gerade in den letzten Jahren wirklich verzweifelt versucht zu retten, was zu retten ist, hab jeden Strohhalm ergriffen, der sich mir anbot. Vor ungefähr zwei Jahren sprach ich mal mit einem Dominikanerpater (den mir andere empfohlen hatten) über meine ganzen Schwierigkeiten. Es sollte ein Seelsorgsgespräch sein. Am Ende meinte er, er würde mich nicht gehenlassen, ohne mir die Absolution zu geben.
Am Neujahrstag sah ich ihn dann zelebrieren... es war eine Messe mit so einigen Missbräuchen...
Solche Priester konnte ich nie als hilfreich empfinden.

Aber gerade diese sind es, die von anderen hochgelobt werden.

Vorigen Sommer führte ich ein Gespräch mit einer Ordensschwester, weil ich mich auf die Suche nach einem geistlichen Begleiter begeben hatte. Nun, sie machte keinen Hehl daraus, was sie von der Mundkommunion hält. Ich musste mir ja in einer großen altehrwürdigen Innenstadtpfarrei vor zwei Jahren sogar eine echte Hetzpredigt über die MK anhören. Der Priester predigte, die MK sei ein "unerträglicher Anblick".
Und da soll man sich dann zu Hause fühlen?!

Herrje, ich will doch gar nicht zwingend in die außerordentliche Liturgie gehen. Aber es bleibt einem ja fast nichts anderes übrig.
Ich will doch einfach nur katholisch sein... :-(

Ich glaub, als Konvertit hab ich einfach Probleme, die "Taufscheinkatholiken" eben nicht haben.
Und ich weiß ja nicht, wie es früher war, aber heutzutage erzählt eben nicht jeder Priester, was die katholische Kirche lehrt. Jeder erzählt etwas anderes. Das ist alles andere als hilfreich, wenn man doch selbst noch dabei ist zu lernen und wenn man nun mal durchaus auch selbst mit einigen Dingen Schwierigkeiten hat... *seufz*
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Benedikt

Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Benedikt »

@Melody
Danke für deine Beiträge. Nur zwei Bemerkungen zu später Stunde:
Melody hat geschrieben:Ich glaub, als Konvertit hab ich einfach Probleme, die "Taufscheinkatholiken" eben nicht haben.
Das glaube ich nicht.
Melody hat geschrieben:Ich hab in den letzten Jahren auch manchmal gesagt, entweder soll die katholische Kirche ihre ganzen Moralregeln über Bord werfen, oder sie soll dafür sorgen, dass man sich auch überall daran hält und alle dasselbe sagen.
Dass sich überall dran halten wäre zu viel verlangt. Das überall dasselbe sagen hingegen nicht. Die Kirche kann gar nicht dafür sorgen, dass man sich überall daran hält. Und genauer betrachtet ist sie ja gerade deswegen gestiftet, weil man sich nicht an die Regeln hält.

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anneke6
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von anneke6 »

Hmm…kann es vielleicht sein, daß frische Konvertiten und "alte Hasen" es ähnlich schwer haben, wenn sie ihren Glauben aufrichtig leben wollen, aber trotzdem auf andere Art?
Wobei manche Konvertiten den Eindruck machen, als wären sie schon immer katholisch gewesen, und manche als Kind katholisch getauften Menschen ihren Glauben erst später wirklich entdeckt haben. Konvertiten können nerven, aber andererseits werden sie auch oft diskriminiert.
Vielleicht wäre es angebracht, die Grenzen nicht so streng zu sehen.
???

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lifestylekatholik
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von lifestylekatholik »

Melody hat geschrieben:Ich hab in den letzten Jahren auch manchmal gesagt, entweder soll die katholische Kirche ihre ganzen Moralregeln über Bord werfen, oder sie soll dafür sorgen, dass man sich auch überall daran hält und alle dasselbe sagen.
Ja.
Melody hat geschrieben:Ein guter Freund von mir ist z. B. Lektor und Kommunionhelfer. Er war es auch zu einer Zeit, als seine schwangere Lebensgefährtin (jetzt sind sie verheiratet) in der Kirchenbank saß. Das ist einfach irgendwo verlogen.
Ja.
Melody hat geschrieben:Als Konvertit brauche ich Vorbilder, Menschen, die mir den neuen Glauben vorleben. In der normalen Kirchengemeinde findet man die aber anscheinend in aller Regel nicht.
Ja.
Melody hat geschrieben:Solche Priester konnte ich nie als hilfreich empfinden.
Ja.
Melody hat geschrieben:Aber gerade diese sind es, die von anderen hochgelobt werden.
Ja.
Melody hat geschrieben:Herrje, ich will doch gar nicht zwingend in die außerordentliche Liturgie gehen. Aber es bleibt einem ja fast nichts anderes übrig.
Ja.
Melody hat geschrieben:Ich will doch einfach nur katholisch sein... :-(

Ich glaub, als Konvertit hab ich einfach Probleme, die "Taufscheinkatholiken" eben nicht haben.
Was meinst du mit »Taufscheinkatholiken«: Menschen, die zwar getauft sind, aber für die der Glaube keine Rolle spielt? Oder Katholiken, die schon immer katholisch waren? Wenn letzteres: Wieso meinst du, ich hätte solche Probleme nicht?
Melody hat geschrieben:Das ist alles andere als hilfreich, wenn man doch selbst noch dabei ist zu lernen und wenn man nun mal durchaus auch selbst mit einigen Dingen Schwierigkeiten hat... *seufz*
Was schwieriges muss ein Konvertit denn lernen, was ein normaler Katholik schon weiß/kann?
anneke6 hat geschrieben:Konvertiten ... werden ... auch oft diskriminiert.
:hae?:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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anneke6
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von anneke6 »

lifestylekatholik hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Konvertiten ... werden ... auch oft diskriminiert.
:hae?:
Auf verschiedene Art. Manchmal wird ihnen unterstellt, sie wüßten noch nicht genug Bescheid, um sich zu einem Thema zu äußern. Oder die Leute rollen die Augen und sagen: Konvertitenenthusiasmus. (Hmm…ich glaube, da muß ich mich selbst auch oft in die Schranken weisen)
???

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Melody
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Melody »

lifestylekatholik hat geschrieben:Was meinst du mit »Taufscheinkatholiken«: Menschen, die zwar getauft sind, aber für die der Glaube keine Rolle spielt? Oder Katholiken, die schon immer katholisch waren? Wenn letzteres: Wieso meinst du, ich hätte solche Probleme nicht?

Was schwieriges muss ein Konvertit denn lernen, was ein normaler Katholik schon weiß/kann?
Sorry, das Wort hatte ich von Dir übernommen, da Du es selbst in Deiner Frage an mich so formuliert hast. Ja, ich meinte damit diejenigen, die von Geburt an katholisch sind.

Ich persönlich kenne keine Katholiken, die von Geburt an katholisch sind, in ihre normale Pfarrei vor Ort gehen und meine Probleme haben.

Die haben ja auch alle nicht versprochen, dass sie ALLES annehmen würden, was die katholische Kirche lehrt...

Ich gebe offen zu, dass ein Großteil - nicht alle - meiner Probleme in der weiten Auslegung der katholischen Kirche des 6. Gebotes liegt. Und gerade das ist ja der Punkt, wo die "normalen" Katholiken eh den Kopf drüber schütteln... und ich, was soll ich als Konvertit nun tun?! :-(
Wie gesagt, mein Weg war falsch.
Aber es war der Weg, den so viele andere auch gehen, ohne, dass sie von den Widersprüchen und Zwiespälten dabei so zerrissen werden, wie es bei mir der Fall war.
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Sascha B.
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Sascha B. »

Ich seh es auch so das viele der Leute die "schon immer katholisch" sind bereits in einen total verwaschenen Glauben hineingewachsen sind und eh nur noch die hälfte (wenn überhaupt) Glauben und einen großteil der gebote ablehnen. Brüder und Schwestern welche sich hingegen von selnbst und ganz bewußt für den katholischen Glauben entschieden haben nehmen in der Regel daher ja das ganze ernst. Würden sie es nicht währen sie nicht katholisch geworden. So geht es mir zumindest. Wurde zwar kurz nach der Geburt katholisch getauft, aber das war es dann auch schon. Ich hab mich damals mit allen Religionen und nach der Überzeugung das Christentum ist die alleinige Wahrheit mit den christlichen Kirchen beschäftigt und wurde dadurch erst wirklich katholisch. Und diese Leute sind dann oftmals natürlich entsetzt/enttäuscht wenn in der Praxis plötzlich alles anders ist. Die Messe nicht Gott als Mittelpunkt hat sondern allen möglichen Blödsinn, die Leute alles andere ans andächtig sind usw.


Und wer Rechtschreibfehler findet darf sie gerne behalten, hatte zu viel Wein :D Aber mach jetzt durch bis morgen früh der Zahnarzt aufmacht, hab bir leider ordentlich was rausgebissen.
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

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Melody
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Melody »

@Deo iuvante
Herzliches Beileid, was den Zahnarzt angeht...


Ja.
Wie gesagt, ich bin ja wegen der Hl. Eucharistie konvertiert. Ich bin konvertiert, weil die katholische Kirche diesen ungeheuren Reichtum hat. Weil das wirklich und wahrhaftig Gott [Punkt] Wie oft bete ich die 4. Strophe des "Gottheit tief verborgen" vor mich hin...

Aber das scheinen doch viele nicht wirklich zu glauben. Bzw. sie sagen zwar mit dem Mund, sie würden es glauben, aber dann erscheint ihr Handeln widersprüchlich. Wie sieht es denn z. B. aus mit dem Nüchternheitsgebot? Mit der Sonntagspflicht? Dem Freitagsopfer? Mit Beichte? Mit eventuellem Verzicht auf den Kommunionempfang? Mit Ehrfurchtsbezeugungen wie einer Kniebeuge? Und, und, und. Ich kann die Liste ja unendlich fortführen.
Gelten denn all die ganzen Regeln und Gebote nur für mich als Konvertiten?! Das hab ich mich halt irgendwann gefragt.
Und dann den fatalen Entschluss gefasst, dass ich jetzt so sein möchte wie die anderen... aber das hat nicht funktioniert...

Und was soll ich als Konvertit denn denken, wenn selbst die Bischöfe nicht gehorsam sind? Wenn ständig wieder Themen wie Zölibat oder Frauenordination selbst von Bischöfen in unkatholischer Weise angesprochen werden? Wenn Anordnungen aus Rom nicht befolgt werden?

Es tut mir leid, ich finde, das alles macht es einem eben gerade als Konvertit nicht sonderlich einfach. Weil man sich noch in einem Prozess befindet, der im Wachsen und Werden ist. Man traut sich auch nicht unbedingt, seinen Überzeugungen zu vertrauen und sie selbstsicher zu vertreten, wenn doch die gestandenen Katholiken und eventuell sogar Priester etwas anderes erzählen... man kommt sich irgendwann vor, als käme man von einem anderen Stern. Wenn man konvertiert, möchte man doch DAZUGEHÖREN. Und nicht ausgeschlossen sein.

Ich kenne einen Ruhestandspriester, von dem ich mehr als angetan bin. Er ist leider schon sehr alt, aber als ich vor zwei Jahren mal zufällig in einer Messe von ihm landete, spürte ich deutlich, wie hilfreich es ist, wenn man so "heilige" Priester sieht... diese führen einen zu Gott.
Nun ist ihm die tägliche Zelebration offenbar ein Herzensbedürfnis.
Gute Bekannte von mir, die entweder haupt- oder ehrenamtlich stark in der Gemeinde engagiert sind, äußerten sich in privater Runde kürzlich so, dass er doch nicht alle Messen an sich reißen solle, er solle doch konzelebrieren.

Das führte mir dann wieder vor Augen, wieviel mich von den normalen Katholiken trennt.
Ich bin von diesem Priester begeistert. Endlich ist da einer, der noch den Wert des Messopfers sieht. Und die eifrigsten Katholiken verkennen sein Bemühen und hätten es lieber, er würde konzelebrieren... so könnte man Beispiel an Beispiel reihen.

Irgendwas läuft einfach verkehrt.
Und auf der einen Seite schmerzt mich das, und auf der anderen Seite frage ich mich doch auch, ob bloß mit MIR was nicht stimmt?! Sollte katholisch nicht katholisch sein?!
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von ad_hoc »

Als Konvertitin nimmst Du den katholischen Glauben ernster als die meisten derjenigen, die von Geburt an, bzw. von der Taufe an, katholisch sind. Du hast noch diejenigen Skrupel, welche die meisten Katholiken nicht mehr haben. Bewahre sie Dir. Besuche, wenn möglich, immer die Hl. Messe im Alten Ritus. Nach guten Priestern und vor allem nach guten Beichtvätern, muss man heutzutage mit der Lupe suchen.
Vor allem orientiere Dich nicht an Katholiken, die ein anderes Verständnis von Kirche und Hl. Messe haben als Du. Ansonsten: Du weißt ja, woran es Dir mangelt, und vor allem weißt Du, was Du tun solltest, aber bislang nicht oder nicht ausreichend getan hast. Hilf Dir selbst - dann hilft Dir Gott. ;)

Gruß, ad_hoc
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Melody
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Melody »

ad_hoc hat geschrieben:Du hast noch diejenigen Skrupel, welche die meisten Katholiken nicht mehr haben. Bewahre sie Dir. Besuche, wenn möglich, immer die Hl. Messe im Alten Ritus. Nach guten Priestern und vor allem nach guten Beichtvätern, muss man heutzutage mit der Lupe suchen.
Wie gesagt, ich hatte die "Skrupel" ja abgestreift... abstreifen wollen... rein praktisch abgestreift, aber innerlich hat es mich gequält... eigentlich hab ich mich selbst belogen...

Ich bin so dankbar, dass der Herr trotzdem immer noch da war, mich nie ganz losgelassen hat, egal, was ich in meiner Verirrung getan haben mag...

Tja.
Und nun empfiehlst auch Du mir den außerordentlichen Ritus...
Das ist aber nicht so einfach. Ich hätte halt eigentlich gerne eine ganz normale Pfarrei in der Nähe, mit ganz normalen Messbesuchern, mit sonstigen Aktivitäten, mit Gemeindeleben, wie man das aus einer Ortspfarrei so kennt.
Wenn man in die alte Messe geht, dann verzichtet man im Regelfall auf so einiges, was doch aber irgendwo auch zur Kirche gehören würde. Man stellt sich ins Abseits. Und das will ich doch eigentlich nicht.
Warum muss das denn heute alles so schwer sein?

Und DAS sind ja eben auch die Dinge, die mir doch vor meiner Konversion gar nicht bewusst [Punkt] Das konnte ich doch damals nicht [Punkt] Ich dachte, ich gehöre jetzt dazu... aber stattdessen stelle ich mich auf gewisse Weise bewusst ins Abseits, wenn ich aufrichtig katholisch sein will... das ist halt ein echtes Problem für mich.

Aber meinem Herzen ist natürlich mittlerweile längst klar, wie der Weg auszusehen hat, wenn Gott (wieder) an erster Stelle stehen soll... :-(
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Ecce Homo »

ad_hoc hat geschrieben:Als Konvertitin nimmst Du den katholischen Glauben ernster als die meisten derjenigen, die von Geburt an, bzw. von der Taufe an, katholisch sind. Du hast noch diejenigen Skrupel, welche die meisten Katholiken nicht mehr haben. Bewahre sie Dir. Besuche, wenn möglich, immer die Hl. Messe im Alten Ritus. Nach guten Priestern und vor allem nach guten Beichtvätern, muss man heutzutage mit der Lupe suchen.
Vor allem orientiere Dich nicht an Katholiken, die ein anderes Verständnis von Kirche und Hl. Messe haben als Du. Ansonsten: Du weißt ja, woran es Dir mangelt, und vor allem weißt Du, was Du tun solltest, aber bislang nicht oder nicht ausreichend getan hast. Hilf Dir selbst - dann hilft Dir Gott. ;)

Gruß, ad_hoc

Dies möchte ich in weiten Teilen einfach unterstützen.
Schau nicht auf die anderen - egal, was die machen - das lenkt letztlich nur ab: Von sich selbst und seinem Verhältnis zu Gott.
Ich kriege nicht mehr mit, wie andere kommunizieren - das interessiert mich nicht.
Seit einigen Jahren knie ich mich eben zum Kommunionempfang hin. Und? Es gab noch nie wirklich Verwirrung.
Auf Blicke achte ich nicht, wenn ich IHN empfange. Generell eigentzlich nicht.
Und reden tu ich auch nicht drüber. Mit niemandem. Ich tu einfach, was mein Herz mir sagt. Warum sollte ich das diskutieren?
Ich bin keinem Rechenschaft schuldig.
Sollen die sich doch das Maul zerreißen, das krieg ich nicht mit. Und mit mir hat noch keiner irgendwie drüber gesprochen.

Und vor allem bemühe ich mich, alles einfach zu machen, ganz still und unauffällig, eben selbstverständlich. Dass die Leute zumindest - wenn sie es merken - merken, dass ich das nicht demonstrativ tue, sondern eben einfach mache. Und offensichtlich scheint es irgendwie zu klappen...

Was die Beichte angeht - bereue und sage Deine Sünden vor dem geweihten Priester. Der Preister gibt Dir die Absolution - Du verrichtest das Bußwerk. Es ist vergeben. Dann entscheide, ob Du das nächste mal nochmals dorthin gehst, oder zu einem anderen. Man will ja beichten - kein Psychogelaber!

Wohnst Du nicht irgendwo im Ruhrpott? Die Patres der Familie Mariens sitzen in Neuss - sollen gute Beichtväter sein...

Nur Mut! Das wird schon wieder! :ja: :huhu:
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Melody »

@Ecce

Mmmh, die Hälfte Deines Beitrages besteht aus dem Thema Kommunionempfang, der ist ja nicht mein Problem, außer wenn wie im konkreten Fall geschehen potentielle Begleiter ihn ablehnen.

Wie gesagt, das Problem ist, dass man, wenn man konvertiert, abgesehen von seinem persönlichen Grund doch auch dazugehören möchte, man möchte Teil des Ganzen sein, zur Einheit gehören. Ich suchte doch AUCH die vermeintliche Geborgenheit einer Pfarrei, wollte mich zu Hause fühlen.

Aber wenn sich - offenbar, nach meiner Erfahrung - der Glaube von normalen Katholiken und zum Teil eben auch Priestern so gravierend von dem unterscheidet, was die Kirche eigentlich lehrt, dann kann ich mich entweder dem anzupassen versuchen (was in meinem Fall nicht wirklich funktionierte) oder ich mutiere zum Außenseiter und ewig Gestrigem. Leider.

Es wäre sooooo hilfreich, wenn wenigstens die Priester alle dasselbe verkünden würden...
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lifestylekatholik
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von lifestylekatholik »

Melody hat geschrieben:Und dann den fatalen Entschluss gefasst, dass ich jetzt so sein möchte wie die anderen... aber das hat nicht funktioniert...
Ja, ärgerlich, dass das nicht funktioniert. ;)
Melody hat geschrieben:Und was soll ich als Konvertit denn denken, wenn selbst die Bischöfe nicht gehorsam sind? Wenn ständig wieder Themen wie Zölibat oder Frauenordination selbst von Bischöfen in unkatholischer Weise angesprochen werden? Wenn Anordnungen aus Rom nicht befolgt werden?
Schrittweise. Lerne die Lehre der hl. Mutter Kirche kennen, wie sie immer bestanden hat. Einzelne Menschen können irren und irren auch. Und sie bleiben einzelne Menschen, auch wenn sie die Mehrheit sind.

(Nur als kleine Randbemerkung, es ist nicht so, dass der Papst das Recht hätte, allen alles vorzuschreiben, erst recht nicht den anderen Bischöfen.)
Melody hat geschrieben:ich finde, das alles macht es einem eben gerade als Konvertit nicht sonderlich einfach.
Bei mir war das so: Katholische Eltern, getauft, kath. Grundschule, Ministrant, in der Pfarrei mitgemacht blablabla, dann der ganzen Sache entglitten, Eltern auch immer weniger aktiv, ab ca. 15 keinen großen Kontakt mehr mit Kirche, zehn Jahre später Entschluss: Kümmer dich ma wieder drum. Ich habe mich ein paar Jahre bemüht, in meiner Ortspfarre irgendetwas zu finden, was mehr als oberflächliches Gelaber gewesen wäre. Ich habe genau dieselben Erfahrungen gemacht wie du.

Aber ich bin halt so mitgetrottet, etwas anderes kannte ich ja nicht. War nicht sonderlich doll, aber na ja. Und dann hab ich plötzlich eine Gruppe von Priestern getroffen, die auf meine Fragen -- ohne dass ich sie formuliert hätte -- Antworten gegeben haben, die genau das thematisiert haben, was mir im Kopf herumging, die endlich mal nicht von Jesus und Rahner, sondern von Christus, Maria und den Heiligen gesprochen haben.

Da wusste ich: Das ist katholisch, da bin ich zuhause.
Melody hat geschrieben:Wenn man konvertiert, möchte man doch DAZUGEHÖREN. Und nicht ausgeschlossen sein.
Ja. Aber wieso sollten Petrusbruderschaft, Piusbruderschaft und die anderen Ecclesia-Dei-Priester nicht dazugehören?
Melody hat geschrieben:Endlich ist da einer, der noch den Wert des Messopfers sieht. Und die eifrigsten Katholiken verkennen sein Bemühen und hätten es lieber, er würde konzelebrieren... so könnte man Beispiel an Beispiel reihen.
Ja.
Melody hat geschrieben: Irgendwas läuft einfach verkehrt.

Und auf der einen Seite schmerzt mich das, und auf der anderen Seite frage ich mich doch auch, ob bloß mit MIR was nicht stimmt?! Sollte katholisch nicht katholisch sein?!
Kennst du die Offenbarungen der hl. Birgitta? Sie hat sie im 14. Jahrhundert, vor über 600 Jahren geschrieben. Trotzdem beschreibt sie ziemlich genau die Missstände, die ich heute vorfinde. Tröste dich also, es liegt nicht an dir, und die Kirche hat das schon einmal überlebt. Suche dir die Katholiken, die ihren Glauben ernst nehmen, und nicht die, die ihn verleugnen.

»Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas;
zu dir seufzen wir
trauernd und weinend
in diesem Tal der Tränen.«
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Melody
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Melody »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Wenn man konvertiert, möchte man doch DAZUGEHÖREN. Und nicht ausgeschlossen sein.
Ja. Aber wieso sollten Petrusbruderschaft, Piusbruderschaft und die anderen Ecclesia-Dei-Priester nicht dazugehören?
Danke für Deinen Beitrag!
Naja, nein, natürlich gehören die auch dazu... aber ich denke, es ist verständlich, was ich eigentlich meinte, oder?

Zum Zeitpunkt meiner Konversion, die ja eine bewusst getroffene Entscheidung war, dachte ich eben, ich gehöre jetzt einer großen Gruppe an.

Und im nachhinein musste ich feststellen, nein, wenn ich das auch leben möchte, gehöre ich nicht einer großen, sondern eben allenfalls nur einer an der Zahl recht überschaubaren Gruppe an, und all die normalen Katholiken erklären mich für fanatisch oder sonstiges. Das war doch aber nicht der Ursprungsgedanke. Das wollte ich so doch gar nicht.

Mal ganz davon abgesehen, dass in traditionellen oder ganz allgemein konservativen Kreisen ja auch nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist und mich im Laufe der Zeit auch viele Dinge verschreckt haben. Auch dort kann man sich manchmal fragen: Wo ist denn jetzt Gott? Wird hier noch das Wesentliche gesehen?

Außerdem ist ein persönliches Problem ebenso, dass ich in die traditionellen Kreise als alleinstehende Frau in mittleren Jahren doch auch nicht wirklich hineinpasse. Da kam ich mir irgendwie sinnlos vor.

Ich wünsche einfach anderen Konvertiten, dass sie andere Erfahrungen machen als ich und ihren Weg konsequenter zu gehen vermögen.
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Edi
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Edi »

Melody hat geschrieben: Ich wünsche einfach anderen Konvertiten, dass sie andere Erfahrungen machen als ich und ihren Weg konsequenter zu gehen vermögen.
Man muss davon ausgehen, dass diejenigen Katholiken, die den Glauben noch ernst nehmen eine Minderheit sind. Dasselbe gilt für die Evangelischen.
Ich habe das zwar auch nie verstanden, schon zu der Zeit als Jugendlicher, wo ich vom Glauben wenig gewusst habe, aber doch gespürt habe, dass er auch eine Konseqenz erfordert, die ich bei den meisten Evangelischen oder auch Katholiken nicht sah. Die grossen Kirchen haben eben sehr viele Mitläufer und lehren in der Praxis nicht immer das, was (jetzt mal auf Katholisches bezogen), in den offiziellen kirchlichen Veröffentlichungen wie KKK usw. steht. Da ich damals nichts glaubte, bin ich konsequenterweise aus der ev. Kirche ausgetreten und habe auch noch Verwandte dazu aufgefordert.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
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Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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lifestylekatholik
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von lifestylekatholik »

Melody hat geschrieben:Mal ganz davon abgesehen, dass in traditionellen oder ganz allgemein konservativen Kreisen ja auch nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist
:breitgrins: So sindse halt. :ja:
Melody hat geschrieben:und mich im Laufe der Zeit auch viele Dinge verschreckt haben. Auch dort kann man sich manchmal fragen: Wo ist denn jetzt Gott? Wird hier noch das Wesentliche gesehen?
Klar. Letztlich sind alles individuelle Menschen, die teilweise ziemlich verquer, teilweise auch wirklich verrückt sind. Die muss man laufen lassen. Dennoch habe ich die für meinen Glauben wichtigen Menschen genau dort gefunden. (Und zwar nur dort.)
Melody hat geschrieben:Außerdem ist ein persönliches Problem ebenso, dass ich in die traditionellen Kreise als alleinstehende Frau in mittleren Jahren doch auch nicht wirklich hineinpasse.
:hae?: Das verstehe ich nicht.

OBSCUUULTAAA? Warum ist die Dame nie da, wenn man se mal braucht! :motz:
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Marion
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Marion »

Hallo Melody, schön daß du da bist :huhu:

Und noch schöner zu lesen wie der Herr sich um dich kümmert. Er gibt uns alles was wir brauchen. Daß in der Kirche ein solches Durcheinander herrscht hat mich auch sehr erschreckt! Gott sei Dank hab ich das erst richtig mitbekommen, als der Herr mich schon mit der Gnade ausgestattet hat, zu erkennen daß die Heilige Kirche die katholische ist und nichts anderes der Fall sein kann.

Ich denke wir leben nicht in einer Zeit in der man es sich in der Kirche gemütlich machen kann, sondern eben in einer Zeit in der wir mit aller Kraft einfach versuchen müssen uns am rechten Glauben festzuhalten, um von dem fürchterlichen Sturm nicht weggeblasen zu werden.
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Ecce Homo
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Ecce Homo »

Melody hat geschrieben: Wie gesagt, das Problem ist, dass man, wenn man konvertiert, abgesehen von seinem persönlichen Grund doch auch dazugehören möchte, man möchte Teil des Ganzen sein, zur Einheit gehören. Ich suchte doch AUCH die vermeintliche Geborgenheit einer Pfarrei, wollte mich zu Hause fühlen.
Hab ich mittlerweile seit Jahren so gemerkt - und weiß, dass es anscheinend nicht realisierbar ist. Daher lebe ich das einfach so - ob es den anderen passt oder nicht. Zieh es quasi "alleine" oder mehr oder weniger alleine durch.
Melody hat geschrieben:Aber wenn sich - offenbar, nach meiner Erfahrung - der Glaube von normalen Katholiken und zum Teil eben auch Priestern so gravierend von dem unterscheidet, was die Kirche eigentlich lehrt, dann kann ich mich entweder dem anzupassen versuchen (was in meinem Fall nicht wirklich funktionierte) oder ich mutiere zum Außenseiter und ewig Gestrigem. Leider.

Es wäre sooooo hilfreich, wenn wenigstens die Priester alle dasselbe verkünden würden...
Da das aber nun mal nicht der Fall ist und es sehr viel menschelt - wie eben überall! -, orientiere ich mich an dem, was meine Rechte und Pflichten sind. Und da kann ich mich informieren. Und lesen.
Und nach acht Jahren hatte ich dann endlich einen guten Seelenführer, bei dem ich mich aufgehoben und geborgen fühle und der vor allem zu 1000000000% auf der katholischen Linie ist...

Und ich bin wirklich kein Außenseiter - lebe bewusst als Katholik. Und toleriere die anderen, die mich tolerieren. Und kann damit leben...
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Benedikt

Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Benedikt »

1000000000% auf der katholischen Linie ist...
Uiuiuiui, das ist aber um einiges mehr als zu 150% katholisch.

Ecce Homo
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Ecce Homo »

Benedikt hat geschrieben:
1000000000% auf der katholischen Linie ist...
Uiuiuiui, das ist aber um einiges mehr als zu 150% katholisch.
Ist er auch... :pfeif: 8)
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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overkott
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von overkott »

Ich denke, Konvertiten sollten auf jeden Fall überzeugt sein, dass sie für ihre Konversion selbst verantwortlich sind und den Glauben nicht unüberlegt annehmen.

Ralf

Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Ralf »

Nur ein paar Tips eines Re-vertiten (also immer nominell katholisch gewesen), insbesondere an Melody, aber vielleicht auch an andere, aus eigener Erfahrung gemacht:

"Besser zu bergen sich beim Herrn als auf Menschen zu bauen" (Ps 118,8 EÜ)

Wenn jemand den Glauben geschenkt bekommt, will er endlich ankommen. Das Umfeld ist im besten Fall desinteressiert oder neugierig wohlwollend, oftmals feindlich eingestellt. Man hofft, in der Kirche endlich Unterstützung zu finden.

Und: auch hier sieht's schlecht aus.

Selbst in Orden oder Geistlichen Gemeinschaften kann es schlecht aussehen, wenn man einfach nur katholisch sein will.

Gerufen in Seine Kirche hat Dich der Herr - Er allein sollte der Grund für Dein Bleiben sein.

Alle anderen dort: Bischöfe, Priester, Ordensleute, Laien, haben eine Aufgabe, die sie mehr oder weniger schlecht erfüllen. Sie sind Deine Geschwister, die man sich bekanntlich nicht aussucht - und vor allem sind sie Deine Schule der Demut, des Gehorsams und der Liebe. Katholischbleiben nur aus Liebe zu dem Einen Herrn und ohne Sehnsucht nach Bestätigung außerhalb Seiner (durch Familie, Gemeinde etc.) - dieser Weg ist steinig, aber sehr segensreich!

Denn wie ist die Kirche Gottes? Dazu mal ein Zitat von Albert Görres:
Die Kirche ist, wie die Sonne, für alle da. Für Gerechte und Ungerechte, Sympathen und Unsympathen, Dumme und Gescheite, für Sentimentale ebenso wie Unterkühlte, für Neurotiker, Psychopathen, Sonderlinge, Heuchler und für solche wie Nathanael, ‘an denen kein Falsch ist’, für Feiglinge und Helden, Großherzige und Kleinliche. Auch für kopf- und herzlose Bürokraten, für Fanatiker und für eine Minderheit von gesunden, ausgeglichenen, reifen, seelisch und geistig begabten, liebesfähigen Naturen. Diese lange Liste ist nötig, um klarzumachen, was man eigentlich von einer Kirche erwarten kann, die aus allen Menschensorten zusammengerufen ist und deren Führungspersonal auch aus diesem bunten Vorrat stammt.
Daher an Melody, Marion und all den anderen, die vielleicht auch nur lesen:

WILLKOMMEN ZUHAUSE! Wir haben Euch vermißt!

Und an all die, die überlegen nach Hause zu kommen:

WIR VERMISSEN EUCH, IHR FEHLT UNS!

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cantus planus
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von cantus planus »

Bravo, Ralf! :klatsch:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Gallus
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Gallus »

Ich gehöre ebenfalls zu denen, die vor einigen Jahren konvertiert sind. Der erste Anlass für mich war, dass ich evangelische Gottesdienste nicht mehr ausgehalten habe. Einmal kam es sogar in einem Weihnachtsgottesdienst vor, dass kaum noch von Christus die Rede war. Stattdessen traten wieder einmal Gemeindemitglieder vors Mikrofon (wie immer streng nach Quote: eine Frau, ein Mann, eine Alte, ein Kind) und erzählten sich ihre Probleme mit dem Weihnachtsfest und ihren Verwandten, die sie da immer sehen müssen. Das war dann auch mein letzter evangelischer Gottesdienst und der Beginn des Weges zur katholischen Kirche.

Das Fazit nach einigen Jahren Katholizismus ist nun uneingeschränkt: Je ne regrette rien. Natürlich findet man auch hier ein weites Spektrum zwischen würdigst gefeierten Heligen Messen und albernen Wortgottesdiensten, zwischen de facto atheistischen hauptamtlichen Pfarreferenten und tiefgläubigen Priestern. Aber insgesamt finde ich hier immer noch einen viel tieferen Glauben und ein Festhalten an der Wahrheit, wie ich es in lutherischen Kreisen nie kennen lernen durfte.

Jedenfalls denke ich: Trotz aller Unvollkommenheiten der Menschen in der Kirche kann man der Kirche selbst, dieser seit Jahrtausenden nicht untergehenden Stiftung Christi, doch nur mit Demut und Dankbarkeit begegnen, gerade wenn man sie erst neu kennen lernt.

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Niels
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Niels »

Gallus, willkommen in Forum! :huhu:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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