Konvertiten-Erfahrungen

Allgemein Katholisches.
WolfgangF
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Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von WolfgangF »

Ich habe den Eindruck, dass es hier im Forum eine ganze Reihe von Konvertiten gibt - oder Menschen, die (wie ich auch) auf dem Weg dorthin sind. Das, was ich in diesem Prozess (vor allem mit mir selber) erlebe, lässt mich vermuten, dass nicht nur ich, sondern auch andere in dieser Situation ganz spezielle Fragen, Zweifel, Erfahrungen haben und erleben, die vielleicht fruchtbringend mit anderen geteilt werden könnten.

Deswegen habe ich (wiewohl ja noch sehr neu in diesem Forum) doch den Mut gehabt, diesen "Faden" auszulegen...

Und ich darf vielleicht für einen ersten Schritt damit beginnen, etwas über meine eigene Situation mitzuteilen (ich bemühe mich um Kürze): Ich bin zwar evangelisch getauft und konfirmiert, "mental" aber fast mein ganzes, bisher 66 Jahre währendes, Leben lang Atheist gewesen. Und das ziemlich "beinhart" - so habe ich mich viele Jahre geweigert, auch nur einen Fuß in eine Kirche zu setzen... Wie auch immer: Die Mauer begann aus verschiedenen Gründen vor etwa 10 Jahren zunehmend zu bröckeln (was mir allerdings erst im Nachhinein so bewusst geworden ist).

Vor etwa einem halben Jahr hat dieser Prozess dann eine neue Qualität gewonnen. Gespräche mit meinen drei besten und ältesten Freunden, die - für mich verblüffend - alle auf verschiedene Weise den Weg in die katholische Kirche (zurück) gefunden hatten, haben mich dazu angeregt, mich das erste Mal ernsthaft mit dem christlichen Glauben zu befassen. Ich habe - was ich immer tue - viel gelesen; vor allem von Papst Benedikt XVI (resp. Kardinal Ratzinger). Das war hochinteressant, spannend und aufschlussreich - aber zunächst doch nur intellektuelle "Fingerübungen".

Einen Durchbruch hat der Ratschlag aus einem dieser Bücher gebracht, Glaubenshandlungen bereits dann einfach mal zu praktizieren, wenn man sich seiner Sache eigentlich noch gar nicht sicher ist. Ich habe also damit begonnen, mindestens morgens und abends das Vaterunser zu beten (was ich vorher bewusst noch nie getan hatte)... Ich will da nun nicht allzu viel hinein interpretieren, aber dieses Beten hat in mir etwas bewirkt, ausgelöst. Ich habe es also nicht aufgegeben, sondern nach und nach erweitert durch eigene, „freie“ Gebete. Letztlich - um es wirklich nicht allzu sehr ausufern zu lassen - mit dem Ergebnis, dass sich irgendwann "blitzartig" die Gewissheit einstellte, auf dem richtigen Weg zu sein.

Das alles bleibt in einer Familie natürlich nicht verborgen (wenn der notorisch atheistische Vater plötzlich und ausdauernd Ratzinger-Bücher liest), zumal ich im Fall des Falles der einzige Katholik in meiner (engeren) Familie wäre. Ich fürchte auch, dass vor allem meine Kinder (ich habe immerhin sechs davon - was ja irgendwie auch schon ziemlich katholisch ist ;) ) ihren alten Vater - durchaus liebevoll - für etwas verrückt halten.

Nun - sich zum Glauben zu bekennen und ihn zu leben, das wird dann noch eine kommende und sicher nicht immer einfache Erfahrung sein, die andere hier im Forum ja bestimmt schon hinter sich haben ...

Ich danke für die Geduld
:) Wolfgang

HeGe
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von HeGe »

Zunächst einmal vielen Dank für den interessanten Bericht über deinen bisherigen Weg!

Auch wenn ich kein Konvertit bin, sondern in einem heute normalen katholischen Umfeld aufgewachsen bin und daher keine Konversionsgeschichte im engeren Sinn präsentieren kann, so möchte ich doch anmerken, dass auch für katholisch Getaufte das katholische Glaubensleben heute häufig eine ähnlich bewusste Entscheidung ist, wie es das für Konvertiten ist. Die wenigsten behalten ihren Glauben unverändert nach Erreichen der Pubertät, sondern leben häufig zunächst einmal genauso kirchenfern, wie es ein atheistisch erzogenes Kind tun würde. Solch ein Lebensweg ist m.E. sogar besser mit deinem Weg zu vergleichen, als der Weg eines stets gläubigen und praktizierenden Protestanten, der irgendwann den Weg in die Kirche findet.
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Mary
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Mary »

WolfgangF hat geschrieben: Das alles bleibt in einer Familie natürlich nicht verborgen (wenn der notorisch atheistische Vater plötzlich und ausdauernd Ratzinger-Bücher liest), zumal ich im Fall des Falles der einzige Katholik in meiner (engeren) Familie wäre. Ich fürchte auch, dass vor allem meine Kinder (ich habe immerhin sechs davon - was ja irgendwie auch schon ziemlich katholisch ist ;) ) ihren alten Vater - durchaus liebevoll - für etwas verrückt halten.

Nun - sich zum Glauben zu bekennen und ihn zu leben, das wird dann noch eine kommende und sicher nicht immer einfache Erfahrung sein, die andere hier im Forum ja bestimmt schon hinter sich haben ...
Lieber WolfgangF,

ja, vermutlich wird man dich für verrückt erklären oder zumindest nicht verstehen, warum Du es tust.

Es ist ein Weg, den Du alleine gehen musst.

Der Weg der Konversion ist nicht leicht, nicht einfach, voller Zweifel, voller Ängste... und doch ist da dieses "Müssen", das Drängen des Heiligen Geistes, das Dir keine andere Wahl lässt. Und die unbändige Freude und der Friede, wenn Du endlich nachgibst, deinen Widerstand aufgibst.

Ich habs erlebt, überlebt und nicht bereut!

Maria
(Konversion von sehr aktiv gelebtem Römisch-katholisch-sein zur Orthodoxen Kirche im "zarten" Alter von 51 Jahren)
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ad-fontes
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von ad-fontes »

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Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benedikt

Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Benedikt »

Mary hat geschrieben:(Konversion von sehr aktiv gelebtem Römisch-katholisch-sein zur Orthodoxen Kirche im "zarten" Alter von 51 Jahren)
Zu welcher orthodoxen Teilkirche hast du denn gewechselt?

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overkott
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von overkott »

WolfgangF hat geschrieben:Einen Durchbruch hat der Ratschlag aus einem dieser Bücher gebracht, Glaubenshandlungen bereits dann einfach mal zu praktizieren, wenn man sich seiner Sache eigentlich noch gar nicht sicher ist. Ich habe also damit begonnen, mindestens morgens und abends das Vaterunser zu beten (was ich vorher bewusst noch nie getan hatte)... Ich will da nun nicht allzu viel hinein interpretieren, aber dieses Beten hat in mir etwas bewirkt, ausgelöst. Ich habe es also nicht aufgegeben, sondern nach und nach erweitert durch eigene, „freie“ Gebete. Letztlich - um es wirklich nicht allzu sehr ausufern zu lassen - mit dem Ergebnis, dass sich irgendwann "blitzartig" die Gewissheit einstellte, auf dem richtigen Weg zu sein.
Ja, ich denk auch, dass das Vaterunser der richtige Einstieg ist. Aber dann muss man wirken lassen. Die Gefahr besteht, in Aktionismus zu verfallen. Ich steh aber im Glauben nicht an erster Stelle. Wenn mich etwas in die Kirche zieht, dann ist das ein guter Hinweis.

WolfgangF
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von WolfgangF »

overkott hat geschrieben:Ja, ich denk auch, dass das Vaterunser der richtige Einstieg ist. Aber dann muss man wirken lassen. Die Gefahr besteht, in Aktionismus zu verfallen. Ich steh aber im Glauben nicht an erster Stelle. Wenn mich etwas in die Kirche zieht, dann ist das ein guter Hinweis.
Es soll in diesem Strang beileibe nicht nur um das gehen, was ich geschrieben habe. Aber ich danke natürlich trotzdem für die Stellungnahmen.

@overkott

Ja, das ist in der Tat auch meine Sorge, weil ich zumindest ahne, dass man sich in solchen Situationen, salopp formuliert, sehr leicht etwas vormachen kann. Es ist ja sicher auch nicht nur bei mir ein Auf und Ab, das man in einem solchen Annäherungsprozess durchläuft. Und deshalb spricht alles dafür, sich Zeit zu lassen für nachdenkliches Beschäftigen mit Glaubensfragen, für Erfahrungen, Reifung... Und das habe ich auch vor.

Das mit der unangemessenen Ich-Bezogenheit, die ja immer als Möglichkeit in solchen Prozessen enthalten ist, sehe ich auch als grundsätzlich problematisch an und versuche, mich davor zu hüten. Aber ganz ohne Schauen auf sich selbst, geht es - so fürchte ich - in einer Phase des Suchens und Erprobens nicht. Und: In der Tat ist es so, dass ich (sorry für das ich ;) ) zunehmend den - ich weiß nicht so genau wie ich es benennen soll - Drang nach Gemeinschaft in Kirche und Messe spüre.

Aber all das werde ich mit Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht angehen und danke dir, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

:) Wolfgang

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taddeo
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von taddeo »

WolfgangF hat geschrieben:Das mit der unangemessenen Ich-Bezogenheit, die ja immer als Möglichkeit in solchen Prozessen enthalten ist, sehe ich auch als grundsätzlich problematisch an und versuche, mich davor zu hüten. Aber ganz ohne Schauen auf sich selbst, geht es - so fürchte ich - in einer Phase des Suchens und Erprobens nicht. Und: In der Tat ist es so, dass ich (sorry für das ich ;) ) zunehmend den - ich weiß nicht so genau wie ich es benennen soll - Drang nach Gemeinschaft in Kirche und Messe spüre.

Aber all das werde ich mit Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht angehen und danke dir, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

:) Wolfgang
Man sollte nur nicht in den Fehler verfallen, eine notwendige Entscheidung immer weiter hinauszuschieben, bloß weil man irgendwie noch vor der endgültigen Festlegung zurückscheut. Viele machen das heute auch beim Heiraten, und es ist nicht immer sinnvoll.
Die "Ich-Bezogenheit" in der geistlichen Suche kannst Du am besten dadurch vermeiden, daß Du Dir einen geistlichen Begleiter suchst, mit dem Du unter vier Augen über die Themen reden kannst, die Dich bewegen. Das kann, aber muß nicht ein Priester sein. Auf jeden Fall jemand, dem Du vertrauen kannst, und der in Lehre und vor allem Praxis des Glaubens einigermaßen bewandert ist, um Dir auch wirklich helfen zu können.

Mary
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Mary »

Benedikt hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:(Konversion von sehr aktiv gelebtem Römisch-katholisch-sein zur Orthodoxen Kirche im "zarten" Alter von 51 Jahren)
Zu welcher orthodoxen Teilkirche hast du denn gewechselt?
"TEILKIRCHEN" kennen wir nicht.

Jede Kirche am Ort - Priester als Vertreter des Bischofs und Gläubige - sind "die Kirche".

Ich bin, eher zufällig (Gottes Zufall?), in die Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland gekommen. Würde ich aber umziehen in eine Stadt, in der es nur die Serbische oder Griechische Kirche gäbe, würde ich selbstverständlich dort mittun, das kommt nicht drauf an. Und... ich träume von der Schweizer Orthodoxen Kirche 8)

Lg Maria
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taddeo
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von taddeo »

Mary hat geschrieben:"TEILKIRCHEN" kennen wir nicht.
...
Und... ich träume von der Schweizer Orthodoxen Kirche 8)

Lg Maria
Und wenn die dann auch "von Kanton zu Kanton verschieden" ist, sind das dann Teilkirchen oder nicht? :hmm: ;D

Mary
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Mary »

taddeo hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:"TEILKIRCHEN" kennen wir nicht.
...
Und... ich träume von der Schweizer Orthodoxen Kirche 8)

Lg Maria
Und wenn die dann auch "von Kanton zu Kanton verschieden" ist, sind das dann Teilkirchen oder nicht? :hmm: ;D
;D

Das ist dann die Kirche Christi im Tessin und die Kirche Christi im Appenzell usw... und jede ist Kirche in ihrer ganzen Fülle.

Dass es aber wohl Unterschiede im Vollzug gäbe... davon gehe ich aus :pfeif:
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taddeo
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von taddeo »

Mary hat geschrieben:;D

Das ist dann die Kirche Christi im Tessin und die Kirche Christi im Appenzell usw... und jede ist Kirche in ihrer ganzen Fülle.

Dass es aber wohl Unterschiede im Vollzug gäbe... davon gehe ich aus :pfeif:
Ach so, ich verstehe ...
... das haben wir bei uns hier auch, nur nennt man das bei uns "Pfarrei". Da ist die Kirche in X und die Kirche in Y ... und jede bildet sich ein, sie sei Kirche in ihrer ganzen Fülle. Unterschiede im Vollzug gibt es auch sehr wohl ...
;D

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martin v. tours
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von martin v. tours »

Hallo WolfgangF
Auch ich bin kein "Konvertit" sondern eher ein zurückgekehrter "verlorener Sohn".
Ich kann mich aber noch an Zeiten erinnern in denen es mir ähnlich ging wie Du hier schilderst.
Neben all den wertvollen Tips die Du schon erhalten hast, sind die richtigen Bücher auch wichtig. Mit den Büchern v. Papst Benedikt liegst Du schon richtig, aber ansonsten ist in den Religionsabteilungen der Buchgeschäfte viel "Pseudo-katholischer" Mist zu finden. Das hat bei mir auch zu einer kleinen Sammlung von gekauften Büchern geführt,die ich oft nach wenigen Seiten zur Seite gelegt habe.
Ich würde Dir gerade am Anfang deines Weges AUCH leicht zu lesende Bücher empfehlen wie z.b.
Wer glaubt wird selig von Pater Wallner, oder
Fast alle Bücher von Scott Hahn ( Hahn ist selbst Konvertit zur Katholischen Kirche).
Besonders ans Herz legen möchte ich dir:
http://shop.sarto-verlag.de/product_inf ... risti.html
Ein Klassiker,den ich sehr schätze.

Ich wünsche Dir alles Gute auf deinem Weg. Gott hat an dein Herz geklopft und er zeigt Dir die Tür, aber eintreten musst Du schon selbst.
Martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

HeGe
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von HeGe »

martin v. tours hat geschrieben:Ich würde Dir gerade am Anfang deines Weges AUCH leicht zu lesende Bücher empfehlen wie z.b.
Wer glaubt wird selig von Pater Wallner, oder
Fast alle Bücher von Scott Hahn ( Hahn ist selbst Konvertit zur Katholischen Kirche).
"Unser Weg nach Rom" von Scott Hahn hatte ich ja in der Pforte schon empfohlen. Allerdings ist das natürlich genau der etwas andere Konversionsfall, den ich oben meinte, den Scott Hahn war ja praktizierender protestantischer Theologe, kein Atheist, und ist dann über einen recht wissenschaftlichen Ansatz zur Kirche gekommen. Also eher ein Weg, wie ihn auch Newman gegangen ist, dessen Buch "Apologia Pro Vita Sua" man in diesem Zusammenhang sicher auch empfehlen könnte.

Ich fand Scott Hahn aber ganz interessant, weil man während der Lektüre seiner Konversionsgeschichte eine kleine Einführung in ein paar zentrale Merkmale katholischer Dogmatik bekommt.
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overkott
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von overkott »

Wer zu Gott konvertiert, für den gibt es eine Wandlung. Die eigentliche Wandlung in der Eucharistie ist keine chemische Reaktion, sondern eine Wandlung der Herzen. Brot und Wein gehen in Fleisch und Blut über, in die Gemeinde kommt das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, die Kirche wird ein Geist und ein Leib (Eph 4,4-6) [unum corpus et unus spiritus] in Christus (Röm 12,4-6). Handelt als Freie, aber nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel für das Böse nehmen, sondern wie Gottes Diener. (1Petr 2,16)
Zuletzt geändert von overkott am Freitag 29. Oktober 2010, 10:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Senensis
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Senensis »

Lieber WolfgangF!

Ja, gehen müssen Sie Ihren Weg selber, aber nicht allein. Es gibt Wegbegleiter. Gott wird Ihnen helfen, den richtigen geistlichen Begleiter und auch offene katholische Freunde zu finden. Achten Sie auf Ihr Gewissen - wenn Sie aufrichtig suchen, wird es Sie vor den gröbsten Irrwegen und beispielsweise "verderblicher" Literatur sicher schützen. Bei allen Zweifeln, die es trotzdem gibt, scheuen Sie sich nicht, Ihren Begleiter zu fragen. Trauen Sie sich ruhig, auch scheinbar "dumme" Fragen zu stellen ("... wie macht man ein Kreuzzeichen" usw. - das geht jedem Konvertiten so!) ;D Für manche Fragen ist auch der Kreuzgang gut, nur müssen Sie dann aus der Vielfalt die richtigen Antworten filtern.
Den bisherigen Buchempfehlungen möchte ich spontan noch den Autor Romano Guardini (z. B. "Von Heiligen Zeichen" behandelt einige ganz schlichte Dinge und erklärt ihren tieferen Sinn) hinzufügen und Ulrich Filler, insbesondere "Liturgie - das Herz der Kirche" - eine sehr schöne, tiefe doch nicht zu komplizierte Auslegung über die Hl. Messe. Da ist schon ein bißchen Anspruch dabei, aber Sie sind ja alt genug... ;) Sonst warten Sie noch damit oder fragen Ihren geistlichen Begleiter.
Eine wunderbare Einführung in das katholische Glaubensleben bietet auch der nach der Farbe des Leineneinbands meist einfach "der grüne Katechismus" genannte "Katholische Katechismus der Bistümer Deutschlands", erschienen in den 50er Jahren. Er ist für Kinder geschrieben, aber mitunter ist das genau das Richtige für einen Konvertiten... ich habe sehr gute Erfahrungen mit diesem Buch. Es erklärt die tiefen Geheimnisse unseres Glaubens in einfacher Weise, ohne dabei inhaltlich zu verkürzen. Auch führt es in das katholische Leben ein, ohne zu überfordern - der Glaube will immer gelebt sein.
Haben Sie nicht zuviel Angst vor dem "ich". Natürlich müssen Sie sich auch mit sich selbst beschäftigen. Richten Sie nur dann auch immer wieder die Augen von sich weg empor zu Gott.
Und ja... lassen Sie sich nicht zu sehr von anderen verwirren (ich spreche aus Erfahrung:)

Ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen
Senensis
et nos credidimus caritati

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overkott
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von overkott »

Der wahre Konvertit wird sich nicht abschrecken lassen von Modernismus oder einer marianischen Frömmigkeit, er wird mit Gott und Menschen Frieden finden, nicht weil Menschen ihn lieben, sondern weil er mit Gott Menschen liebt. Deshalb kann er in der Kirche auch dem Gläubigen, dem Frömmler und dem Ungläubigen die Hand zum Friedensgruß geben.

WolfgangF
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von WolfgangF »

overkott hat geschrieben:Wer zu Gott konvertiert, für den gibt es eine Wandlung. Die eigentliche Wandlung in der Eucharistie ist keine chemische Reaktion, sondern eine Wandlung der Herzen. Brot und Wein gehen in Fleisch und Blut über, in die Gemeinde kommt das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, die Kirche wird ein Geist und ein Leib (Eph 4,4-6) [unum corpus et unus spiritus] in Christus (Röm 12,4-6). Handelt als Freie, aber nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel für das Böse nehmen, sondern wie Gottes Diener. (1Petr 2,16)
Danke! Ich habe das etliche Male gelesen - weil es ein so schöner Gedanke ist!
Mary hat geschrieben:Und doch ist da dieses "Müssen", das Drängen des Heiligen Geistes, das Dir keine andere Wahl lässt. Und die unbändige Freude und der Friede, wenn Du endlich nachgibst, deinen Widerstand aufgibst.
Das ist wunderbar beschrieben. Und bei aller Zurückhaltung - ja, im Ansatz fühle ich das auch schon so. Danke!

@ taddeo
Die richtige Mischung zwischen bedachtem Vorgehen und Sich-Nie-Entscheiden-Können, darauf wird es wohl ankommen. Zum Hinausschieben und Zurückscheuen neige ich aber nicht (auch nicht beim Heiraten ;) )...

@ martin v. tours
Ich danke für deine Wünsche und für die Literaturtipps. Thomas von Kempen stand schon auf meinem Wunschzettel - ich möchte schon gerne jetzt mit Literatur weitermachen, die auch die eher (kann man das sagen?) "praktischen" Aspekte des Glaubens behandeln. Und obwohl ich gestehen muss, nicht ohne Vorurteile gegenüber US-amerikanischer Religiosität zu sein, habe ich mir auch schon mal ein Scott-Buch notiert (auf Empfehlung von HeGe), weil das wirklich interessant zu sein verspricht.

@ senensis
Meine Literaturliste wird immer länger - vielen Dank. Ich lese ja gerne und viel, und gerne auch mit etwas Herausforderung (wobei ich gestehen muss, dass ein Versuch mit Karl Rahner mich in die "Verzweiflung" getrieben hat - das war wohl wirklich noch nicht das Richtige - und wird es vielleicht auch künftig nicht sein; ich will ja bei allem Interesse und aller Neugierde kein Theologe werden). Und Dank auch für Ihren Zuspruch. Ja, das mit der Verwirrung ist sicher eine Gefahr - gerade auch hier im Forum, aber so langsam gelingt es mir, mich auf das zu konzentrieren und das zu lernen, was für mich gerade "dran" ist. Ansonsten ist mein Schwager ein lebenslanger hoch-engagierter Katholik, mit dem mich auch ein sehr freundschaftliches Verhältnis verbindet und der mich gerade auch bei den kleinen praktischen Schritten begleiten wird...

:) Wolfgang

Mary
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Mary »

WolfgangF hat geschrieben: Meine Literaturliste wird immer länger - vielen Dank. Ich lese ja gerne und viel,
Hallo Wolfgang,

ich musste schmunzeln über diesen Satz... denn auch bei mir äussern sich neue Gedanken und Dinge, die mich bewegen, immer erstmal auf dem Bücherstapel auf dem Nachttisch :D

Dazu ein Rat, den ich bekam (weiss nicht mehr, wer das ursprünlich gesagt hat)

Die Zeit, die Du mit Lesen ÜBER Gott verbringst sollte niemals länger sein als die Zeit, die Du im Gespräch MIT Gott (Gebet) verbringst.

sonst gerätst du aus dem Gleichgewicht...

Lg Mary
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lutherbeck
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von lutherbeck »

Ein sehr schöner Satz - der gilt aber nicht nur bei neuen Gedankengängen...

:)
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

WolfgangF
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von WolfgangF »

Mary hat geschrieben:Die Zeit, die Du mit Lesen ÜBER Gott verbringst sollte niemals länger sein als die Zeit, die Du im Gespräch MIT Gott (Gebet) verbringst, sonst gerätst du aus dem Gleichgewicht...
Schön und nachdenklich machend - der Satz. Ich habe überlegt wie es sich denn bei mir zurzeit damit verhält. Auf den ersten Blick ist die Antwort klar: Die Zeit, die ich mit Lesen über Gott verbringe, ist (das wird sich wahrscheinlich irgendwann "normalisieren") deutlich länger als die Zeit, die ich im Gebet verbringe. Auf den zweiten Blick sieht die Bilanz aber doch etwas besser aus: Ich "ertappe" mich immer wieder dabei, dass ich das Lesen für kurze aber auch längere Zeit unterbreche, um zumindest etwas Ähnliches "einzuschieben" wie ein Gespräch mit Gott - bisher nicht bewusst, aber das kann sich ja ändern...

:) Wolfgang

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Marion
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Marion »

Das ist keine Katholische Regel, daß man gleich lange beten soll wie über Gott, Kirche und sonstige fromme oder und intellektuelle Literatur die mit dem Thema zutun hat!
Das ist Schwachsinn. So lange kann kein normaler Mensch beten, der sich intensiv damit beschäftigt. Da käme dann raus, daß sich keiner mehr intensiv damit beschäftigen dürfe. Bei Katholikens ist das wirklich nicht so, wir dürfen unseren Glauben studieren, und da gibt es genug Bücher, die man alle lesen darf - Stundenlang - ohne danach stundenlang beten zu müssen.
Du musst wirklich nicht Rockyfilme gucken um deine Zeit zu verbringen :D
Es reicht morgens, abends, zum Essen und bevor man irgendwas macht. Also zum Beispiel ein Ave Maria betet bevor man ein Buch liest, oder bevor man sich an Computer setzt ...
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taddeo
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von taddeo »

Marion hat geschrieben:Das ist keine Katholische Regel, daß man gleich lange beten soll wie über Gott, Kirche und sonstige fromme oder und intellektuelle Literatur die mit dem Thema zutun hat!
Das ist Schwachsinn. So lange kann kein normaler Mensch beten, der sich intensiv damit beschäftigt. Da käme dann raus, daß sich keiner mehr intensiv damit beschäftigen dürfe. Bei Katholikens ist das wirklich nicht so, wir dürfen unseren Glauben studieren, und da gibt es genug Bücher, die man alle lesen darf - Stundenlang - ohne danach stundenlang beten zu müssen.
Es reicht morgens, abends, zum Essen und bevor man irgendwas macht. Also zum Beispiel ein Ave Maria betet bevor man ein Buch liest, oder bevor man sich an Computer setzt ...
Marion, so war dieser Satz von Mary wohl auch nicht gemeint. Es geht um die Grundhaltung, nicht um Vorschriften! Das Reden MIT Gott ist auch für einen Katholiken wichtiger als das Reden (bzw. Nachdenken) ÜBER Gott - von Regeln, wie lange das zeitlich sein müsse, ist nirgends die Rede, auch nicht bei den Orthodoxen. Aber wenn Du schon mal z. B. in einem byzantinischen Gottesdienst warst, wirst Du gemerkt haben, daß das "Reden mit Gott" dort um einiges länger dauert als gewöhnlich bei uns.
Es ist irgendwie traurig, wenn man hier sehen muß, daß anscheinend der katholische Glaube ausschließlich in Kategorien wie "Pflicht", "Vorschrift", "Regel", "Müssen", "Nicht dürfen" etc. auftaucht. Das ist ein Zerrbild des Katholizismus. Wer vom Glauben nur so redet, erscheint nicht gerade als ein "Diener Eurer Freude", sondern leicht als "Herr über Euren Glauben".

WolfgangF
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von WolfgangF »

taddeo hat geschrieben:Marion, so war dieser Satz von Mary wohl auch nicht gemeint. Es geht um die Grundhaltung, nicht um Vorschriften!
So habe ich es auch verstanden. Ich habe zwar - zugegeben - darauf geantwortet, als wäre es eine verbindliche Regel. Aber es wäre gewiss unsinnig, mit der Stoppuhr zu lesen, nach dem Motto: Au backe, jetzt hab ich 'ne halbe Stunde gelesen, jetzt mal flott 'ne halbe Stunde beten. Dass man jedoch über all dem Studieren (und zurzeit verbrige ich wirklich viel Zeit damit) das Gespräch mit Gott nicht vergessen soll, fand und finde ich eine bedenkenswerte Maxime...

:) Wolfgang

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overkott
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von overkott »

Gerade wer von der Spiritualität des hl. Franziskus oder des hl. Bonaventuras begeistert ist und ein geistliches Leben in der Welt sucht, findet in 3. Orden die Möglichkeit einer ganz laikalen Nachfolge. Wie eine Laienspiritualität auch im Beruf zum Tragen kommen kann, hat Babykosthersteller Claus Hipp einmal so formuliert: "Die ganze Arbeit ist Gebet." Zu diesem ganzheitlichen Verständnis gehört nicht nur das Lesen erbaulicher Literatur, sondern auch das Lesen der Geschäftskorrespondenz, der freundliche Umgang mit Mitarbeitern und Kunden und nicht zuletzt die Sorgfalt in den kleinen Dingen des Alltags.

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Marion
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Marion »

taddeo hat geschrieben:Marion, so war dieser Satz von Mary wohl auch nicht gemeint. Es geht um die Grundhaltung, nicht um Vorschriften!
[...]
von Regeln, wie lange das zeitlich sein müsse, ist nirgends die Rede, ...
:hae?: Welchen Beitrag hast du denn gelesen? :hae?:
Ich hab zu diesem Beitrag geschrieben:
Mary hat geschrieben:Die Zeit, die Du mit Lesen ÜBER Gott verbringst sollte niemals länger sein als die Zeit, die Du im Gespräch MIT Gott (Gebet) verbringst.

sonst gerätst du aus dem Gleichgewicht...
Da geht es um Zeit (steht auf jeden Fall mit Buchstaben da so geschrieben)! Da geht es um SOLL mit sogar Warnung auf schädliche Folgen bei Missachtung der Vorschrift.
taddeo hat geschrieben:Es ist irgendwie traurig, wenn man hier sehen muß, daß anscheinend der katholische Glaube ausschließlich in Kategorien wie "Pflicht", "Vorschrift", "Regel", "Müssen", "Nicht dürfen" etc. auftaucht. Das ist ein Zerrbild des Katholizismus. Wer vom Glauben nur so redet, erscheint nicht gerade als ein "Diener Eurer Freude", sondern leicht als "Herr über Euren Glauben".
Das war wohl hier nun nicht ich der dieses Bild brachte, sondern Mary und zwar nicht mit dem katholischen Glauben sondern wohl ihrem aus dem Osten. (Bei uns Katholiken gibt es das nicht!)

Wir Katholiken dürfen wirklich anständige Literatur lesen und zwar so viel wir wollen!
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Marion
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Marion »

WolfgangF hat geschrieben: Dass man jedoch über all dem Studieren (und zurzeit verbrige ich wirklich viel Zeit damit) das Gespräch mit Gott nicht vergessen soll, fand und finde ich eine bedenkenswerte Maxime...
:ja: Das ist richtig, beten ist wichtig und gut!
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taddeo
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von taddeo »

Marion hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Marion, so war dieser Satz von Mary wohl auch nicht gemeint. Es geht um die Grundhaltung, nicht um Vorschriften!
[...]
von Regeln, wie lange das zeitlich sein müsse, ist nirgends die Rede, ...
:hae?: Welchen Beitrag hast du denn gelesen? :hae?:
Ich hab zu diesem Beitrag geschrieben:
Mary hat geschrieben:Die Zeit, die Du mit Lesen ÜBER Gott verbringst sollte niemals länger sein als die Zeit, die Du im Gespräch MIT Gott (Gebet) verbringst.

sonst gerätst du aus dem Gleichgewicht...
Da geht es um Zeit (steht auf jeden Fall mit Buchstaben da so geschrieben)! Da geht es um SOLL mit sogar Warnung auf schädliche Folgen bei Missachtung der Vorschrift.
taddeo hat geschrieben:Es ist irgendwie traurig, wenn man hier sehen muß, daß anscheinend der katholische Glaube ausschließlich in Kategorien wie "Pflicht", "Vorschrift", "Regel", "Müssen", "Nicht dürfen" etc. auftaucht. Das ist ein Zerrbild des Katholizismus. Wer vom Glauben nur so redet, erscheint nicht gerade als ein "Diener Eurer Freude", sondern leicht als "Herr über Euren Glauben".
Das war wohl hier nun nicht ich der dieses Bild brachte, sondern Mary und zwar nicht mit dem katholischen Glauben sondern wohl ihrem aus dem Osten. (Bei uns Katholiken gibt es das nicht!)

Wir Katholiken dürfen wirklich anständige Literatur lesen und zwar so viel wir wollen!
Oje ... :roll:

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Senensis
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Senensis »

:-) Nicht verwirren lassen, WolfgangF ... :-) :pfeif: So sind wir eben. Mit Rahner würd ich auch nicht anfangen. Für Nichttheologen grundsätzlich nicht notwendig und auch für Akademiker gibt es genug Alternativen (Scheffczyk zum Beispiel).

Thomas von Kempen ist natürlich schon ziemlich streng. Man muß den spirituellen Zeitkontext der Entstehung der "Nachfolge Christi" bedenken und manches ist auch nicht auf jede Lebenssituation anwendbar. Falls Sie also merken sollten, daß es Sie jetzt in unguter Weise beunruhigt oder verwirrt, stellen Sie es wieder ins Regal für später. Wenn Sie aber davon zu Gott gezogen werden und Anregungen für Ihr persönliches inneres Leben bekommen, ist es gut. Das könnte beispielsweise ein Kriterium sein für gute Lektüre: Bringt es mich näher zu Gott und festigt den Glauben, oder lenkt es ab oder verwirrt oder weckt Zweifel? Nur als Beispiel. :huhu:
et nos credidimus caritati

Mary
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Mary »

overkott hat geschrieben:Gerade wer von der Spiritualität des hl. Franziskus oder des hl. Bonaventuras begeistert ist und ein geistliches Leben in der Welt sucht, findet in 3. Orden die Möglichkeit einer ganz laikalen Nachfolge. Wie eine Laienspiritualität auch im Beruf zum Tragen kommen kann, hat Babykosthersteller Claus Hipp einmal so formuliert: "Die ganze Arbeit ist Gebet." Zu diesem ganzheitlichen Verständnis gehört nicht nur das Lesen erbaulicher Literatur, sondern auch das Lesen der Geschäftskorrespondenz, der freundliche Umgang mit Mitarbeitern und Kunden und nicht zuletzt die Sorgfalt in den kleinen Dingen des Alltags.
JA.. das ist sehr schön..
auch die Arbeit kann "als Gebet" verrichtet werden. Man kann sehr gut Wäsche aufhängen oder den Garten hacken im Gebet. Im Büro kann man vor jeder Sitzung, jedem Telefonat, jedem neuen Kunden ein kurzes Gebet sprechen...
Kürzlich habe ich von einem Mönch gehört, dass die Zeit, die eine Mutter mit ihren kleinen Kindern verbringt - natürlich so, dass sie innerlich BEI den Kindern ist, nicht indem sie dabei ins Handy redet ;D - genauso wichtig ist, wie wenn sie beten würde und dass es schlimm wäre, die Kinder warten zu lassen, damit Mami ihre Gebete lesen kann.
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

Mary
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von Mary »

WolfgangF hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Marion, so war dieser Satz von Mary wohl auch nicht gemeint. Es geht um die Grundhaltung, nicht um Vorschriften!
So habe ich es auch verstanden. Ich habe zwar - zugegeben - darauf geantwortet, als wäre es eine verbindliche Regel. Aber es wäre gewiss unsinnig, mit der Stoppuhr zu lesen, nach dem Motto: Au backe, jetzt hab ich 'ne halbe Stunde gelesen, jetzt mal flott 'ne halbe Stunde beten. Dass man jedoch über all dem Studieren (und zurzeit verbrige ich wirklich viel Zeit damit) das Gespräch mit Gott nicht vergessen soll, fand und finde ich eine bedenkenswerte Maxime...

:) Wolfgang
Nun ja.... als verbindliche Regel hab ich es nicht gemeint...
allerdings als ungefähre zeitliche Vorgabe schon. (Ich weiss, die spinnen, die Orthodoxen)

Beten heisst aber ja nicht nur, die Gebete zu lesen, siehe auch meinen Beitrag an overkott.

Hat nicht Paulus (1Thess 5,17) sogar empfohlen: betet ohne Unterlass?

Es gibt einen Satz, dass nur der Theologe sein kann, der betet...

Lg Maria
die in dieser Woche krankt zuhause sass und definitiv mehr Zeit am Rechner verbracht hat als vor den Ikonen :traurigtaps:
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

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overkott
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Re: Konvertiten-Erfahrungen

Beitrag von overkott »

Mir hat es vor Jahren als Taschenbuch unser Pastor geschenkt. Abra da fehlte mir noch die Erfahrung. Schau ich heute, was ich damals angekreuzt habe, stelle ich fest, dass ich nicht über das Erste Buch hinausgekommen bin. Der letzte Absatz endete mit "mit dem Trost der Zähren" (Ps 79,6). Das war einfach nicht meine Sprache und ist sie auch heute nicht. Dabei sind die Überschriften durch den Übersetzer von 1965 nicht schlecht: "I 18. Die heiligen Väter unser Vorbild" zum Beispiel oder "II 3. Lebe mit der Umwelt in Frieden". Heute lese ich auch ich bei Thomas positive Gedanken: "Mein Sohn! Eines solltest du mit Eifer erstreben: überall und bei allem, was du tust oder unternimmst, innerlich frei und Herr über dich selbst zu sein. Stehe über den Dingen, nicht unter ihnen. Beherrsche und lenke deine Handlungen, sei nicht ihr willenloser Sklave. Nein, ein freier, echter Hebräer, der in den Kreis und die Freiheit der Kinder [Söhne] Gottes eintritt."

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